Eine Botschaft an einem abgetrennten Arm, die zwielichtige Erbin eines mysteriösen Vermächtnisses und schmutzige Geheimnisse eines Mega-Unternehmens:
Wie es die Figuren selbst wiederholt feststellen, findet man sich im The Outer Worlds DLC: Peril on Gorgon in einem billigen Westentaschenroman wieder und das obwohl die Welt der Halcion Kolonie so menschlich ist, wie sie nur sein kann.
Show your Boss that you are prime!
Es dürfte aber wenig überraschen, dass genau dies der richtige Weg für Obsidians jüngstes Rollenspielwerk ist. Der Super-Kapitalismus, der die Menschheit so weit abgetrieben vom Rest der Zivilisation
zusammen hält und in Ketten legt, ist selbst schon der wenig subtile Running Gag der Handlung und wird einem nun auf diesem heruntergekommenen Asteroiden, dessen chemische Forschungsstation vor Jahren verlassen wurde, gepflegt um die Ohren gehauen.
Dabei klingt erst einmal alles recht einfach: Der Spieler und seine Crew der Unrealiable werden angeheuert, um ein Tagebuch aus einer zurückgelassenen Anlage zu bergen. Irgendwas von einer verstorbenen Mutter, der Familienehre und sentimentalem Wert. Hat uns ja auch nicht zu interessieren warum, wir werden für einen Job bezahlt, und diesen Job führen wir aus. Haben wir ja auch schon so tausend Mal gemacht.
Interessant wird es, als sich das alte Chemielabor, indem einst die verbreitete Droge Adrenatime entwickelt wurde, als überraschend gut abgesichert herausstellt. Denn, wenn sich der sonst so notorisch kosteneffiziente Spacers Choice Konzern bei irgendetwas Mühe gibt, muss das schon einen verdammt guten Grund haben.
So führt einen dieser Job kreuz und quer über den großen Felsbrocken im All und gelegentlich an einige bekannte Orte des Sonnensystems auf der Suche nach dem Tagebuch und, sollte es den Spieler interessieren, der Wahrheit.
Die Kritik an dem von uns allen hoch geschätzten Wirtschaftssystem, in dem wir leben, ist dabei nochmal offensichtlicher, als sie es im Hauptspiel schon war. Großunternehmen machen im Geheimen Experimente, die gewaltig schief laufen und vertuschen diese dann so schnell wie möglich. Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen und überhaupt stellt kaum jemand die Idee in Frage, dass eine leistungssteigernde Droge für den Arbeiter eine gute Idee ist. Der Ohrwurm-Jingle, der den Zuhörer auffordert, sich durch Stimulanzien und daraus resultierender erhöhter Produktivität beim Chef einzuschleimen, wird dabei so oft widerholt, dass er dem Spieler noch Wochen später im Kopf herumspukt.
Somit bleibt The Outer Worlds auch auf Gorgon ein bissiges RPG mit einer komplexen Spielwelt, in der der Spieler die unterschiedlichen Ansichten seiner Umwelt jonglieren und auf sie reagieren muss. Die klassischen Feinde sind eigentlich Opfer, die Täter möchten ihre Vergangenheit hinter sich lassen, aber ihre Reue scheint nicht zu 100% aufrichtig und auch die Crew der Unreliable hat das eine oder andere zu melden.
Nur Schade, dass die letzte Entscheidung kaum moralische Graustufen zulässt, obwohl man sich auf menschlicher Ebene auf keine der beiden Seiten schlagen möchte.
Was gibt’s Neues?
Peril on Gorgon bietet dem Spieler eine neue große Questreihe mit einigen Stunden an Spielzeit. Die Haupthandlung ist ungefähr so lang, wie man es bei einem DLC dieser Art erwarten kann und hat dabei eine sehr angenehme Länge. Nie hat man das Gefühl, als Spieler hingehalten zu werden und dennoch ist es nicht zu früh vorbei. Wer dann noch mehr will hat da noch die eine oder andere Sidequest, um ihn bei der Stange zu halten.
Darüber hinaus gibt es ein paar neue Skills, Waffen und Rüstungen, die eine Menge Spaß machen und recht kreativ daher kommen, oder mit einer interessanten Quest verbunden sind. Alles in allem kann man sich also über den Content nicht beschweren.
Still not the Best Choice
Mit dem neuen DLC kam nun auch ein Patch, der den doch recht misslungenen Port etwas aufpolieren soll. Die Verbesserungen sind allerdings kaum merkbar. Die Framerate ist nun etwas besser, aber noch weit davon entfernt flüssig zu sein. In den nach wie vor gelungenen Dialogfenstern hat man nun einen Tiefenschärfeeffekt eingefügt, um den Hintergrund etwas zu verwischen und die Aufmerksamkeit auf den Gesprächspartner zu lenken. Am auffälligsten ist aber wohl, dass Gegner jetzt nicht mehr um den Spieler herum Spawnen, zumindest das ist eine große Verbesserung.
Lukas meint:
Mit Peril on Gorgon liefert Obsidian den Fans von The Outer Worlds etwas mehr des Guten. Und das ist für ein Spiel wie dieses nicht schlecht, konzentriert es sich schließlich stark auf sein Worldbuilding und die Bände, die man mit seinen Kameraden knüpft. Die Story greift dabei exakt die selben Themen auf, die man im Hauptspiel bereits behandelt hat und fügt sich damit vielleicht etwas zu gut ein. Immerhin bieten DLCs auch die Chance, etwas Neues und Anderes im alten Baukasten zu präsentieren.
Wer allerdings gerne ein weiteres Abenteuer mit der Crew der Unrealiable bestehen möchte, kann getrost ein weiteres Mal aufbrechen. Aber vielleicht nicht unbedingt auf der Switch.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
09.03.2021
Obsidian Entertainment
Take 2 Interactive GmbH/2k
16
Singleplayer
Multiplayer
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