
Eine Welt aus dem anderen Harvest Moon
Eigentlich sollte ja alles wie immer sein. Ein junger Mann erbt die Farm seines Großvaters, baut Obst und Gemüse an, hält Tiere, verkauft Erzeugnisse, arbeitet im Bergwerk und gründet Familie und Freundschaften. Denn nichts anderes tut man bereits seit 1996 in der Harvest-Moon-Reihe. Hinzu kommt das Verschwinden der mysteriösen Erntegöttin, wodurch versionsbedingt immer unterschiedliches Unheil über dem Dorf liegt. Und tatsächlich, auch in „Harvest Moon: Eine Welt“ unterscheidet sich dies nicht wirklich. Während Story of Seasons (Das ursprüngliche Harvest Moon) immer mal wieder mit interessanten Neuerungen, beruft sich das andere, auf dem Papier gebliebene Harvest Moon auf altbewährte Grundfesten.
Machen fünf Biome eine Welt?
Eine so genannte Neuerung in „Harvest Moon: Eine Welt“ stellt die Auswahl eines von fünf Biomen da. Ein Biom ist eine Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen in einem größeren geografischen Raum. Wobei das Wort „größer“ im Spiel scheinbar ein sehr dehnbarer Begriff ist. Je nachdem, wo man seine Farm errichten möchte, hat man mit unterschiedlichen Vor- aber auch Nachteilen zu kämpfen, wie Fruchtbarkeit, Fischbestand, wilde Erzeugnisse oder Klima.
Hat man sich für ein Biom entschieden, bedeutet das aber nicht, dass alle anderen dadurch tabu werden. „Harvest Moon: Eine Welt“ legt nämlich deutlich mehr wert auf die Erkundung der einzelnen Gebiete, die wie eben gesagt auch vom Wetter beeinflusst werden. So verliert der Spieler zum Beispiel mehr Energie in der Wüstenregion oder wird schneller krank in der eisigen Tundra. Diese negativen Attribute lassen sich jedoch mit Gerichten und Kleidungsstücken umgehen. Ganz genau – wir können uns Essen kochen und Klamotten besorgen, die gegen negative Statuseffekte helfen. Na, wenn da mal keine „Breath oft he Wild“-Vibes aufkommen. Auch die anfänglichen Gewaltmärsche zu den einzelnen Gebieten und das später auftauchende Schnellreisesystem fühlt sich nicht mehr wie ein „Harvest Moon“ an.
Des Weiteren ist es dank einer befreundeten Wissenschaftlerin des Charakters möglich, die Farm samt Felder und Gebäuden jederzeit zu einer anderen Stelle auf der Karte zu manövrieren. Somit kann man quasi zu jeder Jahreszeit das volle Potential des jeweiligen Bioms ausnutzen. Allerdings schränkt dies die Freiheit des Ackerbaus ziemlich ein. Denn anders, als in den vorherigen Teilen von „Harvest Moon“, ist es in diesem Ableger nur noch möglich, auf den dafür vorgesehenen Farmplätzen anzubauen, auf die einen die Wissenschaftlerin platziert. Freies Umherstreifen und lustig überall Felderzeugnisse anbauen ist damit Geschichte.
Im Einklang mit Mensch und Tier
Natürlich wird auch in diesem Teil nicht weniger Wert auf den Beziehungsaufbau gelegt. Es ist wichtig, dass ihr jeden Tag mit den Dorfbewohnern sprecht, herausfindet, was sie mögen und ihnen Geschenke macht. Nach und nach verraten sie euch immer mehr Geheimnisse, Rezepte oder werden zu potentiellen Liebespartnern.
Gleiches gilt hier natürlich auch wieder für die Tiere. Je besser ihr euch um diese kümmert – sprich, je seltener ihr vergesst, sie zu füttern und zu streicheln – desto ertragreicher werden die Erzeugnisse, die sie produzieren. Selbstverständlich könnt ihr euch auch wieder einer Reihe an Festivals stellen, bei denen ihr euer fleißiges Händchen bewerten lassen könnt.
Das große Ziel ist wie bei faktisch jedem „Harvest Moon“ die Rettung der Erntegöttin. Um sie wiederzuerwecken müsst ihr eine Reihe an Aufgaben bewältigen, die erst nach und nach erledigt werden können. Ihr braucht beispielsweise bestimmte Materialien, müsst mit bestimmten Personen auf einer gewissen Freundschaftsstufe sein, gewisse Festivals/Rituale durchführen oder ein bestimmtes Rezept erlernt haben. Eure erste Aufgabe ist es, sechs Medaillen zu finden, um das Tor zur Lichtung der Erntegöttin zu öffnen. Der Erhalt jeder Medaille ist wiederum an eine weitere Reihe von Aufgaben geknüpft. Heißt, ihr werdet tatsächlich eine Weile beschäftigt sein, bis ihr überhaupt einen Fortschritt zur Errettung der Erntegöttin bemerkt.
Grafik, Musik und Steuerung
Im Gegenzug zu vorherigen Ablegern der Reihe muss ich sagen, dass ich „Eine Welt“ sehr lieblos und detailarm gestaltet finde. Es mutete eher an wie „Magical Melody“ für die Gamecube. Auch die Musik konnte mich nicht in ihren Mann ziehen. Sie war zwar entspannend, aber eher einschläfernd als tagträumerisch. Das hat Harvest Moon definitiv schon besser hinbekommen.
Die Steuerung wurde auch etwas reduziert. So ist es nicht mehr, wie im Vorgänger „Licht der Hoffnung“ möglich, den Charakter per Touchscreen-Befehlen schnell zu gewissen Aktionen zu führen, sondern es wurde auf eine reine Steuerung mit zu lernenden Tastenkombinationen gesetzt. Zugegeben, das Tutorial ist eines der Ausführlichsten, das ich in einem „Harvest Moon“ je gesehen habe, aber kann das der Sinn eines Casual-Games sein, das ich eigentlich spiele, um mal ein paar Stunden nicht großartig nachzudenken? Ich persönlich kam gut damit zurecht, da sich nicht viel an der bekannten Steuerung geändert hat, für Einsteiger könnte es aber eventuell nervig sein.
Julian meint:
„Harvest Moon: Eine Welt“ hat mich als begeisterten „Harvest Moon“-Spieler einmal mehr davon überzeugt, dass die Reihe immer weiter ihren Reiz verliert. Ich hatte sehr viel Spaß mit dem Remake zu „Back to Nature“, welches nun mittlerweile auch unter dem Titel „Story of Seasons“ steht und war daher sehr gespannt darauf, was Natsume sich zu seiner Verteidigung einfallen lässt. Die Idee mit den großen Gebieten, deren eigenes Klima und der damit verbundenen Exploration gehört für mich persönlich einfach nicht in ein „Harvest Moon“. Es mutete stellenweise beim Laufen oder Reiten vom einen Biom ins andere wie „Breath of the Wild“ an. Ebenso wie der Fakt, sich durch Speisen und Kleidung vor negativen Attributen zu schützen und irgendwann schnellreisen zu können. Grafisch und musikalisch kommt es ebenso wenig an die Vorgänger heran und war eher ernüchternd. Wenn ihr Fans der Reihe seid, solltet ihr zumindest mal reinschauen, um euch eine eigene Meinung zu bilden. Allen Neueinsteigern rate ich da eher zu „Story of Seasons: Friends of Mineral Town“.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
05.03.2021
Natsume, Rising Star
Nintendo
0
Singleplayer
Multiplayer
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