Rayman ist (mal) wieder da!
2D Jump & Runs und der Autor dieses Testberichts führen eine schwierige Beziehung. Zwar hat meine Gamer-Karriere in diesem Genre begonnen, aber die letzten Jahre, vor allem auf der Wii U, haben meine langjährige Liebe auf eine harte Probe gestellt. Es sind einfach zu viele Spiele im Genre auf Nintendos Konsolen erschienen, die zu wenig Neues zu bieten hatten. Ich war einfach übersättigt. Doch dann kam Rayman zurück und meine Liebe auch.
Aber erstmal ein paar Worte zur Serie: In der Hauptreihe von Rayman sind von 1995 bis 2003 drei Spiele erschienen, darüber hinaus gibt es nicht wenige Spiele auf diversen Handhelds. Anschließend trieben die Raving Rabbids im Franchise ein wenig ihr Unwesen, bevor es in 2011 in Origins zurück zu den Ursprüngen ging. Ubisoft fand wieder zu den alten Tugenden der Reihe zurück und lieferte ein wirklich tolles Spiel auf der Nintendo Wii ab, das ziemlich laut nach einem Nachfolger schrie. Und den gab es dann schon zwei Jahre später auf der Wii U und nun, weitere vier Jahre später bringen die Entwickler den Titel auf die Switch und spendieren dazu ein paar exklusive Inhalte.
Story und Gameplay!
Die Geschichte ist schnell erzählt. Rayman und seine Freunde machen seit 100 Jahren ein kurzes Nickerchen. Und diese Zeit haben die Alpträume genutzt, um sich zu vermehren und immer stärker zu werden. Also werden die Helden von Murfy geweckt und müssen nun die Alpträume aus der Welt vertreiben. Das Hauptspiel findet dabei in sechs Welten statt, die man über Gemälde in der Hauptgalerie des Spiels erreicht. In jeder Welt gibt es diverse Levels, in denen Rayman oder einer der vielen anderen steuerbaren Helden, in klassischer 2D-Manier das Ende erreichen muss. Dabei geht es vor allem darum, unterwegs so viele Kleinlinge und Lums wie nur möglich zu finden.
Kleinlinge gibt es je nach Art des Levels zehn oder drei zu finden. In den klassischen Levels sind immer acht mehr oder weniger versteckt und zwei weitere findet man in besonders gut versteckten Spezialräumen nach einer besonderen Herausforderung. Man läuft oder schwimmt also von links nach rechts durch die Umgebung, muss geschickt springen, um Hindernisse und Feinde zu überwinden und hält die Augen nach möglichen Verstecken der zehn Kleinlinge offen.
Bei Bosskämpfen, in den Musiklevels, auf Rettungsmissionen und in heimgesuchten Levels sind jeweils drei Kleinlinge zu finden. Was das sein soll? Ganz einfach:
Schon in Rayman Origins gab es Musiklevels, in denen man mit Rayman schnell laufen und dann im Takt der Musik springen und angreifen muss, um das Ziel zu erreichen. Hier ist man also kontinuierlich mit Vollgas unterwegs und muss optimal unterwegs sein, um die Kleinlinge im Sauseschritt zu erreichen.
Bei den Rettungsmissionen geht es darum, neue Helden freizuschalten, bzw. zu befreien. Dazu muss man auch immer einen außergewöhnlichen Level spielen. Zum Beispiel ein Dojo vor Ablauf der vorgegebenen Zeit meistern oder ein abstürzendes Bauwerk hoch laufen und dabei stets schneller sein als die Schwerkraft. Auch hier muss man die drei Kleinlinge nicht suchen, sondern darf sie einfach nur nicht verpassen.
Bei heimgesuchten Levels handelt es sich um spezielle Versionen von klassischen Levels. Die perfekt auf einen Dauerlauf ausgelegte Umgebung muss man in 40 Sekunden durchqueren, um alle drei Kleinlinge zu retten, denn der erste der drei wird nach 40 Sekunden mit einer Silvester-Rakete in die Luft gejagt – Nummer 2 und 3 folgen nach jeweils weiteren 10 Sekunden.
Je mehr Kleinlinge man findet, umso mehr neue Welten und darin Levels schaltet man frei. Dass das Spiel mehr Inhalte bietet, erkennt man auch an den Kleinlingen. Während es im Original noch 700 zu finden gab, sind es in der Switch-Version 826.
Besondere Inhalte!
Die kann man aber auch abseits des Hauptspiels finden, denn man kann in Legends auch den Vorgänger Origins spielen, dazu muss ich aber etwas ausholen. Eben schrieb ich schon kurz von Lums. Diese sind sowas wie die Münzen bei Super Mario. Man sammelt sie in den Levels ein und damit steigt nach und nach der Kontostand von Rayman an. Außerdem bekommt man Glückslose, wenn man eine bestimmte Anzahl Lums in einem Level einsammelt. Mit diesen kann man dann allerhand freischalten, zum Beispiel auch die Welten und Levels des Vorgängers. Und dort findet man insgesamt 260 Kleinlinge versteckt.
Darüber hinaus gibt es noch den Bereich Murfys Berührung. Bei Murfy handelt es sich um einen Begleitcharakter, der den Haupthelden in bestimmten Levels unterstützt. Durch einen Druck auf A kann er zum Beispiel Plattformen verschieben, Gegner kitzeln oder Seile durchschneiden. Und bei Murfys Berührung dreht das Spiel den Spaß einfach um. Man selbst steuert Murfy durch Berührung des Bildschirms und der Held läuft, springt und attackiert automatisch. Hier lassen sich weitere 126 Kleinlinge finden. Das funktioniert natürlich nur im Handheld-Modus.
Aber das ist noch immer nicht alles. Wie schon gesagt, gibt es mehrere Helden im Spiel. Neben Rayman und seinen Kumpels sind auch die Göttinnen aus Origins dabei, diese müssen aber erst in den Rettungsmissionen befreit werden. Andere Helden schaltet man durch Lums frei, je mehr man hat, desto mehr Helden darf man wählen. Den letzten davon schaltet man übrigens bei 1 Million Lums frei – das ist ein hartes Stück Arbeit. In der Helden-Galerie kann man dann jederzeit den gesteuerten Helden wechseln.
Außerdem bietet das Spiel noch Herausforderungen. Dabei handelt es sich um Aufgaben, die entweder einen Tag oder eine Woche aktiv sind und an denen sich Spieler auf der ganzen Welt messen können. Man muss ein bestimmte Strecke so schnell wie möglich laufen oder so weit wie möglich kommen, bevor man stirbt. Das eigene Ergebnis landet dann auf einer Highscore-Liste und nach Ablauf der Herausforderung bekommt man je nach Abschneiden noch eine zusätzliche Belohnung in Form von Lums.
Und zuletzt ist auch das Kick-Boxen wieder dabei. Das ist ein 2D-Fußball-Spiel, bei dem man die Helden wie im Hauptspiel steuert und einen Ball ins gegnerische Tor befördern muss. Und in der Edition für die Switch geht das nun auch mit mehreren Spielern über drahtlose Verbindung mehrerer Konsolen – jedoch leider nicht online.
Und was gibt es sonst noch so zu entdecken?
Bisher noch nicht berichtet habe ich von den Bosskämpfen. Am Ende jeder Welt tritt man gegen einen Boss an. Diese Kämpfe sind wirklich gut gemacht, wenn auch manchmal etwas anstrengend. Da Rayman maximal einen Treffer aushalten kann und schon beim zweiten KO geht (sofern er vorher ein Bonusherz eingesammelt hat, sonst ist schon beim ersten Treffer Schluss), musste ich hier teilweise sehr häufig ran, bevor es geklappt hat. Das hat mich vor allem genervt, weil man dann dieselben Passagen immer wieder spielen muss. Das gilt übrigens auch abseits der Bosskämpfe, wenn man stirbt.
Ihr seht, das Spiel schreibt Abwechslung groß und davon gibt es übrigens auch in den klassischen Levels eine ganze Menge. Man muss nicht nur von links nach rechts laufen und springen. Mal fliegt man auf einer Mücke, mal erkundet man ein verwinkeltes Labyrinth und mal rennt man vor einem Riesen davon.
Und wie schlägt sich die Technik?
Das gerade erwähnte Level mit dem Riesen offenbart eine große Schwachstelle der Switch-Version: Die Hardware ist teilweise kolossal überfordert. Bei der Verfolgungsjagd mit dem Riesen gibt es kurz vor Schluss eine Stelle, an der eine ganze Menge passiert. Und das treibt die Framerate extrem in die Knie, das ansonsten flüssige und schnelle Gameplay wird kurzzeitig zäher als ein drei Tage alter Kaugummi. Zum Glück kommt das aber nur sehr selten vor, in diesem Level ist es absolut extrem – so sehr, dass der Level fast unspielbar ist. Wenn ihr das mit eigenen Augen sehen wollt, dann empfehle ich einen Abstecher zu meinem Video-Test.
Eine weitere Schwachstelle sind die Ladezeiten. Verglichen mit der Wii U-Version sind es Welten, während man auf der Wii U höchstens wenige Sekunden warten muss, dauert es auf der Switch schon mal eine Minute. Das hat mich sehr gestört, weil es so lange ist, dass es mich immer total aus dem Spiel rausgerissen hat. Und das Schlimmste dabei ist, dass das Spiel scheinbar unsauber programmiert ist, denn je länger ihr es spielt, desto länger werden die Ladezeiten. Wenn es also unerträglich wird, dann einfach mal die Switch neu starten und es wird sofort etwas angenehmer.
Dafür sieht es aber auch besser aus als das Original, das aber auch schon sehr hübsch anzuschauen ist. Die Engine, die Ubisoft benutzt, passt perfekt zur Reihe. Der Look ist zwar sauber und total klar, aber auch überdreht und verrückt, fast wie in einem Comic. Richtig gut! Dennoch nerven die technischen Schwachstellen bei einem sonst nahezu fehlerfreien Spiel.
Meckern kann ich nur noch ein wenig über die Steuerung. Die ist mir etwas zu schwammig, was vor allem in den Dojo-Levels auffällt, wenn man mal wirklich exakt punktgenau springen muss. Normalerweise fällt das gar nicht auf, da die meiste Zeit keine extreme Präzision verlangt wird. Wenn das Spiel das dann aber mal braucht, dann kann auch das nerven.
Sonst gibt es aber wirklich keinen Grund zur Kritik. Es sieht extrem gut aus, die Musik ist abwechslungsreich, stimmungsvoll und richtig gut und der Umfang ist ziemlich groß für ein 2D Jump & Run. Es wollen viele Kleinlinge gefunden werden, es gibt massig Levels mit viel Abwechslung und durch die Herausforderungen, gibt es jeden Tag und jede Woche neue Gründe, das Spiel zu spielen.
Ob sich der Kauf lohnt, wenn man die Wii U Version hat, kann ich nicht eindeutig sagen. Ich habe beide gespielt, die auf der Wii U aber mangels Mobilität nie bis ganz zum Ende. Auf der Switch bin ich dagegen fertig und habe daher auch noch ein paar neue Dinge entdeckt. Dazu sieht es besser aus, hat aber auch deutlich längere Ladezeiten und es ruckelt hin und wieder. Und ob die Möglichkeit, Kick Boxen nun auch drahtlos zu spielen, einen Kauf rechtfertigt, kann ich spontan nicht entscheiden. Vielleicht duelliere ich mich dazu noch mal mit Sverre…
Vielen Dank an Ubisoft für das Testmuster
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Mario meint:
Rayman Legends ist in der Definitive Edition noch einen Ticken besser als das Original auf der Wii U, allerdings kein Quantensprung. Für ein 2D Jump & Run ist der Titel extrem kreativ und macht bis auf ein paar technische Schwächen wie lange Ladezeiten und seltene, dafür aber extreme Ruckler, alles richtig. Wer das Spiel noch nicht kennt, der hat eins der bisher besten 2D Jump & Runs überhaupt verpasst und sollte das nachholen. Wer das Spiel kennt, der findet in meinen Augen zu wenig Neues, um es nochmal zu spielen. Außer, man möchte es unbedingt unterwegs genießen, dann ist die Switch-Version genau die richtige.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
12.09.2017
Ubisoft Montpellier
Ubisoft
6+
Singleplayer
Multiplayer
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