
Die ultimative Kollektion?
Nun ist es soweit. Nach monatelangen, hartnäckigen Gerüchten hat Nintendo die Super Mario 3D All-Stars angekündigt und wenige Tage später auch schon veröffentlicht. Und wegen der vielen Gerüchte gab es nach der Ankündigung zwar nicht viel Zeit, sich auf das Spiel zu freuen, Erwartungen gab es aber doch viele. Bei uns auch! Ich hab nun innerhalb von einer Woche alle drei Spiele der Kollektion auf der Switch durchgespielt und kann nun sagen, ob ich zufrieden bin oder nicht.
Und ich muss leider sagen: Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Ja, nach der Ankündigung war ich quasi euphorisch und habe die 3D All-Stars sogar auf Platz 2 meiner Top 5 Ankündigungen zu Super Marios 35. Geburtstag gesetzt. Jetzt überwiegt leider doch der Frust. Aber eins nach dem anderen. Zunächst kurz zu den drei Spielen – für alle, die sie noch nicht selbst gespielt haben. Und das sind vermutlich gar nicht so wenige, denn das jüngste Spiel der Sammlung ist auch schon fast 13 Jahre alt, das älteste ist sogar über 23 Jahre.
Super Mario 64 – immer noch gut, aber nicht die beste Wahl!
Super Mario 64 war als Launchtitel des Nintendo 64 das erste 3D-Abenteuer von Mario, das damals Maßstäbe gesetzt hat. Nintendo ist es perfekt gelungen, das sonst flache Gameplay in die dritte Dimension zu heben. Mario bekam zahlreiche neue Moves, die bis heute zu seinem Repertoire gehören und musste das Schloss des Pilzkönigreichs aus den Fängen von Bowser befreien.
In den 15 Levels sind insgesamt 120 Sterne versteckt, 7 je Level und 15 geheime Sterne im sehr schön gestalteten Schloss selbst. In diesem arbeitet sich Mario nach und nach in die verschiedenen Etagen vor und betritt die Levels, die sich hinter Gemälden verstecken. In der Regel läuft und springt man mit Mario und muss mal mehr und mal weniger schwere Gebiete durchqueren, um zum Stern zu kommen. Es gibt dabei auch viele nicht so offensichtliche Ziele zu erreichen, so dass man hier und da bei der Aufgabenstellung etwas nachdenken muss. Und in jedem Level muss man auch einmal acht rote Münzen finden, um einen der sieben Sterne zu erhalten.
Die Levels bieten dabei viel Variation. Berge, ein Geisterschloss, Unterwasserwelten, vergessene Städte, Schneewelten und mehr bieten viel fürs Auge. Dank Dreisprung, Weitsprung, Seitwärtssprung, Wandsprung und Rückwärtssalto gibt es Gameplay technisch viel mehr Möglichkeiten als noch bei den Vorgängern. Und dazu gibt es auch noch drei farbliche Mützen für Mario, mit denen er fliegen oder durch Wände gehen kann oder auch unbesiegbar wird.
Technisch hat Super Mario 64 damals Maßstäbe gesetzt. Nicht nur die Optik, sondern auch die Steuerung mit dem 360° analog Joystick machten die flüssige Bewegung in drei Dimensionen erst möglich. Allerdings ist die Steuerung bei weitem nicht perfekt, manchmal bleibt Mario an Wänden hängen oder die nicht immer frei drehbare Kamera macht komische Sachen, die zum Absturz führen.
Interessanterweise hat Nintendo diese Mängel bereits einmal behoben, mit Super Mario 64 DS für Nintendo DS. Und auch wenn das Spiel nicht bei allen Fans des Originals ankommt, haben sie darin viele Dinge verbessert, die Optik aufgehübscht und es moderner gemacht. Warum nicht diese Version in der Kollektion ist, ist schwer zu verstehen. Vermutlich liegt es an der noch geringeren Auflösung dieser Umsetzung, aber wer weiß das schon. Am besten hätten sie einfach beide Version mit reingepackt – aber dazu waren sie offenbar nicht bereit. Eine Einschränkung, die auch später nochmal wichtig wird…
Super Mario Sunshine – Ain’t No Sunshine!
Fünf Jahre später ging es in Super Mario Sunshine kurz nach dem Launch des GameCube in den wohlverdienten Urlaub auf eine Insel. Leider treibt dort ein Schurke sein Unwesen, der wie Mario aussieht. Kurzerhand wird unser Held gerichtlich dazu verdonnert, die Insel zu reinigen. Dazu hat er den Dreckweg an seiner Seite, mit dem Mario Wasser versprühen, kurz schweben oder sich schnell fortbewegen kann. Als dann der Schurke aber auch noch Prinzessin Peach entführt, ist Mario nachhaltig motiviert, die Insignien der Sonne in den sieben Levels und außerhalb dieser zu erhalten, die es braucht, um die Insel zu altem Glanz zurückzuführen. Und er braucht sie auch um in den zentralen Vulkan der Insel zu kommen, wo Peach gefangen gehalten wird. Dank des Dreckweg hebt sich das Gameplay an vielen Stellen stark vom Vorgänger ab – es gibt aber auch Aufgaben, die ohne ihn zu lösen sind.
Mit dem Dreckweg spritzt Mario nicht nur den Dreck weg, sondern kann dank der Schwebedüse auch kurze Zeit über den Boden schweben. Zwei weitere Düsen, die später freigeschaltet werden, ermöglichen es, sich sehr schnell fortzubewegen und ganz hoch zu springen. Das Gerät führt also dazu, dass sich das Gameplay deutlich vom Vorgänger abhebt und die Level auch ganz anders gestaltet werden konnten.
Dafür bietet Sunshine optisch nicht ganz so viel Abwechslung, da eben alle Level auf einer Insel angesiedelt sind. Es gibt zwar auch einen Freizeitpark, ein Hotel, einen Strand und einen Hafen, aber insgesamt ist es optisch deutlich weniger abwechslungsreich als der Vorgänger. Dafür gibt es etwas mehr Sprachausgabe und schicke Videosequenzen, die die Geschichte erzählen.
Und leider merkt man dem Spiel an, dass es damals unter Zeitdruck fertiggestellt wurde. Eigentlich sollte Sunshine schon den Launch des GameCube sonnig machen, das hat aber nicht geklappt – die Zeit reichte einfach nicht. Und statt es dann richtig zu machen, hat Nintendo alles darangesetzt, den Titel so früh wie möglich zu veröffentlichen. Mit dem Ergebnis, dass er leider einige Schwachstellen hat. So nervt die Kamera häufiger mal, der Steuerung fehlt der letzte Schliff, den die Reihe sonst auszeichnet und viele Aufgaben sind nur so halb spaßig. Das merkt man fast 20 Jahre nach dem Release noch mehr als damals.
Super Mario Galaxy – auch heute noch galaktisch gut!
Weitere fünf Jahre später macht Bowser auf der Wii keine halben Sachen mehr und entführt kurzerhand das gesamte Schloss der Prinzessin. Mario begibt sich von einer Sternwarte aus auf eine intergalaktische Reise in mehrere Galaxien und muss Powersterne sammeln, um zum Zentrum des Universums zu kommen. Dort wird Peach nämlich festgehalten. Anders als in den beiden Vorgängern sind die Levels keine großen, zusammenhängenden Umgebungen mehr, sondern bestehen aus mehreren mal kleineren und mal größeren Planeten, die Mario nach und nach bereist und die zusammen ein Level ergeben. Neu im Spiel sind zahlreiche Power-Ups von Super Mario, die ihn in eine Biene, eine Sprungfeder, einen Geist und mehr verwandeln und so das Gameplay verändern.
Optisch ist Super Mario Galaxy auch heute noch ein Highlight. Wenn man bedenkt, dass die Wii offiziell nur 2-3 mal so viel Power hat wie der GameCube ist der optische Sprung von Sunshine extrem deutlich. Das liegt aber mit Sicherheit auch an der sehr modularen Gestaltung der Welt, aber am Ende zählt nur das Ergebnis. Da hat Nintendo echt etwas Tolles gezaubert. Die Musik in Galaxy ist auch großartig, erstmals von einem Orchester eingespielt und unglaublich abwechslungsreich. Auch die Steuerung ist extrem gut gelungen und fühlt sich auch nach so langer Zeit noch modern an – fast so gut wie beim Nachfolger Super Mario Odyssey.
Dieses Spiel jetzt auf der Switch zu spielen ist ein uneingeschränktes Vergnügen. Es ist perfekt poliert, sieht hochskaliert wirklich gut aus, bietet abwechslungsreiche Aufgaben und knackige Herausforderungen und die coolsten Bosskämpfe der Mario-Geschichte bis heute. Trotzdem ist Galaxy kein würdiger Abschluss dieser Kollektion, dazu aber später mehr.
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Meine Meinung zur Kollektion
Alle drei Spiele sind ohne Frage Meilensteine ihrer jeweiligen Konsolengeneration. Sie waren häufig ihrer Zeit voraus und haben die Grenzen des Genres immer wieder erweitert. Allerdings sind sie auch wie gesagt schon 13 bis 23 Jahre alt und nicht immer gut gealtert. Und diese bringt Nintendo nun mehr oder weniger 1:1 in die Neuzeit.
Nintendo selbst sagt zu den Anpassungen: „Alle Spiele verfügen über eine höhere Auflösung und wurden so überarbeitet, dass sie den Spieler:innen ein besonders flüssiges Spielerlebnis auf Nintendo Switch bieten.“ Im Klartext heißt das, dass die Spiele hochskaliert werden und mit einer hohem Framerate laufen, Ende. Ja, damit sehen sie besser aus als die Originale, wie der Vergleich in meinem Video-Test auch gut zeigt, aber es ist insgesamt doch eine schwache Leistung. Super Mario 64 ist und bleibt in 4:3 und füllt dabei nicht einmal die ganze Höhe des Bildschirms, nicht mehr korrekte Fetzen in der Sprachausgabe von Super Mario Sunshine wurden einfach rausgeschnitten und die einfach nicht mehr zeitgemäße Steuerung dieser beiden Spiele wurde nicht angetastet.
Versteht mich nicht falsch. Es sind großartige Spiele, die ich auch jetzt wieder in Summe gerne gespielt habe, aber ich hätte mir zu Marios 35. Geburtstag einfach viel mehr erhofft – nämlich Spiele, die wirklich an die Switch angepasst sind. Die Steuerung von Galaxy ist zum Beispiel großartig trotz dem hohen Alter. Hätte man dieses Gefühl wie bei der Metroid Prime Trilogie auf die beiden Vorgänger übertragen, wäre schon viel gewonnen. Und wenn dann noch wirklich an der Grafik gearbeitet worden wäre, statt „nur“ hochzuskalieren, wäre ein Schuh draus geworden. Echte Remakes eben, um die Spiele in die Neuzeit zu bringen.
Dann hätte man auch viele andere Dinge aktualisieren können – wie zum Beispiel das etwas nervige Feature bei Sunshine, dass man in jedem Level mindestens sieben Kapitel geschafft haben muss, um zum Endboss zu dürfen. Oder die etwas seltsame Kollisionsabfrage bei Super Mario 64 zu reparieren. Und das sind nur zwei Beispiele, die das Erlebnis leider trüben. Vor allem, wenn man sich den Preis vor Augen führt. Wir sollen pro Spiel 20 Euro zahlen. Denkt man an die Wii zurück, als dort WiiWare für Nintendo 64 Spiele eingeführt wurde, die pro Stück 10 Euro gekostet haben. Nun kosten diese Umsetzungen pro Spiel auf einmal das Doppelte.
Dafür gibt es allerdings als Extra noch die Soundtracks der drei Spiele mit dazu. In Musik Player direkt im Spiel kann man sich die Stücke anhören. Per Knopfdruck lässt sich dann auch der Bildschirm ausschalten und so wird die Switch zu einem riesigen Musikplayer. Das ist auf jeden Fall eine coole Sache.
Mario meint:
Somit muss jeder für sich selbst entscheiden, ob die Kollektion das Geld wert ist. Die Kollektion beinhaltet ohne Frage großartige Spiele ihrer Zeit, die in der Moderne aber ihre Schwächen deutlich offenbaren. Etwas mehr Mühe von Nintendo hätte den Spielen sicher gutgetan und dann auch den Preis gerechtfertigt. Wer die drei Spiele noch nicht kennt, sie gerne nachholen möchte und die Schwächen nicht allzu störend findet, der kann zuschlagen. Ihr müsst euch aber bewusst sein, dass die Spiele außer Galaxy keine top modernen Jump & Runs analog Super Mario Odyssey sind.
Wen das nicht stört, der wird Spaß haben. Ich musste mich – vor allem bei Super Mario Sunshine – echt quälen, um es zum Ende zu schaffen. Das mache ich auf keinen Fall nochmal. Was ich aber gerne nochmal machen würde, ist Super Mario Galaxy 2 zu spielen. Warum ist das eigentlich nicht mit dabei? Dieses großartige Spiel hätte die Kollektion auch nochmal deutlich aufgewertet und den Preis nachvollziehbarer gemacht. Nintendo sieht das aber offenbar anders. Schade. Oder kommt das etwa auch noch separat heraus? Und mit diesem Gedanken im Kopf lasse ich euch jetzt wieder alleine.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
18.09.2020
Nintendo
Nintendo
6+
Singleplayer
Multiplayer
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