Mit dem neusten Ableger aus der Fire Emblem-Reihe versuchen die Entwickler von Intelligent Systems, die Reihe auf eine neue Stufe zu bringen. Mit der Nintendo Switch ist es erstmals möglich, einen Hauptteil der Reihe sowohl unterwegs als auch zu Hause zu spielen. Doch wie gelungen ist das neue Abenteuer?
Willkommen an der Akademie
Nach einer animierten Schlachtszene, die wohl aus der Vergangenheit stammt, beginnt das Abenteuer. Anschließend hat man ein Gespräch mit einem mysteriösen Mädchen. All dies scheint nur ein normaler Traum des Helden Byleth zu sein, der entweder weiblich oder männlich ist und der neue Avatar des Spielers ist. Anders als bei Fates und Awakening kann man das Aussehen aber ansonsten nicht anpassen.
Danach startet bereit die erste Schlacht, in der man die Studenten Claude, Dimitri und Edelgard kennenlernt. Sie alle stammen von der Klosterakademie der Kirche der Seiros. Zunächst müssen wir sie vor Banditen retten, ehe die Ritter der Seiros zur Hilfe eilen und uns mit zum Kloster nehmen. Dort beginnt das eigentliche Abenteuer mit der Wahl eines der drei Häuser. Es gibt die blauen Löwen aus dem Königreich Faerghus, die schwarzen Adler aus dem adrestischen Kaiserreich und die goldenen Hirsche aus der Allianz von Leicester. Je nachdem für welches Haus ihr euch entscheidet, verändert sich die Handlung im späteren Verlauf des Spiels. Ihr begleitet danach die Studenten auf ihrem weiteren Weg und habt die Möglichkeit, vier verschiedene Enden zu erleben. Ihr habt richtig gelesen. Da es bei einem Haus zwei verschiedene Wege gibt, gibt es insgesamt vier Enden, weshalb das Spiel vier Mal durchgespielt werden muss, um alles gesehen zu haben. Dabei gibt es die ein oder andere unerwartete Entwicklung. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Das Kloster Garreg Mach dient dabei als Basis für die weiteren Kämpfe. Hier können die Studenten als Magister trainiert werden. Dabei können die einzelnen Waffen- und Magiefähigkeiten oder die Zielstrebigkeit zum Beispiel verbessert werden. Zudem gibt es hier immer wieder neue Quest, die ihr zwischen den einzelnen Hauptkämpfen absolvieren müsst. Dazu muss mit bestimmten Leuten geredet werden oder ein Item gefunden werden. Auf diesem Weg werden auch die neuen Einrichtungen im Kloster vorgestellt.
Dieses ist wirklich gewaltig und verfügt über viele Aktivitäten, die man machen kann. So kann man an einem Fischteich angeln oder im Gewächshaus direkt daneben Pflanzen anbauen. Mit den Fischen und dem Gemüse kann im Speisesaal zusammen mit einem Bekannten ein Gericht gekocht werden. Natürlich kann man aber auch einfach die Gerichte des Hauses mit seinen Lieblingsschülern genießen. Die Arena aus dem Vorgänger ist auch wieder dabei. Bei einem Kloster darf natürlich auch eine Kirche nicht fehlen. Dabei handelt es sich um einen kompletten Dom, in dem ein Kummerkasten zu finden ist. Für einige der genannten Ereignisse benötigt man Punkte, von denen man nur eine begrenzte Zahl abhängig vom Dozentenrang hat. Dieser Rang sagt aus, wie gut ihr als Lehrer seid. Dadurch können mehr Aktionen durchgeführt und mehr Studenten unterrichtet werden. Das alles ist wirklich viel und am Ende sogar zu viel, da in jedem Kapitel derselbe Ablauf ist. Am Anfang des Monats bekommt ihr die Aufgabe, ehe ihr mehrere Male die Wahl habt, ob ihr auf Erkundungstour geht, den Kampf aussucht, euch ausruht oder ein Seminar haltet. Bei Letzterem werden die Teilnehmer von einem Dozenten gelehrt und so zwei ausgewählte Fertigkeiten verbessert.
Auf in den Kampf
Am Kampf selber hat sich nicht so viel geändert. Es gelten noch immer die klassischen Fire Emblem-Regeln. Je nach Schwierigkeitsgrad sind eure Gefährten nach dem Tod nicht mehr im Kampf verfügbar. Aber es gibt auch die Variante, in der sie so oft fallen dürfen, wie sie wollen und nach dem Kampf wieder verfügbar sind. In beiden Fällen hat der Spieler die Möglichkeit, mit der Fähigkeit des Mädchens namens Sothis die Zeit zurückdrehen. Das ist zwar nur begrenzt möglich, aber in der Regel können dadurch die größten Fehler ausgemerzt werden.
Über das Schlachtfeld bewegen sich die Einheiten immer über eine gewisse Distanz. Wichtig dabei ist, die Gegebenheiten der Umwelt zu beachten. So ist die Ausweichrate im Wald deutlich größer. Außerdem sollten gerade die Charaktere mit schlechter Rüstung nicht von mehreren Seiten angreifbar sein. Anders als in den vorherigen Teilen ist die Waffe nun aber nicht mehr direkt an eine Klasse gebunden. Theoretisch kann man als Scharfschütze auch ein Schwert verwenden. Welche Waffe ihr verwenden könnt, hängt viel mehr von den Charakterfähigkeiten ab, die ihr an der Akademie steigern könnt.
Die Klassen sorgen lediglich für weitere Boni und können durch ein Examen freigeschaltet werden. Tatsächlich können die meisten Klassen von allen Einheiten gelernt werden. Da man auch andere Schüler und Dozenten einladen kann, ist das bei diesen später auch möglich. Ihr könnt eure Charaktere deshalb so anpassen, wie ihr es für richtig haltet. Allerdings haben die Studenten auch einen eigenen Willen und bevorzugen gewisse Klassen. Bernadetta zum Beispiel ist quasi dazu bestimmt, einen Bogen zu benutzen. Irgendwann im Verlauf des Spiels kommt sie vielleicht auf euch zu und möchte gerne zur Scharfschützin werden. Findet danach das Examen statt, erhält sie einen Bonus auf gewisse Werte.
Wähle deinen Partner
Mit dabei sind auch wieder die Unterstützungsgespräche. Grundsätzlich kann jeder Charakter in eurer Gruppe mit jedem beliebigen anderen eine gewisse Stufe erreichen. Dies geht bis zum A Rang. Mit einem Schüler könnt ihr sogar S erreichen und diesen heiraten. Das Verheiraten der anderen Schüler geht aber nicht mehr. Das passiert höchstens am Ende des Spiels nach der letzten Schlacht, ohne dass dazu etwas getan wird.
Davor erwarten euch aber viele Gespräche, die komplett vertont sind. Gerade nach einem Übungskampf zwischen den Ereignissen kann es schonmal vorkommen, dass man viele diese Gespräche freischaltet. Auch hier hat man irgendwann das Gefühl, dass es einfach zu viel wird. Ihr als Magister habt es sogar noch ein bisschen leichter, die Bindung zu euren Schülern zu stärken. Dies geht durch das Unterrichten oder durch Geschenke. Bringt ihr einen verlorenen Gegenstand zurück, freut sich die Person ebenfalls. Im späteren Verlauf könnt ihr sogar die Leute eures Hauses zum Tee einladen. Beim Gespräch hat man dann die Wahl zwischen drei Optionen, von denen nicht alle gut beim entsprechenden Charakter ankommen.
Steuerung und Technik
Gesteuert wird das Spiel mit einer klassischen Steuerung. Der Touch Screen der Switch wird dabei nicht verwendet. Dennoch lassen sich in den Schlachten die Bewegungen gut und schnell durchführen. Im Kloster kann man sowieso frei herumlaufen, weshalb es hier sowieso von Vorteil ist, wenn man über die Sticks steuert. Das alles geht gut von der Hand und baut auf bewährte Prinzipien auf.
Grafisch könnte das Spiel durchaus etwas besser aussehen. Dennoch hat die Reihe einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Hatte ich persönlich anfangs noch Probleme mit dem Grafikstil, gefällt er mit mittlerweile sogar gut. Es gibt immer wieder animierte Videosequenzen und das Charakterdesign ist wieder sehr gelungen. Das Einzige was in meinen Augen noch fehlt, sind andere Städte, die man erkunden kann. Es spielt doch alles sehr zentral in dem Kloster Garreg Mach.
Was den Spund angeht, gibt es keine Mängel. Der Soundtrack ist wieder gut gelungen und beinhaltet mehrere Ohrwürmer. Alleine die Musik im Startbildschirm packt mich jedes Mal. Dazu kommt eine absolut gelungene Sprachausgabe auf Englisch oder auf Wunsch auch auf Japanisch. Sicherlich wäre eine deutsche Vertonung auch schön gewesen. Lediglich der Held spricht kein einziges Wort und einige Nebencharaktere, die dazu da sind um das Kloster zu füllen. Dennoch fühlt sich das Spiel lebendig an, wobei sich dieses Leben leider nur auf die Basis konzentriert.
Kritik
Fire Emblem: Three Houses macht wirklich vieles richtig. Allerdings ist bei der Grafik noch ein bisschen Luft nach oben. Teilweise sehen die Charaktermodelle schon ein bisschen leblos aus, wenn man in der Schlacht nah heran geht. Von oben sieht aber alles gut aus.
Zudem sind vier verschiedene Enden zwar schön, aber man muss dafür immer wieder von vorne beginnen. Dadurch erlebt man einen großen Teil der Story ganze vier Mal, ehe der neue Pfad kommt. Das ist kurz hintereinander einfach zu viel und hätte man auch anders lösen können. Allgemein hoffe ich persönlich, dass sich das nächste Fire Emblem wieder auf eine Hauptgeschichte konzentriert, die vielleicht durch eine Entscheidung kurz vor dem Ende mehrere Pfade ermöglicht, die man durch einen gezielt gesetzten Speicherpunkt erleben kann.
Zudem sind die vielen Möglichkeiten zwar gut, aber irgendwann wird es einfach zu viel. Das liegt daran, dass sich die Abläufe immer und immer wiederholen. Dadurch kommt eine Linearität in das Spiel, die nicht zwingend notwendig gewesen wäre. Gerade wenn es darum geht, Banditen auszuschalten, macht es keinen Sinn, dies erst am Ende des Monats zu tun. Teilweise hat man echt das Gefühl, es ist dringend zu handeln. Aber man hat dann doch noch ein paar Wochen Zeit, nur damit man den Studenten etwas beibringen kann.
Matthias meint:
Es ist bei so einem Spiel gar nicht möglich auf alle Punkte einzugehen. Wer ein Fan von Fire Emblem ist oder taktische Rollenspiele liebt, den erwarten viele Spielstunden voller Spaß und man kann wirklich viel entdecken. Für meinen ersten Durchgang habe ich 44 Stunden gebraucht und hätte gut und gerne noch zehn weitere Stunden mit den Studenten verbringen können. Danach kann man sogar gewisse Errungenschaften in einen zweiten Durchgang transferieren. Dazu bietet das Spiel eine sehr gute Sprachausgabe und einen guten Soundtrack.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
26.07.2019
Intelligent Systems
Nintendo
12
Singleplayer
Multiplayer
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