Mech Action auf der Nintendo Switch
Nintendo gibt sich mit ihrer aktuellen Konsole sichtlich Mühe, nicht wieder nur die typischen „Nintendo-Genres“ zu bedienen, sondern traut sich an vielen Stellen – mit Hilfe von Partnern – einiges Neues. Astral Chain war so ein Beispiel und mit Daemon X Machina gibt es nun ein weiteres. Dazu haben sie einige durchaus relevante Namen mit an den Entwicklungstisch geholt, so zum Beispiel Kenichiro Tsukuda (Armored Core) oder Yusuke Kozaki (Fire Emblem Fates und Awakening). Kann also nur gut werden, oder?
Leider nein. Denn das, was ich in meinem Ersten Eindruck schon befürchtet habe, hat sich leider auch langfristig bewahrheitet. Das Spiel bietet zwar gute Mech Action sowohl am Boden als auch in der Luft, nutzt aber an sehr vielen Stellen das Potential überhaupt nicht. Story, Gameplay und Grafik sind in Ansätzen gut, aber kommen in Summe leider nie über Mittelmaß hinaus.
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Was ist eigentlich los?
Ich fange mal mit der Geschichte an. Leider ist diese nicht mehr als eine für mich wenig sinnstiftende Aneinanderreihung von Dialogen, die zwischen den Missionen stattfinden. Irgendwas (eine böse KI??) hat den Mond abstürzen lassen und die Welt ist im Chaos. Nun kämpfen verschiedene Fraktionen nicht nur gegen die böse KI und ihre Drohnen, sondern teilweise auch gegen sich selbst. Es gibt allerdings kein klares Feindbild und auch kein Team, das gegen einen Feind antritt. Gefühlt treten vor jeder Mission zwei neue, mehr oder weniger beliebige Charaktere ins Geschehen ein und verschwinden danach häufig genauso sang- und klanglos wieder in den Tiefen des Spiels.
Wirklich Spannung kommt nie auf, eine Bindung zu den Figuren auch nicht. Auch nicht zum eigenen Charakter, obwohl man den sehr frei selbst gestalten kann. Hier geht leider das Zelda-Prinzip überhaupt nicht auf. Der Charakter des Spielers ist echt nur eine leere Hülle ohne eigenen Antrieb und damit ist er oder sie extrem blass. Es gibt keine Einbindung in die Dialoge, man hört als Spieler immer nur zu. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich nie so richtig warm geworden bin mit den Figuren und der Geschichte, die ich bis zum Ende nicht richtig verstanden habe.
Etwas mehr Gradlinigkeit und eine gute Idee dahinter hätten es einfach sein müssen, um auch abseits vom Gameplay zu fesseln. Denn das nutzt wie schon gesagt seine Potentiale auch nicht ansatzweise.
Viel mehr als durch viel zu kleine Areale zu fliegen oder zu laufen und haufenweise Gegner zu bekämpfen tut man nämlich nicht. Und das macht das eigentlich durchdachte und erstaunlich leichtfüßige Gameplay irgendwann dann doch monoton und wenig motivierend.
Hat man sich durch die Story-Dialoge geklickt (oder sie übersprungen, das tut auch nicht weh), dann steigt man in die Mission ein. Meistens ist man dann zwei Minuten damit beschäftigt, eine gewisse Anzahl an Gegnern zu besiegen und schaut sich dann vor der nächsten Mission die nächste Sequenz an. Abwechslung kommt nur durch die hier und da auftretenden Endgegner, so genannte Immortals, ins Spiel. Diese erfordern etwas mehr taktisches Vorgehen und lockern das Ganze etwas auf.
Grundsätzlich ist man im Spiel eher damit beschäftigt, sich zu bewegen, auszuweichen und die Gegner im Sichtfeld zu behalten. Genau zu zielen ist zweitrangig, das übernimmt größtenteils das Spiel mit seiner automatischen Zielerfassung. Deshalb ist es in meinen Augen auch nicht schlecht, dass die Mechs sich eher leicht als schwer anfühlen. Es sind keine 20 Tonnen Ungetüme, die träge und gut gepanzert vor sich hinziehen, sondern leichtfüßige, wendige Mechs, die flott unterwegs sind, um mit den ebenso flotten Gegnern mithalten zu können.
Man konzentriert sich also darauf, die Gegner mit den beiden Sticks im Blick zu halten und mit den Schultertasten die zahlreichen Waffen abzufeuern. Und man ist relativ viel „unterwegs“. Deshalb ist es umso unverständlicher, warum die Areale so klein sind. Gerade bei einigen Bosskämpfen hat das echt genervt. Man selbst kann sich nur im vorgegebenen Areal bewegen, kommt man zu nah an den optisch durch eine Barriere dargestellten Rand, gehen alle Warnlampen an. Und kehrt man nicht schnell genug zurück ins Gebiet, dann ist es aus. Ebenso ist es aus, wenn man die äußere Begrenzung berührt, bzw. dort hingestoßen wird.
Das ist mir besonders bei einem Boss tierisch auf die Nerven gegangen. Der hat nämlich regelmäßig ein Schutzschild aktiviert, dass meinen Mech dann weggeschoben hat. War die letzte Aktion zu nah am Rand, dann wurde ich unweigerlich in die äußere Barriere gestoßen und war sofort zerstört – Mission gescheitert. Das ist einfach kein zeitgemäßes Leveldesign.
Anpassungen ohne Ende
Bevor ich zur Technik komme, möchte ich noch etwas einschieben: Daemon X Machina ist nahezu perfekt darin, Möglichkeiten zur Anpassung der eigenen Waffe zu geben. Das fängt mit dem Charakter an, den man bis hin zur Stimme – das sind aber nicht mehr als die Geräusche, die auch Link von sich gibt, komplett frei anpassen kann. Im Spiel selbst kann man dann auch noch Biotechnik einsetzen, um sich selbst zu verbessern. Auch seinen Mech kann man nahezu beliebig erweitern, neue Technik einbauen, Panzerung verbessern, Waffen upgraden und, und, und. Natürlich lässt sich auch das Design anpassen, neue Skins verleihen schnell ein ganz neues Aussehen, darüber hinaus gibt es Aufkleber und vieles mehr.
Wer also gerne viel Zeit in Menüs verbringt und Dinge kauft, verbessert und dann einbaut, der kommt hier voll auf seine Kosten. Nahezu alles lässt sich beeinflussen – so umfangreich, dass es für viele fast schon zu viel sein dürfte. Gerade, weil man relativ alleine gelassen wird. Mein Tipp: Erst umschauen, was man alles machen kann, bevor man sein ganzes Geld nur in einer Ecke investiert und dann blank ist. Das macht das Weiterkommen im Spiel um einiges leichter. Denn viel Hilfe bekommt man dabei nie.
Grafik mit falschem Fokus
Optisch ist Daemon X Machine leider absolut keine Augenweide, zumindest oberflächlich betrachtet nicht. Die Mech Modelle sind nämlich durchaus eine Augenweide, allerdings hat man überhaupt nicht die Zeit, sich die in Ruhe anzusehen – mal abgesehen vom eigenen Mech. Das Gameplay ist so schnell, dass man die Details überhaupt nicht wahrnehmen kann und stattdessen eigentlich nur bemerkt, wie trostlos und kantig die Umgebungen gestaltet sind. Statt sich passend zum flotten Gameplay auf die großen Dinge zu konzentrieren, die voll ins Auge springen, haben die Entwickler genau das schön gemacht, was gar nicht zur Geltung kommen kann. Und über die trotzdem zu kleinen Areale habe ich schon etwas geschrieben.
Akustisch ist das Spiel sehr unauffällig. Ja, die Sprachausgabe ist nicht schlecht, aber die Charaktere sind trotzdem nicht lebensecht. Dafür tauchen einfach zu viele zu plötzlich auf und verschwinden ebenso plötzlich wieder. Und was an der Stelle auch nicht gut gemacht ist, sind die Dialoge in den Missionen. Oft wird man minutenlang zugetextet und kann sich gar nicht darauf konzentrieren, weil man schon mit aller Kraft versucht, die Gegner im Blickfeld zu behalten. Wer dem Englischen nicht wirklich sicher mächtig ist, kann theoretisch an der Stelle auch mitlesen, das lenkt aber noch mehr vom Gameplay ab. Das hätten die Entwickler besser lösen müssen.
Auch Musik und Geräusche fallen weder positiv noch negativ auf. Obwohl ich es vor 20 Minuten noch gespielt habe, kann ich jetzt aus dem Kopf gerade keine Melodie wiedergeben, die ich gehört habe. Störend ist es im Spiel allerdings auch nicht.
Die Steuerung ist dagegen ganz gut durchdacht. Die Steuerung mit den zwei Sticks klappt gut und die Waffen sind mit den Schultertasten auch gut zu bedienen. Lediglich die Regelung der Höhe mit B (hoch) und linkem Stick drücken (runter) ist nicht besonders intuitiv.
Mario meint:
Unterm Strich wird Daemon X Machina seinem Potential leider absolut nicht gerecht. Die Story ist mau, die Technik so mittel und das Gameplay zwar grundsätzlich gut, aber leider viel zu monoton. Dazu kommen ein paar Fehlentscheidung was grafische Details, Tastenbelegung und Missionsdesign angeht. Kurzum: Ja, es macht Spaß und spielt sich gut, wer aber nicht absoluter Hardcore-Genre-Fan ist, wird vermutlich keine Freude mit dem Spiel haben. Schade.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
13.09.2019
Marvelous
Nintendo
12
Singleplayer
Multiplayer
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