A-Train: All Aboard! Tourism ist der neuste Ableger einer seit 1985 existierenden Reihe, von der viele vermutlich noch nie gehört haben. Das liegt auch daran, dass es die Umsetzungen des Klassikers aus dem Hause Artdink für das NES und den Nintendo DS nicht in den Westen geschafft haben. Anders ist es mit der Nintendo Switch Version, mit der nun das erste Mal ein Spiel der Reihe auch in Europa auf einem Nintendo Gerät erscheint.
Alle an Bord!
Alles Einsteigen, die Türen schließen und Abfahrt! Genauso lässt sich auch das Spiel beschreiben. Dieses liefert acht Szenearien, in denen die Firma des Spielers einen neuen Großauftrag angenommen hat. Ziel ist es in der Regel, den Tourismus zu beleben und für eine gute Infrastruktur zu sorgen. Natürlich soll dabei auch ein schöner Gewinn herausspringen und der Weg an die Börse ist bereits im zweiten Szenario ein weiteres Ziel.
Aber Moment, geht es nicht nur um Züge? Hier ist der Name des Spiels tatsächlich sehr Missverständlich. Denn die Eisenbahn ist nur ein Teil des Spiels. Wie in echt ist für eine gute Infrastruktur auch ein Straßennetz erforderlich. Busse und LKWs komplettieren die Möglichkeiten, Rohstoffe und Passagiere zu ihrem Ziel zu bringen.
Aber für eine gute Städtesimulation ist natürlich auch das Bauen von Häusern und Fabriken nötigt. Dies könnt ihr ebenfalls tun und damit ordentlich Gewinn machen. In einer Stadt bringen Mietwohnungen einen guten Ertrag. Fabriken in der Nähe bringen Arbeitsplätze und Rohstoffe, sollten aber nicht im Wohngebiet stehen. Gleichzeitig könnt ihr Aktien kaufen, um zum Beispiel beim Bau der nächsten Eisenbahn einen Rabatt zu bekommen oder mit den Kursschwankungen Gewinn zu machen.
Das alles wird zwar in den ersten zwei Szenarien erklärt, führt aber doch dazu, dass das Spiel sehr schnell sehr komplex wird. Beim Ausprobieren kann schnell etwas schief gehen und die Menüs zum Einstellen sind alles andere als Nutzer freundlich. Aber dazu später mehr.
Erst bauen, dann warten!
Grundsätzlich ist der Ablauf in jedem der acht Szenarien ähnlich. Lediglich im ersten stehen einem nicht alle Optionen zur Verfügung, um den Einstieg möglichst einfach zu gestalten. Hier dreht sich dann wirklich alles gefühlt nur um die Eisenbahn. Doch in allen anderen Szenarien kümmert sich der Spieler um die komplette Infrastruktur. Zum Beispiel ist man im zweiten Szenario für einen Freizeitpark verantwortlich und muss diesen erweitern und gleichzeitig für ein gutes Konzept sorgen, um Besucher anzulocken. Zur Wahl stehen Parkplätze, Busse oder aber man verlängert die Bahnlinie bis vor die Tore des Parks.
Hierbei habt ihr wirklich alle Freiheiten und könnt selbst ausprobieren, was zum Erfolg führt. Am Ende ist euer Tun aber durch die finanziellen Mittel begrenzt. Das führt eigentlich immer dazu, dass es am Anfang eine Bauphase gibt, in der man alles Geld ausgibt und dann wartet. Das ist durchaus auch sinnvoll, da zum Beispiel die Preise für das Land steigen, je weiter sich die Umgebung entwickelt. Auch damit lässt sich nebenbei Gewinn erwirtschaften, in dem Land früh gekauft wird und später verkauft wird.
Doch gleichzeitig gilt natürlich zu beachten, dass die Verkehrsmittel auch angenommen werden müssen. Zum Beispiel nützt es euch wenig, 10 Züge über die Strecke fahren zu lassen, wenn diese nicht einmal ansatzweise ausgelastet sind. Dann macht ihr mit jedem Zug ein Minusgeschäft. Deshalb macht es zwar Sinn, die Strecke bereits zweigleisig zu gestalten, aber erst nach und nach weitere Züge einzusetzen.
Selbiges gilt natürlich auch bei den Bussen, die allerdings deutlich weniger Passagiere mitnehmen können. Kommt Beispielsweise ein Zug mit 200 Passagieren an, müssen diese gleich auf mehrere Busse aufgeteilt werden. Dies ist besonders im Szenario mit dem Freizeitpark zu beachten.
Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem das gesamte Geld ausgegeben wurde. Dann heißt es darauf warten, dass wieder genügend Geld in die Firma kommt oder man leiht sich etwas bei der Bank. Dennoch hat das Spiel so seine Leerläufe. Denn irgendwann hat man vieles gebaut und lässt die Zeit schneller vergehen, um zu schauen, ob das Gebaute auch zum Erfolg führt. Dann wird das Spiel ziemlich langweilig.
Um dem ein wenig vorzubeugen, gibt es immer wieder kleine Einspieler von den Firmenkollegen. Da wäre die Sekretärin, die gerade am Anfang den Spieler ein wenig an die Hand nimmt. Die zwei Damen von der Städteplanung, die für viele Vorgaben zuständig sind. Aber auch in der Firma steht jeweils für Sales und Planung ein Mitarbeiter mit Tipps zur Seite. Ob ihr diese aber als Chef umsetzt, ist eure Entscheidung.
Auf diese Weise verfolgt ihr Ziele wie 200.000 Touristen im Jahr, 40.000 Einwohner oder ein Schienennetz von 120 km. All diese Ziele haben ein Zeitlimit. Um aber Beispielsweise an die Börse zu gehen, muss man zwei aufeinanderfolgende Jahre Gewinn erwirtschaftet haben. Sobald ihr alle Ziele erreicht habt, könnt ihr das Szenario zwar noch weiterspielen, aber in der Regel ist dann die Luft draußen und man startet lieber ein anderes oder nimmt einen anderen Schwierigkeitsgrad. Denn von diesen gibt es insgesamt drei Stück. Die ersten beiden Szenarien lassen sich aber Anfangs nur auf „einfach“ starten. Erst nach dem ersten erfolgreichen Abschluss kann auch auf „normal“ oder „schwer“ gestartet werden. Der Schwierigkeitsgrad hat dabei nicht nur Einfluss auf das Zeitlimit, sondern auf die finanziellen Mittel und wie der gesamte Markt sich verhält.
Habt ihr genug von den acht Szenarien oder wollt einfach mal selbst einst erstellen, könnt ihr dies auch unter Construction machen. Dabei könnt ihr einstellen, wie groß die Karte ist oder wie das Gelände gestaltet ist. Dieses wird anschließend mit einem Zufallsgenerator erstellt, sodass jedes Mal eine etwas andere Verteilung entsteht. Dies führt zu einem enormen Umfang und sofern das Spiel euch Spaß macht, könnt ihr durchaus hunderte Stunden damit verbringen.
Steuerung und Technik
Auf dem Fernseher lässt sich das Spiel mit einer klassischen Steuerung spielen. Doch das Steuern mittels Controller ist wie bei allen Aufbauspielen eher umständlich. Das liegt auch am Menü, das gefühlt mit hunderten verschachtelten Reitern ausgestattet ist. Die hohe Komplexität des Spiels führt hier einfach zu einer langen Liste an Sachen. Zudem ist das Auswählen der Kacheln ein Problem.
Das funktioniert natürlich per Touchsteuerung ein wenig besser. Diese steht im Handheldmodus zur Verfügung. Dafür sorgt der kleinere Bildschirm dafür, dass man nicht so den guten Überblick hat und an der Menüstruktur ändert sich natürlich auch nichts.
Grafisch ist das Spiel sicherlich keine Augenweide. Doch der Stil hat durchaus seinen Charme und ein realistischer Look würde die Switch vermutlich auch in die Knie zwingen. Trotzdem ist die Welt durchaus detailliert und die Fahrzeuge und Züge haben ihre Feinheiten. Die Switch hat aber schon damit so ihre Probleme. Gerade beim Beschleunigen kommt das Spiel ordentlich ins Ruckeln. Teilweise stürzte das Spiel sogar ab. Das ist besonders deshalb ärgerlich, da es nicht automatisch speichert. Deshalb ist häufiges Speichern sehr sinnvoll.
Was die restliche Präsentation angeht, gibt es passende Musik beim Aufbau, die durchaus Ohrwurmcharakter hat, da man sie immer und immer wieder hört. Eine Sprachausgabe hat der Titel aber nicht und er verfügt leider auch nicht über deutschen Bildschirmtext. Das ist wirklich schade, da der Einstieg so für viele erschwert wird. Bei so einem komplexen Spiel wäre das wirklich wichtig gewesen.
Kritik
Der wohl größte Kritikpunkt ist die Performance des Spiels. Abstürze und Frameeinbrüche sind nicht schön und kommen leider immer wieder vor. Hier hätte man einfach noch ein bisschen abspecken müssen. Zumal die Abstürze sowohl im Dock als außerhalb stattgefunden haben. Hierbei handelt es sich zudem nicht um einen Port von der leistungsstärkeren Konkurrenz, sondern um einen Titel, der nur für die Nintendo Switch entwickelt wurde. Deshalb muss hier wohl bei der Entwicklung etwas falsch gelaufen sein.
Weiterhin hat das Spiel wie viele Aufbausimulationen hin und wieder seine Phasen, in denen nichts passiert. Entweder man wartet auf mehr Geld oder aber darauf, dass das neu gebaute angenommen wird. Gerade auf dem leichten Schwierigkeitsgrad führt dies oft zu sehr langen Phasen, in denen nicht wirklich etwas passiert und die Züge, Busse und LKWs munter herumfahren, ohne dass der Spieler eingreifen muss.
Die mangelnden deutschen Texte sind zudem ein weiterer Kritikpunkt. Somit ist das Spiel für den deutschen Markt nur bedingt geeignet. An den Sprachen Englisch, Japanisch, Chinesisch und Koreanisch merkt man sofort, dass der Fokus dann doch mehr auf dem asiatischen Markt liegt. Nun sind englische Spiele keine Seltenheit, aber bei so einem Titel mit der Komplexität werden viele eben recht schnell den Faden verlieren und es gibt eben Alternativen mit deutschen Texten.
Matthias meint:
A-Train: All Aboard! Tourism ist ein sehr komplexes Städtesimulations-Spiel, welches den Herausforderungen im echten Leben sehr nahekommt. Die vielen Möglichkeiten neigen dazu, den Spieler zu erschlagen und hier und dort fragt man sich echt, warum die Entwickler dies eingefügt haben. Hat man den Dreh raus, kann das Spiel aber durchaus viel Spaß machen. Leider ist die Performance aber nicht so gut und es kommt zu Abstürzen. Selbst als Genre-Fan gibt es bessere Alternativen und vor dem Kauft sollte zunächst die Demo ausprobiert werden.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
12.03.2021
Artdink
Artdink
0
Singleplayer
Multiplayer
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