Mit der Definitive Edition von Xenoblade Chronicles kommt eins der besten Wii-Spiele auf die Nintendo Switch. Das Rollenspiel wusste damals sowohl mit seinen wundervollen Arealen als auch mit einer packenden Story zu überzeugen. Um so mehr stellt sich natürlich die Frage, ob Monolith Soft ein gutes Update liefert, dass sogar über eine neue Handlung verfügt.
Der ewige Kampf zwischen Bionis und Mechonis
Vor langer, langer Zeit kämpften die zwei Titanen Bionis und Mechonis einen schier endlosen Kampf gegeneinander. Beide hatten nur das eine Ziel, den anderen auszulöschen. Doch am Ende wurden beide schwer verwundet und erstarrten. Die Jahrhunderte vergingen und auf dem regungslosen Bionis entwickelten sich viele verschiedene Völker, die auch heute noch gegen die Bewohner des Mechonis kämpfen. Die Maschinen werden von ihnen Mechon genannt und sind der größte Feind für die Homs. Diese sind im Prinzip Menschen.
So kommt es, dass Dunban zusammen mit seinen Kumpanen Dickson und Mumkhar in eine schicksalsweisende Schlacht ziehen. Es sieht lange Zeit sehr schlecht für die Homs aus, doch dann nutzt Dunban sein leuchtendes Schwert, das Monado genannt wird und entscheidet sich den Kampf.
Ein Jahr später herrscht Frieden auf dem Bionis. Der Hauptcharakter der Geschichte Shulk und seine Freunde Reyn und Fiora genießen das Leben in Kolonie 9. Von den Charakteren hört man immer wieder, wie viele Opfer die Schlacht gefordert hat. Seitdem hat kein einziger Mechon mehr den Bionis getreten. Doch das ändert sich und die Kolonie wird angegriffen. Binnen Minuten verwandelt sich der Ort in ein blutiges Schlachtfeld. Das größte Problem ist, dass den Mechon nur das Monado effektiv Schaden zufügen kann und das kann nicht von jedem benutzt werden.
Wie es das Schicksal so will, gelangt es in die Hände von Shulk und dieser hat plötzlich Visionen der Zukunft. Zunächst begreift er nicht so recht, was dort passiert und glaubt seinen Augen nicht. Unter den Mechons ist auch eine neue Art mit einem Gesicht. Dieser ist noch blutrünstiger als der Rest und lässt sich einfach nicht aufhalten. Diesen hat Shulk auch in seiner Vision gesehen und versucht ihn aufzuhalten. Doch das Monado wirkt nicht und er muss machtlos dabei zusehen, wie das Maschinenmonster durch die Kolonie wütet.
Als alles aussichtslos scheint, verschwinden die Mechons plötzlich und lassen die Bewohner mit ihren Wunden zurück. Shulk entscheidet sich zusammen mit Reyn dazu, Rache für die Taten der Mechons zu nehmen. Sie beginnen die Reise über den Bionis, die sie als erstes zu Kolonie 6 führt. Doch diese gibt es nicht mehr. Stattdessen treffen sie auf die Überlebenden, die in einem Lager leben. Dazu zählt auch Sharla, die sich als Sanitäterin der Gruppe anschließt. Nun ist das Ziel erst einmal die Kolonie den Mechons zu entreißen.
Spannende Gefährten, packende Geschichte
Nach und nach entwickelt sich so eine spannende Geschichte, die Shulk und seine Freunde über den ganzen Bionis und später sogar auf den Mechonis führt. Getrieben von Rachegedanken treffen sie auf andere Gefährten wie Melia und Riki, die ihre eigenen Gründe haben, warum sie gegen die Mechons kämpfen. Das führt zu einer sehr bunten Truppe, die mit zahlreichen Gesprächen zusätzlich zur Spannung beiträgt.
Nehmen wir nur Melia, die wie eine Hochgeborene herüberkommt. Ihre Geschichte ist faszinierend und tragisch zu gleich. Dagegen ist der Nopon Riki als Heldenpon eher für die witzigen Passagen bekannt. Doch auch er hat einen tiefgründigeren Charakter als es am Anfang scheint. Nach und nach bekommt der Spieler neue Details über den Kampf zwischen Mechonis und Bionis über Sequenzen mitgeteilt. Euch erwarten unerwartete Wendungen und viele tragische Momente, die euch teilweise sogar zu tränenrühren. All das braucht man, um eine gute Geschichte zu erzählen.
Harmonisch, harmonischer, Xenoblade
Doch auch die Geschichten neben der Haupthandlung möchte ich erwähnen. Viele Charaktere benötigen eure Hilfe. Deshalb gibt es unzählige Nebenquests, die auf den ersten Blick die typischen Aufgaben Gegenstände sammeln und Monster töten beinhalten. Doch die Aufmachung ist hierbei entscheidend. Oft erzählen diese Quests eine kleine Geschichte. Selbst das Töten der Monster hat einen guten Grund und dient dem Schutz der Bevölkerung. Man hat also schnell das Gefühl, dass man etwas Gutes tut.
Die Aufgaben, die man von NPCs mit Namen bekommt, führen häufig zu Informationen über die Beziehungen zwischen den Bewohnern in der Welt. Diese finden sich im Harmoniediagramm wieder. In diesem ist zu finden, wann ein Bewohner anzutreffen ist, zu welcher Ortschaft er gehört und welche Bekanntschaften er so hat. Nach und nach entwickelt sich ein richtiges verwobenes Netz aus Verbindungen. Zusätzlich erhöht man durch die Aufgaben die Beziehung zu den Gebieten. Das führt zu neuen Nebenaufgaben und anderen netten Details.
Es gibt diese Harmonie aber auch innerhalb der Gruppe. Je nachdem wie gut die Beziehung ist, gibt es neue Harmoniegespräche. Diese geben tiefe Einblicke in die Gedankenwelt der Charaktere und finden sich verstreut über die Titanen.
Actiongeladene und fordernde Kämpfe
Zusätzlich sind sie im Kampf praktisch. Dieser wird in einem Action-Kampfsystem durchgeführt. Ihr könnt die Monster frei auf der Karte anvisieren und angreifen oder aber ihr werdet entdeckt. Im Kampf greift der gesteuerte Charakter automatisch an, sobald er nah genug am Gegner steht. Zusätzlich lassen sich die Fähigkeiten im unteren Menü auswählen, die anschließend wieder etwas Zeit brauchen, bis sie aufgeladen sind. Zu beachten ist hierbei, dass es Fähigkeiten gibt, die Gegner zum Schwanken bringen. Anschließend kann der Gegner mit einer weiteren Technik umgeworfen und dann sogar betäubt werden. Zusätzlich gibt es Skills, die beispielsweise von der Seite oder von hinten mehr Schaden zufügen.
Doch damit noch nicht genug. Jeder der Charaktere steuert sich anders. Shulk kann durch das mittlere Symbol die Monado-Fähigkeiten einsetzen. Das sind mächtige Techniken, die ein Schild gewähren oder aber dafür sorgen, dass Angriffe gewöhnlicher Waffen bei Mechons Schaden machen. Sharla hingegen hat eine Waffe, die sich nach und nach aufheizt. Mit dem mittleren Symbol kann sie abgekühlt werden ehe sie überhitzt. Melia hingegen ruft Elemente, die sie hierüber abfeuern kann. Ihr seht also, dass die Vielfalt an Charakteren ebenfalls zu vielen verschiedenen Taktiken führt. Ihr könnt euch entscheiden, ob ihr die klassische Tank, Angreifer und Heiler Gruppe wählt oder doch lieber auf einem Tank verzichtet und mit gewieften Elementarangriffen und dem Monado eure Gegner niedermäht.
Zudem gibt es noch die Gruppenleiste. Ist diese komplett gefüllt, kann eine Angriffskette gestartet werden. Diese lässt euch nacheinander die Fähigkeiten der Charaktere einsetzen. Bei der richtigen Kombination und bei einer hohen Harmonie zwischen den Gruppenmitgliedern entstehen so mächtige Ketten, die verheerenden Schaden durchführen. Bei manchen Bossen kann man nur auf diese Art und Weise diese umwerfen.
Dann wären da auch noch Shulks Visionen. Diese lassen euch in die Zukunft sehen. In der Regel zeigen sie verheerende Angriffe, die man beispielsweise durch Shulks Schild oder Heilung von Sharla abwehren kann. Hier und dort kann es aber auch hilfreich sein, den Tank zu warnen, damit dieser den Gegner provoziert. In der Regel ist die Attacke dann längst nicht so verheerend und kann abgeblockt werden.
Ihr seht also, dass das System unglaublich taktische Tiefe verspricht. Doch da das Spiel diese Sachen erst nach und nach einbaut, ist man nie überfordert.
Kostüme sind das wahre Endgame!
Um für den Kampf gut gerüstet zu sein, benötigt ihr vernünftige Ausrüstung. Diese verfügt wie im Wii Teil über bestimmte Aussehen. Gleichzeitig könnt ihr das Aussehen aber auch aus den bereits freigeschalteten Skins auswählen. Zudem verfügen einige Rüstungen und Waffen über Slots. In diese lassen sich Juwelen einsetzen, die man von Quests bekommt, herstellen oder aber in den Herausforderungen kaufen kann.
Moment Herausforderungen? Jap diese zählen zu den Neuerungen des Titels. Hierbei könnt ihr wie in Xenoblade Chronicles 2 gewisse Missionen wählen, in denen die Monster in Wellen auftauchen und ausgeschaltet werden müssen. Teilweise ist hier der Charakter festgelegt, mit dem ihr spielen müsst. Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich mit Sharla absolut nicht umgehen kann? Da bevorzuge ich doch lieber Melia oder Dunban und natürlich Shulk.
Neu ist auch der Expertenmodus. In diesem könnt ihr entscheiden, wann die Charaktere einen Level aufsteigen. Dadurch können auch Level 10 Monster wieder zu einer kleinen Herausforderung werden, obwohl man eigentlich vor dem letzten Endboss steht. Denn es ist auch möglich, das Level herabzusetzen. Eure Charaktere steigen aber eben auch nicht automatisch ein Level auf. Wem selbst das normale Spiel zu schwer ist, für den gibt es nun den gemütlichen Modus. Dadurch wird jeder Bosskampf zum Kinderspiel.
Wundervolle Klänge zu bildschönen Landschaften
Neu aufgenommen wurde auch der Soundtrack. Ihr könnt im Menü aber selbst bestimmen, ob ihr die alten Tracks oder die neu arrangierten hören wollt. Teilweise finde ich die neuen besser und dann mag ich wiederum den Charme der alten Lieder mehr. Doch begeistern können die klassischen Tracks mal wieder. Allein der Prolog ist musikalisch Top unterlegt. Aber auch die Begegnung mit dem Gesichtmechons ist eigentlich immer auch wegen der Musik etwas Besonderes.
In meinem Preview sprach ich ja bereits von Unfinished Battle. Viel öfter hört man natürlich Engange the Enemy. Und bitte seht davon ab unter den Track die Kommentare auf YouTube zu lesen. Dort verbirgt sich so mancher Spoiler. Aber auch viele Gebiete verfügen über richtig gute Tracks. Diese haben sowohl eine Tag- als auch eine Nachtversion. Beispielsweise finde ich den Anfang der Theme von Alcamoth echt episch.
Auch grafisch weiß das Spiel zu überzeugen. Klar, hier und dort hätte die Optik noch besser sein können, aber ich habe schon schlechtere Neuauflagen von alten Spielen gesehen. Gerade die Charaktermodelle gefallen mir besser. Doch es gibt natürlich auch Leute, die ein Freund des alten Styles waren. Die Definitive Edition geht deutlich mehr in Richtung Anime, da es dieselbe Engine von Xenoblade Chronicles 2 ist. Zudem könnt ihr jetzt die Videosequenzen noch einmal mit anderer Kleidung oder Tageszeit erleben. Hier ist es auch praktisch, dass man im Spiel sowohl die englische Sprachausgabe als auch die japanische auswählen kann.
Trotz der grafischen Neuerungen bleiben aber dieselben Karten ein Augenschmaus. Sei es die Gaur Ebene mit ihren weiten, saftigen Wiesen, der Sumpf von Satorl, in dem des Nachts die Bäume leuchten oder das Eryth Meer mit seinem Sternschnuppen Hagel.
Wichtig ist natürlich auch, wie man sich durch die Welt bewegt. Das funktioniert dank der klassischen Steuerung gut. Monolith Soft hat aber schon damals darauf verzichtet, das Gefuchtel mit der Wii Remote zu übernehmen. Dadurch ist hier kaum eine Verbesserung zu spüren. Es lief aber damals eigentlich schon ziemlich gut und dadurch war lediglich ein leichtes Verbessern nötigt.
Anders ist das natürlich in den Menüs, die überarbeitet wurden, um eine bessere Übersicht zu generieren. Dank der kurzen Ladezeiten kommt man zudem nun noch schneller von A nach B per Schnellreise.
Future Connected
Doch die größte Neuerung ist natürlich die neue Haupthandlung Future Connected. Hier besucht man das erste Mal die Schulter des Bionis, die nun aber in der Luft schwebt. Mit Melia, Shulk und den beiden Nopon Nene und Kino beginnt ihr ein kleines Abenteuer, dass ihr aber erst genießen solltet, sobald ihr die Haupthandlung abgeschlossen haben.
Denn es gibt immer wieder Rückblicke und ihr erfahrt wer der Endgegner ist. Ich war wirklich gespannt darauf, was die Handlung zu bieten hat. Irgendwo habe ich gelesen, dass man 10 bis 15 Stunden gefesselt würde und… leider muss ich das verneinen. Ich bin nach 7 Stunden beim Endgegner und die Haupthandlung selbst ist eigentlich sogar kürzer. Es fällt stark auf, wie sehr von einem verlangt wird, dass man die Nebenquests macht oder Monster tötet, sofern man nicht im gemütlichen Modus die Kämpfe macht. Teilweise war es so, dass ich den vorherigen Hauptkampf locker geschafft habe und in der nächsten Sequenz plötzlich eine richtige Abreibung bekommen habe. Gutes Leveldesign sieht für mich anders aus.
Trotzdem macht auch diese Erweiterung sehr viel Spaß. Ich persönlich fand nur das Abenteuer in Torna einfach besser. Diese Episode gibt mir zwar einige interessante Infos über Melia und das Leben nach der Haupthandlung, aber sie wirkt irgendwie viel gezwungener als die Erweiterung des zweiten Teils. Und sorry aber der Name wirkt auch mich echt irreführend. Ich kann das nur nicht weiter ausführen, da das sowohl ein Spoiler für Xenoblade Chronicles 1 als auch 2 wäre.
Hier wäre in meinen Augen noch Luft nach oben gewesen, aber das ist jetzt wirklich Jammern auf hohem Niveau. Doch die Messlatte war eben verdammt hoch. Sie wurde aber trotz einiger guter Ideen nicht erreicht, was auch an der sehr vorheersehbaren Geschichte rund um den Nebelkönig liegt.
Matthias meint:
Ich persönlich finde die Definitive Edition sehr gelungen. Ich bin zwar etwas enttäuscht von der Zusatzgeschichte, aber das liegt wohl eher an meinen zu hohen Erwartungen. Denn insgesamt ist diese Version ein Muss für Neueinsteiger als auch für diejenigen, die den Titel auf der Wii bereits lieben. Man entdeckt auf diesem gewaltigen Abenteuer doch immer etwas Neues. Zudem kann das Spiel für viele viel Stunden begeistern. Ich persönliche habe diese Reise erneut genossen, was man auch an meiner bisherigen Spielzeit sieht. Dementsprechend kann ich den Titel nicht nur für Genre Fans empfehlen, sondern auch für Gelegenheitsspielern von Rollenspiel.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
29.05.2020
Monolithsoft
Nintendo
12
Singleplayer
Multiplayer
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