The End of Saga ist in diesem Fall wirklich ein sehr treffender Begriff. Denn Trails of Cold Steel IV ist der Höhepunkt einer Geschichte, die über mehrere Jahre und eigentlich über mehr als drei Spiele aufgebaut wurde. Dazu knüpft es nahtlos an das Ende von Teil 3 an, welches den Spieler mit einem absolut unerwarteten Twist fassungslos zurückließ. Ein Jahr hat es gedauert, bis es nun endlich nach dem fiesen Cliffhanger mit der Geschichte weiter geht. Denn nun ist es Zeit, das letzte Kapitel des Märchens mit schwarzer Tinte zu besiegeln! An dieser Einleitung merkt ihr bereits, dass es ratsam ist, vor dem vierten Teil die vorherigen Spiele gespielt zu haben. Wer sich also nicht Spoilern möchte, sollte lieber meinen Test zu Teil 3 vorher lesen.
Die Zeichen stehen auf Krieg
Die politischen Intrigen und Machtspiele haben dazu geführt, dass ein Krieg bevorsteht, der das Land für immer verändern wird. Der lange schwelende Konflikt von Erebonia und Calvard droht in einem blutigen Gemetzel zu enden. Dazu scheint eine geheimnisvolle Macht die Ereignisse zu beschleunigen und die Bevölkerung zu manipulieren, sodass diese bereitwillig in den Krieg zieht.
Währenddessen steht Class VII am Abgrund. Die Ereignisse im Gral haben gesessen und es war mindestens eine Tragödie zu viel. Völlig niedergeschlagen und ohne Ziel vor Augen wissen sie nicht weiter. Besteht überhaupt noch Hoffnung? Wie soll man gegen diese Übermacht bestehen können?
Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Nachdem Juna mich persönlich auf eine Gefühlsachterbahn geschickt hat, schöpfen alle neue Hoffnung. Denn Class VII sind nicht die einzigen, die den Krieg verhindern wollen. Alte Bekannte und neue Freunde stehen auf ihrer Seite. Auch die Helden aus den vorherigen Reihen stehen mit Estelle und Joshua, sowie Lloyd und Elie an ihrer Seite. Für Fans von Liberl und Crossbell ist dies ein lang erwarteter Moment. Trotzdem ist es nicht unbedingt nötig, die anderen Reihen gespielt zu haben. Lässt man sich darauf aber ein, merkt man schnell, wie ganz viele Puzzleteile im vierten Teil zusammenkommen.
Doch zunächst heißt es losziehen und nach den verlorenen Mitgliedern aus Class VII zu suchen. Dabei geht es in den ersten drei Kapiteln in die Gebiete, die bereits in Teil drei besucht wurden. Teilweise kommen aber neue Abschnitte hinzu und die Gruppe besucht Dörfer wie Alster oder Milsante, die vorher lediglich erwähnt wurden. Anders als im Vorgänger kehrt man in diese Gebiete später auch wieder zurück und es entsteht nach und nach eine recht offene und große Welt, die über die Karte oder die verbindenden Straßen bereist werden kann.
Dadurch wird auch das Leben der NPCs noch einmal deutlich mehr beleuchtet. Nach vielen Storyereignissen ändern sich die Texte der Bevölkerung. So kann man hautnah miterleben, ob diese vom Krieg verunsichert sind oder diesen sogar fordern. Das Spiel bietet dabei einige Anekdoten, die schnell links liegen bleiben, wenn man sich nur auf die Hauptgeschichte konzentriert. Versucht man wirklich alles zu machen, ist man aber auch mit mehr als 120 Stunden sehr lange beschäftigt.
Wegen der Länge lebt das Spiel von der Spannung. Viele Fragen werden endlich beantwortet und es gibt einige Momente, die Fans lange erwartet haben. Zudem gibt es auch wieder die ein oder andere neue Frage, der man hinterherjagt.
Taktische Kniffe im Kampf
Wie in JRPGs üblich, verbringt man natürlich auch viel Zeit in rundenbasierten Kämpfen. Diese sind durch die vielen Einsatzmöglichkeiten sehr taktisch geprägt. Dazu gehören unter anderem Arts (Zauber), Crafts, Angriffe, das Order System oder der Einsatz von Items. Hinzu kommen Runden mit speziellen Buffs oder Debuffs, zu denen tödliche Hiebe, Regeneration oder kritische Angriffe zählen.
Diese machen selbst normale Kämpfe schon einmal zu einer Herausforderung. Trotzdem muss man für die Bosse nicht so viel grinden wie in anderen Ablegern des Genres. Tatsächlich reduziert sich die Anzahl der gewonnen EXP ab einem gewissen Level sogar massiv, sodass es nicht möglich ist, zu überleveln. Doch dank der vielen Schwierigkeitsgrade wird das Spiel nie unfair. Tatsächlich besteht sogar die Möglichkeit, nachdem man von einem Boss besiegt wurde, sofort es noch einmal mit einem niedrigeren Schwierigkeitsgrad zu versuchen. Ich wünschte echt, dass diese Option mehr Spiele bieten würden.
Zudem ist das Spiel nicht überladen mit unzähligen Quests. Stattdessen erzählt jede eine kleine Geschichte, die zum Eindruck des Gesamtbildes beiträgt. Am Ende jedes Kapitels wird man zudem bewertet und wenn man alles gemacht hat, bekommt man mit S die beste Note. Um alles freizuschalten, ist es aber nicht nötig, jedes Mal die volle Punktzahl zu erreichen. Trotzdem wird der Spieler durch die Bewertung und die zusätzlichen Informationen motiviert, auch mal nach links und rechts zu schauen und nicht nur dem linearen Pfad zu folgen.
Steuerung und Technik
Mit einer klassischen Steuerung macht das Spiel nichts falsch. Mag es am Anfang zwar durch die vielen Optionen etwas viel sein, gewöhnt man sich nach und nach an die Steuerung. Dann ist sie aber wirklich gut umgesetzt. Bei rundenbasierten Kämpfen ist sie aber sowieso eher weniger ein Faktor für eine Niederlage im Vergleich zu Action-Kampfsystemen.
Grafisch sieht das Spiel natürlich etwas schlechter aus als die PS4-Version. Das macht sich besonders bei den Haaren der Charaktere bemerkbar. Dennoch sieht das Spiel sehr ansprechend aus und es läuft sowohl im Handheldmodus als auch im Dock flüssig. Trotzdem wäre sicherlich noch ein wenig Luft nach oben gewesen, wenn das Spiel sofort auch für die Switch entwickelt worden wäre. Dies ist für die nächsten Teile aber Stand jetzt auch nicht geplant.
Musikalisch ist das Spiel wieder fantastisch. Enthalten sind viele tolle Tracks, die die Stimmung des Spiels sehr gut transportieren. Für mich zählt der Soundtrack zu den besten überhaupt. Selbst jetzt höre ich noch viele der Tracks und habe bei dem ein oder anderen immer wieder Gänsehaut. Dazu ist die englische Vertonung sehr gelungen. So fällt es bei Laura manchem vielleicht gar nicht auf, dass sie eine neue Stimme hat. Leider gibt es aber immer noch viele Szenen, in denen Charaktere sprechen und die Antwort nicht vertont ist. Das hängt aber mit dem geringen Budget und dem Nischenstatus zusammen.
Kritik
Der wohl größte Kritikpunkt ist, dass dieses Spiel eigentlich nur sein volles Potential entwickelt, wenn man zumindest die Teile 1 bis 3 gespielt hat. Dies ist aber aktuell auf der Switch aus Lizenzgründen nicht möglich.
Dazu wirkt das Spiel an der ein oder anderen Stelle ein wenig gestreckt. 120 Stunden sind ein Brett und selbst wenn man die Spielzeit durch einen anderen Schwierigkeitsgrad oder das Auslassen von Aufgaben um mindestens 40 Stunden reduzieren kann, bleibt eine lange Spielzeit, in der sich Abläufe wiederholen. Das ist aber natürlich Geschmackssache. Mich persönlich hat dies beim ersten Durchspielen nicht weiter gestört. Beim zweiten Durchlaufen vielen gewisse Stellen dann aber doch auf.
Zudem ist bei der Portierung an einer Stelle etwas schief gegangen. Im Spiel gibt es Truhen, bei denen neue Order freigeschaltet werden können. Bei der Nachricht fehlt aber der Name der Order, die freigeschaltet wurde.
Matthias meint:
Trails of Cold Steel IV macht dort weiter, wo der dritte Teil aufgehört hat. Euch erwartet eine spannende Geschichte und ein episches Finale einer Saga. Rollenspielfans kommen mit diesem Titel auf jeden Fall auf ihre Kosten. Doch auch allen anderen kann ich nur raten, sich die Trails-Reihe einmal anzuschauen. Denn jeder Fan stimmt mir sicherlich zu, dass sie zu den besten des Genres gehört. Dabei sollte man sich nicht von der etwas schlechteren Grafik abschrecken lassen. Mit Hajimari und Kuro no Kiseki sind auch bereits die nächsten beiden Titel auf den Weg. Irgendwann kommen diese dann auch in den Westen.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
09.04.2021
Nihon Falcom
NIS America
12
Singleplayer
Multiplayer
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