Dream Team Superstars auf einem Jam-Abenteuer durch die Zeit
Mario-Spiele gibt es fast wie Sand am Meer. Seit vielen Jahren unterhält uns Nintendo vor allem mit Jump & Runs. Erst nur in 2D mittlerweile dazu noch in 3D und vor allem dort immer wieder mit richtig guten Spielen, wie zuletzt Super Mario Odyssey gezeigt hat. Daneben ist Super Mario auch noch an vielen anderen Fronten unterwegs: Kart, Tennis, Golf, Fußball und mehr. Doch eine dieser anderen Reihen sticht aus dem Rest deutlich raus: Die Rollenspiele.
Angefangen mit Super Mario RPG auf dem SNES von Squaresoft wurde das Genre später von Alphadream übernommen und seither als Mario & Luigi Reihe auf Nintendos Handhelds geführt. Nach dem Start mit Superstar Saga auf dem GBA kam es mit Zusammen durch die Zeit auf dem DS zu deutlichen Erweiterungen am Konzept. Mit dem dritten Teil, der ebenfalls noch auf dem DS erschienen ist, verschwanden zwei Protagonisten des Vorgängers wieder und es kam ein neuer dazu. Mit dem Sprung auf den 3DS gab es weitere traumhafte Neuerungen am Konzept – auch wenn das Spiel nicht mehr ganz so gut aufgenommen wurde. Ebenso wie beim aktuell letzten Teil, bei dem Paper Mario dazu stößt, der sonst eigentlich Protagonist der Heimkonsolen-RPGs ist.
Statt nun weitere, neue Spiele für den 3DS oder die Switch herauszubringen, hat sich Nintendo entschieden, die zwei Spiele für den DS auf den 3DS zu porten. Nach Zusammen durch die Zeit ist nun Abenteuer Bowser dran. Doch statt das Spiel einfach nur 1:1 zu kopieren, ergänzen sie auch hier wieder ein weiteres Abenteuer, dieses Mal mit Bowser jr. und den anderen Schergen vom König der Koopas in der Hauptrolle. Andere Firmen würden so ein Spiel vermutlich separat zum Vollpreis auf den Markt schmeißen, so viel schon mal vorab.
Innendrin statt nur dabei!
Nachdem im direkten Vorgänger die Baby-Versionen von Mario & Luigi zusammen auf die Reise gingen, sind die nun wieder weg, dafür nimmt Bowser aber eine Hauptrolle ein, dazu aber später mehr. Das grundsätzliche Gameplay ändert sich dadurch kaum, es kommt aber eine weitere Ebene dazu. Nach wie vor läuft man mit den beiden Helden gleichzeitig durch die Umgebung, muss kleinere Rätsel lösen, um den Weg zu finden und unterwegs immer mal wieder Gegner bekämpfen.
Warum? Weil eine Krankheit unter den Toads umgeht, die sie unglaublich fett werden lässt. Mario und Luigi bekommen von Prinzessin Peach den Auftrag, sich darum zu kümmern. Bevor sie das jedoch tun können, kommt Bowser ins Spiel und saugt alle auf. Mario und Luigi befinden sich nun also im Bauch des Koopa Königs und müssen dort ihr eigenes Abenteuer bestehen, aber auch Bowser bei seinem helfen.
Denn hinter der Krankheit steht natürlich ein Bösewicht, der das Pilzkönigreich und Bowsers Land an sich nehmen will – das gilt es zu verhindern. Fangen wir mit Bowser an. Der weiß nicht, was passiert ist und hat auch keine Ahnung, dass die Mario Brüder in ihm drin sind. Er macht sich auf den Weg zurück zu seinem Schloss und trifft dabei natürlich auch auf einige Widersacher, die er mit Hilfe der Brüder überwinden muss.
Bowser kann dabei anders als Mario und Luigi nicht springen und ist damit auf der Welt bewegungstechnisch eingeschränkt. Dafür kann er Feuer speien sowie ziemlich kräftig zuschlagen und damit Wege freilegen, die den Klempnern wiederum versperrt bleiben. Aber die sind ja sowieso erstmal in ihrem eigenen Mikrokosmos unterwegs. Immer wieder trifft Bowser nämlich auch für ihn eigentlich unüberwindbare Hindernisse. Dann müssen die zwei in seinem Körper durch ein Minispiel dafür sorgen, dass er es doch schafft. Also zum Beispiel seine Muskeln so stimulieren, dass er etwas sehr schweres hochheben kann. Oder seine Nase kitzeln, damit sein Nießen einen Orkan auslöst. Oder in besonders heiklen Situationen Bowser zu Giga Bowser machen.
Dann muss man den 3DS drehen und wie ein Buch halten und einen Kampf mit dem Touchscreen gegen andere riesige Gegner bestehen. Das ist ein komplett neues Feature im Spiel, das für eine ordentliche Portion Abwechslung sorgt. Man wählt rundenbasiert eine Attacke – Schlag oder Feuer – aus und muss dann den Touchpen nutzen, um möglichst großen Schaden zu machen.
Aber auch außerhalb dieser Interaktionen mit Bowser langweilen sich die beiden nicht. Einige Toads und Peach sind nämlich auch verschluckt worden – und die gilt es in Bowsers Körper zu finden. Im Laufe des Abenteuers finden sie dabei auch von Bowser eingesaugte Warp-Röhren, die es ihnen ermöglicht, den Körper zu verlassen und im Pilz-Königreiche unterwegs zu sein. Natürlich treffen sie dabei auch auf Bowser, was zu sehr lustigen Momenten führt.
Kommt es zu einem Kampf – sowohl als Bowser als auch als Mario und Luigi – dann wechselt das Geschehen zum Kampfbildschirm. Wie auch bei den Kämpfen mit Giga Bowser muss man die Gegner rundenbasiert ausschalten. Mario und Luigi setzen dabei Sprünge und später auch ihren Hammer ein. Der Spieler muss dazu im genau richtigen Moment einen Knopf drücken, damit der Angriff besonders verheerend ist. Das muss man auch bei der Verteidigung tun, um von gegnerischen Angriffen gar nicht erst getroffen zu werden.
Daneben gibt es noch Spezialangriffe. Bowser setzt dabei seine Schergen ein, die er im Laufe des Abenteuers aus den Fängen des (anderen) Bösewichts befreit und die Brüder ihre bekannten Bruder-Attacken, bei denen sie zusammenarbeiten müssen, um besonders viel Schaden zu machen. Auch hierbei kommt es darum an, Knöpfe im richtigen Moment zu drücken. Wen man als Bowser unterwegs ist und kämpft, dann lassen sich manche Gegner auch einsaugen – um die kümmern sich dann ohne Wissen von Bowser die beiden Brüder. Also ein Kampf im Kampf. Bowser geht vermutlich einfach davon aus, dass die Gegner verdaut werden – was ja auch nicht ganz falsch ist. 😉
Und was macht der Junior?
Nachdem Bowser zu Beginn der Geschichte sein Schloss verlassen hat, um im Pilzkönigreich für Chaos zu sorgen, steht das nicht leer. Bowser jr. und glorreichen Sieben (Wendy, Morton usw.) bleiben dort. Davon bekommt man aber im Hauptspiel gar nichts mit, sondern diese Geschichte wird in Bowser Jr.s Reise erzählt. Denn während Bowser weg ist, übernehmen die Bösen im Hauptspiel irgendwann sein Schloss. Dass das nicht kampflos passiert ist, kann man sich denken. Selbst spielen kann man das in neuen Inhalt des Spiels.
Bowser jr. begibt sich darin auf eine Reise durch dieselbe Welt in der auch sein Vater unterwegs ist, um ein Heilmitteln gegen die Krankheit zu finden. Denn nicht nur Toads sind davon betroffen, auch Gumbas stecken sich an und müssen geheilt werden. Auf dieser Reise trifft man immer mal wieder fast auf Bowser, verpasst ihn aber stets um Sekunden. Das ist auch nötig, da man im Hauptspiele – sowohl jetzt als auch damals auf dem DS – nichts von dieser Reise mitbekommen hat. Es sorgt aber für einige Lacher, da es dem Hauptspiel auch noch mal ein paar mehr coole Momente gibt, zum Beispiel bei der Giga Möhre der Wiggler.
Vom Gameplay her unterscheidet sich Bowser Jr.s Reihe komplett vom Hauptspiel. Hier muss man „nur“ Schlachten schlagen und abseits davon nur der Geschichte folgen. Die Schlachten spielen sich sogar noch größtenteils selbst. Man selbst muss nur als Bowser Jr. sein Heer aufstellen und dann als Kommandant in die Schlacht führen.
Dabei muss man darauf achten, die richtigen Einheiten auszuwählen. Nach dem Schere, Stein Papier-Prinzip gibt es drei Typen von Einheiten: Schläger, Flieger und Schützen. Schläger sind stark gegen Schützen, Schützen stark gegen Flieger und Flieger stark gegen Schläger. Vor dem Kampf sieht man die Aufstellung des Gegners und muss seine eigene Truppe entsprechend dagegen aufstellen. Darüber hinaus gibt es noch bestimmte Kämpfer, die besondere Vorteile gegen andere haben. So sind zum Beispiel die Feuer-Angriffe der Piranha Pflanze besonders stark gegen hölzerne Gegner und Lakitu kommt sehr gut mit den Stachis klar. Logisch, oder?
Hat man sein Heer aufgestellt und die Schlacht begonnen, dann kann man als Anführer nur noch geringen Einfluss nehmen. Die Einheiten kämpfen automatisch gegeneinander, Jr. kann aber zum Beispiel auf Knopfdruck anfeuern, heilen oder gegnerische Spezialangriffe stoppen. Wenn die eigenen Leute einen Spezialangriff starten, dann muss der Spieler auch eingreifen und wie im Hauptspiel im richtigen Moment eine Taste drücken, um den Angriff zu verstärken.
Nach dem Kampf gibt es Erfahrungspunkte und ggf. auch neue Einheiten, so dass nicht nur die Auswahl größer, sondern das Heer auch immer stärker wird. Und zwischen den Schlachten wird dann auch die Geschichte erzählt, die wieder mal sehr lustig ist. Die Diva Bowser Jr. verprellt nämlich nach und nach die Koopalinge durch seine Art, obwohl die ihn eigentlich nur beschützen wollen.
Ach ja, in den Schlachten gibt es auch noch Formationen, die sich positiv auf die Stärke auswirken. Man muss also darauf achten, wie man seine maximal neun Angreifer auf dem Schlachtfeld positioniert. Auch kann man später einen Koopaling als Adjutanten einsetzen. Er steht dann Jr. zur Seite und kann auch das Heer mit bestimmten Fähigkeiten unterstützen.
Und warum soll ich das jetzt kaufen?
Neben dem Hauptspiel, das ich auch heute noch sehr gelungen finde, bietet Abenteuer Bowser also auch für alle, die es schon besitzen ein komplett neues Abenteuer. Schön daran ist, dass das Gameplay hier komplett anders ist, man also nicht einfach nur eine Art DLC mit neuer Storyline hat sondern tatsächlich ein ganz neues Spiel im Spiel. Wer gerne taktische Abenteuer erlebt, der wird hier auch Spaß haben. Es ist zwar bei weitem nicht so tiefgreifend wie Fire Emblem oder Advance Wars, aber trotzdem noch eine sehr ausgeklügelte Idee mit viel spielerischem Tiefgang – für ein Mario-Spiel.
Das Hauptspiel ist für mich zusammen mit „Zusammen durch die Zeit“ aktuell das beste der Reihe, allerdings merkt man ihm auch sein Alter etwas an. Gerade die Kämpfe sind teilweise sehr langatmig und wenig abwechslungsreich, wenn man in einem Gebiet länger unterwegs ist und immer wieder dieselben Gegner mit denselben Angriffen besiegen muss. Hier wünsche ich mir, dass das alles etwas flotter ablaufen würde.
Die Geschichte ist aber immer noch extrem lustig, die Auftritte von Bowser, vor allem in seiner großen Form, sehr gelungen und es bietet spielerisch durch die Aktionen und Rätsel in der Oberwelt viel Abwechslung.
Ich als Besitzer des Originals bin auf meine Kosten gekommen, obwohl ich eigentlich gar keinen Bedarf hatte, das Spiel nochmal zu spielen. Es passt gerade gut, weil nichts anderes für mich da ist – so dass es meine täglichen Bahnfahrten sehr spaßig gemacht hat. Es wäre aber eigentlich auch Zeit für ein neues Spiel – darüber kann auch die sehr gute Ergänzung mit Bowser Jr.s Reise nicht ganz hinwegtrösten.
Oder es hätte in HD Optik auf die Switch gebracht werden können. Dann hätte man zwar die Kämpfe mit Giga Bowser etwas anders lösen müssen, aber ich glaube, es wäre möglich gewesen.
Technik und Steuerung!
Grafisch wurde es im Vergleich zum Original nicht verändert. Leider auch kein 3D auf dem oberen Bildschirm hinzugefügt. Aber den hatte sogar Dream Team Bros. nicht, was originär für den 3DS erschienen ist. Das heißt aber nicht, dass es optisch schlecht wäre. Trotz der eher geringen Auflösung des 3DS sind die Animationen gut und alles ist wie aus einem Guss. Die Oberwelt sieht toll aus, in Bowsers Körper ist alles schön schleimig und eklig und die Effekte können sich auch sehen lassen. Manchmal sorgt nur die Ansicht von schräg oben dafür, dass man nicht so genau erkennt, wo ein Block sich im Raum befindet. Aber das stört nicht. Akustisch ist es ein Meisterwerk. Vom pseudo-italienisch Gebrabbel der Brüder, über Bowsers Töne bis hin zu den zahlreichen Musikstücken mit Ohrwurm-Charakter gibt es hier nichts zu meckern.
Die Steuerung geht gut von der Hand – und das gilt für beide Spiele. Die Tasten tun was sie sollen, mich hat lediglich etwas genervt, das man mit A oder B, wenn man als Bowser unterwegs ist, bzw. mit X wenn man als Mario und Luigi unterwegs ist, direkt zum jeweils anderen wechselt. Das passiert hier und da aus Versehen und kann mitunter nerven. Gerade in Abschnitten, in denen die beiden Parteien zusammenarbeiten.
Mario meint:
Auch eine Dekade nach der Veröffentlichung ist Mario & Luigi 3 immer noch einen Kauf bzw. Download wert. Fans der Reihe werden es vermutlich schon gespielt haben, aber es lohnt sich auch, Fan der Reihe zu werden. Ich würde zwar immer empfehlen, mit Teil 1 anzufangen – auch wenn die Spiele inhaltlich nicht zusammenhängen – aber Abenteuer Bowser ist auch gut zum Anfangen. Teile 2, 4 und 5 gibt es ja auch auf dem 3DS, ihr habt also die freie Wahl. Die Reihe ist witzig, abwechslungsreich und sticht aus der ganzen Masse an Spielen mit Super Mario für mich nach wie vor deutlich heraus – auch wenn mir ein ganz neues Spiel lieber gewesen wäre als noch ein Port eines bereits veröffentlichten Spiels. Aber das letzte ist ja erst drei Jahre her...
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
25.01.2019
Alphadream
Nintendo
0
Singleplayer
Multiplayer
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