Remaster sind voll im Trend. Da wundert es nicht, dass auch Nippon Ichi Software mit auf den Zug springt und seine Klassiker in aufgehübschter Grafik neu herausbringt. Mit Phantom Brave: The Hermuda Triangle und Soul Nomad & the World Eaters erscheint im ersten Volume ein Doppelpack an taktischen RPGs, die in ihrer Grundmechanik und ihrem Schwierigkeitsgrad auf den ersten Blick stark an die Disgaea Reihe erinnern. Damit versprechen sie zumindest enorm viel Spielzeit. Doch wie sieht es mit den Storys aus?
Phantom Brave: Marona & Ash
Auf einer kleinen Insel lebt das Phantom Ash und beschützt die junge Marona, seitdem ihre Eltern bei einem Zwischenfall gestorben sind. Gemeinsam nehmen sie Missionen an, um zu überleben. Das ist aber gar nicht so einfach, da die gute Marona als verfluchtes Kind gebrandmarkt ist. Ash versucht sie so gut es geht, sie vor den vielen Beleidigungen zu beschützen, doch das junge Mädchen sieht sich immer wieder Vorurteilen ausgesetzt. Trotzdem ist sie bereit zu helfen und hofft, dass sie irgendwann friedlich in dieser Welt leben kann. Das Spiel schafft es trotz der eher düsteren und traurigen Geschichte hin und wieder für ein Schmunzeln zu sorgen.
Dabei kämpft man sich nach und nach über die Karten und erlebt immer wieder in Episoden die Story. Die meisten Unterhaltungen sind dabei mit einer englischen Sprachausgabe vertont. Der Aufbau in Episoden macht Sinn, da die Truppe immer wieder neue Aufträge annimmt, mit dem Ziel die Insel zu kaufen, auf der sie aktuell zur Miete leben.
Das Kampfsystem
Das Kernstück des Spiels ist das Kampfsystem. Wie in taktischen RPGs üblich, befindet man sich auf einer Karte, auf der verstreut die Figuren stehen. Anders als in vielen anderen Vertretern ist aber, dass man die Charaktere im Umfeld von Marona auf Gegenstände und Pflanzen absetzt. Je nachdem, um was es sich handelt, bekommt der Charakter andere Verstärkungen. So gibt es Felsen, die eine höhere Verteidigung geben, wohingegen Pflanzen eher die Magie verstärken. Zusätzlich gilt es Ketten zwischen den Items zu beachten.
Die wirkliche taktische Tiefe kommt aber daher, dass Charaktere nur eine gewisse Anzahl an Zügen ausführen können, ehe sie wieder verschwinden. Diese hängt stark von der Einheit ab. Wer also ganz am Anfang das ganze Pulver verschießt, wird am Ende als Verlierer von Platz gehen. Denn Marona selbst ist nicht stark genug, um gegen die meisten Gegner zu bestehen.
Eine weitere Besonderheit ist, dass es kein Muster gibt, sondern dass sich die Charaktere frei über die Karte bewegen können. Dadurch gibt es nicht mehr das Phänomen, dass Gegner schräg vom Charakter gegebenenfalls nicht angegriffen werden können.
Auf diese Weise kämpft man sich durch das Spiel. Je früher ihr dabei mehrere Einheiten mitnehmt, desto besser ist das für euch. Denn tatsächlich verbringt man viel Zeit damit, diese zu verstärken. Besonders im späteren Verlauf benötigt man eine breite Truppe an Einheiten, um gegen die Gegner bestehen zu können. Ich persönlich hatte immer wieder einen Game Over Screen.
Soul Nomad: Rette die Welt vor dem Bösen
Im ersten Moment klingt der Anfang nicht so spannend, offenbart aber dann gleich einen Twist. So wurde der böse Gig nicht getötet, sondern in einem Schwert versiegelt. Dadurch sind die sogenannten World Eaters zum Stehen gekommen. Als der Held, der entweder weiblich oder männlich sein kann, das Schwert berührt, erwacht Gig aufs Neue und wird in diesem versiegelt. Der Spieler steht nun vor dem Problem, dass er zwar die Welt retten muss, ohne sich dabei zu sehr auf die Kraft von Gig zu verlassen. Natürlich versucht dieser immer wieder einen zu verleiten, seine Geschenke einzusetzen, wodurch das Böse ebenfalls stärker wird.
Um dies zu entgehen, muss man Einheiten rekrutieren und eine Armee anhäufen, um mit dieser die Gegner zu besiegen. Das Ganze klingt förmlich nach grinden und ist auch so. Denn nur eine gestärkte Gruppe kann gegen die World Eaters bestehen.
Das Kampfsystem
Auch Soul Nomad verfügt über ein taktisches Kampfsystem. Allerdings unterscheidet es sich ein wenig von Phantom Brave. Hier besteht die Karte wieder aus einem Gitter, auf dem sich die Einheiten bewegen. Die Einheiten bilden eine Gruppe aus bis zu drei Charakteren, die zusammen kämpfen. Es ist darauf zu achten, die 25 Einheiten in sinnvollen Teams einzusetzen, damit sie starke Combos ausführen können. Zusätzlich wird oben die Reihenfolge angezeigt, in der die Truppen auf der Karte agieren. So können Gegner fokussiert werden, die eher angreifen oder aber rechtzeitig eine verteidigende Haltung eingenommen werden. Anders als in vielen anderen taktischen Rollenspielen lassen sich in diesem Titel später Einheiten auf dem Level des Heldens rekrutieren und frühere Level können nicht wiederholt werden, wodurch das Grinding verringert wird.
Grundsätzlich bleibt auch hier die taktische Note sehr ausgeprägt. Ihr könnt aber natürlich auch die Kräfte von Gig einsetzen. Allerdings solltet ihr euch dann später nicht beschweren, wenn die Welt untergeht.
Steuerung und Technik
Beide Spiele verfügen über eine klassische Steuerung, die gut von der Hand geht. Als Spieler findet man sich recht schnell auf den Karten zurecht und die Menüs sind recht übersichtlich gestaltet, was bei solch taktischen Spieler durchaus eine Relevanz hat.
Grafisch sehen die Spiele hier und dort aufgehübscht aus. Aber dann wiederum sieht man doch sehr stark die verwaschenen Pixel. Es gibt einige deutlich hübschere Neuauflagen auf der Nintendo Switch. Doch die beiden Grafikstile versprühen dennoch einen gewissen Charme, obwohl gefühlt nur die Anzeigebilder der Charaktere überarbeitet wurden. In den Optionen lassen sich zusätzlich einige alte Sachen einstellen. Dadurch bekommt das Spiel zum Beispiel eine größere Unschärfe und die Grafik wird downgegraded. Dazu gibt es in beiden Spielen eine Sprachausgabe, die wahlweise Englisch oder Japanisch sein kann. Erstere kann aber leider nicht an andere Titel heranreichen, die von NIS America gepublished wurden. Leider bieten die beiden Spiele wie gewohnt nur einen englischen Text. Damit muss man bei solchen Nischentiteln leben. Musikalisch wissen sie ebenfalls zu überzeugen.
Kritik
Der größte Kritikpunkt ist das Preisleistungsverhältnis. Verglichen mit so mancher Nintendo Neuauflage mag das zwar besser sein, aber 60€ für zwei ältere Spieler, die ein wenig aufgemotzt wurden, ist schon eine nette Summe, die vermutlich viele abschrecken wird. Denn die Titel sind einfach zu speziell, als dass sie eine breite Masse ansprechen würden. So schreckt man direkt potentielle Käufer ab.
Gleichzeitig finde ich den Einstieg in beide Spiele für Anfänger ein wenig zu schwierig. Gerade bei Phantom Brave ist der Grind-Faktor einfach viel zu hoch. Wer das will, kann es gerne mitnehmen. Aber wenn man nicht allzu viel Zeit zum Zocken hat, sind 100 Spielstunden einfach ein Brett, an dem man oft einfach zu lange sägen muss. Da gibt es andere Spiele, die ihre Geschichte kompakter erzählen oder über deutlich mehr Inhalt verfügen. Dies hätte man durch verschiedene Schwierigkeitsgrade anpassen können.
Dazu kommt der Faktor Frust schnell dazu. Wenn man innerhalb von drei Stunden mehrere Male den Game Over Screen sieht, weil bereits in den ersten Leveln von einem erwartet wird, dass man grinded, dann ist das eher demotivierend.
Matthias meint:
Für Fans der beiden Spiele ist dies durchaus eine gelungene Packung. Fans von taktischen RPGs mit hohen Schwierigkeitsgraden und um die hundert Spielstunden kommen hier sicherlich auf die Kosten. Alle anderen können sich die Titel gerne einmal anschauen. Allerdings sind diese nicht für jeden etwas. Dazu ist die Grafik nur solide und die Sprachausgabe ausbaufähig. In meinen Augen hätten beide Spiele durchaus eine bessere Neuauflage verdient gehabt, durch den Einsatz von heutigen technischen Möglichkeiten und einer Anpassung der Schwierigkeitsgrade.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
03.09.2021
Nippon Ichi Software
NIS America
12
Singleplayer
Multiplayer
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