
Ist Shin Megami Tensei ein Meisterwerk?
Laut einigen Testberichten ja. Ich bin da aber anderer Meinung. Warum dem so ist, erfahrt ihr später.
Willkommen in Tokyo
Fangen wir erst einmal beim Anfang an. Bereits in den ersten Momenten wird deutlich, dass der fünfte Teil der Shin Megami Tensei Reihe optisch möglichst viel aus der Switch herausholt. Offensichtlich ist auch, dass Fans der Persona Reihe durch das Schulsetting für die Hauptreihe gewonnen werden sollen.
Denn der Spieler schlüpft in die Rolle eines Schülers, dem man selbst einen Namen geben kann. Dieser ist die meiste Zeit stumm und überlässt anderen das Sprechen. Auf dem Rückweg von der Schule gibt es einen Zwischenfall. Auf der Suche nach seinen Mitschülern, gerät er plötzlich in eine seltsame, postapokalyptische Welt mit Dämonen und Engeln.
Dort erwacht ein Wesen namens Aogami, welches sich mit dem Hauptcharakter verbindet. Dadurch verändert sich sein Aussehen und er wird zu einem Nahobino. Dabei handelt es sich um eine Fusion aus Dämon und Mensch, die mächtige Kräfte freisetzt. Dazu gehört, dass nun Dämonen in die eigenen Reihen rekrutiert oder sich deren Fähigkeiten angeeignet werden können.
Auf diese Weise macht sich der Hauptcharakter auf die Suche nach seinen Mitschülern und einem Weg aus der seltsamen Welt. Die Story verschwindet dabei recht schnell in den Hintergrund. Viel mehr steht das Kampfsystem im Fokus.
Und hier entpuppt sich die erste große Schwäche von Shin Megami Tensei. Die Geschichte hat durchaus ihre guten Seiten und kann hier und dort auch einmal mitreißen. Aber in der Regel spielt sie sich im Hintergrund ab und wird viel zu sehr gestreckt. Dadurch wird das Spiel an vielen Stellen zäh wie Kaugummi. Hat man zum Beispiel den Klassenkameraden gefunden, gibt es erst einmal einen ordentlichen Happen Story und man hat das Gefühl, dass das Spiel richtig anzieht. Doch dann landet man kurze Zeit später erneut in der Dämonenwelt und es dauert wieder mehrere Stunden bis zum Höhepunkt, der schon lange angekündigt war. Dazu lernt man die Charaktere nie wirklich kennen. Man merkt einfach, dass hier nicht die Autoren von Persona gearbeitet haben.
Knallharte Kämpfe
Das Kampfsystem hat sich im Vergleich zu den bisherigen Teilen kaum verändert. In den rundenbasierten Kämpfen heißt es stetig die Schwäche des Gegners auszunutzen, um nur einen halben Zug zu verbrauchen und mächtig viel Schaden zu machen. Alles was ihr machen könnt, können auch die Gegner. Dazu zählt neben dem Ausnutzen von Schwächen auch das Sammeln von Magatsuhi. Benutzt man die volle Leiste, wird jeder Schlag automatisch zu einem kritischen Treffer. Andererseits kann sich das Blatt auch ganz schnell gegen einen wenden, wenn man den falschen Skill einsetzt. Ist der Gegner immun gegen das Element, verliert man Züge.
Im schlimmsten Fall führt so ein Fehler ganz schnell zu einem Game Over Screen. Denn sobald der Hauptcharakter stirbt, ist das Spiel zu Ende. Das führt zu einem knackigen Schwierigkeitsgrad, der sowohl auf „normal“ als auch auf „entspannt“ noch fordernd sein kann. Nicht umsonst lässt sich ein noch leichterer Schwierigkeitsgrad herunterladen.
Doch auch hier zeigt das Spiel in meinen Augen eine große Schwäche. Die Fähigkeiten des Lichts und der Dunkelheit können zum sofortigen Tod führen, selbst wenn man gegen diese keine direkte Schwäche hat. So kann jeder dahergelaufene Dämon einfach mal das Spiel beenden. Zwar lassen sich die Schwächen des Hauptcharakters anpassen, doch es sorgt beim Erkunden unnötig für Frust.
Um gegen die Horden an Dämonen gewappnet zu sein, gilt es Dämonen zu fusionieren, Items zu kaufen und zu verwenden und über Wunder nützliche Verbesserungen wie mehr Skillslots, mehr Dämonenslots oder Resistenzen für den Nahobino freizuschalten.
Wie in Rollenspielen üblich gibt es eine Reihe an Nebenquests. Warum diese teilweise bis in den Himmel gelobt werden, ist mir aber ein Rätsel. Mögen sie hier und dort nette Infos bieten, sind sie doch meistens einfach nur Missionen, in denen man Dämon A oder B besiegen muss. Erneut schlägt die Masse hier die Klasse. Aber was erwartet man auch von einem Spiel, dass bei der Hauptquest kaum Wert auf Story legt?
Technik und Steuerung
Die Präsentation ist dennoch meistens gelungen. Grafisch sieht das Spiel echt gut aus. Doch damit verbunden sind auch einige Tücken. Dazu zählen Ladezeiten zwischen den Sequenzen, und das Spiel läuft oft nicht ganz so flüssig. Hier verlangt man der Switch einfach ein wenig zu viel ab. Zudem wirken die Abschnitte austauschbar. Gefühlt wiederholen sich die Ruinen, zerstörten Eisenbahn- oder Straßenbrücken. Dazu trägt auch die Musik bei, die zwar ein paar gelungene Tracks hat, sich aber gerade auf den Oberwelten stetig wiederholt und nur im Hintergrund läuft. Die Sprachausgabe ist gut, allerdings gibt es viele Texte, die nicht vertont wurden. Dazu zählen auch Dialoge, die mit der Hauptstory zu tun haben. Durch das publishen von Nintendo ist der Text größtenteils auf Deutsch. Doch hat man sich nicht die Mühe gemacht, das Kampfmenü zu übersetzen, was sehr schade ist.
An der Steuerung gibt es nichts auszusetzen. Diese ist präzise und die Menüs lassen sich durch die rundenbasierten Kämpfe bequem steuern.
Matthias meint:
Abschließend lässt sich sagen, dass Shin Megami Tensei V kein Meisterwerk ist. Für alle Fans von knackigen RPGs mit vielen Kämpfen bietet das Spiel viele Stunden Spaß. Wer eher Wert auf eine gute und interessante Geschichte legt, findet auf der Switch deutlich bessere Rollenspiele. Insgesamt führt dies zu einem guten, aber eben nicht herausragenden Spielerlebnis. Denn das Spiel schafft es nie, einen richtig an die Welt zu fesseln.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
12.11.2021
Atlus
Nintendo
12
Singleplayer
Multiplayer
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