Donkey Kong Returns – schon wieder…
Nachdem Donkey Kong in den 90ern auf dem SNES seine Blütezeit erlebte, auf dem Nintendo 64 dann den Zenit schon leicht überschritten hatte, war es lange Zeit ruhig um den Affen. Okay, es gab Donkey Konga und Jungle Beat, aber die Spiele zählen nicht wirklich, weil es eben keine (richtigen) Jump ’n Runs sind. Die Rückkehr feierte DK erst 2010 auf der Wii mit dem vielsagenden Titel Donkey Kong Country Returns. Die Retro-Studios, Macher der genialen Metroid Prime Trilogie, versuchten sich an einer anderen Serie von Nintendo und bewiesen ein weiteres Mal ihr Können (auch wenn Einige unken, es wäre Talentverschwendung, die Retro Studios ein stupides 2D Jump ’n Run machen zu lassen…).
Jedenfalls war die Rückkehr in meinen Augen extrem gelungen. Den Entwicklern ist es gelungen, das alte Flair der Reihe perfekt einzufangen, gleichzeitig aber auch viel Neues ins Spiel zu bringen. Zwar kam nicht bei allen gut an, dass King K. Rool nicht der Bösewicht war, aber ich konnte das verschmerzen, im Gegenteil: Ich fand die neue Ausrichtung gut, weil es eben zeigt, dass die Serie sich weiterentwickelt, wohingegen Mario seit fast 30 Jahren immer wieder gegen denselben Gegner antreten muss. Aber das ist ein anderes Thema.
Jedenfalls bot das Spiel nicht nur jede Menge Anspielungen auf die zahlreichen Vorgänger sowie einen gewohnt knackigen Schwierigkeitsgrad, sondern auch viel Neues und noch mehr zu entdecken. Und da das Spiel jetzt schon drei Jahre alt ist und es vermutlich Millionen neue Gamer gibt, hat Nintendo sich überlegt, diesen fast schon antiken Klassiker endlich neu aufzulegen. (Ironie aus)
Ich habe mir tatsächlich an den Kopf gefasst, als Nintendo auf einer Direct-Sendung für mich völlig überraschend dieses Re-Release für den 3DS angekündigt hat. Als hätten wir erstens nicht schon genug 2D Jump ’n Runs und zweitens nicht endlich mal wieder was richtig Neues verdient. Aber wie dem auch sei, aus irgendeinem Grund hält Nintendo es für eine gute Idee, ein kleineres Team damit zu beschäftigen, dieses Spiel auf den Handheld zu bringen, dabei eine (optische) dritte Dimension hinzuzufügen und ein paar Neuerungen einzubauen. Ich verstehe es jedenfalls nicht.
Mal Klartext: Kann das Spiel was?
In einem Wort: Natürlich! Die ursprüngliche (dieses Wort passt irgendwie nicht so ganz, weil es fast so klingt, als wäre das schon sooo lange her…) Version hat mich begeistert und das es sich hier um fast genau dasselbe Spiel handelt, ist es natürlich nicht schlecht, sondern sogar sehr gut. Aber muss man es nach so kurzer Zeit noch mal haben? Natürlich nicht! Wäre das Original auf dem GameCube herausgekommen, dann hätte ich das anders gesehen, schon alleine, weil das Spiel dort eine wesentliche kleinere Zielgruppe gehabt hätte als es dies auf der Wii hatte. Aber dazu sei jetzt genug geschrieben.
Kenner des Spiels werden sich also sehr schnell zurechtfinden und vermutlich auch schnell durch sein, dieser Test richtet sich aber primär an diejenigen, die das Original nicht gespielt haben. Da es aber einige Neuerungen gibt, könnte er auch für Kenner interessant sein. Auf einer der Neuerungen stößt man gleich zu Beginn: den „Neuen Modus“. In diesem haben Donkey und Diddy nicht nur ein Herz mehr, es gibt auch ein paar neue Items im Laden zu kaufen, die es im auch verfügbaren „Originalmodus“ nicht gibt: das DK Fass, den grünen Ballon und den Schutztrunk.
Das DK Fass ermöglicht es, an einer beliebigen Stelle ein Fass mit Diddy Kong einzusetzen und der grüne Ballon rettet einmalig vor einem Absturz. Der Schutztrunk ist speziell für die Levels mit Raketenfass oder Lore, denn dieser Trunk macht einen dann kurze Zeit unverwundbar. Kaufen kann man diese Dinge in Crankys Laden gegen Bananenmünzen, wie man die bekommt, erkläre ich nun.
Affenstarkes Gameplay!
Das Spiel ist im Prinzip ein ganz klassischer Sidescroller, allerdings mit vielen wirklich guten Ideen. Man läuft die meiste Zeit von links nach rechts, sammelt Bananen und andere Extras ein, springt auf Gegner um sie zu besiegen und muss das große Fass am Ende des Levels erreichen, um auf der Weltkarte, die in acht Welten unterteilt ist, weiter zu kommen.
In jedem Level gibt es einige versteckte oder schwer erreichbare Dinge. Zum einen gibt es in jedem Level die Buchstaben K, O, N und G zu finden. Schafft man es, in jedem Level einer Welt alle Buchstaben zu finden, schaltet man ein Bonuslevel in dieser Welt frei. Dazu gibt es noch verschiedene Puzzleteile in jedem Level versteckt. Findet man alle eines Levels, dann schaltet man Artworks und andere Extras frei. Während man die KONG-Buchstaben in einem Rutsch finden muss, bleiben einmal gefundene Puzzleteile im Bestand. Auch findet man an vielen Stellen Bananenmünzen, die man für Einkäufe im Laden braucht. So kann man sich im Laden zum Beispiel auch einen Papagei kaufen, der dann in einem Level dabei hilft. Puzzleteile aufzuspüren.
Und nun zu den Ideen: Noch relativ platt, bzw. gerade nicht, ist die Möglichkeit, auch in der dritten Dimension zu wandern. Über Fässer kann sich DK in den Hinter- oder Vordergrund schießen lassen – manchmal ist das optional und manchmal der einzig mögliche Weg. Darüber hinaus gibt es (leider zu wenige) Levels, die in einem völlig anderen Stil gehalten sind: im Dämmerlicht, bzw. in dichtem Nebel. Hier ist die Umgebung dunkel und nur schwer zu erkennen, während DK und Diddy als Schatten dargestellt werden, einziger Farbtupfer ist die rote Krawatte von DK. In einem normalen Durchgang gibt es leider nur zwei dieser Levels, was ich sehr schade finde.
Weitere Ideen, die das Spiel von einem normalen Jump ’n Run abheben sind die Loren- und Raketenfass-Levels. Okay, beides sind keine wirklich neuen Ideen, aber dennoch eher einzigartig. In diesen Levels hüpfen die beiden Affen entweder in eine Lore und fahren auf Schienen oder in ein Raketenfass und fliegen durch den Level. Was am Anfang noch nach wirklich spaßiger Abwechslung klingt, kann leider jedoch schnell zum Frustfaktor werden. Diese Levels haben es nämlich so was von in sich, manchmal ist es sogar etwas unfair. Das Problem ist, dass man immer nur einen Versuch hat, nicht wirklich weit voraus blicken kann, aber sehr schnell unterwegs ist.
Fährt man mit der Lore gegen einen Gegner, muss man von vorne anfangen, knallt man mit dem Raketenfass gegen ein Hindernis, ist es sofort vorbei, fährt man mit der Lore in den Abgrund, braucht man einen neuen Versuch. Vor allem später werden diese Levels teilweise so voll mit Fallen und Gegnern, dass einfach alles perfekt sitzen muss, um ans Ziel zu kommen. Vor allem im Raketenfass ist das manchmal echt bockschwer, da man es nur schwer kontrollieren kann.
Aber zum Glück gibt es ja den Super Assistenten. Scheitert man in einem Level sieben Mal, dann kann man den Level für sich spielen lassen. Es gibt dann zwar keine Extras, aber zumindest kommt man weiter. Auf der Wii habe ich diesen Assistenten noch nicht in Anspruch genommen, auf dem 3DS nun aber schon, weil es mich teilweise einfach viel zu sehr genervt hat. Vor allem, weil man oft auch noch einen Weg bis zum Fass oder zur Lore zurücklegen muss, was man dann auch jedes Mal wiederholen muss.
Was mir dagegen allerdings „damals“ wie heute großen Spaß gemacht hat, sind die Endgegner. Die sind nämlich so richtig schön Retro im doppelten Sinne. Zum einen, weil sie typisch Retro Studios sind und zum anderen, weil sie ein bisschen mehr Retro-Flair ins Spiel bringen. Man muss die Gegner sehr genau beobachten und dann gekonnt reagieren, um sie besiegen zu können. Und da auch noch fast jeder Kampf eine komplett neue Erfahrung ist, gibt es hierfür eine 1+ mit Sternchen für die Entwickler.
Allerdings will ich auch nicht verschweigen, dass dem Spiel auch etwas fehlt: Tiere und Unterwasser-Level. Während bei den 2D-Vorgängern diverse Tiere zum Einsatz kamen, ist hier nur das Nashorn Rambi dabei. Auf ihm können Donkey und Diddy in verschiedenen Levels reiten und dank seiner Urgewalt so ziemlich alles kaputt machen, ein großer Spaß. Andere tierische Helfer fehlen leider ebenso wie die beliebten Unterwasserlevels der Vorgänger. Diese hatten die Entwickler zwar scheinbar mal geplant, aber fühlten sich zu langsam und schwerfällig an, was in ihren Augen nicht zum Rest des Spiels passte. Da ich Unterwasser-Level in diesem Genre grundsätzlich ätzend finde, stört mich das allerdings nicht wirklich.
Grafik, Sound und Steuerung!
Optisch hat mir das Original auf der Wii sehr gut gefallen, vor allem die Texturen sind extrem gelungen und abwechslungsreich – kein Wunder, nach Aussage der Entwickler sind drei Mal so viele Texturen im Spiel wie in Metroid Prime 3. Auch die Gestaltung der Levels ist wirklich gelungen, aber das können die Entwickler der Retro Studios auch einfach richtig gut. Auf dem 3DS haben die anderen Entwickler es geschafft, dieses Flair auch rüberzubringen, allerdings finde ich den 3D-Effekt ziemlich überflüssig. Wie man auch in Filmen deutlich sieht, wenn der Effekt nachträglich hinzugefügt wurde, merkt man auch bei DKCR3D, dass das Spiel ursprünglich (schon wieder dieses Wort, gibt es denn kein besseres?) nicht dafür gemacht wurde. Ich habe es daher die ganze Zeit in klassischem 2D gespielt. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass der Effekt hier schneller verloren geht, als bei anderen Spielen und dann erkennt man ja meist gar nix mehr, was bei einem teilweise sehr schnellen Titel wie diesem eher kontraproduktiv ist.
Besonders gelungen finde ich die große optische Abwechslung. Obwohl man sich auf einer recht kleinen Insel befindet, gibt es doch sehr viel Variation. Neben Dschungel und Strand gibt es eine Höhle, Ruinen, Klippen, eine Fabrik und einen Wald, der sich doch deutlich vom Dschungel unterscheidet als man das erwartet. Vor allem die Fabrik sticht aus dem Rest deutlich hervor und bietet einen ganz neuen Look. Wirklich toll.
Akustisch liebe ich das Spiel nach wie vor. Einige alte Hasen (*hust* Tim) sagen ja zum Beispiel, dass die Retro Studios einige der alten Stücke komplett verhunzt hätten. Ich finde das nicht. Mir gefällt die Musik ausnahmslos sehr gut. Am Ende meint man sogar, Musik aus Metroid Prime hören zu können, die letzte Welt ist akustisch schon recht episch. Viel besser kann man es in meinen Augen nicht machen.
Die Steuerung finde ich sehr gelungen, vor allem, dass man die Möglichkeit hat per Schiebepad oder Steuerkreuz zu spielen und dass man nicht mehr in echt trommeln muss, damit DK das im Spiel nachmacht. Das war mit der Wiimote nämlich noch so. Lustig finde ich, dass man neben den klassischen Aktion und dem schon erwähnten Trommeln, mit dem man die Umgebung manipulieren und Gegner für kurze Zeit wehrlos machen kann, auch noch pusten kann. Ja, richtig gelesen, man kann pusten. Damit lassen sich Pusteblumen wegblasen, Windräder drehen oder brennende Gegner auspusten. Meistens verbergen sich dahinter Geheimnisse, so dass man Augen und Mund stets offen halten muss, um nichts zu verpassen.
Zuletzt möchte ich noch kurz den Mehrspieler-Modus erwähnen. Wie schon auf der Wii kann man das Spiel auch zu zweit spielen, allerdings braucht man dafür nun zwei Konsolen und zwei Versionen des Spiels. Per drahtloser Verbindung schlüpft einer in die Haupt von Donkey und der andere in die von Diddy und dann kann man gemeinsam durch die Levels streifen. Das passiert immer im Spiel von demjenigen, der DK steuert. Muss ich an der Stelle erwähnen, dass ich mir dazu einen Online-Modus gewünscht hätte?
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
Mario meint:
Donkey Kong Country Returns ist auch in 3D zweifellos ein sehr gutes Spiel, es macht Spaß, bietet ausreichend Umfang und viel zu entdecken. Dazu sieht es gut aus, die Musik gefällt mir und es bietet im Gegensatz zu den aktuellen Mario Jump ’n Runs auch eine echte Herausforderung, schießt allerdings manchmal auch über das Ziel hinaus. Dumm nur, dass es gerade einmal vor drei Jahren für die Wii kam und dort auch sehr erfolgreich war, es gibt eigentlich also keinen Grund für dieses Re-Release, zumal sich die Neuerungen sehr stark in Grenzen halten. Die im letzten Trailer beworbenen neuen Levels muss man echt mit der Lupe suchen, durch Zufall findet man die neue Welt jedenfalls nicht... Wer das Original gespielt hat, kann diese Version der Macher von Excite Truck und Pilotwings Resort getrost links liegen lassen, außer man will es noch mal spielen und nicht an die Heimkonsole gebunden sein. Wer das Original nicht kennt, der kann bedenkenlos zugreifen, es ist und bleibt ein grandioses Spiel, auch wenn ich mir stattdessen gewünscht hätte, die Kapazitäten der Entwickler wären in ein neues Spiel geflossen...
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
24.05.2013
Monster Games
Nintendo
ohne Altersbeschränkung
Singleplayer
Multiplayer
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