Der langersehnte Nachfolger?
Sechs Jahr nach dem großen Erfolg von Xenoblade Chronicles auf der Nintendo Wii erscheint nun der Nachfolger für die Switch. Zwar gab es mit Xenoblade Chronicles X auf der Wii U bereits einen Quasi-Nachfolger, der konnte aber die Erwartungen der Fans nur teilweise erfüllten. Mit Teil 2 kehren die Entwickler bei Monolith Soft zurück zu den Ursprüngen und starten einen neuen Versuch. Mal schauen, ob der gelungen ist!
Geschichte
Xenoblade Chronicles 2 ist wie der Vorgänger X auf der Wii U in Kapitel unterteilt. Allerdings sind die im Rahmen der Handlung stattfindenden Missionen nicht mehr von einem zentralen Hub aus anzunehmen, sondern man befindet sich auf einer Reise durch eine abwechslungsreiche Welt wie schon im Original auf der Wii. Zu Beginn ist noch nicht klar, wo die Reise hingeht und leider dauert es auch eine ganze Weile, bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Man schlüpft in die Haut von Rex, seines Zeichens Bergungstaucher. Er übernimmt nach einem kurzen Intro der Welt, die langsam unterzugehen droht, einen lukrativen Auftrag.
In diesem soll er dabei helfen, ein uraltes Schiff in den Tiefen des Wolkenmeeres zu bergen und natürlich gelingt das. Dort suchen die Auftraggeber eine uralte Waffe. Rex findet sie zuerst und fasst sie an – keine gute Idee, denn kurz darauf wird er von einem Begleiter unsanft aus dem Weg geräumt. Dank einer glücklichen Fügung kehrt er jedoch zusammen mit der legendären Waffe zurück und verspricht dieser im Gegenzug, bei ihrem größten Wunsch behilflich zu sein. Und so beginnt die Reise zum Weltenbaum, der sich im Zentrum der Welt befindet und auf dem das Reich Elysium mit ausreichend Platz für alle Lebewesen befinden soll.
Auf dem Weg dorthin erlebt die immer größer werdende Gruppe allerhand Abenteuer, trifft laufend auf neue Freunde und Feinde und stolpert über diverse Geheimnisse. Manchmal ist es nicht so klar, welches Motiv die anderen Charaktere haben, die man auf dem Weg trifft und meistens sind es andere als die, die man zu Beginn erwartet. Dazu kommen diverse Einblicke in die Vergangenheit, die nach und nach immer mehr Einblick in die Herkunft und Motive der Figuren geben.
Spätestens mit dem Aufbruch der Gruppe aus dem ersten größeren Dorf beginnt das Abenteuer so richtig und hat mich dank zahlreicher Überraschungen sehr gut unterhalten. Der etwas langsame Anfang hinterlässt zum Glück keine negativen Spuren auf das gesamte Werk, auch wenn die Story leider auch zwischendurch immer mal wieder Tiefen hat, da teilweise viele Stunden nichts und dann plötzlich wieder jede Menge gleichzeitig passiert. Das hätte man besser ausbalancieren können.
Gameplay & Kämpfe
Wie schon angedeutet, kehren die Entwickler mit diesem Spiel wieder zu den Ursprüngen aus Xenoblade Chronicles für die Wii zurück. Man hat keine zentrale Stadt mehr, von der aus man zu Missionen aufbricht, sondern man befindet sich auf einer Reise mit zunächst unbekanntem Ziel. Dabei stehen zwei Elemente im Vordergrund: Erkunden und Kämpfen.
Die Geschichte gibt zwar eigentlich einen recht linearen Weg vor, jedoch ist es dem Spieler freigestellt, jederzeit einen anderen Weg zu gehen und später zur Handlung zurückzukehren. Denn in der Welt gibt es eine ganze Menge zu entdecken. Viele Sachen entdeckt man nicht auf den ersten Blick, es gibt viele versteckte Pfade und geheime Ecken, die man nur findet, wenn man auch etwas abseits des Hauptweges läuft, den die Geschichte stets vorgibt. So entdeckt man versteckte Schätze, Nebenmissionen und allerhand mehr.
Darunter auch diverse Monster, gegen die man dann kämpfen kann. Gerade am Anfang ist das oft leichter gesagt als getan, wie ich in meinem ersten Eindruck schon gesagt habe. Denn solange man alleine unterwegs ist, sind die Kämpfe ziemlich zäh. Doch kurz nachdem das Abenteuer so richtig losgeht, geht es auch mit den Kämpfen steil bergauf.
Das Kampfsystem ist eine Weiterentwicklung dessen aus dem Vor-Vorgänger auf der Wii. Ein einmal anvisierter Gegner wird automatisch angegriffen. Jeder Treffer lädt die Spezialangriffe auf, die je nach Waffe unterschiedlich sind. Setzt man einen Spezialangriff ein, dann lädt dieser wiederum einen weiteren Spezialangriff nach und nach auf. Setzt man diesen dann auf Knopfdruck ein, dann wirft man seine Waffe zu seiner Waffe und die beiden greifen gemeinsam an. Moment? Waffe zur Waffe werfen? Nein, das ist kein Fehler, denn bei Xenoblade Chronicles 2 sind die Waffen gleichzeitig Charaktere im Spiel.
Um von einem Menschen im Kampf eingesetzt werden zu können, muss dieser mit einem Kristall resonieren – passt es nicht, dann ist das für den Menschen sehr schmerzhaft; passt es, sind Waffe und Mensch fortan ein Team. Die Waffe kämpft dann Seite an Seite mit dem Menschen, stellt ihm ihre Energie zur Verfügung und unterstützt im Kampf wo sie nur kann. So eben auch die legendäre Waffe, mit der Rex unterwegs ist.
Daneben gibt es noch zahlreiche andere Waffen, die man im Laufe der Geschichte trifft oder abseits des Hauptweges finden kann. Dabei hat jede andere Stärken und Schwächen und unterschiedliche Möglichkeiten. Anders als in den meisten anderen Genre-Vertretern, kauft man sich hier also nicht ständig neue Waffen, sondern entwickelt eine Hand voll Waffen langsam und genau wie den eigenen Charakter weiter, damit sie immer stärker werden.
Doch ich war eigentlich beim Kampf und den Spezialangriffen. Diese kann man nicht nur einfach aufladen, sondern bis zur Stufe IV und dabei werden sie natürlich immer mächtiger. Und dazu kommt, dass man verschiedene Angriffe auch noch kombinieren kann, um besonders viel Schaden anzurichten. Nicht zuletzt kann und sollte man auch Statusveränderungen für sich nutzen, so kann ein schwankender Gegner zum Beispiel umgeworfen werden und sich dann eine Weile nicht mehr wehren.
Natürlich gibt es beim Erkunden und Kämpfen noch eine Menge mehr zu erzählen, ich möchte mich aber hier nicht so sehr auf das Aufzählen beschränken, sondern euch einen möglichst guten Einblick in das Spiel geben.
Dinge außer der Reihe
Neben den schon erwähnten Nebenaufgaben und dem normalen Gameplay inklusive der Kämpfe hat Xenoblade Chronicles 2 noch eine ganze Menge mehr zu bieten. In vielschichtigen Menüs lassen sich die Charaktere und Waffen auf diverse Arten weiterentwickeln. Für manche Upgrades ist Erfahrung nötig für andere muss man im Spiel bestimmte Sachen tun, zum Beispiel im Kampf Charakter und Waffe auf die höchste Harmoniestufe bringen.
Neue Fähigkeiten der Waffen eröffnen dann auch neue Möglichkeiten auf der Welt. Manche Wege lassen sich nur durch diese Fähigkeiten öffnen – man sollte also darauf achten, seine Waffen ständig weiterzuentwickeln.
Und natürlich sollten auch die Charaktere stärker werden, das geht klassisch über Erfahrungspunkte und ein Level-System. Das ist jedoch extrem clever gemacht, denn durch normale Kämpfe levelt man nicht besonders schnell. Man sammelt aber dabei auch noch Bonus-Erfahrung, die man in Gasthäusern einsetzen kann, um bei Bedarf zu leveln. Damit macht man sich das Spiel dann bei Bedarf ein gutes Stück leichter.
Allerdings hat diese Möglichkeit eine Schwachstelle: Auch mit der besten Taktik, lassen sich manche Bosse kaum bekämpfen, wenn man zu schwach ist. Man sollte also schon darauf achten, dieses Feature zu nutzen, sonst kämpft man sich beim Erkunden einen Wolf. Also: clevere Idee, aber leider nicht ganz perfekt umgesetzt.
Anders die Söldnertruppe. Zu einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel bekommt Rex die Möglichkeit, seine Waffen alleine zu verschiedenen Einsätzen zu schicken. Dann stehen die Waffen eine gewisse Zeit lang nicht zur Verfügung, bringen dafür aber Sammelgegenstände und Erfahrung mit, wenn sie erfolgreich zurückkehren. Das vertieft zwar nicht die Gameplay-Erfahrung, ist aber eine gute Idee, um sich weiterzuentwickeln und besondere Gegenstände zu bekommen.
Technik und Steuerung
Optisch ist Xenoblade Chronicles auf den ersten Blick extrem gelungen. Eine sehr lebhafte und abwechslungsreiche Welt auf der eine ganze Menge los ist. Dazu bringt der neue Anime-Stil der Charaktere Leben in die Bude, vorbei sind die Zeiten steifer Charaktere wie in den beiden Vorgängern, endlich gibt es gelungene Gestik und Mimik, so dass die Emotionen der Figuren noch viel glaubhafter vermittelt werden. Leider hat das Spiel technisch aber auch ein paar Schwachstellen, im Handheld-Modus stört die sehr niedrige Auflösung in den Kämpfen. Der Unterschied ist vor allem bei den Spezialangriffen deutlich zu erkennen – eine unglaubliche Pixelmatsche. Doch zum Glück stört die kaum, hätte aber besser gelöst werden können. Dafür hält der Akku wesentlich länger als bei Breath of the Wild oder Odyssey – es hat also auch etwas Positives!
Außerhalb der Kämpfe hat das Spiel mit starken Popups zu kämpfen, Details werden erst wenige Meter vor dem Spieler wirklich sichtbar. Klar, man hat eine hohe Weitsicht und es fällt erst durch die Popups auf, wie detailarm die Ferne ist, aber irgendwie wirkt es manchmal etwas befremdlich, wenn man wie ein Kurzsichtiger durch die Welt rennt.
Krass finde ich auch das Nachladen bei Nutzung der Schnellreise-Funktion. Aber seht am besten einfach selbst. Wobei mir das so fast noch lieber ist als 10 Sekunden länger den Ladenbildschirm zu sehen:
Akustisch ist das Spiel eine Bombe, vor allem die Musik finde ich extrem gelungen. Epische Klänge auf der Oberwelt treffen auf Heavy Metal in den Bosskämpfen. Und da jede Region anders untermalt ist, wird es auch nicht langweilig, der Musik zuzuhören.
Die Sprachausgabe sehe ich geteilt, einerseits ist sie sehr gelungen und kommt umfangreich zum Einsatz, andererseits ist der britische Akzent für meinen Geschmack zu stark. Das Ganze auf Deutsch oder in akzentfreiem Englisch wäre mir lieber gewesen. Und da ich die Sprachausgabe brauche, um nicht lesen zu müssen, hilft mir der O-Ton aus Japan auch nicht.
Die Steuerung tut ihren Zweck – und ein Glück, dass die Switch so viele Tasten bietet. Tatsächlich ist jeder Knopf mehrfach belegt, je nachdem ob man kämpft oder erkundet. Doch nach kurzer Eingewöhnungszeit geht alles in Fleisch und Blut über – vor allem bei den Kämpfen. Schwachstellen wie das Anvisieren von Gegnern oder die etwas nervige Kamera, die nur brauchbar ist, wenn man sie komplett selbst steuert, trüben leider das Erlebnis ein wenig. Im Großen und Ganzen haben die Entwickler aber sehr gute Arbeit geleistet.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Nachgehakt 01 – Xenoblade Chronicles 2 (klicken zum Herunterladen – 36:30 Min. – 50,2 MB)
Mario meint:
Unterm Strich ist Xenoblade Chronicles 2 der lange erwartete Nachfolger des Wii-Erfolgstitels. Er folgt Xenoblade Chronicles an den richtigen Stellen genau in den Fußstapfen und verlässt die bekannten Pfade ebenso an genau den richtigen Stellen. Es gibt mehrere Titanen, auf denen man unterwegs ist, was mehr Abwechslung bringt, ohne aber das Gefühl eine epischen Reise zu zerstören. Man wächst mit seinen Aufgaben, statt für seine Aufgaben zu wachsen wie bei Xenoblade Chronicles X. Und so hat sich nach dem eher mauen Start und trotz einiger Fehlentscheidungen der Entwickler für mich am Ende gezeigt: Als Fan des Wii-Spiels kommt man an Xenoblade Chronicles nicht vorbei. Ja, es hat Schwächen und nein, es ist nicht perfekt. Aber es macht verdammt viel Spaß, unterhält locker 100 Stunden und mehr und kann dank der tollen Geschichte immer wieder aufs Neue überraschen. Viel mehr kann man von einem RPG kaum erwarten.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
Monolith Soft
Nintendo
12+
Singleplayer
Multiplayer
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