Das Leben ist schön! Wenn es nur dauernd nicht so scheiße wäre…
Dieser Gedanke ist wohl in Japan fest verankert, kommen von dort doch ständig Spiele wie Harvest Moon, Rune Factory oder eben Animal Crossing. Warum sollte man auch einen fremden Alien-Planeten erkunden, eine Prinzessin vor einem bösen Reptil retten oder die Welt vor der totalen Finsternis bewahren wollen, wenn man sich auch auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren könnte: Wie Angeln, Käfer Fangen, Fossilien ausgraben und mühsam eine Stadt mit privaten Mitteln aufbauen, in der alle anderen nur herum laufen, Spaß haben und dann noch Ansprüche stellen!
Das ist Animal Crossing: New Leaf
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Das Spiel startet in einem Zugabteil, welches wohl den geschicktesten Character Creator aller Zeiten darstellt, denn dort wird man von einer gruseligen Katze angesprochen und unterhält sich mit ihr. Durch die Antworten, die man ihr gibt, wird nicht nur Name und Aussehen des Spielers bestimmt, auch wird man gefragt, wo man hin möchte, und wie der Zielort denn aussieht. So wird auf clevere Art und Weise die Wahl des Namens der Stadt und sein Layout bestimmt.
Kaum in dem Dorf angkommen, wird man von den Bewohnern gleich als neuer Gott verehrt, äh als Bürgermeister begrüßt, denn aufgrund eines Missverständnisses hat man nun seine Position inne und anscheinend wohl eh nichts besseres zu tun.
Die Aufgabe ist es also, das kleine Dorf auszubauen, die Bürger glücklich zu machen und nebenbei noch selbst etwas für sich aufzuheben. Animal Crossing besticht nicht etwa durch abwechslungsreiches Gameplay oder eine spannende Story, sondern durch eine prallgefüllte Spielwelt, vielen Möglichkeiten und charmanten Charakteren.
Im Endeffekt geht es immer darum, Sternis zu sammeln, das Geld der Animal Crossing Welt. Dieses bekommt man, indem man gesammelte Früchte, gefangene Fische oder Käfer und ausgegrabene Bodenschätze in der Fundgrube verkauft. Diese Sternis müssen dann aber wieder klug investiert werden. Entweder man benutzt sie, um sein Haus auszubauen, sich private Güter wie Kleidung oder Möbel zu kaufen oder man investiert sie in die Verschönerung der Stadt, stellt Bänke auf, baut kleine Parks oder sogar ganze Behörden. Die Möglichkeiten sind geradezu grenzenlos. Man kann jeden Fleck der Spielwelt bebauen, man kann Bäume fällen und woanders wieder einpflanzen, man kann sein Haus mit unzähligen Tapeten, Teppichen und Möbeln ausstatten und reicht einem die unglaublich große Auswahl an Kleidung nicht, designt man eben eigene. Der Kreativität sind allein finanzielle Grenzen gesetzt und dies sehr geschickt. Die Sternis verdienen sich nämlich nicht von selbst und so muss man sich gut überlegen, was man wo hin baut, man beginnt langfristig zu planen und sich um seine Stadt richtige Gedanken zu machen.
Hinzu kommt der Ablauf des Spiels in Echtzeit. So ziemlich jedes Projekt braucht nach der Finanzierung einen Tag um fertig gestellt zu werden, Bäume wachsen fast eine Woche lang zu voller Größe, Pflanzen entstehen und verwelken, Jahreszeiten ändern sich und Bürger kommen und gehen. Diese Verlangsamung des Gameplays hätte nicht überall seinen Platz, man überlege sich wie nervig es wäre, in Ocarina of Time drei Echtzeit Tage auf sein Biggoron Schwert zu warten, doch gerade Animal Crossing profitiert besonders stark davon. Das langsame Wachstum der Stadt macht ihre Entwicklung noch bemerkenswerter und immer wenn man gerade das Gefühl hat, das Spiel beginnt langweilig zu werden, nimmt es einem quasi die Zügel aus der Hand und spielt sich bis zum nächsten Tag selbst weiter. Verstärkt wird dies durch tägliche Ereignisse: Läden bieten jeden Tag etwas Anderes an, täglich kann man Neues entdecken.
Auch Spieler mit einer Sammelleidenschaft kommen auf ihre Kosten. Es gibt schier endlos viele Fossilien, Insekten, Fische oder Kunstwerke, die man dem lokalen Museum spenden kann. Wem da noch langweilig ist kann auf eine abgelegene Insel fahren und dort Minispiele spielen.
Das ganze Konzept würde aber nicht aufgehen, wenn einem die Welt von Animal Crossing völlig egal wäre. Zum Glück sind die Bewohner der Stadt ein bunter Haufen von verrückten Charakteren, die alle ihren eigenen kleinen Tick, ihre Marotten und ihre Sonderbarkeiten haben. Mit der Zeit wachsen einem einige dieser Figuren so sehr ans Herz, dass man sich dabei erwischt, wie man extra für sie in einen Laden geht, um ihnen Medizin zu kaufen wenn sie krank sind, ihnen Briefe schreibt, die sie nicht lesen können, immerhin sind sie ja nach wie vor nur eine KI, und ihnen Geschenke macht.
Ich könnte noch tausend Seiten mit dem füllen, was sich in der Welt von Animal Crossing verbirgt, unterm Strich bleibt aber zu sagen, dass die Welt so voll, so charmant und so detailliert ist, dass man sie jeden Tag aufs neue besucht.
Besucher von außerhalb
Ein weiteres Herzstück von Animal Crossing ist der Multiplayer. Bis zu vier Leute können lokal oder über das Internet zusammen spielen und sich gegenseitig in ihren Städten besuchen, auf der Insel Minispiele spielen, Items und Designs tauschen oder einfach im Nachtclub abfeiern.
Allerdings hat dies auch einen praktischen Nutzen: Nicht nur findet man in anderen Städten auch andere Früchte, die man dann bei sich zu Hause anbauen kann, auch gibt es hin und wieder Quests der eigenen Bürger, die sich nur in anderen Städten erledigen lassen, wie zum Beispiel das Sammeln von Unterschriften. Die Anzahl an potenzieller NPCs ist darüber hinaus so hoch, dass man selten jemanden in einer anderen Stadt antrifft, der auch bei jemandem daheim wohnt.
Zu bemängeln ist jedoch ein wenig die Ausführung dieses großen Features: So kann man sich, ist man einander als “Bester Freund” registriert, Nachrichten schicken sobald beide Spieler online sind. So kann man sich anweisen, die Stadttore zu öffnen, sodass man sich besuchen kann. Allerdings geht das heutzutage sehr viel besser. Warum muss ich jedes Mal, wenn ich wieder anfange zu spielen, zum Bahnhof gehen und die Tore öffnen? Kann ich sie nicht einfach immer offen halten? Und warum ist mein Büro im Rathaus, von wo aus ich meines Amtes walte, geschlossen wenn die Tore offen sind?
Das hat man schon in einigen Spielen weitaus weniger umständlich gesehen. Darüber hinaus gibt es leider keinen Sprachchat und der Schriftchat ist wieder einmal völlig sinnfrei auf viel zu wenige Zeichen begrenzt.
Trotz dieses Kritikpunktes ist der Multiplayer jedoch großartig, ist man erst einmal verbunden. In einer fremden Stadt fühlt man sich nämlich trotzdem nicht eingschränkt. Man kann weiterhin graben wo man will, Bäume fällen wo man will, neue Bäume anpflanzen wo man will, in jedes Haus gehen, in das man gehen will und mit jedem NPC reden, mit dem man quatschen will. So ergeben sich auch abseits der Insel-Minispiele unzählige Möglichkeiten des gemeinsamen Spielens. Man kann in der Stadt verstecken spielen, zusammen auf Fossiliensuche gehen oder gemeinsam die gesamte Stadt umgestalten.
Und wo ich gerade bei der Insel bin: Hat man sich erst einmal im Törtel-Club angemeldet, kann man auch auf eine Insel fahren, in der man zufällig Leute aus der ganzen Welt treffen und mit ihnen spielen kann… Falls einem tatsächlich mal total langweilig werden sollte.
Präsentation
Auch hier zeigt sich Animal Crossing von seiner starken Seite: Die Charaktere sind nicht nur unglaublich gut geschrieben, sie sind auch unglaublich gut gestaltet und animiert. Jede Figur hat extrem viele Gesichtsausdrücke und Bewegungsanimationen, die durch geschicktes Sound-Design noch stärker wirken. Der Comic-Stil gibt jedem die Ausdruckskraft, die er braucht, von verkleinerten Pupillen bei Überraschungen bis hin zu Fragezeichen über den Köpfen bei Verwirrung.
Die extreme Neigung des Raumes, durch die ein sehr naher Horizont entsteht, ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch schafft man es so, eine Aufsicht zu erschaffen, die dennoch Objektnah wirkt und so die Spielwelt größer erscheinen lässt.
Der leichte Lichtshader tut seinen Teil dazu und mit dem 3D-Effekt wirkt die Umgebung so plastisch, dass man fast glaubt, sie sei echt. Bei Regen oder Schnee wird diese Illusion auch nicht zerstört: Figuren laufen mit Regenschirmen durch die Gegend und bei Aktion, wie zum Beispiel wenn man mit einer Schaufel auf den Boden schlägt, spritzt etwas Wasser vom Boden auf.
Die Musik ist wunderschön harmonisch und unterstreicht die Idylle des kleinen Dorfes, darüber hinaus ändert sie sich jede Stunde und bietet so viel Abwechslung.
Zweitmeinung von Mario
Ich kann Lukas in allen Punkten nur uneingeschränkt zustimmen. Animal Crossing ist so wenig ein typisches Videospiel wie es nur möglich ist – und das macht es so besonders. Während man sich bei jedem anderen Spiel maßlos über sich ständig wiedeholende Aufgaben aufregen würde, sucht man bei Animal Crossing gerne und mit penibler Genauigkeit jeden Tag aufs Neue das Dorf nach versteckten Fossilien ab. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Außerdem bietet New Leaf mit der Insel, den dortigen Minispielen, der Einkaufsmeile, den Stadtverschönerungen und vielen weiteren Neuerungen mehr als genug Innovation, um auch die zu begeistern, die nach Wild World erstmal keine Lust mehr hatten – mich zum Beispiel!
Vielen Dank an Nintendo für die Testmuster.
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Lukas meint:
Animal Crossing ist mehr als ein Spiel. Es mag unscheinbar wirken, doch es greift nach den Sternen und erreicht dabei den Mittelpunkt des Universums: Animal Crossing ist ein kleiner Mikrokosmos, eine Welt für sich, ein zweites Leben in Frieden und Harmonie. Und nach all den Drachen, die wir getötet haben, haben wir uns diese Pause verdient.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
08.11.2012
Nintendo
Nintendo
ohne Altersbeschränkung
Singleplayer
Multiplayer
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