Mario fährt wieder Kart!
Eine der Serien von Nintendo, auf die man sich in der Regel auf jeder Konsole am meisten freuen kann, ist Mario Kart. Das liegt nicht nur daran, dass es meistens echt tolle Spiele sind, sonder auch daran, dass es auf jede Konsole immer nur genau einen Vertreter gibt. Und der ist dann eben immer entsprechend speziell und gut durchdacht. So hatte bisher quasi jedes Spiel ein neues Feature und irgendetwas Eigenes zu bieten – der achte Teil der Reihe hat das auch.
Und obwohl der einfallslose Name des Spiels Mario Kart 8 nicht gerade dafür spricht, dass die Entwickler sonderlich kreativ sind, haben sie beim Spiel das Gegenteil ein weiteres Mal bewiesen. Wie in allen Spielen der Reihe geht es darum, sich auf furiosen Rennstrecken gegen seine Gegner zu messen. Dabei kommt es nicht nur auf Können an, sondern auch auf Glück. Man sammelt nämlich Items ein, die man gegen seine Gegner oder zu seinem eigenen Schutz einsetzen kann. Und nur wer gut fahren kann UND Glück bei den Items hat, wird gewinnen. Oder jemand, der extrem gut fahren oder einfach nur extrem viel Glück hat. Oder?
Mit Karts gegen die Schwerkraft!
Bei Mario Kart 8 ist das neue Feature im Spiel eine brandneue Technologie, entwickelt von Lemmy’s Reifenwerkstatt in Zusammenarbeit mit Bowser Oil. Dabei handelt es sich um Anti-Schwerkraft-Reifen, die nach ihrer Aktivierung dafür sorgen, dass man auch an Wänden oder gar auf dem Kopf fahren kann. Diese neue Fähigkeit der Karts und Motorräder sorgt dafür, dass ganz neue Streckenführungen möglich sind. Das meint aber nicht einfach nur stupide Korkenzieher oder Loopings, nein, die Entwickler haben Strecken gebaut, die jeden Achterbahn-Fan neidisch in die virtuelle Welt blicken lassen.
An sich ist das neue Feature gar nicht so bahnbrechend. Da sich die Kamera beim Fahren mit dreht, kriegt man eigentlich gar nicht mit, ob man gerade auf dem Kopf oder einen Wand entlang oder runter fährt. Klar, wenn man mal die Augen von der Strecke und vom Kart auf die Umgebung lenkt, dann fällt es sofort auf, aber ein neues Spielgefühl ist das nicht. Allerdings ist es doch eine grandiose Idee, einfach weil die Strecken jetzt noch verrückter und spaßiger sind als je zuvor. Man fährt Wasserfälle hoch, kreuz und quer über Wolken, in extremen Steilkurven über Rennstrecken oder Kopfüber durch ein Geisterhaus.
Damit sollte klar sein: Die 16 neuen Strecken sind das wahre Highlight von Mario Kart 8. Aber auch die inzwischen obligatorisch 16 Retro-Strecken kommen nicht ohne Anti-Schwerkraft aus. So ist auf Marios Piste aus Mario Kart Super Circuit eine Hydraulik installiert worden, die Teile der Strecke einfach mal kurz extrem steil macht. Oder in der Röhrenraserei aus Mario Kart 7 geht es nun auch mal im 90° Winkel nach unten oder oben. Oder man kann auf Toads Autobahn aus Mario Kart 64 jetzt auch an der Wand entlang fahren und über bestimmte Autos in die Luft gehen. Und damit meine ich nicht die nervigen Bomben-Autos, sondern dass man fliegen kann.
Die beiden neuen Features aus Mario Kart 7 sind nämlich auch wieder dabei: Man kann sowohl unter Wasser fahren als auch dank verschiedener Gleiter durch die Lüfte gleiten. Diese Kombination macht die neuen aber auch die alten Strecken – wie schon gesagt – extrem gelungen. Auch wenn ich die Auswahl der alten Strecken nicht so glücklich finde, machen sie dennoch Spaß und bieten durch die teilweise stark veränderte Streckenführung auch viel Neues zu bieten.
Warum mir die Auswahl nicht gefällt? Es sind mir zu viele Strecken dabei, die ich eher langweilig finde, wie die Kuhmuh-Weide oder Vulkangrollen (beide Wii), die Staubtrockene Wüste oder das Sorbet Land (beide GCN) sowie die Instrumentalpiste (3DS). Außerdem haben sie eine der meiner Meinung nach besten Mario Kart-Strecken überhaupt total entstellt: Die Rede ist vom Regenbogen Boulevard vom N64. An sich ist die Strecke extrem gut umgesetzt und macht riesig Spaß. Man fährt aber nur eine Runde. Die Entwickler haben tatsächlich die Frechheit diese ansonsten mörderische Abschlusstrecke so zu kürzen das der Spaß vorbei ist, bevor er überhaupt angefangen hat.
Etwas aufgebaut werde ich durch die Tatsache, dass mit dem Yoshi Tal und vor allem der königlichen Rennpiste zwei meiner drei Lieblingsstrecken von N64 dabei sind. Und die sind zum Glück erstklassig umgesetzt.
Aber genug von den alten Strecken. Neben den üblichen Rennspisten, der inzwischen obligatorischen Gruselvilla, der Schneestrecke, Bowsers Festung und dem brandneuen Regenbogen-Boulevard, die alle extrem gelungen sind, gibt es auch ein paar echt innovative, neue Ideen. Mit am besten gefällt mir der Zuckersüße Canyon, wo man wie bei Ralph reicht’s durch extrem leckere Umgebungen fährt. Woher die Entwickler diese Idee nur hatten? Daneben finde ich Toads Hafenstadt mit Straßenbahnen und einem Marktplatz oder Shy Guys Wasserfälle und den Sonnenflughafen sehr gelungen.
Unterm Strich sind die Strecken, wie schon mehrfach geschrieben, das absolute Highlight von Mario Kart 8. Jede Menge frische Ideen und abwechslungsreiche Orte sorgen für Spaß ohne Ende. Achso, die Karts selbst zusammenbauen kann man natürlich auch noch. Man wählt Kart, Reifen und Gleiter und kann so das Kart kreieren, das einem am besten liegt.
Glück hoch acht?
Was mich an Mario Kart Wii am meisten gestört hat war der gefühlt unendlich große Glücksfaktor. In den Jahren davor haben sich die Spiele der Reihe in meinen Augen schon langsam dahin entwickelt. Während Super Mario Kart noch extrem viel Wert auf fahrerisches Können legte, nahm das mit der Zeit immer weiter ab und der Faktor Glück wurde durch immer mehr und immer wildere Items verstärkt. Die Ausnahme ist Mario Kart DS und mit Mario Kart 7 wurde das schon wieder etwas besser. Im achten Teil ist das Gleichgewicht in meinen Augen wiederhergestellt.
Es kommen zwar nach wie vor regelmäßig furiose Items vor, die das ganze Geschehen durcheinander wirbeln können, aber es gibt zwischendurch immer mal wieder ruhige Rennen. Und: Wenn man gut fahren kann, dann ist es möglich, sich vom Feld soweit abzusetzen, dass selbst der Stachi-Panzer nicht mehr dazu führen muss, dass man nach hinten durchgereicht wird.
Klar, es kann auch mal dumm laufen, dass man nach diesem blauen Panzer, der wie in Mario Kart 7 erst kurz vor dem Erstplatzierten in die Luft steigt und somit das gesamte Feld umkrempeln kann, noch ein roter kommt und man danach so im Pulk steckt, dass es immer schlimmer wird. Das ist aber die Ausnahme, wenn man gut fahren kann, ist es möglich, dem aus dem Weg zu gehen, zumindest wenn man alleine spielt. Mit mehreren Spielern, die alle etwa gleich gut fahren, liegt der Fokus dann wieder stärker auf den Items, weil sich dabei in der Regel keiner so leicht vom Feld absetzt. Das ist aber auch gut so.
Toll finde ich auch die neuen Items. Neben der Superhupe, mit der man alle Angriffe, inkl. dem Stachi-Panzer abwehren kann, gibt es noch eine Piranha Pflanze, die für eine gewisse Zeit schützt, beschleunigt und Gegner in der Nähe angreift. Nicht zuletzt ist noch die Furiose 8 zu erwähnen. Kriegt man die, dann wird man von acht Items umkreist und kann dann beliebig eine Bombe, einen grünen und einen roten Panzer, eine Banane, einen Unbesiegbarkeitsstern und vieles mehr einsetzen.
Im Grand Prix ist die Auswahl an Items recht ausgewogen, es kommen nicht zu viele und auch nicht zu wenige krasse Items. Es ist nicht langweilig aber auch kein Lottospiel wie bei Mario Kart Wii, so das alles möglich ist. Ich muss also hier ganz klar festhalten: So ausgewogen und fair war lange kein Spiel der Reihe mehr! Das liegt sicher auch daran, dass man nun keine Items mehr aufsparen kann. Wenn man eine Bananenschale hinter sich her zieht, dann kann man auch erst dann ein neues Item einsammeln, wenn man sie abgelegt hat und nicht wie bisher schon vorher. Somit hat jeder Fahrer immer nur ein Item, das alleine das macht vermutlich schon eine Menge aus.
Mit vier Spielern zum Erfolg!
Obwohl ich es absolut unverständlich finde, warum das Spiel nicht zu fünft an einer Konsole spielbar ist, gibt es dennoch vor allem mit mehreren Spielern wenig zu meckern. Man hätte zwar vier Leute am Bildschirm und einen auf dem GamePad spielen lassen können, hat das aber nicht getan. Stattdessen sieht der GamePad Spieler einerseits mehr Informationen als alle anderen Spieler, da er sich auf dem GamePad zum Beispiel eine Karte mit Platzierungen und Items anzeigen lassen kann und kann andererseits aber nicht auf dem GamePad spielen, weil das das Bild sinnigerweise auch geteilt ist.
Zum Glück kann man aber auf diese sinnfreie Kombination auf Vor- und Nachteil übergehen, indem einfach alle mit anderen Controllern spielen. Mario Kart 8 unterstützt neben dem GamePad noch das Wii Lenkrad, bzw. die quer gehaltene Wii-Fernbedienung und die Kombination mit dem Nunchuk. Wenn man will, kann man sogar den alten Classic Controller der Wii benutzen. Es geht also echt alles, natürlich auch der Classic Controller Pro. Jeder wird also seinen Weg finden.
Und somit ist es ein Leichtes, vier Spieler an eine Konsole zu bringen und gemeinsam zu zocken. Größte Neuerung hier: Man kann die Grand Prix jetzt zu viert fahren, bisher ging das maximal zu zweit. Das ist echt eine super Sache, die das Zocken an einem Fernseher noch mal deutlich aufwertet.
Allerdings wird das auch gleichzeitig wieder etwas abgewertet, denn der Battle-Modus, der mittlerweile auf den Namen “Schlacht” hört, wurde empfindlich verschlimmbessert. Statt acht eigener Kampfarenen hat man die Wahl zwischen acht der 32 Strecken. Man fährt also auch im Kampf um Ballons nur auf den ganz normalen Strecken, die natürlich nicht so auf eine Schlacht ausgelegt sind, wie eigens dafür gebaute Arenen. Das ist wohl die dümmste Entscheidung der Entwickler. So macht das Spielen an einer Konsole leider nur im Grand Prix wirklich Spaß. Schade!
Zwei kleinere Neuerungen möchte ich auch nicht unerwähnt lassen. Ersten muss man jetzt für einen Miniturbo, der sich im Übrigen wie bei Mario Kart 7 weiter automatisch auflädt, nicht mehr unmittelbar springen. Wenn man zum Beispiel noch in der Luft gleitet, kann man schon dann die Schultertaste gedrückt halten und sich nach der Landung direkt in die Kurve legen. Darüber hinaus muss man nun die Cups in 50 und 100ccm nicht mehr fahren, um alles freizuschalten. Wenn man nämlich einen Cup in 150ccm mit drei Sternen – dafür muss man alle vier Rennen gewinnen, Punkt – gewinnt, dann hat man auch in den Klassen darunter direkt automatisch diese Wertung. Das ist super, denn gerade die kleinste Klasse ist doch arg langsam.
An der Stelle sei auch noch erwähnt, dass ich die Auswahl an Charakteren nicht so gelungen finde. Es gibt insgesamt 30 Fahrer, darunter auch wieder Miis. Was mich hier besonders stört, ist die mangelnde Abwechslung. Es gibt Mario, Baby Mario und Metal Mario, es gibt Peach, Baby Peach und Rosagold Peach, es gibt Luigi und Baby Luigi und nicht zuletzt gibt es die sieben Bowser-Kinder und den Vater höchstpersönlich. 16 der 30 Fahrer lassen sich also prinzipiell in vier optisch sehr homogene Gruppen einteilen. Das gefällt mir nicht wirklich, da vor allem gleichzeitig Charaktere wie Diddy Kong fehlen. Immerhin gibt es aber nicht auch noch Dr. Mario…
Online-Modus: Das Schweigen der Spieler!
Online ist seit Mario Kart DS Pflicht. Dieses Spiel war sogar das erste von Nintendo, dass einen Online-Modus hatte (ein paar Exoten mal ausgeklammert). Somit ist natürlich auch bei Mario Kart 8 wieder Online-Gaming möglich. Man kann entweder alleine oder zu zweit an einer Konsole sitzen und sich in das Nintendo Network einwählen. Dann hat man die Wahl zwischen Global, Regional, Freunde & Mitspieler oder Turnier. Hinter letzterem verbergen sich feste Gruppen, hier wird es auch eine von 10do.de geben, der Rest sollte selbsterklärend sein. Im Anschluss kann man wählen, ob man ein Rennen, eine Schlacht oder nach eigenen Regeln fahren möchte.
Und dann geht es rund. Auch online läuft das Spiel super flüssig und macht einfach nur Spaß. Während der letzten Wochen war es zwar aufgrund von nur wenigen Spielern vor dem Release schwer, Leute zu finden. Mehr als acht, insgesamt gehen ja maximal 12, habe ich nie zusammen bekommen. Das dürfte sich aber bald ändern. Jedenfalls macht es echt großen Spaß.
Schade ist nur, dass man sich auch mit Freunden nur zwischen den Rennen per Voice-Chat unterhalten kann, während den Rennen bleibt die Leitung stumm. Das ist vor allem deshalb schade, weil man natürlich im Rennen selbst die Schadenfreude am direktesten ausleben könnte. Keine Ahnung, warum Nintendo hier wieder nur den halben Weg gegangen ist…
Abseits vom tollen Online-Modus gibt es auch noch Mario Kart TV, das ich kurz erwähnen möchte. Hier kann man sich nicht nur Favoriten seiner eigenen liebsten Rennen anlegen und immer wieder anschauen, sondern auch Inhalte von anderen Spielern. Außerdem kann man hier Videos erstellen und die dann bei YouTube hochladen. Allerdings beschränkt sich diese Funktion darauf, bis zu vier Hauptfiguren auszuwählen, die dann zu sehen sind und ein paar weniger Optionen, darunter zum Beispiel die Länge, die zwischen 30, 45 und 60 Sekunden zum Upload geeignet ist.
An sich eine super Sache, ich hätte mir aber mehr Möglichkeiten gewünscht. Toll ist aber auf jeden Fall, dass wir zukünftig unsere Turniere ganz leicht öffentlich machen können und das auch tun werden. Ein Beispiel-Video findet ihr im Übrigen schon auf 10doTV.
Grafik und Sound!
Wow.
Mehr muss ich an der Stelle eigentlich nicht schreiben, will das aber natürlich gerne begründen. Fange ich mal mit der Grafik an: Die ist einfach nur bombastisch. Das Spiel läuft in Full HD, zumindest sagt mir das mein Fernseher. Ob es von 720p hochskaliert wird, vermag mein Auge nicht zu sagen, denn es ist einfach überwältigend hübsch.
Jede Menge Details, plastische Texturen, Effekte ohne Ende und endlich generell einen realistischeren Look. Bäume oder Berge haben keine Augen mehr und sehen generell nun eher echt aus. Das ganze läuft dazu jederzeit butterweich und absolut flüssig, so dass es keinen Grund zu irgendeiner Klage gibt.
Selbst die Fahrer sind richtig durchdacht: Marios Bart weht im Fahrtwind, Peachs Frisur legt sich mit in jede Kurve und die zahlreichen Karts strotzen auch nur so vor Details. Für mich ist Mario Kart 8 das bisher schönste Spiel auf der Wii U, mit Abstand. Und nicht nur wegen der tollen Optik, sondern auch wegen der Konsistenz. Alles wirkt wie aus einem Guss. Hut ab!
Dazu ist der Soundtrack mehr als gelungen. Man hört mehr als deutlich, dass nun die meiste Zeit Musiker echte Instrumente spielen statt ein programmierter Computer. So kommt das Big Band-Feeling noch mehr rüber. Dabei erwähne ich besonders gerne das Stück von N64 Regenbogen-Boulevard, einfach nur toll (und damit umso blöder, dass die Strecke nur noch so kurz ist). Technisch ist das Spiel also über jeden Zweifel erhaben.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Mario Kart 8 ist das einzige Spiel, auf das ich mich 2014 bisher gefreut habe. Und jede Sekunde Vorfreude war es wert. Die Entwickler haben nahezu alles richtig gemacht: Es sieht toll aus, spielt sich flott und bietet jede nur erdenkliche Steuerungsoption. Dazu kommt ein runder Online-Modus, bei dem ich nur den Voice-Chat während der Rennen verpasse. Stellt euch mal ein Turnier vor, bei dem es richtig abgeht, wie genial wäre da Schadenfreude live?! Auch kann ich den Entwicklern nicht verzeihen, dass sie den N64 Regenbogen-Boulevard nur eine Runde fahren lassen... Ansonsten kann ich aber nur schreiben: Ran an die Controller, Gas geben und Spaß haben!
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
30.05.2014
Nintendo
Nintendo
ohne Altersbeschränkung
Singleplayer
Multiplayer
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