Schreck lass nach
Sechs Jahre sind vergangen seit Luigi plötzlich böse gewordene Geister zur Vernunft bringen musste. In neuen, dritten Teil der Reihe rund um Chef-Angsthase Luigi geht es zwar wieder nicht um „sein“ Haus (also Mansion) sondern um ein Hotel, in das Luigi eine dubiose Einladung bekommt. Er hat dort einen Urlaub gewonnen und macht sich mitsamt Peach, Mario und drei Toads auf die Reise. Natürlich findet keiner der sechs die Einladung dubios, ist ja nicht so, als wäre sowas schon mal passiert. Im Hotel angekommen werden sie immer noch nicht skeptisch. Selbst die seltsam aussehenden Hotelangestellten lassen die Alarmglocken nicht klingeln.
Nach dem Einchecken geht es für die Urlauber erstmal auf ihre Zimmer im 5. Stock des goldenen Hotels. Wir folgen Luigi, der sich erstmal mit einem guten Buch in der Hand und einer Taschenlampe auf dem Nachttisch ins Bett legt. Vielleicht hat er doch eine Ahnung? Jedenfalls schläft er sofort ein und wacht erst Mitten in der Nacht wieder auf – geweckt durch einen markerschütternden Schrei von Peach. Das eben noch fröhliche Hotel ist auf einmal düster und gruselig. Ein Blick in die Nachbarzimmer offenbart, dass Peach und Mario weg sind. Langsam wird Luigi nervös.
Am Aufzug angekommen offenbart die Besitzerin des Hotels ihre wahre Gestalt. Natürlich ist sie, wie alle anderen Angestellten auch, ein Geist. Angestiftet von Luigis Erzfeind, der sich mal wieder aus der Gefangenschaft befreien konnte, hat sie in das Hotel eingeladen, um die Rache von König Buu Huu zu ermöglichen. Der hat Mario, Peach und die drei Toads bereits in Gemälde eingesperrt und schwebt nun vor Luigi, um seine Rache zu vollenden. Doch Luigi nimmt die Beine in die Hand und kann über den Wäscheschacht entkommen. Erstmal in Sicherheit.
Warum auch immer zieht König Buu Huu sich erstmal zurück statt Luigi direkt zu folgen und so hat der die Gelegenheit zum Befreiungsschlag. Doch das ist nicht ganz so einfach. Nicht zuletzt, weil er (noch) keine Möglichkeit hat, gegen die Geister zu kämpfen. Und auch deshalb, weil irgendwer alle Knöpfe des Aufzuges entfernt hat, so dass Luigi aus dem Keller, in dem er gelandet ist, nicht mehr rauskommt – ein Treppenhaus gibt es nämlich nicht. Wenn das die Feuerwehr wüsste…
Es saugt und bläst der Heinzelm…, äh Schreckweck!
Zum Glück findet er im Parkhaus ein rotes Auto, denn noch jemand Bekanntes hat seinen Weg in das gruselige Hotel gefunden. Im Kofferraum findet Luigi einen alten Freund: den Schreckweck. Sogar ein neues Modell. 08/16 und 09/15 wurden offenbar ausrangiert. Aber das neue Modell mit dem Namen FL-U funktioniert zu Beginn des Spiels genauso: Mit ZL und ZR kann man saugen und pusten, beide Tasten gleichzeitig gedrückt lösen eine kleine Schockwelle aus. Der Saugstutzen ist gleichzeitig auch Taschenlampe, die mit A aufgeladen werden kann, um Geister zu erschrecken, damit man sie einsaugen kann. Weitere Funktionen gibt es zum Start nicht. Doch das reicht, um die ersten Geister einzusaugen. Mit den beiden Sticks steuert man Luigi und den Saugstutzen, wobei letzteres auch durch Neigung des Controllers möglich ist – zumindest nach oben und unten.
Nach einer Weile findet Luigi den Erfinder des Schreckweck, Dr. I. Gidd, in einem Gemälde und kann ihn schließlich auch befreien, nachdem er die Düsterlampe gefunden hat. Mit der lassen sich per X nicht nur die Gefangenen aus den Gemälden befreien, sondern auch Buu Huus und andere versteckte Dinge im Hotel wieder sichtbar machen. Von nun an hilft I. Gidd Luigi aus einem transportablen Labor heraus. Dabei ist er vor allem dafür zuständig, den Schreckweck immer wieder zu verbessern. Zunächst kommen die per Y zu verschießenden Saugglocken, mit deren Hilfe man dann alles Mögliche ansaugfähig machen kann – zum Beispiel Schutzschilde von Geistern, aber auch Gegenstände in der Umgebung. Später dann auch noch Fluigi, eine glibberige, noch grünere Version von Luigi, die im Schreckweck darauf wartet per Druck auf den rechten Stick herausgelassen zu werden.
Das ist die größte Neuerung im Gameplay, denn so hat man auf Knopfdruck zwei Luigis zur Verfügung, die man immer wieder einsetzen muss, um Rätsel zu lösen. So kann Fluigi zum Beispiel mit seinem Schreckweck einen Hebel ansaugen und Luigi kann anschließend ein Hindernis überwinden. Oder die beiden setzen gemeinsam jeweils eine Saugglocke ein, um besonders schwere Gegenstände oder Geister zu überrumpeln. Oder man setzt Fluigi ein, um Geister abzulenken, damit Luigi in Ruhe angreifen kann. Dabei kann man die beiden nicht gleichzeitig steuern, sondern wechselt auf Knopfdruck hin und her, geht also beim Rätsel lösen Schritt für Schritt vor. Da Fluigi quasi flüssig ist, kann er auch durch Rohre oder Wasserabläufe rutschen und so Stellen erreichen, die für Luigi unerreichbar sind. Auch das wieder, um Rätsel zu lösen. Spielt man zu zweit an einer Konsole, dann kann einer Luigi und der andere Fluigi steuern. Das ist zwar kein vollwertiger Koop-Modus, macht aber trotzdem verdammt viel Spaß, mir vor allem mit meinen Kindern.
Rätsel machen generell neben den Kämpfen gegen zahlreiche Geister den größten Anteil am Gameplays aus. Und die sind wirklich gut und abwechslungsreich gemacht. In jedem Raum muss man Schreckweck, Düsterlampe, die aufgeladene Taschenlampe, Saugglocken und / oder Fluigi nutzen, um weiterzukommen. Und da bis auf die wirklich schweren Möbelstücke quasi alles mit dem Schreckweck eingesaugt werden kann, muss man jeden Raum wirklich intensiv untersuchen, um alle Geheimnisse zu entlocken.
Neben den gut versteckten Buu Huus gibt es auf jeder Etage auch sechs Diamanten und jede Menge Geld zu finden. Das Geld kann man im mobilen Labor des Professors einsetzen, um sich Extraleben zu kaufen oder auch Hilfe bei der Suche nach Diamanten und Buu Huus zu bekommen. Bei der ganzen Rätselei kommt auch die Abwechslung nicht zu kurz. Die insgesamt 17 Etagen des Hotels sind wirklich gut gemacht. Neben den klassischen Hotelräumen gibt es auch eine riesige Wüstenetage, ein Filmset, einen mehrgeschössigen Garten, ein Konzertbereich, ein Spukschloss und vieles mehr. Ziel ist es in jeder Etage den Bossgeist zu bekämpfen, der in der Regel einen Knopf für den Aufzug im Besitz hat. Damit kommt man dann auf eine neue Etage.
Meistens zumindest, denn hier und da „verliert“ Luigi auch mal einen Knopf wieder. Vor allem das Polterkätzchen hat mich an der Stelle genervt. Sie versteckt sich zweimal hinter dem Knopf im Aufzug und klaut ihn, gleich nachdem er eingesetzt wurde. Dann muss Luigi ihr nachjagen und sie jedes Mal drei Mal bekämpfen, bevor sie den Knopf wieder hergibt. Das waren auch die einzigen beiden Stellen im Spiel, die sich für mich nicht gut angefühlt haben, weil ich gezwungen wurde, bereits geschaffte Etagen nochmal zu durchsuchen. Auch hier hilft zwar die Düsterlampe, aber genervt hat es mich trotzdem beide Male sehr – Luigi übrigens auch…
Die Bosskämpfe sind wieder extrem gelungen. Statt sie wie normale Geister einfach mit dem Stroboblitz zu erschrecken und dann einzusaugen, braucht es hier mehr Taktik. Oft verstecken sich die Geister auch in einer Hülle, die man erstmal zerstören muss. Mit dabei ein Konzertflügel, eine Ritterrüstung und ein T-Rex im wohl gruseligsten Vorgeplänkel überhaupt. Es sind aber auch Geister ohne Hülle dabei, zum Beispiel ein Wasserball-Spieler, ein Hai oder eine Putzfrau. Besonders begeistert hat mich eine Etage, auf der drei Zauber-Geister ihr Unwesen treiben. Nachdem man alle Räume durchquert hat, zaubern sie die Etage durcheinander, so dass Karte und Realität nicht mehr zusammenpassen. Wenn man also durch eine Tür geht, kommt man an einem anderen Raum raus, als man es laut Karte eigentlich tun müsste. Auf diesem Weg das Ziel zu finden hat sehr viel Spaß gemacht. Und natürlich darf auch ein bombiges Hütchenspiel am Ende nicht fehlen. Richtig gut gemacht.
Dank der 17 Etagen ist der Umfang auch so groß wie nie – ohne jedoch langweilig zu werden. Durch die große Abwechslung, die tollen Bosskämpfe und die vielen verschiedenen Rätsel und Geister hat es mich so motiviert, dass ich die über 20 Stunden in weniger als einer Woche durchgezogen habe. Und das heißt bei mir schon was, normalerweise zocke ich maximal eine Stunde am Tag.
Weitere Spielmodi
Neben dem Hauptspiel gibt es noch zwei weitere Modi. Im Polterpark treten an einer Konsole zwei Teams gegeneinander an. Benutzt man den Pro Controller oder einzelne, quer gehaltene Joy Cons, dann geht das sogar mit bis zu acht Spielern, aber leider nicht online. Drei Modi bietet der Polterpark: Geisterjagd, Kanonade und Pool-Münzjagd. Am Ende gewinnt dann das Team, das gemeinsam die meisten Punkte gesammelt hat. Das ist sehr wuselig und witzig, hat ein bisschen was vom Chaos des Mario Kart Battle Modus. Je mehr Spieler, desto besser.
Daneben gibt es wieder den Wirrwarturm, den man online oder an einer Konsole gemeinsam spielen kann. Hier reinigt man nacheinander mit engem Zeitlimit eine Etage nach der anderen von allen Geistern, die sich dort versteckt haben. Dabei gibt es auch allerhand Fallen, in die man tappen kann und dann ohne Hilfe nur sehr langsam wieder rauskommt. Es kommt also auf Taktik an, einerseits sollte man möglichst in verschiedenen Zimmern unterwegs sein, damit das Zeitlimit nicht zum Problem wird, aber man sollte auch nicht zu weit weg voneinander sein, falls mal jemand Hilfe braucht. Das kann man in 5 oder 10 Etagen spielen.
Neben dem Hauptspiel ist das für mich DER Modus des Spiels. Es macht unglaublich viel Spaß, online miteinander zu spielen, egal ob mit Fremden oder Freunden. Ich habe bisher auch immer sehr schnell Mitspieler gefunden. Und gerade im lokalen Modus macht das natürlich richtig Spaß, damit man hier eine ganz unkomplizierte Möglichkeit hat, zu kommunizieren: miteinander reden. Das hilft bei diesem Modus enorm.
Ein Blick auf die Technik
Technisch ist das Spiel auch extrem gelungen. Lu- und Fluigi sind optisch gelungen, die verschiedenen Geister sehen toll aus und auch die Umgebungen sind sehr eindrucksvoll. Dazu kommen gelungene Effekte und schönes Chaos, wenn man mit dem Schreckweck ganze Räume leer saugt. Einzig die Tatsache, dass es im Handheldmodus hier und da Kantenflimmern zu sehen gibt, trübt das optische Erlebnis ein wenig.
Auch die Akustik weiß zu überzeugen. Sehr gruselig beim Durchforsten der Räume und sehr wuselig im Kampf gegen Geister. Und die Geräusche von Luigi sind mal wieder Weltklasse, vor allem die Szenen beim Betreten einer neuen Etage haben mich immer wieder zum Lachen gebracht. Und hier und da ruft Luigi sogar altbekannt nach seinem Bruder.
Mario meint:
Unterm Strich ist Luigis Mansion 3 noch mehr als der erwartete Hit. Die Reihe macht einfach verdammt viel richtig – nicht zuletzt kommt auch nur alle paar Jahre ein neues Spiel, so dass nur wenige Neuerungen reichen, um es interessant zu machen. Aber versteht mich nicht falsch: Saugglocken und Fluigi verändern das Gameplay in Teilen sehr deutlich. Die guten Rätsel und tollen Bosskämpfe tun gemeinsam mit den abwechslungsreichen Etagen ihr übriges, um über 20 richtig gute Stunden Spielspaß zu liefern. Auch wenn Halloween jetzt schon wieder vorbei ist, lohnt sich der Kauf trotzdem noch. Egal, ob ihr Luigis Mansion 1 oder 2 gespielt habt oder nicht: Teil 3 ist wie die Vorgänger ein außergewöhnlicher Titel mit frischen Ideen, viel Humor und großem Umfang. Für mich auf jeden Fall ein Anwärter auf das Spiel des Jahres auf der Switch!
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
31.10.2019
Next Level Games
Nintendo
6
Singleplayer
Multiplayer
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