Das South Park Extended Cinematic Universe (SPECU)
In „die rektaktuläre Zerreißprobe“, die auf Englisch viel passender „The fractured but whole“ heißt, geht es um ein sehr aktuelles Thema: einen unnötigen Krieg. Eric Cartman und seine Coon & Friens Truppe wollen ein Superhelden-Franchise aufbauen und damit reich werden. Timmy und seine Freedom Pals stehen dabei im Weg. Aber nicht nur die, es gibt auch noch zahlreiche andere Gegner in diesem Spiel, von denen man viele auch Sekunden vorher nicht kommen sieht.
Man kämpft sich in der Story durch ein abgedrehtes Abenteuer voll mit dem typischen Toilettenhumor, Sarkasmus, übertriebener und expliziter Gewaltdarstellung sowie jeder Menge Stereotypen. Zuerst werden nur Katzen entführt und keiner weiß warum, dann ist es ein mysteriöser Fädenzieher, der alle kriminellen Gruppen der Stadt zusammenführen will und später noch jemand, der als Bürgermeister die ganze Stadt umkrempeln möchte. Und mittendrin unsere bekannten und bei mir sehr beliebten Helden. Mehr will ich inhaltlich zur Geschichte auch gar nicht sagen, sie wirkt nämlich am besten, wenn man sich überraschen lässt. Aber gewiss ist: Fans oder Freunde von South Park kommen voll auf ihre Kosten. Zahlreiche beliebte aber auch schon lange eher in Vergessenheit geratene Charaktere bekommen hier eine Bühne, auf der sie sich so richtig austoben können.
Wer schon immer mal als Santa mutierte Waldbewohner vermöbeln, die tote Mutter eines schwulen Fisches zusammen mit Samen – der Witz klappt im Englischen leider auch viel besser – auf einem Regenbogen furzenden Einhorn in den Himmel bringen oder Kyle Broflovskis extrem nervigen Cousin Kyle eins überbraten wollte, der kommt voll auf seine Kosten. Störend an der Geschichte empfand ich nur, dass sie wenig konsistent ist. Ich mag ja grundsätzlich Überraschungen und Plot Twists, aber bei diesem Spiel fallen einfach zu viele Entwicklungen zu unerwartet vom Himmel. Das an sich ist ja nicht schlimm, aber diese Entwicklungen werden nie als Spannungsmomente genutzt. Man denkt, man hat den Bösen gefunden, besiegt ihn im epischen Endkampf und auf einmal schließt er sich dem Team an und es geht gegen eine andere Bedrohung, die vorher natürlich im Schatten eh schon da war, weiter. Das hat was von Thanos…
Wie dem auch sei: Etwas mehr „roter Faden“ hätte der Story gut getan. Und vermutlich auch dazu geführt, dass ich für die ca. 25 Stunden Spiel nicht über vier Wochen gebraucht hätte. Manchmal war es mir einfach zu willkürlich und zu wenig mitreißend. Das Ziel ändert sich einfach zu oft. Bei einem so langen Spiel fällt einfach auf, dass die Serie nicht für allzu komplexe Handlungen gemacht ist.
Endlich selbst South Park unsicher machen!
Das Gameplay folgt einer an sich sehr einfachen Formel und lässt sich am ehesten dem RPG-Genre zuordnen, auch wenn das nicht immer passt. Man schlüpft in die Haut eines neuen Viertklässlers in South Park (derselbe neue Viertklässler wie im Vorgänger, jetzt aber mit neuem Spitznamen) und spielt gemeinsam mit den anderen Kindern Superhelden – weil Cartman, bzw. der Coon das so will. Die anderen wäre gerne noch weiter in ihrem Fantasy-Universum geblieben. Aber wie so oft kann Cartman sie zu seiner Idee bringen.
Anders als die nur imaginären Superkräfte der anderen Figuren, mit Ausnahme von Mysterion natürlich, hat der namenlose Held eine echte Superkraft: seinen Arsch. Er kann furzen, dass die Zeitlinie wackelt. Und damit sind wir schon beim zentralen Element des Spiels. Er setzt seine Fürze für Aktionen in South Park ein, die er gemeinsam mit seinen Verbündeten nach und nach lernt. So kann man die Umgebung nach möglichen Aktionsplätzen abscannen und dann den Weg frei furzen, sich mit einem menschlichen Drachen hoch in die Luft furzen oder Captain Diabetes auch ohne sein rettendes Insulin zu Superkräften verhelfen. Neben dieser Interaktion mit der virtuellen Version der durchgedrehten Kleinstadt, gibt es noch allerhand weitere „Rätsel“. In Taschen und Schränken lassen sich Items zum Craften oder für den Kampf finden. Ebenso muss man mal Treppen verschieben und schlau kombinieren, um Geheimnisse zu lüften. Allerdings ist dieser Teil des Spiels nicht sonderlich hochtrabend.
Sehr vielseitig ist dagegen das Kampfsystem. Man hat nicht nur die Wahl aus etwa zehn Verbündeten mit eigenen Aktionen, sondern hat selbst auch diverse Klassen zur Auswahl, die auf unterschiedliche Fähigkeiten zurückgreifen können. So kann der Speedster sich extrem schnell bewegen, während der Brutalist eher Berge zum Wackeln bringt. Anfangs kann man sich eine aus drei Klassen aussuchen, im Laufe des Spiels kommen viele weitere hinzu.
Trifft man auf Gegner, dann kämpft man rundenbasiert gegen sie. Unten rechts wird die Reihenfolge der Züge angezeigt. Wenn man dran ist, bewegt man sich über das Schachbrett und setzt dann eine Aktion ein. Wer keine Kraftpunkte mehr hat, geht K.O. und sind alle Gegner besiegt, dann hat man den Kampf gewonnen. Neben den normalen Attacken gibt es auch noch einen Superangriff, den man einsetzen kann, sobald er voll aufgeladen ist, hiervon hat jeder Held und jede Klasse einen eigenen. Auch im Kampf kommen die Fürze des Helden zum Einsatz. Im Laufe des Spiels lernt er, mit seinen gasförmigen Ausscheidungen sogar die Zeit zu manipulieren und kann das auch im Kampf einsetzen, um gegnerische Züge ungeschehen zu machen.
Die Angriffe haben dabei immer bestimmte Richtungen, in denen sie wirken. Zum Beispiel haut man auf den Gegner direkt vor einem oder man zieht alle Gegner die rechtwinklig zu einem stehen an sich ran. Diese Richtungen machen den Kampf recht taktisch, da man genau überlegen muss, wie man die Figuren platziert, um sich nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Und da hin und wieder auch die Umgebung zum Einsatz kommt, muss man teilweise gut überlegen, was man tut, um nicht selbst K.O zu gehen.
Nach einem Sieg gibt es Erfahrungspunkte, die dazu führen, dass man sich Stufe für Stufe weiterentwickelt. Das alleine macht aber noch nicht stärker, man bekommt in einer neuen Stufe einen neuen Platz für ein Artefakt, klein, groß oder episch, den man dann mit einem Artefakt aus dem Inventar belegen kann. Dadurch wird man in bestimmten Kategorien stärker. Man hat also selbst in der Hand ob man eher viel Bewegungsradius oder hohe Kraftpunkte haben will – und kann das jederzeit im Spiel komplett frei ändern, da sich die Artefakte beliebig oft austauschen lassen.
Neben den Erfahrungspunkten erreicht man durch die Kämpfe auch Fortschritte in bestimmten Aufgaben. So gibt es Missionen, die zum Beispiel vorgeben, 15 Sechstklässler zu besiegen. Schafft man das im Laufe des Abenteuers, dann gibt es dafür weitere Erfahrungspunkte. Neben solchen Kampf-Missionen gibt es auch Nebenmissionen, die weitere Erfahrungspunkte bringen. So kann man zum Beispiel Callgirl dabei helfen, ihren Mobilfunkvertrag wieder ans Laufen zu kriegen oder sollte einen bestimmten Superhelden vor seiner Leidenschaft – den Raisins Girls – retten.
Zuletzt seien noch die Kostüme erwähnt: Diese kann man – wie Artefakte auch – entweder craften oder man findet sie direkt bzw. bekommt sie als Belohnung nach einem Kampf. Damit kann man das Aussehen des Helden regelmäßig verändern und es sind ein paar coole Dinge dabei. Wer schon immer mal als Amazone unterwegs sein wollte, der kann das jetzt tun. Daneben gibt es noch weitere Elemente, aber das würde hier zu weit führen. Denn der Held muss noch seine Identität findet, in Erfahrungen bringen, was eigentlich mit seinen Eltern los ist und vieles mehr. Langweilig wird es jedenfalls so schnell nicht.
Die technische Seite der Dinge…
Grafisch ist South Park allererste Sahne. Die Entwickler haben das Flair der Serie perfekt eingefangen, die Figuren, ihre Bewegungen, die Mimiken sowie die Umgebung sind im Sinne der TV-Serie perfekt eingefangen. Und auch auf der Switch läuft das sehr flüssig und sieht toll aus. Es sind einzig die Ladezeiten zu bemängeln, wenn man unterwegs zockt. Im Dock geht es zum Glück wesentlich flotter. Ansonsten ist es eine extrem saubere Umsetzung auf der bei weitem nicht so potenten Konsole von Nintendo.
Dazu kommt eine atemberaubende Akustik. Ich bin ein großer Freund der Originalstimmen in der Serie, aber auch die deutsche Synchronisation von der rektakulären Zerreißprobe kann sich echt hören lassen. Es sind neben den aus der Serie bekannten Stimmen ein paar hochkarätige Gäste dabei und vor allem die Stimme von Mysterion haut mich immer wieder um. Jahrelang habe ich mir vorgestellt, wie der in seine Kapuze nuschelnde Kenny wohl wirklich klingt, dann wurde es im Film in einer epischen Szene gelüftet und jetzt kommt Mysterion mit einer Stimme, vor der sogar Batman Respekt hätte.
Musikalisch gibt es auch nichts zu meckern. Die bekannten Stücke und Instrumente aus der Serie kommen ebenso zum Einsatz wie epische Superhelden-Melodien, die aus einem Marvel- oder DC-Film geklaut sein könnten. Einige davon sind es vermutlich sogar tatsächlich, den Machern von South Park ist ja alles zuzutrauen. 😉
Vielen Dank an Ubisoft für das Testmuster.
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Mario meint:
Ich kann die rektakuläre Zerreißprobe auf jeden Fall empfehlen. Jeder Fan oder Freund von South Park kommt am Spiel nicht vorbei, aber auch für alle anderen ist es eine Überlegung wert. Das Spiel ist witzig, zynisch, überzogen und nimmt vor allem die ganzen Superhelden-Filme unserer Zeit gehörig auf die Schippe. Wem die ein Dorn im Auge sind, der wird viel zu lachen haben. Wer die Filme mag, der kann bestimmt auch mit Augenzwinkern auf die Anspielungen reagieren. Also: Für alle ist etwas dabei. Bis zum Schluss – und der kommt bei diesem Spiel sehr.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
24.04.2018
Ubisoft / South Park Digital Studios
Ubisoft
16+
Singleplayer
Multiplayer
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