
Eine dreidimensionale Bedrohung
Nichtsahnend trottete Kirby erneut über Planet Pop, als plötzlich ein riesiges schwarzes Loch am Himmel auftauchte und ihn samt aller Bewohner einsaugte. Als Kirby nach einiger Zeit an einem verlassenen Strand erwachte, dauerte es nicht lang, bis er bemerkte, dass eine Horde gar nicht mal so furchterregender Monster – das Bestienrudel – die Waddle Dees in Käfigen gefangen und über die gesamte Welt verteilt hatten. Daraufhin ließ sich Kirby natürlich nicht lumpen und entschied, seine Mitbewohner selbstlos zu befreien und nebenbei noch herauszufinden, wo er eigentlich gelandet war.
Gewohntes neu verpackt
Am Gameplay hat sich im Vergleich zu den gewohnten 2D-Kirbys nicht wirklich viel verändert. Man saugt Gegner ein, kopiert deren Fähigkeiten, kann für kurze Zeit über dem Boden schweben, sammelt allerlei Essen ein, um wieder zu Kräften zu kommen. So weit, so bekannt. Was natürlich besonders ins Auge sticht, ist der sogenannte “Vollstopf-Modus”, bei dem sich Kirby ungewöhnlich große Objekte reinzieht, um mit diesen zu verschmelzen. So kann er zum Beispiel als Auto alles kurz und klein fahren, als Getränkeautomat Dosen verschießen oder auch einfach mal zu einem Schrank werden, der im Weg steht und umkippen soll. Durch die Vielzahl dieser immer wieder neuen Formen während der Level sind viele Möglichkeiten für abwechslungsreiche Rätsel und Mechaniken gegeben.
Die Level an sich bieten zwar einen gewissen Erkundungsfreiraum, sind aber alles in allem doch sehr linear aufgebaut. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, vom Weg abgekommen zu sein oder einen alternativen Ausgang zu finden. Das Spiel führt einen schließlich doch immer dorthin, wo man lang soll. Das ist auf der einen Seite natürlich für die jüngere Zielgruppe ganz nett, nimmt aber ein bisschen die Illusion eines tatsächlichen Open-World-Spiels.
In den einzelnen Leveln ist eine verschiedene Anzahl an Waddle Dees versteckt, die man teils durch Missionen, teils durch Beenden des Abschnitts retten kann. Etwas frustrierend ist es allerdings, dass man nicht von Anfang an weiß, was man eigentlich tun muss, um bestimmte Missionen zu erfüllen. Erst, wenn man das Level beendet hat, werden einem die noch zu erledigenden Aufgaben angezeigt und stellen sich dabei manches Mal als sehr speziell dar. Wie man darauf kommen soll, war mir ab und zu ein Rätsel. Und einen sonderlichen Wiederspielwert haben die Level nun auch nicht, weswegen es eigentlich nur nervig war, wegen 1-2 Waddle Dees nochmal komplett durchzulaufen.
Das Dorf der Waddle Dees
Auch die Map ist wie von Kirby bereits gewohnt sehr überschaubar und recht linear gehalten. Die Level öffnen sich nach und nach, sobald man ein vorheriges abgeschlossen hat. Am Ende jeder Welt wartet schließlich ein Boss, dessen Gebiet sich nur öffnet, wenn genügend Waddle Dees gerettet wurden. Der Boss selbst hat ebenfalls einige Missionen, die es zu erledigen gilt und die teilweise eine echte Herausforderung darstellen können. An sich finde ich die Bosskämpfe aber sehr gelungen und abwechslungsreich gestaltet. Nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht.
Die geretteten Kerlchen verschwinden im Übrigen nicht einfach im Nichts, sondern werden in eine Stadt gebracht, die sie gemeinsam fleißig aufbauen. Je mehr man von ihnen rettet, desto größer wird die Stadt im Endeffekt. Wo anfänglich bloß ein paar Ruinen verweilen, findet sich mit der Zeit z.B. eine Arena, in der man sich Gegnerwellen stellen kann, ein Kino, in dem man sich die Filmsequenzen noch einmal anschauen kann oder ein Schmied, der Kirbys Fähigkeiten verbessern kann.
Und das ist ebenfalls eine neue Besonderheit: Auf der Karte tauchen immer mal wieder Dimensionslöcher auf, die kleinere Challenges beinhalten. Schafft man diese in der vorgegebenen Zeit, erhält man einen mysteriösen Stein. Diese Steine benötigt der Schmied in Verbindung mit einer Blaupause, um eine von Kirbys Fähigkeiten zu verbessern. Blaupausen schwirren dabei in den normalen Leveln herum und können manchmal versteckt und manchmal storybasiert gefunden werden.
Zu zweit gegen die Herrscher des Bestienrudels
Wenn man sich nicht allein den Gefahren des vergessenen Landes stellen möchte, kann man mit einem zweiten Spieler in Form des Waddle Dee-Assistenten durch das gesamte Spiel ziehen. Ob und wie einem das gefällt, muss jeder selbst wissen. Ich bin kein Freund davon, da der zweite Spieler quasi nie wirklich die Freiheit hat, etwas auf eigene Faust zu erkunden, ohne dass er irgendwann zu Spieler 1 zurückteleportiert wird, wenn er sich zu weit entfernt oder einen Abschnitt verlässt. Zudem stirbt Spieler 2 automatisch, sobald auch Spieler 1 stirbt. Spieler 1 wiederum kann problemlos weiterspielen, wenn sein Partner stirbt und seelenruhig darauf warten, bis dieser nach einer gewissen Zeit einfach wieder aufploppt.
Zudem kann der Waddle Dee-Assistent auch selbst keine Fähigkeiten kopieren, sondern ist lediglich mit seinem Speer ausgerüstet, den er als einzige Waffe verwenden kann. Dahingehend hätte ich mir noch eine andere Lösung gewünscht, um auch den zweiten Spieler in den Genuss der verschiedenen Spezialattacken kommen lassen zu können. Immerhin können sich die beiden gegenseitig heilen, wenn es einmal brenzlig wird. Dafür muss sich bloß der eine Spieler dem anderen nähern, es wird ein kurzer Highfive ausgetauscht und die Energie ist wiederhergestellt – praktisch.
Die Switch am Äußersten?
Was ich wirklich sehr gemocht habe, ist die Grafik. Sowohl die Cutscenes als auch die In-Game-Grafik ist einfach wunderschön und für Switch-Verhältnisse echt sehr stark. Ich habe so das Gefühl, dass sie damit allerdings so langsam das volle Potential ausgeschöpft haben. Zwar haben sie bei den Hintergrundanimationen offenbar an Ressourcen gespart, denn je weiter man sich von bspw. Gegnern entfernt, desto weniger flüssig bewegen sie sich und desto pixeliger werden sie. Allerdings ist das meiner Meinung nach meckern auf hohem Niveau.
Auch die Musik kann sich hören lassen. Nicht nur, dass sie dem Intro des Spiels einen eigenen Song á la Mario Odyssey gewidmet haben, die Soundkulisse schafft es in nahezu allen Situationen einen mitzureißen und die Geschehnisse perfekt zu untermalen. Es gibt auch Stellen im Spiel, wo gar keine Musik läuft, was atmosphärisch wirklich was hermacht. Dahingehend ist Kirby und das vergessene Land wirklich top gelungen!
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Julian meint:
Kirby und das vergessene Land ist ein rundum sehr solides Spiel, was besonders hinten heraus mit einer sehr bizarren und unkonventionellen Story daherkommt, die mich sehr überrascht hat. Zwar sind die Level trotz offenem Feeling sehr linear und das Missionssystem eher nervig, allerdings kann ich nicht sagen, dass sie mir keinen Spaß gemacht haben. Die Verbesserung der Fähigkeiten ist meiner Meinung nach ein cooles Feature, was die sehr gelungenen Bosskämpfe teils um einiges erleichtern kann. Auch der Vollstopf-Modus ist eine schöne Abwechslung in den einzelnen Leveln. Grafik und Musik gehören für mich zu den besten auf der Switch. Das Spiel hat Kirby jetzt vielleicht nicht neu erfunden oder stark revolutioniert, aber es hat sich wirklich einmal von den Standards abgehoben und ist somit sehr empfehlenswert - nicht nur für Kirby-Fans.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
25.03.2022
HAL Laboratories
Nintendo
6
Singleplayer
Multiplayer
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