
Zwar gibt es die Culdcept Reihe bereits 20 Jahre, aber mit Culdcept Revolt erscheint nach so langer Zeit das erste Mal ein Titel in Europa. Tatsächlich schaffte es auch nur einer der Vorgänger in den Westen. Ihren Anfang machte die Reihe 1997 auf dem Sega Saturn. Danach erschien sogar ein Teil bereits für den Nintendo DS im Jahr 2008, aber eben nur in Japan. Aber wie sagt man so schön: Besser spät als nie.
Brett- und Kartenspiel zugleich
Das Spielprinzip von Culdcept Revolt basiert einmal auf dem von Monopoly. Wie im beliebten Brettspiel, bewegen sich die Spieler, die sogenannten Cepter, mit Hilfe von Würfeln über Felder, die besetzt werden können. Als Währung dient dabei Magie, die als „G“ abgekürzt wird. Anders als in der Vorlage funktioniert der Kauf eines Feldes, aber mit Hilfe von Monstern. Diese kann man in Form von Karten ausspielen, sofern man dafür einen kleinen Betrag an Magie spendet. Manche Kreaturen erfordern allerdings auch das Opfer einer anderen Karte. Die Monster sind nach dem Setzen eine Zeit lang erschöpft, bis man ein Tor erreicht. Das bedeutet, dass zunächst keine Veränderung stattfinden kann, auf die ich später zu sprechen komme. Bei den Feldern gilt es außerdem zu beachten, dass diese über unterschiedliche Elemente verfügen können. Im Spiel gibt es die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Wind. Außerdem gibt es noch Felder, die keine spezifische Eigenschaft haben und Tore, die durchschritten werden müssen. Hier gibt es dann immer einen Bonus an Magie wie es bei Monopoly bei Los der Fall ist. Hat man eine komplette Runde abgeschlossen, für die eine gewisse Anzahl an Toren durschritten werden muss, erhält man zusätzlich einen weiteren Bonus.
Bei den Monstern gibt es neben den vier Elementen auch noch solche, die kein Element haben. Setzt man aber ein Feuermonster auf ein Feuerfeld, bekommt dieses durch das passende Terrain einen Bonus. Besitzt man mehrere Felder desselben Elements werden die Punkte multipliziert, wodurch man mehr Magie erhalten kann. Wichtig bei Währung ist auch, dass die ausgegebene Magie für Felder nicht verloren geht, sondern extra gewertet wird. Denn das Ziel jedes Matches ist ein gewisser Betrag an G. So kann es das Ziel sein 8000 G zu erreichen. Hat man dies geschafft, muss man nur noch zum nächsten Tor, ehe man als Gewinner feststeht. Das Ziel ist es also möglichst viele Monster auf der Karte zu setzen.
Die hohe Kunst des Glücks
Um nun das Spielgeschehen noch komplexer zu gestalten, können Felder aufgewertet werden. Dies geht bis Level 5, wodurch sich die eigene Magie sehr stark erhöhen lässt. Kommt nun ein Gegner auf dieses Feld, hat er zwei Möglichkeiten. Er kämpft mit einem eigenen Monster und versucht das Feld zu erobern. Gelingt dies nicht, muss er eine Gebühr bezahlen, die abhängig vom Level des Feldes ist. Da die Gebühren sehr stark ansteigen, kann man hier schnell alle Magie verlieren, die man gerade zur Verfügung hat. Dann müssen die eigenen Felder verkauft werden, bis man wieder einen positiven Betrag hat. Hat man nicht genug Felder, fängt man wieder bei 180 G an.
Es ist nicht immer notwendig eine Kreatur mit dem passenden Element auf ein Feld zu setzen. Zur Not kann man Monster später auch austauschen oder das Terrain für eine Gebühr in ein anderes Element umwandeln. Dadurch ist die Kreatur auf dem Feld erst einmal wieder erschöpft und man muss zunächst durch das nächste Tor, um die nächste Änderung vornehmen zu können.
Neben den Monsterkarten gibt es aber auch noch Ausrüstungsgegenstände in Form von Karten, die im Kampf zum Einsatz kommen. Dadurch kann die HP oder die Angriffskraft des Monsters gesteigert werden. Zudem gibt es noch Zaubersprüche und Fallen, die am Anfang eines Zuges eingesetzt werden können. Dadurch lässt sich zum Beispiel die Anzahl an Würfeln erhöhen oder die Augenzahl des nächsten Wurfes eines Spielers festlegen. Zudem gibt es Karten die Magie bringen, den Spieler mehr Karten ziehen lassen oder einem Monster Schaden zufügen. Insgesamt gibt es eine unglaubliche Anzahl an Monstern und Zauber, die nach und nach im Spiel zur Verfügung stehen und das Spiel unglaublich komplex machen. Hier muss man sehr viel Zeit investieren, um ein zufriedenstellendes Deck zu erstellen. Außerdem kommt natürlich der Faktor Glück sehr stark zum Tragen, da nicht nur die richtige Augenzahl, sondern auch noch die richtige Karte kommen muss. Hat man Pech, kann so ein Match auch schnell mal verloren gehen.
Die Grundprinzipien werden einem in einem kurzen Tutorial am Anfang erklärt. Danach erfährt man, dass der eigene Charakter, den man benennen kann, seine Erinnerung verloren hat und von den Free Bats gerettet wurde. Bei diesen handelt es sich um eine Gruppe von Wiederstandkämpfern, die sich gegen den bösen Grafen auflehnen wollen. Allerdings haben die Mitglieder der Gruppe nicht alle dasselbe Ziel. Sie sind sich uneinig, ob sie aus der Stadt fliehen oder gegen den Grafen kämpfen sollen. Sicher sind sie jedenfalls nicht, da es hier das Gesetz gibt, entweder man folgt dem Stadtherrn oder man stirbt. Recht schnell kommt es daher auch zur ersten Konfrontation mit den Handlangern des bösen Herrschers, wodurch es zu Kämpfen kommt. Die Story verfolgt man dabei, in dem man die Hauptaufgaben eines Kapitels erledigt. Daneben gibt es noch weitere Quests, die nicht unbedingt gemacht werden müssen, die aber Auskunft über andere Charaktere geben. Zudem erhält man hier weiteres Gold, welches im Laden für neue Karten ausgegeben werden kann.
Während den Kämpfen selber passiert in der Regel nichts für die Story. Zwar äußern sich die Gegner vor jedem Zug, aber diese Sätze sind eher vom aktuellen Spielstand abhängig, als von den Ereignissen in den Sequenzen vor dem Match. Dadurch, dass man nicht immer nur einen Gegner hat, kann so ein Kampf schon einmal länger dauern. Für Abwechslung sorgen nämlich Partien mit drei Teilnehmern oder Teamkämpfe, in denen in jedem Team zwei Cepter antreten. Besonders ist hierbei, dass man auch auf die Felder seines Verbündeten zugreifen kann. Da aber jeder Zug gezeigt wird, kann so ein Kampf dadurch sehr lange dauern, ohne dass man selber viel zu tun hat. Zudem hängt hier das eigene Abschneiden auch von einem Computer ab, was den Faktor Glück noch einmal verstärkt. Zudem gibt es verschiedene Bretter, die zum Beispiel besondere Felder wie Läden beherbergen, bei denen Karten gekauft werden können für das Match. Immerhin kann man das Spiel auch während dem Kampf temporär abspeichern, wodurch man später wieder an der Stelle anfangen kann. Die Länge der Kämpfe sorgt aber auch dafür, dass man sehr viele Stunden mit dem Spiel verbringen kann. Wie viele Zeit man alleine für die Hauptstory braucht, ist aber eben auch sehr stark vom Glück abhängig.
Multiplayer
Neben der Hauptstory besteht auch die Möglichkeit mit bzw. gegen Freunde das Spiel zu spielen. Gegen bis zu drei Gegner kann man in einem Lokalen Match oder Online antreten. Dabei darf jeder auf sein eigenes Kartenpack zurückgreifen. Verwendet wird hierbei der eingestellte Avatar. So kann man auch als Scherge des Grafens gegen bekannte oder unbekannte Spieler antreten. Auch hier gilt wieder zu beachten, dass die Matches teilweise recht lange dauern können, weshalb gerade online eine stabile Verbindung erforderlich ist. Die Möglichkeit gegen echte Feinde anzutreten wird aber gerade Leuten freuen, für die die normalen CPUs zu schwach sind, obwohl man hier auch zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten hat. Beim Erstellen eine Lobby hat man zudem die Möglichkeit bestimmte Sorten von Karten zu verbieten oder die Regel einzuführen, dass von jeder Karte nur ein Exemplar in einem Deck sein darf. Auch dadurch kann man sehr spannende Kämpfe erwarten.
Steuerung und Technik
Die Steuerung von Culdcept Revolt ist sehr einfach gehalten. Dadurch hat man hier zumindest schon einmal einen leichten Einstieg. Die Auswahl trifft man im Spiel mit Hilfe des Circle Pads oder Steuerkreuz und dem A Knopf. Mit Start und Select lassen sich Sequenzen überspringen und während dem Match die Hilfe aufrufen. Durch den Druck auf X lässt sich das aktuelle Brett ansehen und durch Y die aktuelle Hand. Möchte man am Anfang keine Magiekarte ausspielen, muss man das Steuerkreuz oder Circle Pad nach oben drücken. Möchte man wieder Kommandos geben, drückt man nach unten. Durch die rechte Schultertaste lässt sich der Informationsmodus öffnen, in dem aktuelle Infos zu den einzelnen Spielteilnehmern abgerufen werden können. Im Zuge des Tutorials werden dabei die Grundlagen erklärt, sodass man hier einen guten Einstieg findet.
Grafisch ist das Spiel in Ordnung aber einfach gehalten. Das bedeutet, dass man aufwendige Sequenzen, in denen die Story erzählt wird, vergeblich sucht. In der Regel bewegen sich die Charaktere in einem kleinen Areal und die Textboxen ploppen mit der Story auf. Das hat aber durchaus seinen Charme. Die Anime-Artworks der einzelnen Charaktere sehen dabei sehr gut aus. Eine Sprachausgabe gibt es in dem Sinne nicht. Lediglich während den Matches gibt es eine weibliche Stimme, die ein paar Kommentare abgibt wie: „Discard your Cards“. Zudem werden beim Öffnen von neuen Kartenpacks die Kartennamen von einer männlichen Stimme vorgelesen. Die Matches selber finden in einer anderen Dimension statt. Hier merkt man recht schnell, dass sich die Entwickler Gedanken mit den einzelnen Brettern gemacht haben. Zudem gibt es meistens auch einen passenden Hintergrund vom Gebiet, in dem man sich befindet. Allerdings schweben die Felder, auf denen man sich bewegt, oft in der Luft, was oft nicht so stimmig wirkt. Der 3D Effekt kommt natürlich besonders bei den Textboxen zum Tragen, da es hier einen Tiefeneffekt gibt. Insgesamt ist er ganz gut gelungen. Begleitet wird das Spielgeschehen von einem netten Sound. Es gibt zwar kein Lied, welches besonders heraussticht, aber die Musik ist stimmig und passend. Zudem untermauert sie die dunkle Stimmung im Spiel.
Kritik
Die Umsetzung des Spiels ist nicht perfekt. Ein Problem sind die teilweise sehr langen Matches, die durch die Anzahl an Gegner herbeigeführt werden. Zwar lässt sich die Geschwindigkeit ein wenig einstellen, aber es dauert immer noch gefühlt sehr lange, bis die Gegner ihren Zug vollzogen haben. Das liegt daran, dass man ihnen beim Würfeln und Einsetzen der Karten zuschauen muss. Die Länge der Matches haben den faden Beigeschmack, dass man bei einer Niederlage erneut antreten muss. Zwar bekommt man ein wenig Geld, um sich neue Karten zu holen, aber es kann dennoch sehr frustrierend sein. Das liegt auch an dem doppelten Faktor Glück. So kann man durch die Würfel mal schnell auf das Feld eines Gegners kommen. Das ist erst einmal nicht weiter tragisch, wenn man denn die richtigen Karten auf der Hand hat. Aber auch dafür braucht man Glück und so kann es durch Verkettung von blöden Umständen mal ganz schnell am Ende eines Matches zur Niederlage kommen, obwohl es davor sehr gut lief. Das ist ziemlich frustrierend und kann dafür sorgen, dass man mit dem Spiel aufhört. Zwar gibt es immer Vorschläge, was man machen sollte, aber diese sind teilweise auch nicht die beste Wahl, wovor am Anfang auch gewarnt wird. Zudem rückt die Story durch die langen Matches eher in den Hintergrund.
Weiterhin ist das Spiel leider nur komplett auf Englisch. Gerade bei so komplexen Kartenspielen kann das durchaus ein Nachteil sein, da man die Texte auf den Karten auch verstehen muss, um ihren Effekt zu verstehen. Zum Glück ist das Englisch dabei relativ einfach, aber es ist dennoch ratsam die Sprache zu können. Man kann es aber auch nicht wirklich vorwerfen, da man so wenigstens nach 20 Jahren mal die Möglichkeit bekommt, einen Teil der Serie zu spielen.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist vorher schon einmal erwähnt wurden. Während den Matches befindet man sich in einer anderen Dimension, in der die Felder selber recht einfach gehalten sind. Zwar gibt es meistens einen passenden Hintergrund, aber das wirkt nicht immer stimmig, da die Bretter in der Luft schweben. Dafür sehen aber die Karten und Charaktere gut aus. Aber das kann man von so einem Spiel ja auch verlangen. Zudem fehlt eine Sprachausgabe, die der Story ein bisschen mehr Tiefe und Gefühl gegeben hätte.
Vielen Dank an NIS America für das Testmuster.
Matthias meint:
Nach 20 Jahren erscheint das erste Mal ein Teil der Culdcept Reihe in Europa. Dabei handelt es sich um ein Nischenspiel, welches eine Mischung aus Monopoly und Kartenspiel bildet. Das Spielprinzip ist durchaus interessant, hat aber den Nachteil, dass Matches sehr lange dauern können. Besonders wenn diese Verloren gehen, kann dies sehr frustrierend sein. Für Fans von solchen Spielen bedeutet das aber auch jede Menge Spielzeit, in der man an seinem eigenen Deck feilen kann, um es dann gegen Gegner aus aller Welt einzusetzen. Alle anderen Spieler können sich den Titel durchaus auch einmal anschauen, da er einmal etwas Anderes ist.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
06.10.2017
Omiya Soft
NIS America
6+
Singleplayer
Multiplayer
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