The Outer Worlds auf der Switch war ein holpriges Experiment. Zwar braucht ein dialogschweres Rollenspiel nicht unbedingt die beste technische Umsetzung, das Fallout-Ähnliche, ambitionierte Originalwerk von Obsidian Entertainment fühlte sich auf Nintendos Konsole dennoch an, als würde es von einer ganzen Menge Panzerband zusammengehalten.
Daher ist es umso beeindruckender, dass der Entwickler seinen Releaseplan durchgezogen und beide DLCs konsequent auf die Switch geportet hat. Mit Murder on Eridanos verabschieden wir uns daher vorerst von der Halcyon Kolonie und seinen schrägen Ungereimtheiten – doch ist der Abschied gelungen?
Ein Mord!
Die Erweiterung beginnt, wie man es bei dem Namen bereits erwarten kann: mit dem vorzeitigen Ableben einer bekannten Person. In diesem Fall Ruth Bellamy, die man in ihrer Rolle als Halcyon Hellen aus einer Reihe beliebter Werbefilme bereits öfter auf Plakaten bewundern durfte. Jetzt ist sie tot, und jemand ist dafür verantwortlich!
Wie es also nicht unüblich ist, wird die Crew der Unreliable mit der Aufklärung des Falles beauftragt und wird so in das Ferienresort Eridanos eingeladen, um Indizien zu sammeln, Spuren zu folgen und Verdächtige zu verhören. Überraschenderweise tritt damit zuletzt die beißende Kapitalismuskritik, die noch so viel des Hauptspiels und noch mehr des ersten DLCs bestimmt hat, in den Hintergrund und macht Platz für eine klassische, schundige Detektivgeschichte.
Natürlich sind die Wirrungen des freien Marktes auch auf Eridanos vorhanden, angefangen mit einer Unterhaltungsindustrie, die vollständig aus Werbung besteht; über Arbeitnehmerschutz, der einfach kein Begriff ist hin zu Folter und Mord, die absolut legal sind, solange sie von den richtigen Menschen betrieben werden. Dennoch wühlt der Spieler auf seiner Suche nach der Wahrheit weniger in den systemischen Dynamiken einer Wirtschaftsdiktatur herum, sondern urteilt mehr über den Charakter der Verdächtigen, wie vertrauenswürdig ihre Alibis sind, und wie stark ihre Motive.
Am Ende entscheidet sich die Story dann zu einem absurd nichtssagenden Twist, der zwar dem Schund der Vorlagen gerecht wird, den Spieler aber mit einem Schulterzucken entlässt. So ist der Abschied von The Outer Worlds leider weder bombastisch noch erfüllend. Aber das hat einem im Kapitalismus ja auch niemand versprochen.
Biep Biep Biep!
Das Kampfsystem war, genau wie bei den Vorbildern der Bethesda Studios, nie die große Stärke von The Outer Worlds. Die wilden Schießereien mit Söldnergruppen und der Fauna verschiedener Planeten waren meist zu chaotisch als dass sich wirklich Spaß einstellen konnte. So ist es gut, dass es hier auf ein Minimum reduziert wurde und stattdessen die Dialoge im Mittelpunkt stehen.
Auf Eridanos trifft man eine ganze Reihe interessanter Figuren, mit denen sich der Spieler mannigfaltig auseinandersetzen kann. Genauso reagiert jeder unterschiedlich auf die Entscheidungen, die man im Laufe seiner Ermittlungen trifft. Dazu bekommt man direkt zu Beginn eine Art High-Tech Lupe, die sich den einen oder anderen Kommentar nicht sparen kann und auch die Crewmitglieder der Unreliable haben zu den Untersuchungsmethoden, die man an den Tag legt, einiges zu sagen. So hat man, trotz der steifen Queststrukturen und der Marker, die einen von Ort zu Ort führen, schnell das Gefühl, den Ausgang dieser Situation zu bestimmen.
Tatsächlich kann man sogar am Ende seine eigene Theorie über den Täter zum Besten geben, und wer von dir offiziell angeklagt wird, mag später davon erfahren und daraus seine Konsequenzen ziehen. Allein die Standardgegner, die über das Resort verstreut sind, erscheinen anfangs wie eine sinnlose Formalität, fügen sich aber später doch gut in das Gesamtbild ein.
Lukas meint:
Ein interessantes Setup, ein spannendes Mysterium und nach wie vor beißender, aber auch treffender Humor zeichnen auch Murder on Eridanos aus und verabschieden damit die erste und hoffentlich nicht letzte Reise durch das Halcyon System. Einen richtigen Abschied von den Figuren stellt es aber nicht dar, viel mehr eine letzte Gelegenheit, mit Max, Parvati, Nyoka, Felix, Ellie, und wenn man will auch SAM eine Kolonie zu retten, die nicht mehr zu retten ist.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
09.09.2021
Obsidian Entertainment
Take 2 Interactive GmbH/2k
16
Singleplayer
Multiplayer
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