Etwa ein halbes Jahr ist es her, dass ich das letzte Mal einen Fuß in die Galar Region gesetzt habe. So ergeht es wahrscheinlich auch vielen anderen Spielern, die das Hauptspiel in Windeseile durchgespielt haben. Doch ich hatte damals das Gefühl, dass der Titel dem Vollpreis, den ich bezahlt habe, nicht wirklich gerecht wurde. Das lag weniger daran, dass Pokémon Schwert und damit auch Schild nicht über alle Pokémon verfügt. Es fühlte sich an vielen Stellen einfach unfertig an. Recht schnell wurde der DLC angekündigt und kontrovers diskutiert. Jetzt ist mit der Rüstungsinsel zumindest der erste Teil da und will uns mehrere Stunden fesseln.
Willkommen auf der Rüstungsinsel
Das funktioniert aber nur mit mäßigem Erfolg. Die sogenannte Story lässt sich in wenigen Zeilen zusammenfassen. Der Spieler kommt in den Besitz eines Rüstungstickets, das ihn zur Insel der Rüstung führt. Dort erhält er einen neuen Rüstungsdex, da es auf der Insel neue alte Pokémon gibt. Neue Pokémon abseits des legendären Dakuma und seiner Weiterentwicklung gibt es nicht.
Aber kommen wir zurück zur Geschichte. Man wird in Pokémon Schwert von Sophora angesprochen, die am Dojo von Mastrich eine Schülerin ist. Sie verwechselt uns mit dem Neuankömmling, der sich wegen ihrer Visage nicht aus der Station traut. Aus Brasbury kennen wir die seltsame Trainerin, die einen echt miesen Charakter zu haben scheint.
Dadurch, dass sich das Level der Pokémon anhand der Anzahl der Orden anpasst, bieten die Pokémon hier erst einmal eine knackige Herausforderung. Das gilt aber nicht für alle Spieler, die das Hauptspiel bereits durchgespielt haben. Denn bei Level 60 ist Schluss. Dafür könnt ihr die kurze Geschichte am Stück genießen. Ansonsten ist es möglich, dass ihr zunächst die Hauptgeschichte weiterspielen müsst, um den nächsten Abschnitt freizuschalten. Mehr gibt es dazu gleich.
Das harte Training im Dojo
Jedenfalls werden wir prompt Schüler im Dojo und müssen uns den schweren Prüfungen stellen. Ich war zu dem Zeitpunkt bereits Champ und muss sagen, dass sie keine große Herausforderung waren. Zum Schluss gibt es noch einen von mehreren Kämpfen gegen Sophora, die sogar mit miesen Tricks gegen vier meiner Pokémon keine Schnitte hatte. Zur Belohnung bekommt der Spieler die Rüstung der Insel und diese ist nichts anderes als das Pokémon Dakuma, welches wie ein Teddybär aussieht.
Nach einer weiteren leichten Aufgabe ist unser Ziel eine Prüfung in einem von zwei Türmen abzuschließen. Hierbei wir uns empfohlen unser neu ergattertes legendäres Pokémon auf Level 70 zu trainieren. Da wir es mit einem unglaublichen Level 1 bekommen, liegt einiges an Arbeit vor uns. Wir erhalten dadurch die Entwicklung und anschließend beginnt der letzte Abschnitt, sofern das Hauptspiel abgeschlossen wurde. Damit ist nicht der Gewinn der Pokéliga gemeint. Danach gibt es noch eine kleine Geschichte.
Entdecke die Naturzone 2.0
Aber was bietet die Erweiterung abseits der Story? Nun sie trumpft durch eine neue Naturzone auf, in der es unterschiedliche Bereiche gibt. In einem Moment radelt man durch den Wald, ehe man sich im nächsten Abschnitt im Sumpf wiederfindet. Abwechslung ist hier in jedem Fall geboten und es gibt einige Pokémon zu fangen.
Wem das nicht genug ist, der kann außerdem 151 Digdas finden. Zur Belohnung gibt es Pokémon aus der Alola Region, die einfach nur anders aussehen. Aber auch die Aprikokos kehren zurück und können zur Herstellung von Items verwendet werden. Wichtig wäre auch zu erwähnen, dass Mastrich dafür sorgt, dass uns das oberste Pokémon auf der Rüstungsinsel hinterherläuft. Aber warum eigentlich nur hier?
Was ist schlecht?
Nun leider sehr viel, wenn man bedenkt, dass man 30 Euro für beide Erweiterungen zusammen ausgibt. Die Story ist kurz und wird zusätzlich auch noch künstlich gestreckt, da man Dakuma auf Level 70 trainieren muss. Anschließend kämpft man mit ihm allein im Turm. Dementsprechend hätte man auch ein niedrigeres Level ansetzen können.
Wenn ihr nicht gerade darauf brennt, euren Pokédex zu vervollständigen, bietet euch das Spiel nur sehr wenig. Natürlich besteht die Möglichkeit, nach der Story ein spezielles Training zu absolvieren, aber wozu soll ich das machen? Ich bin doch schon Champ. Das ist halt insgesamt einfach zu wenig. Schließlich spiele ich den Storyabschnitt nur einmal und danach vermutlich nie wieder, da es keinen zweiten Spielstand gibt.
Dadurch krankt die Erweiterung an den Problemen, die davor bereits viele andere Open World Spiele hatten. Aus der Insel hätte man einfach viel mehr herausholen können. Damit meinte ich nicht nur die Geschichte rund um das Dojo. Hier und dort hätte man den ein oder anderen NPC verteilen können, der eine nette Nebenaufgabe für den Spieler hat. Aber dafür hat scheinbar die Zeit nicht gereicht oder man hatte schlicht keine Ideen. Von der zweiten Hälfte des Erweiterungspass wissen wir auch nur, dass es eine neue Naturzone gibt mit weiteren alten und neuen Pokémon. Dazu soll es eine Geschichte geben. Hoffentlich ist diese dann ein bisschen länger. Doch leider ist es wahrscheinlich zu spät, um auf die berechtigte Kritik zu reagieren.
Dazu kommt noch die absolute Verwirrung, dass man den richtigen Erweiterungspass kaufen muss. Es muss im Jahr 2020 doch möglich sein, dass man ein und denselben Pass für beide Versionen kaufen kann und dieser selbst merkt, welchen Titel man hat. Denn wirklich viel ändert sich dadurch nicht. Sophora wird in Schild durch ihr männliches Pendant ersetzt und es gibt versionsspezifische Pokémon. Um das Ganze noch einmal zu toppen, gibt es aktuell noch zwei Codes für Kleidung, die man bis August im Spiel per Geheimgeschehen bekommt. Diese muss man abfotografieren oder abschreiben, um sie dann im Spiel einzugeben. Modern sieht anders aus. Ich verstehe ja nicht wirklich viel von Spiele-Programmierung, aber gibt es nicht genau dafür IF-Anweisungen?
Vielen Dank an Nintendo für die Möglichkeit die Erweiterung zu testen.
Matthias meint:
Solange ihr kein absoluter Fan seid und unbedingt das Pokémon X in der Galar Region in euren Team haben wolltet, werdet ihr höchstwahrscheinlich von diesem ersten DLC im Pack enttäuscht. Für mich wirkt das Ganze wie der Versuch, mit minimalem Aufwand möglichst viel Geld zu machen. Die wenigen guten Ideen wurden nicht gut umgesetzt und im Vergleich zu anderen DLC wirkt diese Umsetzung einfach nur schwach. Fire Emblem hatte ein komplettes neues Haus, Xenoblade Chronicles 2 eine spannende Vorgeschichte, die man auch losgelöst kaufen konnte und Pokémon Schwert und Schild bekommen eben dies. So langsam kann ich den Ärger über Game Freak verstehen. Denn selbst die Marke Pokémon kann nicht mehr kaschieren, dass sie hier eine sehr erfolgreiche Serie gegen die Wand fahren. In meinen Augen wird es unbedingt Zeit für frischen Wind! Es bleibt also nur zu hoffen, dass die zweite Erweiterung besser und größer wird. Aber ich habe da meine Zweifel.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
18.06.2020
Game Freak
Nintendo
6
Singleplayer
Multiplayer
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