
Kaum ein Spiel der Reihe wurde vorher so kontrovers diskutiert. Doch gehen die Kritiker nicht ein wenig zu hart ins Gericht mit dem Spiel?
Auch ich hatte durchaus meine Vorbehalte gegen das Spiel. Denn es kann mit den Inspirationsquellen Monster Hunter und Breath of the Wild allein schon von der Präsentation nicht mithalten. Doch dazu später mehr.
Durch Raum & Zeit
Das Spiel beginnt erneut mit der Wahl des Geschlechts und der Namensgebung für den geschaffenen Charakter. Nach einem kurzen Gespräch mit Arceus geht es aber sofort los. Als Gestrandeter aus einer anderen Welt und Zeit wird man von Professor Laven gefunden und hilft ihm, seine Pokémon einzufangen. Recht schnell wird man von ihm zur Expedition geführt und dort vorgestellt. Zur Aufnahme muss man „nur“ eine Prüfung bestehen, die vorher kein einziges Mitglied bestanden hat. Aber natürlich schafft man diese mit Bravour und wird anschließend mit der Aufgabe betraut, den Pokedex zu vervollständigen. Auch abseits weiß die Geschichte nur selten zu glänzen. Findet sich mal ein durchaus interessanter Charakter, mit einem spannenden Hintergrund, wird dieser in wenigen Sätzen abgefrühstückt. Dass es auch besser geht, will ich im Folgenden mit einem Vorschlag erklären:
Statt aus der Zukunft zu kommen, sind wir wahlweise ein Mitglied des Perlen- oder Diamantclans. Dort erleben wir am Anfang die Ausbildung im Schnelldurchlauf, um in der Wildnis überleben zu können. Um ein vollwertiges Mitglied zu werden, müssen wir nur noch eine einzige Prüfung mit unserem ausgewählten Partner-Pokémon bestehen.
Doch am Tag der Prüfung geht etwas schief. Das Wächter-Pokémon wird in Rage versetzt und greift uns an. Da wir viel zu schwach sind, verlieren wir den Kampf und stürzen in einen rauschenden Fluss, der uns fortspült. Am Strand findet uns unserer „Rivale“ von der Expedition, die gerade erst ihren Fuß auf Hisui gesetzt hat. Da wir den Weg zurück nicht kennen und dieser sehr gefährlich ist, schließen wir uns erst einmal der Expedition an und helfen beim Aufbau.
Damit würde man einen ganz anderen Anreiz schaffen, das Spiel zu gestalten. Die in Rage versetzten Pokémon wären eine wirkliche Bedrohung und der Bezug zur Welt wäre gleich viel größer.
Beruhige sie alle!
Doch kommen wir zurück zur Hauptaufgabe des Spiels. Die besteht neben des vervollständigen des Pokedex daraus, wildgewordene Pokémon zu besänftigen. Für ersteres müsst ihr bei den Taschenmonstern bestimmte Aufgaben erledigen. Dazu zählt das Fangen oder das Besiegen im Kampf. Es gibt aber auch andere Voraussetzungen, wie das Sehen einer bestimmten Attacke oder das Fangen, ohne gesehen zu werden. Dadurch kommt durchaus am Anfang genügend Abwechslung ins Spiel. Aber bei der Masse an Pokémon wiederholen sich die Aufgaben leider sehr schnell.
In der Hauptstory hingegen, ist das elementare Ziel, die Pokémon zu beruhigen. Diese ist recht kurz und wird durch das Fangen der Pokémon und das Erreichen eines bestimmten Ranges bewusst gestreckt. Um die Pokémon zu beruhigen, müssen zunächst die Wächter aufgesucht werden. Von diesen bekommt man anschließend die Ruhegaben, die man anschließend auf die Pokémon in einem Duell wirft. Zum Einsatz kommt aber durchaus auch das eigene Team, welches wieder aus bis zu sechs Pokémon zählen kann. Die Grundidee ist durchaus keine schlechte. Doch auch hier wiederholt sich das Prozedere lediglich. Gleiches gilt auch für die Nebenquests. Von diesen gibt es zwar jede Menge, aber die wenigsten stechen wirklich heraus. Vor allem haben sie mal wieder die Chance vertan, gute Geschichten zu erzählen, die im Kopf bleiben. Zwar mag die Suche nach den Bidizas in der Stadt ganz lustig sein, aber oft heißt es nur, fange Pokémon xy und zeige es mir.
Lobend sei aber der Schwierigkeitsgrad zu erwähnen. Dieser ist deutlich knackiger als bei vorherigen Teilen. Warum man ihn aber immer noch nicht einstellen kann, ist mir weiterhin ein Rätsel.
Technik und Steuerung
Selbiges gilt auch in Bezug auf Sprachausgabe. Warum man sich gegen eine Sprachausgabe bei einem so erfolgreichen Spiel wie Pokémon weiter sträubt, ist mir ein Rätsel. Zumal es durch die vielen Anime-Adaptionen gerade in Japan bereits viele gute Sprecher gibt. Am Geld kann es sicherlich nicht liegen. Dazu fehlen klassische Sequenzen, in denen man etwas sieht. Aber die Präsentation ist auch abseits der Grafik schlecht. Ich erwarte von einer offen Welt, auf denen Pokémon Leben, dass diese miteinander interagieren. Wo sind die Waumpel jagenden Schwalbinis? Warum laufen die Pokémon alle nur in ihren Bereichen herum, als wären sie wie im Zoo eingezäunt? An mangelnder Inspiration aus der Natur kann es sicherlich nicht liegen… Zumal dies auch Auswirkungen auf das Spielerische gehabt hätte. Wer möchte sich schon in den Kampf zweier Platzhirsche einmischen, die sich um ihr Revier streiten?
Die Musik des Spiels ist gelungen. Allerdings hätte ich mir persönlich pro Gebiet andere Stücke gewünscht, die im Hintergrund laufen. Stattdessen hat man sich für einen zurückhaltenden Einsatz wie bei Breath of the Wild in den Gebieten entschieden. Die Steuerung ist gut gelungen und geht von der Hand. Tatsächlich konnte ich selbst mit meinem Joycons gut spielen, bei denen die ZR-Taste scheinbar kaputt ist. Denn auch ohne Anvisieren lassen sich die Taschenmonster durch gutes Zielen fangen. Mit meinem Pro-Controller ging es aber natürlich besser von der Hand.
Matthias meint:
Abschließend lässt sich sagen, dass sich Gamefreak ein wenig zu viel vorgenommen hat. Ich hoffe, dass man aus den Fehlern von Legenden Arceus lernt und beim nächsten Ableger eine deutliche Schippe drauflegt. Grundsätzlich gefallen mir viele der Gameplay-Entscheidungen, aber dennoch gibt es zu viele Sachen, die man hätte besser machen können. Damit will ich nicht sagen, dass man mit dem Spiel keinen Spaß haben kann. Auch ich hatte oft meinen Spaß. Doch am Ende fühle ich mich in meiner Vorahnung bestätigt, dass man aus dem Titel so viel mehr herausholen hätte können, wenn mehr und vielleicht besseres Personal mehr Entwicklungszeit zur Verfügung gehabt hätte. Eine so erfolgreiche Serie wie Pokemon muss sich eben mit den besten Spielen der Branche messen. Und da kommt es einfach nicht heran. Denn seien wir ehrlich, wäre es nicht Pokémon, wäre das Spiel niemals so erfolgreich...
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
28.01.2022
Game Freak
Nintedo
12
Singleplayer
Multiplayer
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