Mit der erfolgreichste Kinofilm des vergangenen Jahres war Marvel’s The Avengers. Und während sonst zu fast jedem Film mit Beteiligung eines Marvel-Helden wie Iron Man oder Thor begleitend ein Videospiel erscheint, geschah dies ausgerechnet bei Avengers nicht. Doch Ubisoft hat sich nun erbarmt und veröffentlichte vor kurzem das Prügelspiel Avengers: Kampf um die Erde für Xbox 360 und Wii U. Ob es was taugt, sollen die folgenden Zeilen verraten.
Die Geschichte
Der Plot ist schnell erzählt. Die Skrulls haben die Erde angegriffen und dabei wichtige Orte der Erde besetzt. Einige davon kennt ihr aus dem Film. Nun müsst ihr mit den Avengers die Skrulls vermöbeln und zurück in die Weiten des Alls vertreiben. Zwei Dinge sind dabei zu erwähnen: Erstens gehören zu der Superheldentruppe im Videospiel im Gegensatz zum Film nicht mehr nur Iron Man, Hulk, Thor, Captain America, Black Widow und Hawkeye, sondern auch andere Marvel Figuren wie Spiderman, Wolverine oder die Fackel. Zweitens können die Skrulls anscheinend die Superhelden befallen und übernehmen. So kämpft ihr meistens gegen eigentlich gute Charaktere wie gegen einen Spiderman Skrull. Aber natürlich auch gegen Bösewichte wie Loki oder Dr. Doom. Die relativ belanglose Geschichte wird in comicartigen Videosequenzen erzählt. Ganz nett, aber auch weit davon entfernt zu begeistern.
Das Gameplay
Wie bereits erwähnt, handelt es sich um ein Beat’em Up. Dabei treten immer zwei Zweier-Teams gegeneinander an, wobei nur ein Spieler aktiv ist. Ihr dürft aber jederzeit zwischen den Helden hin und her wechseln, zum Beispiel, um die unterschiedlichen Attacken zu nutzen oder jemanden zu schützen, wenn seine Lebensenergie sich dem Ende neigt. Diese füllt sich nämlich als Zuschauer langsam wieder auf.
Die Attacken der einzelnen Comicfiguren sind natürlich ihren Vorbildern nachempfunden. So kann Thor Blitzattacken auf die Gegner niederlassen oder seinen Hammer auspacken (hohoho), während Hawkeye zielgenau Pfeile abfeuert. Dabei kommt es hier nicht wie üblich auf Tastenkombinationen an, sondern ihr triggert eure Attacken via Touchscreen auf dem GamePad. Verschiedene Symbole repräsentieren je eines der Manöver und laden sich automatisch auf. Ist die Anzeige gefüllt, startet ihr die Attacke, in dem ihr das Icon anklickt. Um den Angriff wirkungsvoller zu machen, malt ihr in Sekundenbruchteilen eine geometrische Form auf dem Bildschirm nach. Das geht erstaunlich gut von der Hand, bietet aber natürlich nicht die taktische Tiefe und Präzision, die man sonst eher von Prügelspielen gewohnt ist.
Ganz so platt ist es aber dennoch nicht. Denn schließlich ist die Wirksamkeit von Manövern immer abhängig von der jeweiligen Situation. Mal ist es sinnvoll zu kontern oder gar einfach nur auszuweichen. Außerdem füllt sich eine Spezialattackenleiste auf, wenn ihr Schaden austeilt oder welchen einsteckt. Ist die Leiste erst zur Hälfte gefüllt, dürft ihr bereits einen besonderen Angriff starten. Wartet ihr bis die Anzeige komplett voll ist, habt ihr aber erst die richtige Spezialaktion zur Verfügung. Hier gilt es oft abzuwägen, was sinnvoller ist.
Habt ihr mindestens einen von euren Widersachern KO geschlagen, gewinnt ihr die Runde. Zwei Runden müsst ihr für euch entscheiden, um den Kampf als Sieg verbuchen zu können. Auf diese Weise kämpft ihr euch durch die Kampagne und vertreibt die Skrulls von der Erde.
Neben der Kampagne bietet Avengers noch andere Modi, wie Herausforderungen, bei denen es darum geht bestimmte Miniaufgaben zu erledigen. Meistert ihr die Modi schaltet ihr nach und nach neue Charaktere (es gibt insgesamt 20), Outfits und Sammelkarten frei. Außerdem wird der Ausgang von Matches usw. mit Auszeichnungen belohnt.
Der Multiplayer
Grundsätzlich macht der Multiplayer einiges richtig. So dürft sowohl kooperativ als auch gegeneinander antreten. Kooperativ meistert ihr zum Beispiel gemeinsam die gesamte Kampagne. Und gegeneinander könnt ihr sowohl im eins gegen eins, als auch bei zwei gegen zwei eure Kräfte messen. Da ja die Konsole bekanntlich bisher nur ein Wii U GamePad unterstützt, nutzen die anderen Spieler eine Wiimote/Nunchuk-Kombination.
Die Steuerung ist hierbei natürlich signifikant anders und setzt auf eine Mischung aus Bewegung- und Tastensteuerung. So müsst ihr eine ausgewählte Attacke ausführen, indem ihr beispielsweise Wiimote und Nunchuck schnell nach vorne bewegt. Etwas Zappelei ist also gegeben, zum Glück übertreibt es das Spiel nicht total. Auch hier gilt das gleiche wie für die Touchscreen-Steuerung. Sie funktioniert ganz gut und geht recht einfach von der Hand, lässt aber die Komplexität und Genauigkeit vermissen, die man sonst von dem Genre gewohnt ist.
Mit Freunden an der Seite macht das Spiel aber dennoch etwas mehr Spaß als alleine. Schade nur, dass es keine Online-Unterstützung gibt, was definitiv Wertungspunkte kostet!
Die audiovisuelle Umsetzung
Grundsolide. Nicht mehr und nicht weniger. Die Grafik verursacht keinen Augenkrebs, ist aber auch in keiner Weise anspruchsvoll oder überzeugend. Damit meine ich nicht nur die reine technische Umsetzung, sondern auch die Wahl des Stils. Alles ist zwar comicartig, aber dennoch nicht so richtig. Auch das Design der Charaktere bietet keinen roten Faden. Während beispielsweise der Hulk im Spiel durchaus Ähnlichkeit mit dem Hulk aus dem Avengers Film besitzt, lehnt sich Wolverine eindeutig eher an die Comic-, denn an die Filmvorlagen an. Schade ist auch, dass die deutschen Sprecher nicht die bekannten Synchronsprecher der Helden sind.
Meckerecke
Neben den technischen Mängeln gibt es auch spielerisch durchaus Kritikpunkte. Die Steuerung via Touchscreen und Bewegung mag ja noch Geschmackssache sein. Das ändert aber nichts daran, dass es im Endeffekt zu wenige Kampfarenen gibt und diese noch null Interaktion mit der Umgebung oder ähnlichem bieten. Wäre es nicht cool sich mit Hulk ein Auto zu schnappen und auf die Gegner zu pfeffern? Oder mit der Human Torch etwas in Brand zu setzen, was dann den Teil der Arena unpassierbar macht? So laufen die Kämpfe zu oft zu gleich ab.
Außerdem wurde hier die einmalige Chance verpasst, für Marvel-Fans und Neueinsteiger ein rundes Servicepaket mit extra Informationen zu schnüren. Wieso kann man nicht zu jedem Charakter eine kleine Enzyklopädie freischalten, anstatt der spärlichen Eckdaten, die man im Spiel findet?
Gunnar meint:
Marvel’s The Avengers: Kampf um die Erde ist ein grundsolides Produkt. Es funktioniert als Prügelspiel und macht gerade mit Freunden an der Seite durchaus kurzzeitig Spaß. Der Umfang ist in Ordnung, die Technik auf konstantem Durchschnitt. Wie alles an dem Titel. Im Prinzip braucht das Spiel kein Mensch. Vor allem, wenn ihr auf ernsthafte Beat’em Ups steht, solltet ihr lieber zur Konkurrenz von Bandai Namco mit Tekken Tag Tournament 2 greifen. Aber Avengers ist auch kein Rohrkrepierer. Als Fan der Comichelden und mit einer Affinität zu Prüglern mit weniger Tiefgang dürft ihr durchaus einen Blick riskieren.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
17.12.2012
Ubisoft Quebec
Ubisoft
12+
Singleplayer
Multiplayer
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