Amnesie ist ein ernstes Thema. Es ist nicht gerade leicht, damit umzugehen, wenn man seine Erinnerungen verliert. Doch der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür ist, wenn man gerade vor dem Endgegner steht. Dies ist dem Helden Flash passiert, der nun innerhalb von fünf Minuten nicht nur den Dämonenkönig besiegen muss, sondern auch seine Erinnerungen wiederherstellen muss. Genau darum geht es in The Longest 5 Minutes aus dem Hause Nippon Ichi Software. Der japanische Entwickler ist unter anderem für die Disgaea-Reihe bekannt. Den amerikanischen Firmensitz NIS America kennen wohl viele vor allem daher, dass sie viele japanische Spiele im Westen publishen.
Flash Back!
In The Longest 5 Minutes übernimmt der Spieler die Kontrolle über den Helden Flash Back. Wie erwähnt hat dieser all seine Erinnerungen verloren. Am Anfang kann er sich nicht einmal mehr an seinen eigenen Namen erinnern. Doch zum Glück ist er nicht alleine. Denn seine drei Freunde Yuzu, Clover und Regent, an deren Namen er sich auch erst erinnern muss, kämpfen an seiner Seite und halten den Dämonenkönig in Schach.
Nun muss Flash möglichst schnell seine Erinnerungen wiederbekommen, schließlich ist er der Held. Dafür muss er sich konzentrieren und tatsächlich kommt nach und nach mehr aus seiner Vergangenheit ans Tageslicht. So erfährt man recht schnell, dass Flash zusammen mit seinen Freunden in Souvenir aufgewachsen ist. Dort hat er ein friedliches Leben geführt. Schon immer war es sein Traum, ein Held zu werden. Umso toller ist es, dass er endlich ein Held ist und sein großes Abenteuer beginnen kann. Auf dieses begleiten ihn seine Freunde. Das erste Ziel ist dabei die Hauptstadt des Königreichs.
Doch bevor es dazu kommt, steht dort wieder der mächtige Dämonenkönig. Flash muss sich also erst noch an mehr erinnern. Dies kann durch die Story vorgegeben sein. So erfährt der Spieler zusammen mit dem Helden nach und nach mehr von dem Abenteuer, welches hier eigentlich das Ende finden soll. Dabei werden die Erinnerungen aber nicht immer in chronologischer Reihenfolge erzählt. Zudem bekommt man immer wieder die Wahl, was man als nächstes tun möchte. So kann man auswählen, ob man angreifen möchte oder doch lieber die Verbündeten heilt. Teilweise sorgen diese Entscheidungen dann sogar dafür, dass man andere Erinnerungen sieht. Auf diese Weise nimmt man immer wieder Einfluss auf den Endkampf, der ansonsten eher einer Cutszene entspricht.
Das große Abenteuer
Manche Erinnerungen sind einfach nur kurze Szenen aus der Vergangenheit. Andere wiederum erzählen, wie schon erwähnt, das große Abenteuer der Vier. Dabei gibt es stets eine Hauptaufgabe, die erledigt werden muss, um die Erinnerung abzuschließen. Oft ist das auch damit verbunden, dass die Gruppe einen Bossgegner besiegen muss. Dies geschieht wie die vielen Zufallskämpfe in einem klassischen rundenbasierten Kampfsystem. Dabei kann man Angreifen, Magie oder Items einsetzen, sich schützen oder in Zufallskämpfen auch fliehen. Zudem gibt es die Möglichkeit, einen Autokampf zu starten.
Besiegt man die Feinde, erhält man Erfahrung. Diese wird dazu genutzt, um die Level erneut aufzusteigen. Denn die Werte der Charaktere setzen sich einmal aus dem Level, welches sie während der Erinnerung hatten und dem wiedererlangten Level zusammen. Über das Menü ist es auch möglich, Erinnerungen erneut zu erleben. Hierbei gibt es einmal das Erinnerungsalbum und die Kapitelauswahl. Bei der Kapitelauswahl ist es sogar möglich, Entscheidungen im Kampf gegen den Dämonenkönig zu ändern. Dadurch besteht die Möglichkeit, andere Erinnerungen zu erleben.
Neben den Hauptaufgaben gibt es aber auch noch Quests, die nicht unbedingt erfüllt werden müssen. Diese lassen sich oft leicht während der eigentlichen Story erledigen. Erfüllt man diese, erhält man am Ende noch einmal Bonuserfahrung, wodurch das Level der Helden weiter ansteigt. Hierbei kann es sich um Botengänge handeln oder man muss bestimmte Entscheidungen treffen, damit diese erfüllt werden. Schafft man eine Nebenaufgabe mal nicht, ist das aber nicht weiter tragisch, da man die Erinnerung einfach nochmal erleben kann.
Auf diese Weise schlägt man sich nach und nach durch das Abenteuer und bestreitet unzählige Kämpfe. Diese sind leider ein bisschen zu einfach. Oft reicht es, einfach nur anzugreifen und ab und zu mal alle zu heilen. Hier wäre die Möglichkeit von verschiedenen Schwierigkeitsgraden gut gewesen. Das Gute daran ist aber, dass man nicht Grinden muss, um einen Bossgegner zu besiegen. Somit hat man nie das Gefühl, dass einen das Spiel unnötig aufhält. Allerdings zählt das Gold und die gefundenen Items immer nur für die jeweilige Erinnerung. So kommt man oft einfach nicht dazu, dieses aufzugeben oder die Items einzusetzen.
Steuerung und Technik
Das Spiel verfügt über eine klassische Steuerung, die gut von der Hand geht. So hat man die Wahl, sich mit dem Analogstick oder dem darunter befindenden Pfeiltasten zu bewegen. Mit Hilfe von A lassen sich Truhen öffnen, Felsen bewegen und mit Leuten reden. Durch Drücken der B-Taste läuft man schneller. Über X öffnet sich das Hauptmenü, in dem man jeder Zeit speichern kann. Über Y öffnet sich ein Menü, in dem man Zugriff auf seine Items hat, Magie einsetzen, die Ausrüstung ändern oder die Werte nachschauen kann. Zudem werden die aktuellen Missionen mit Hilfe der R-Taste eingeblendet. Im Kampf lassen sich die Aktionen mit dem Analogstick oder Pfeiltasten auswählen und mit A bestätigen. Über B kann man zurückgehen.
Wer sich die Grafik ansieht, wird feststellen, dass es definitiv schönere Spiele auf der Switch gibt. Allerdings ist der Grafikstil bewusst auf alt gemacht. So sieht man direkt, dass das Spiel eine Hommage an alte Rollenspiele ist. Schaut man sich die einzelnen Areale an, gibt es nämlich jede Menge Abwechslung. So gibt es gefährliche Höhlen und dunkle Wälder. Relativ am Anfang fährt man mit dem Zug, später dann mit dem Boot. In die Welt ist einfach jede Menge Liebe gesteckt. So bietet jede neue Stadt wieder etwas anderes. Dennoch hätten die Charaktere im Kampf gegen den Dämonenkönig ruhig über etwas mehr Pixel verfügen können, damit sie während ihren Aktionen etwas schöner aussehen. Hier ist halt einfach die Frage, was man lieber hat. Ältere Spieler fühlen sich dadurch aber sicherlich an die alten Zeiten erinnert.
Musikalisch wird das komplette Abenteuer von einem guten Soundtrack begleitet. Es gibt viele nette Stücke, die man sich gerne immer wieder anhört. So geht auch das Kampftheme nicht auf die Nerven, welches man immer und immer wieder hört. Man hat sich dann aber bewusst für etwas mehr Vielfalt in den Klängen entschieden, weshalb sich die Stücke gleich noch besser anhören. Hier gibt es wirklich nichts zu meckern, da es genug Abwechslung gibt. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, würde aber auch zur Aufmachung des Spiels nicht passen. Als Spieler sollte man aber Englischkenntnisse haben, da es den Titel leider nicht auf Deutsch gibt.
Kritik
The Longest 5 Minutes versucht das alte Abenteuerkonzept aufzubrechen. Das gelingt in meinen Augen auch, aber bei den Erinnerungen hätte man die Reihenfolge ruhig noch etwas mehr vertauschen können. So beginnt man die Reise am Anfang. Zwar gibt es später immer wieder Erinnerungen, die früher oder später waren, aber man hat trotzdem das Gefühl, dass man vom ersten Kontinent, zum zweiten und dann zum dritten reist.
Zudem gibt es wie in vielen alten Spielen unzählige Zufallskämpfe, die zwar nur kurz gehen und nicht besonders fordernd sind, aber halt oft auftreten. Hier ist eben auch der Schwierigkeitsgrad ein Problem. Man hat nie das Gefühl, dass man jetzt wirklich aufleveln muss. Man kommt eben auch ohne viel Fleiß durch die Erinnerungen ohne Probleme hindurch. Deshalb wären unterschiedliche Schwierigkeitsgrade von Vorteil gewesen. Zwar bekommt man über die Kämpfe auch Gold, aber da dieses nur für Erinnerung selbst zählt, ist das eben auch nicht so viel Wert.
Vielen Dank an NIS America für das Testmuster.
Matthias meint:
The Longest 5 Minutes geht einen erfrischend anderen Weg in der klassischen Heldengeschichte. Dazu gibt es viele lustige und spannende Moment, sowie die ein oder andere Wendung, mit der man nicht unbedingt gerechnet hatte. Leider ist der Schwierigkeitsgrad etwas niedrig. Wer aber Lust auf ein JRPG mit Retrografik hat, macht hier sicherlich nichts verkehrt. Aber auch alle anderen Spieler können ruhig mal einen Blick auf den Titel werfen. Leider gibt es das Spiel aber nur auf Englisch.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
Nippon Ichi Software
NIS America
6+
Singleplayer
Multiplayer
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