Für die meisten Menschen funktionieren Lügen praktisch wie ein Darlehen auf die Wirklichkeit. “Fake it til you make it” heißt es und wenn am Ende alles gut wird, hat man ja auch gar nicht wirklich gelogen. Dies ist die erste vieler Lügen, in die sich die Protagonistin aus Liar Princess and the Blind Prince verstrickt, bis sie kaum noch den Ausweg findet.
Es war einmal…
Liar Pricess ist ein klassisches Märchen, das zu Beginn unberührt scheint von modernen Neuinterpretationen wie sie Disney pioniert hat. Es ist ein Märchen das mit grausamen Zufällen beginnt und mit weitreichenden Konsequenzen endet. Es ist die Geschichte einer Wölfin, deren Gesang bei einem jungen Prinzen großen Anklang findet, der ihm gerne des Nachts im Wald lauscht. Mit der Zeit beginnt die Wölfin, ihren einzigen Zuhörer ins Herz zu schließen, dieser weiß allerdings nicht, wer oder was sie ist. Eines Nachts versucht er daher, den Berg zu erklimmen auf dem sie singt. Sie hat jedoch Angst, dass er ihre Gestalt abstoßend finden könnte und kratzt ihm in einem Schockmoment aus Versehen die Augen aus.
Um ihren Fehler rückgängig zu machen lässt sie sich von der Hexe des Waldes die Fähigkeit geben, sich in eine menschliche Prinzessin zu verwandeln, im Austausch für ihre Singstimme. In dieser Form versucht sie nun, auch den Prinzen zu der Hexe zu geleiten, in der Hoffnung, seine Augen so heilen zu können.
Meide das Mondlicht!
The Liar Princess and the Blind Prince ist ein Puzzle-Plattformer. In einer Reihe von zweidimensionalen Leveln nimmt man den Prinzen bei der Hand und führt ihn durch den dunklen, mysteriösen Wald voller Gefahren. Um gegen diese Gefahren gewappnet zu sein, kann die Prinzessin jederzeit zwischen ihrer menschlichen und ihrer Wolfsform wechseln. Als Wolf kann sie schneller laufen, höher springen und Monster bekämpfen, jedoch nicht die Hand des Prinzen halten, da sie ihm nicht ihre wahre Gestalt zeigen will.
Der Prinz wirkt zu Beginn daher mehr wie ein hilfloser Klotz am Bein, den es von A nach B zu ziehen gilt. Doch mit der Zeit bekommt auch er die Möglichkeit, sich nützlich zu machen. Beginnend damit, dass er Schalter aktivieren oder halten kann, ist er ebenfalls in der Lage, schwere Steine oder Laternen zu tragen (vor dessen Feuer sich die Wölfin fürchtet), bis er irgendwann sogar alle möglichen Anweisungen ausführt.
Unterbrochen von kleinen Geschichten und Szenen, die die gemeinsame Reise der Protagonisten erzählen, entsteht so auch im Gameplay ein Band zwischen den beiden, welches durch das ganze Spiel spürbar ist. Streift man also mal in Wolfsform zu weit voraus um die Lage zu erspähen, fühlt man sich nicht von einem unnötigen Gewicht befreit, sondern mehr von einem wertvollen Partner getrennt.
Die Rätsel selbst werden dabei nie besonders anspruchsvoll. Das ist auch gar nicht das Ziel von Liar Princess, sondern eben die Knüpfung des Bandes zwischen den beiden Spielfiguren, die hier den absoluten Fokus einnimmt. Damit ist das Spiel auch verhältnismäßig kurz, endet aber auch ziemlich genau an dem Punkt, an dem es enden sollte. Es ist ein Märchen, es erzählt seine Geschichte, kommt zum Punkt und endet bittersüß.
Wie ein Bilderbuch
Vollkommen handgezeichnete Spiele kann es gar nicht genug geben und Liar Princess beweist erneut, warum. Wie ein Bilderbuch präsentiert sich das Spiel in matten Farben und einer düsteren aber dennoch niedlich naiven Atmosphäre. Die Gefahr, die vom Wald ausgeht ist stets spürbar, aber seine Schönheit nicht zu übersehen. Die Charaktere sind ausdrucksstark gezeichnet und animiert und wirken vom Beginn des Levels an lebendig. Selbst die Monster sind so wunderbar gestaltet, dass es einem zuweilen leidtut, sie töten zu müssen.
Dazu kommt der Soundtrack, der mal klein und ruhig, mal groß und episch, doch stets verspielt die Hoffnung am Ende der gefährlichen Reise erzeugt. Der Sprachbarriere zum Trotz vermittelt die Erzählerin darüber hinaus die Stimmung der Geschichte und interpretiert die Figuren selbst für fremde Ohren stimmig. Leider ist die Sprachausgabe nur auf japanisch und der Text nur auf englisch übersetzt. So kleine Nischentitel machen selten genug Geld um ein Budget für mehr zu bekommen.
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Lukas meint:
Ja, ein Spiel wie Liar Princess and the Blind Prince verkauft sich primär durch seine ausgefallene Grafik und seinen starken Soundtrack. Die Geschichte ist jedoch liebevoll erzählt und das Gameplay, sowohl kurzweilig genug um zu unterhalten, erzählt sie gleich mit. Damit ist The Liar Princess and the Blind Prince ein modernes Märchen, das bewegt.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
12.02.2019
Nippon Ichi Software
NIS America
12
Singleplayer
Multiplayer
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