ES GEHT ENDLICH WEITER!
Fast 20 Jahre mussten wir auf den neusten Teil der 2D-Metroid-Reihe warten, Metroid 5 alias Metroid Dread. Ja, es gab zwischendurch Remakes von Teil 1 und 2, aber jetzt wird die Geschichte um Kopfgeldjägerin Samus endlich weitererzählt. Aber wird sie auch gut weitererzählt? Finden wir es heraus! In den vier Vorgängern wurden die von den Weltraumpriraten eingesetzten Metroids ausgerottet, die Anführerin der Piraten (mehrfach) besiegt sowie die X-Parasiten vermeintlich ausgerottet. Es ist viel passiert und nun passiert noch mehr.
Zu Beginn erhält die Föderation ein nach allen Prüfungen echt scheinendes Video von einem fremden Planeten, auf dem ein X-Parasit zu sehen ist. Zur Erforschung werden sieben so genannte E.M.M.I. Roboterdrohnen auf den Planeten geschickt, doch der Kontakt zu ihnen bricht schnell ab. Zeit für Samus Aran, dem nachzugehen. Kaum auf dem fremden Planeten angekommen, wird sie von einem übermächtigen Gegner angegriffen und fast getötet. Doch am Ende verschont er sie und sie findet sich tief im Inneren des Planeten wieder. Und – wie sollte es anders sein – hat sie dabei fast ihre komplette Ausrüstung verloren bzw. ihre Fähigkeiten vergessen. Wie in fast jedem Metroid-Spiel übernimmt man also die Kontrolle über eine ziemlich geschwächte Heldin, und ein Ziel im Spiel ist es, die Fähigkeiten zurückzuerhalten. Dazu muss sie die verschiedenen Gebiete unterhalb der Planetenoberfläche untersuchen.
Zunächst ist das mit nur wenig Energie und ihrem normalen Blast eher mühsam, viele Hindernisse können noch nicht überwunden werden, so dass die verschiedenen Orte serientypisch mehrfach besucht werden müssen. Das ist auch in diesem Teil vorbildlich gelöst, man hat nie das Gefühl, sich im Kreis drehen zu müssen, sondern durchquert die Gebiete auf einem insgesamt doch eher linearen Weg immer mal wieder. So wird Samus nach und nach immer stärker, kann ihren Beam irgendwann aufladen, Raketen einsetzen, sich in den Morphball einigeln, wird immun gegen Hitze und Kälte, kann sich schneller bewegen, mehr Energie bekommen und vieles mehr.
Doch dabei stellen sich natürlich zahlreiche Gegner in den Weg und es ist natürlich auch hauptsächlich die Frage zu klären, ob es die X-Parasiten noch gibt oder nicht. Und natürlich, was mit den E.M.M.I. passiert ist und wer der Föderation das Video zugespielt hat. All das wird in der vorbildlich erzählten und auch recht langen Geschichte natürlich aufgeklärt, ich möchte aber hier so wenig wie möglich spoilern. Eine Sache will ich dann aber doch verraten, wer das nicht wissen will, markiert den folgenden Text am besten nicht, um ihn sichtbar zu machen:
Natürlich gibt es die X noch und es gibt auch einen Grund, warum irgendwer wollte, dass die Föderation darauf aufmerksam wird. Durch diesen Twist bekommen die Gegner im Spiel im letzten Drittel nochmal eine neue Ebene, was wirklich Fluch und Segen zugleich ist. Dazu aber später ohne Spoiler mehr.
Überzeugt hat mich an der Story neben den Überraschungen auch, dass sie gut ins Gameplay eingebunden ist. Ich hatte immer das Gefühl, gerade einem konkreten Ziel nachzugehen ohne genau zu wissen, was danach kommen wird. Das hat mich motiviert. Und diese Motivation war auch mehr als nötig, denn an einer Stelle hat mich das Spiel gequält wie kaum ein anderes vor ihm. Und jetzt wird es emotional:
I C H H A S S E D I E E. M. M. I.!
Die Roboter drehen völlig frei und Samus hat gegen sie kein, ich wiederhole: KEIN Mittel im Arsenal. In den doch eher großzügig bemessenen Gebieten, in denen die sieben Roboter unentwegt nach Samus Ausschau halten gibt es nur ein Ziel: schneller sein und entkommen. Und ich kann Spiele niocht ausstehen, bei denen man schleichen oder vor etwas entkommen muss. Denn ein Fehler und man sieht nahezu unweigerlich den Game Over Bildschirm. Nahezu? Ja, es gibt eine Chance, dem begonnenen Angriff eines E.M.M.I. auszuweichen und doch noch zu entkommen, der Knopfdruck dafür muss aber in einem nur Millisekunden umfassenden Zeitraum erfolgen. Das ist mir bei geschätzt 300 E.M.M.I. Toden etwa zehn Mal gelungen. Ja, ich bin wirklich 300-mal gestorben. Vor allem beim vierten E.M.M.I. hat es mich in die Verzweiflung getrieben, weil der mit Abstand am schnellsten ist und man kaum eine Chance auf Flucht hat.
Besiegen kann man die Roboter allerdings dann irgendwann doch. Dazu muss man einen Endgegner besiegen und erhält von ihm die Kraft zur Zerstörung eines E.M.M.I. Und auch dieser Vorgang ist dann bei Weitem kein Selbstgänger, gerade bei der gelben E.M.M.I., weil man im ersten Schritt ziemlich lange ohne Unterbrechung treffen muss, um den Schutzschild zu überwinden und ihm dann mit einem aufgeladenen Schuss den Rest zu geben.
Neben diesen für mich sehr nervigen Abschnitten kommen noch einige absolut krass fordernde Bossgegner dazu. Vor allem am Anfang hat mich ein alter Bekannter so sehr in die Verzweiflung getrieben, dass ich mich dazu gezwungen sah, die eigentlich lineare Abfolge das Spiel zu verlassen. Das haben die Entwickler nämlich tatsächlich absichtlich an mehreren Stellen vorgesehen. So kann man vor dem Kampf gegen diesen Gegner bereits den eigentlich erst später vorgesehenen Grappel Beam und die Morph Ball Bomben erhalten und damit die zweite Phase dieses Bosses über ein verstecktes Extra sofort beenden.
Aber auch abseits dieses Kampfes bin ich bei vielen Endgegnern mehrfach gestorben. Bei manchen fliegen einfach so viele Projektile durch die Gegend, dass man erstmal ein paar Versuche braucht, bevor man überhaupt verstanden hat, was da passiert. Dann noch ein paar Versuche, um gekonnt allem auszuweichen und dann im letzten Schritt der langen Lernphase auch noch den Gegner angreifen. Und bei manchen war das so krass, dass ich lange kein Land gesehen habe. Aufgrund der starken Story und meinem Bedürfnis, das Ende zu erleben, habe ich mich aber durch alles durchgebissen und es am Ende geschafft. Darauf bin ich stolz, auch wenn es teilweise eine ziemliche Selbstquälerei war.
Steuerung und Technik
Gescheitert bin ich oft auch an der später sehr vollen Steuerung. Alle Tasten des Controllers werden verwendet, teilweise sogar doppelt. Ein Beispiel: man feuert den Beam mit der Y-Taste ab, langes Drücken lädt ihn auf. Hält man die rechte Schultertaste gedrückt, werden mit Y Raketen abgefeuert. Drückt man dabei dann auch noch die linke Schultertaste dann kann man wie in Samus Returns frei zielen. Und ZR + Y ist für den Grappel Beam zuständig. Und natürlich braucht man in vielen Situationen mehrere dieser Optionen nacheinander. Ein Fehler und es kostet meistens die viel zu wenig vorhandene Energie. Versteht mich nicht falsch, die Steuerung ist wirklich gut umgesetzt und funktioniert einwandfrei. Das Problem liegt meiner Meinung nach an der Kombination hektisches Gameplay, viele Tasten und wenig Raum für Fehler. Da es auch keine Option gib, den Schwierigkeitsgrad zu ändern, muss man in meinen Augen ein harter Hund sein, um sich bis zum Ende durchzubeißen.
Dafür bekommt man aber nicht nur eine tolle Geschichte geboten und erfährt, wie es mit Samus weitergeht, sondern auch noch was fürs Auge. Die Umgebungen sehen toll aus und sind sehr abwechslungsreich durch die verschiedenen Gebiete. Alles läuft extrem flüssig und entfaltet sich vor allem auf der OLED Switch und einem großen Fernseher richtig gut. Zuletzt gibt es auch was für die Ohren, zumindest was die Musik angeht. Sprachausgabe wird sehr zaghaft eingesetzt, was wirlich schade ist. Gerade die Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse zu Beginn des Spiels wären viel cooler gewesen, wenn sie gesprochen worden wären. So kommt leider nur wenig Nähe zur Heldin auf, in deren Rolle man kurze Zeit danach schlüpft. Die Musik ist jedoch Metroid-typisch cool. Mal atmosphärisch im Hintergrund und in manchen Situationen auch hektisch bis Angst machend. Vor allem die Geräuschkulisse in den E.M.M.I. Zonen sorgt bei mir auch nach dem Abspann noch für Alpträume.
Bitte akzeptiere YouTube Cookies um dieses Video abzuspielen.
Durch das akzeptieren der Cookies wird auf Daten von YouTube, einem Dritt-Anbieter Dienst, zugegriffen.
Sobald du annimmst wird deine Auswahl gespeichert und die Seite neu geladen.
Mario meint:
Also: Sehr gelungene Fortsetzung, je nach Spielertyp aber mit extrem großen Herausforderungen und fast keiner Chance, sich diese etwas leichter zu machen. Hardcore Samus-Fans finden das vermutlich richtig und gut, es raubt der Serie aber auch einiges an eigentlich dringend benötigter Zugänglichkeit. Jemand, der oder die mit Metroid Dread schlechte Erfahrungen aufgrund des hohen Schwierigkeitsgrades macht, ist für Prime 4 vermutlich ein verlorener Kunde. Ich kann sagen: Die Qualen haben sich gelohnt und motiviere euch, auch dranzubleiben, wenn ihr es irgendwie mit eurem Blutdruck vereinbaren könnt.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
08.10.2021
Mercury Steam
Nintendo
12
Singleplayer
Multiplayer
Schreibe einen Kommentar