Robert Kirkman’s Zombie-Universum The Walking Dead umfasst mittlerweile neben den Comics und den TV-Serien The Walking Dead, Fear The Walking Dead und dem im April startenden Spin Off The World Beyond auch diverse Videospielumsetzungen. Die vielleicht beste Adaption der Thematik gelang den Telltale Games mit dem vier Staffeln mit je fünf Folgen umfassenden Adventure „The Walking Dead“. Die erste Staffel erschien bereits 2012 und fand zugleich bei Kritikern wie auch Fans des Zombie-Universum einen großen Anklang. Die letzte Staffel veröffentlichte Telltale Games im Jahre 2018. In dem Jahr erschien auch die Umsetzung von Staffel 1 für die Switch und zeitgleich mit den anderen Systemen, kam auch die letzte Staffel für Nintendos Konsole. Demnach fehlten Staffel 2 und 3 erstmal auf der Switch, die die Entwickler aber recht rasch nachschieben wollten. Doch dann kam alles anders. Am 21. September 2018 gab das Studio bekannt, dass aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten und ausbleibenden Investoren die Firma geschlossen wird. Zum Glück nahm sich Robert Kirkman’s Medienunternehmen Skybound Entertainment, das auch die The Walking Dead Fernsehserie produzieren, der Weiterentwicklung an. Dennoch dauerte es leider bis zum Januar 2020 bis endlich die fehlenden Staffeln auf der Switch erschienen und auch ich das Abenteuer beenden konnte. Mein Test behandelt alle vier Staffeln.
Spannende Geschichte und glaubwürdige Charaktere
Protagonistin des Adventures ist die zu Anfang achtjährige Clementine. Als die Zombie-Apokalypse ausbricht, sind ihre Eltern nach Savannah gereist. Ihr „Babysitter“ hat es aufgrund der Ereignisse nie zu ihr geschafft. Sie verschanzt sich in ihrem Elternhaus bis Lee bei ihr auftaucht. Lee ist ein Sträfling, der gerade von einem Sheriff zu einem anderen Gefängnis transportiert wird, als dass Chaos ausbricht. Plötzlich erscheint ein „Beißer“ auf der Straße. Der Sheriff kann nicht ausweichen und der Wagen verunglückt. Lee kann entkommen und muss sich gleich mit den ersten Zombies auseinandersetzen. Auf seiner Flucht kommt er recht schnell bei Clementines Haus vorbei. Nach anfänglicher Skepsis und Vorsicht auf beiden Seiten, versteht Clementine recht schnell, dass sie ohne Lee kaum eine Chance hat und Lee sieht, dass das kleine Mädchen ihn braucht. Fortan reisen beiden gemeinsam. Ihr erstes Ziel ist Savannah, in der Hoffnung Clementines Eltern dort zu finden.
Das Adventure The Walking Dead erzählt eine andere The Walking Dead Geschichte als die Comics oder die Serie. Dennoch werdet ihr vereinzelt auf Charaktere treffen, die ihr zum Beispiel aus der Serie kennt. Viel mehr möchte ich zu der Geschichte gar nicht verraten, um nicht die Spannung vorwegzunehmen. Clementine wird im Laufe der vier Staffeln viele unterschiedliche Orte besuchen, sie wird die unterschiedlichsten Menschen treffen, Freunde wie Feinde, von denen manche sie länger begleiten und andere recht schnell wieder ihre eigenen Wege gehen oder auch sterben. Ihr werdet miterleben wie Clementine älter wird und wie die brutale Welt sie beeinflusst und formt. Das Genre ist schon eher ein Drama, sehr emotional erzählt und vor allem deshalb so immersiv, da die Charaktere und deren Dialoge wunderbar ausgearbeitet und glaubwürdig sind. Gleiches gilt auch für die Handlung, die nur selten etwas konstruiert wirkt und meistens wie aus einem Guss die Ereignisse aneinanderreiht.
Die Immersion auf die Spitze getrieben wird dadurch, dass ihr als Spieler oft unter Zeitdruck wichtige Entscheidungen treffen müsst. Alles, was ihr entscheidet, hat einen Einfluss auf die Handlung, euer Verhältnis zu euren Mitmenschen und bestimmt manchmal sogar über Leben und Tod. Besonders spannend ist, dass ihr am Ende jeder Folge aufgelistet bekommt, welche wichtigen Entscheidungen ihr wie getroffen habt. Diese werde dann den Entscheidungen von allen anderen Spielern da draußen gegenübergestellt. Zum Beispiel: Du und 55% aller Spieler entschieden sich Person X Hilfe anzubieten. 45% der anderen Spieler verweigerten die Hilfe. Das System verführt natürlich dazu das Spiel mehrfach durchzuspielen, vor allem, weil die Geschichte zu keinem Zeitpunkt der vier Staffeln langweilig wird. Im Gegenteil.
Das Gameplay
Das eigentliche Gameplay ist in allen Staffeln gleich und in sich eher limitiert. The Walking Dead Adventure fühlt sich sehr oft wie eine interaktive Fernsehserie an. Charaktere unterhalten sich, bringen die Handlung somit voran. Zwischendrin müsst ihr als Spieler eingreifen und euch für eine bestimme Antwort entscheiden, die dann wie oben beschrieben die weitere Handlung oder das Verhältnis zu den Charakteren beeinflusst. In den interaktiveren Passagen steuert ihr zumeist Clementine durch die Areale. Diese sind in der Regel recht überschaubare abgesteckte Bereiche mit fester Kamera. Kleine Punkte an Objekten oder Personen zeigen euch an, dass ihr mit diesen interagieren könnt. Dazu bewegt ihr euch und den Cursor einfach dort hin und bestätigt die Aktion. Oft müsst ihr Adventure typisch bestimmte Objekte finden und auch kleinere Rätsel lösen, um voranzukommen. Dieser Anteil ist aber im Vergleich zu den Erzählbereichen, wo die Story vorangebracht wird und im Vergleich zu anderen Spielen des Genres eher begrenzt.
Es gibt aber auch Passagen, die etwas actionlastiger sind. In solchen Momenten werdet ihr zumeist von Beißern angegriffen oder ihr müsst euch mit anderen Feinden auseinandersetzen. Hierbei zückt ihr eure Waffe und versucht möglichst den Zombies eine Kugel oder einen Pfeil in den Kopf zu setzen, bevor diese zu nah kommen. Sehr oft kommen in den Action-Passagen sogenannte Quick Time Events zum Einsatz, d.h. das Spiel fordert euch auf in kürzester Zeit z.B. den Analogstick nach links zu drücken, um in die Richtung einer Attacke auszuweichen oder ganz schnell hintereinander „B“ zu drücken, um etwas rechtzeitig beiseite zu schieben. Da diese Aktionen oft ohne Vorwarnung kommen, wird Clementine den einen oder anderen virtuellen Tod sterben. Zum Glück speichert das Spiel meistens fair bevor so eine Passage startet, so dass ihr selten allzu viel wiederholen müsst.
In der vierten Staffel verändert sich das Gameplay leicht. Ihr bekommt mehr Freiheiten spendiert. So dürft ihr plötzlich die Kamera in bestimmten Bereichen frei rotieren und euch in manchen Gefechten sogar bewegen, während ihr Gegner ausschaltet. Das macht die letzte Staffel zuerst etwas komplizierter, aber man gewöhnt sich recht schnell daran und weiß dann die neuen Freiheiten zu schätzen.
Die audiovisuelle Umsetzung
Das Spiel ist gezeichnet wie ein Comic. Allerdings ist der Stil er realistisch und erwachsen gehalten, was bei der durchaus ernsten Thematik auch wichtig ist. Vor allem die Charaktere wurden optisch sehr gut umgesetzt, verfügen über die nötigen Mimiken und Gestiken, um die Dialoge und Handlungen glaubwürdig darzustellen. Auch für die Ohren wird eine sehr hohe Qualität geboten. Die Sprachausgabe ist hochwertig, die Soundkulisse ist authentisch und die ausgewählten Songs des Soundtracks untermalen bestens die Stimmung der Staffeln.
Meckerecke
An sich gibt es kaum etwas zu bemängeln. Das Gameplay ist zwar sehr limitiert und an sich auch ziemlich repetitiv. Das fällt aber gar nicht negativ auf, solange ihr von dem Abenteuer gefesselt seid. Leider hat die letzte Staffel mit einigen technischen Problemen zu kämpfen. Hier ruckelt und zuckelt es hier und da, manchmal springen sogar Charaktere oder Objekte im Bild hin und her. Das ist zwar sehr ärgerlich und stört durchaus etwas die Immersion. Da ihr aber zu dem Zeitpunkt so in der Geschichte drinnen seid, werdet ihr wahrscheinlich so wie ich darüber hinwegsehen können. Etwas schade ist es dennoch.
Gunnar meint:
Wenn ihr die Welt von The Walking Dead mögt und nur ein wenig Sinn für Adventures habt, dann sind die vier Staffeln The Walking Dead von Telltale Games genau das Richtige für euch! Die Handlung ist fesselnd und emotional, die Charaktere sind gut ausgearbeitet und glaubwürdig und die Dialoge sind toll geschrieben. Und die Erzählweise in Folgen und Staffeln erzeugt eine ähnliche Immersion wie beim Schauen einer TV-Serie. Fans es Genres kann ich das Spiel wärmstens empfehlen.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
Telltale Games
Telltale Game
18+
Singleplayer
Multiplayer
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