Menschen gegen Maschinen!
Schon in vielen Filmen und Büchern war es ein Thema, dass sich die von Menschen erschaffenen Maschinen auf einmal gegen ihre Schöpfer erheben und in den Krieg ziehen. Als wenig innovativ könnte man diesen Ansatz also bezeichnen. Dass es auch anders geht, zeigt Xenoblade Chronicles. Hier ist es nämlich so, dass vor vielen Jahrtausenden zwei Kreaturen erschaffen wurden, die in einem nicht enden wollenden Kampf gegeneinander antraten: Bionis und Mechonis. Irgendwann endet der Kampf dann aber doch und die beiden Kreaturen strecken sich gegenseitig nieder.
Verbunden nur durch ihre beiden Schwerter erstarren sie und es bildet sich Leben auf den beiden. Auf dem Bionis entwickeln sich Homs, menschliche Wesen, und auf dem Mechonis entwickeln sich Mechon, mechanische Wesen. Das Spiel steigt dann zu einem Zeitpunkt ein, als die entscheidende Schlacht zwischen den beiden Völkern auf dem eben erwähnten Schwert stattfindet.
Dank einer mysteriösen Waffe: dem Schwer Monado, können die Homs die Mechon zurückschlagen und Frieden kehrt ein. Doch schon kurze Zeit später wird die südlichste menschliche Kolonie, Kolonie 9, erneut von Mechon überrannt. Wieder ist es das Monado, dass die Homs rettet, aber die Schwester des Träger und gute Freundin von Hauptfigur Shulk wird dabei von einem seltsamen Mechon erstochen. Also schwört Shulk Rache und macht sich mit seinem Kumpel Reyn auf die Jadg nach diesem Mechon.
Und so beginnt eine Reise, deren Größe man am Anfang noch gar nicht erfassen kann. Vom Fuß des Bionis wandern sie immer weiter nach oben und treffen dabei auf viele Feinde, aber auch Freunde, die sie bei ihrer Reise begleiten und unterstützen. Am Ende kommt eine bunte Truppe, bestehend aus verschiedenen Völkern zusammen, die einem großen Geheimnis auf der Spur ist. Warum greifen die Mechon die Homs an? Woher kommt das Monado? Wieso kann außer Shulk es niemand so richtig kontrollieren? Warum ist es nicht wirksam gegen Mechon mit einem Gesicht?
Genau diese Fragen treiben den Spieler dazu an, sich auf der gewaltigen Welt der beiden Wesen zu bewegen und Stunde um Stunde dort zu verbringen. Und das ist natürlich etwas, das auch auf dem Nintendo 3DS genauso fesselt wie auch auf der Wii vor einigen Jahren. Es ist und bleibt eine außergewöhnliche Geschichte in einer außergewöhnlichen Welt!
Groß, größer, Gameplay!
Xenoblade Chronicles ist ein mehr oder weniger klassisches RPG. Doch wie auch bei der Geschichte macht es einiges anders als seine Genre-Verwandten. Die Details: Man steuert immer einen Charakter aus der Truppe, welcher das ist, kann man fast immer frei wählen. Es obliegt also dem Spieler zu entscheiden, wen er selbst steuern will. Begleitet wird dieser Charakter immer von maximal zwei weiteren aktiven Figuren, die dann auch im Kampf zum Einsatz kommen. Alle weiteren Begleiter sind passiv dabei, erhalten aber aus den Kämpfen zum Glück auch Erfahrungspunkte.
Die Entscheidung, welche Figuren aktiv und welche passiv sind, ist sehr relevant, da sie sehr unterschiedliche Fähigkeiten im Kampf haben, so dass man nicht nur darauf achten muss, womit man selbst am besten klar kommt, sondern auch was im Spiel sinnvoll ist. Ein Beispiel dazu: Das Monado ist die einzige Waffe, die den Mechon Schaden zufügen kann. Ein Kampf gegen einen Mechon ohne Shulk in der Truppe ist also absolut nicht sinnvoll.
Man läuft also über die Welt und sieht dort verschiedene Gegner herumlaufen. Da es keinen getrennten Kampfbildschirm gibt, läuft alles sehr flüssig ab. Außerdem kann man sich mehr oder weniger entscheiden, gegen welche Gegner man kämpfen will. Das funktioniert so: nähert man sich einem Gegner kann man aktiv einen Kampf eröffnen und dann loslegen. Manche Gegner greifen aber auch von sich aus an, zum Beispiel weil sie den Spieler sehen oder hören. Ab einem gewissen Level-Unterschied lassen sie das dann aber zum Glück sein. Läuft man selbst also in Level 30 herum und trifft auf Gegner in Level 10, dann sind die intelligent genug, den Spieler in Ruhe zu lassen.
Levels sind eine gute Überleitung. Natürlich entwickeln sich die Charaktere im Laufe der Zeit weiter. Neben klassischen Erfahrungspunkten, die dafür sorgen, dass sie nach und nach stärker werden, gibt es auch noch Technik- und Talentpunkte. Technikpunkte kommen zum Einsatz, um erlernte Techniken zu verbessern. Die braucht man im Kampf und je stärker sie sind, desto besser. Ein Kampf läuft nämlich so ab, dass die Figuren des Spielers die Gegner automatisch angreifen, der Spieler bewegt sie „nur“ und kann sich entscheiden, welcher Gegner angegriffen werden soll. Über die Technikleiste kann man aber jederzeit Spezialangriffe ausführen, die besonders viel Schaden machen.
Taktik kommt dabei auch zum Einsatz. Jedes Monster konzentriert sich auf eine Figur ganz besonders, gekennzeichnet ist das durch den roten Wutring um den jeweiligen Charakter. Reyn ist zum Beispiel ganz groß darin, die Wut der Gegner auf sich zu ziehen, so dass sie alle ihn ansehen und angreifen. Für Shulk bedeutet das, dass er sich ganz einfach hinter oder neben einem Gegner positionieren kann, um von dort gefahrlos anzugreifen und die Techniken einzusetzen, die von dort besonders mächtig sind. Daneben gibt es auch noch zahlreiche Statusveränderungen wie Schlaf, Umfallen und mehr. Außerdem füllt sich im Kampf die Gruppenleiste, die man nicht nur dafür braucht, gefallene Mitspieler wieder zum Leben zu erwecken, sondern die auch für einen Angriffskette zum Einsatz kommen kann. Dann können alle Figuren auf das gesamte Technik-Repertoire zurückgreifen und in einem Gegner mächtig einheizen. Hierfür ist es auch von entscheidender Bedeutung, welche Figur im Team Nummer 1, 2 und 3 ist, denn das legt die Reihenfolge der Angriffe in einer Kette fest. Wenn man sich geschickt anstellt, kann man dem Gegner durch die richtigen Techniken in der richtigen Reihenfolge sehr viel Schaden zufügen.
Die Kämpfe sind also sehr vielseitig und abwechslungsreich. Für mich ist das Kampfsystem von Xenoblade Chronicles eines der besten der letzten Jahre, weil es so anders, flüssig, taktisch und fesselnd ist. Aber eigentlich war ich je bei den Levels der Charaktere. Was da noch fehlt sind die Talentpunkte: Die werden automatisch in den Talentbaum gesteckt In diesem hat jede Figur drei Pfade, die entwickelt werden können und die Figur noch stärker machen. Talente lassen zum Beispiel das Tragen anderer Ausrüstung zu, verstärken bestimmte Fähigkeiten und machen die Gruppe insgesamt stärker. Durch Verknüpfungen, mit denen man die Talente in der Gruppe verbinden kann, profitieren viele von dem Talent eines einzelnen.
Und bevor ich mich jetzt in den Details des Gameplays verliere, nur noch ein paar Sätze zum großen Ganzen. Man läuft also über die gefühlt unendlich große Welt, bekämpft Gegner, sammelt Items ein, redet mit NPC, verbessert seine Ausrüstung, erfüllt Nebenaufgaben und kommt dem großen Ziel immer näher. Das ist so abwechslungsreich und vielseitig gestaltet, dass es trotz des immensen Umfangs niemals langweilig wird. Und da sich die Entwickler viele clevere Dinge haben einfallen lassen, macht es von Anfang bis Ende Spaß. Noch ein Beispiel dazu: Man kann von Beginn an auf Monster treffen, die man (noch) nicht besiegen kann. Das erkennt man sofort, da bei jedem Gegner der aktuelle Level angezeigt wird. Und weil das nicht reicht, gibt es dazu auch noch eine Farbenlehre. Ist der Level eines Gegnern rot unterlegt, dann heißt das: Auf keinen Fall zu nahe kommen! Diese Info braucht man zwar eigentlich nicht, denn dass man mit Level 10 nicht gegen Level 98 anstinken kann, sollte klar sein, es untermalt aber dramatisch, was passiert, wenn man es doch versucht.
So, zum Gameplay soll das reichen, auch wenn ich noch lange nicht alles erläutert habe. Seid gewiss: Das Spiel hat so viel zu bieten, wie kaum ein anderes Spiel. Nicht nur was den Umfang angeht, sondern auch bezogen auf die Abwechslung bei der langen Spielzeit.
Technik, Steuerung und Umfang!
Grafisch ist Xenoblade Chronicles auf der Wii eine Bombe gewesen. Keiner weiß so genau, wie die Entwickler dieses riesige, optisch vielfältige und offene Spiel auf der Konsole hinbekommen haben. Daher verwundert es mich umso mehr, dass es auf dem New Nintendo 3DS umgesetzt werden musste. Je, es sieht nach wie vor super aus und läuft flüssig, aber dennoch gibt es auf diesem hohen Niveau so viele Abstriche gegenüber der Wii-Version, das ich mich echt frage, ob das nötig war.
So sind zum Beispiel Popups ein extrem nerviges Problem, das zwar eigentlich kaum auffällt, wenn man es jedoch einmal entdeckt hat, nicht mehr wegzudenken ist. Die Welt zeichnet sich ja durch viele Details und viel Bewegung, zum Beispiel bei weitläufigen Wiesen, aus. Wenn aber auf einmal Dinge, die kaum einen Meter vor dem Spieler liegen, sich noch verändern (also detaillierter werden), dann stört das schon sehr. Wenn man den Bild mal vom Zentrum des Bildschirmes weg nimmt und etwas drum herum guckt, während man sich bewegt, dann sieht man an allen Ecken und Enden, wie sich die Darstellung von Objekten wieder und wieder verändert. Und das, obwohl der New 3DS mehr Arbeitsspeicher als die Wii hat.
Auch nervig ist, dass viele Texturen scheinbar einer herunter skaliert werden, da die Auflösung des New 3DS ja kleiner ist als die der Wii. Das macht viele Details aber extrem unscharf. Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass fast alle Texturen nun deutlich schlechter aussehen als vorher. Und das, obwohl die Auflösung geringer geworden ist. Hier haben es sich die Entwickler beim Port viel zu einfach gemacht. Das sieht man auch, wenn man einen Blick auf den unteren Bildschirm wirft. Dort wird immer die Umgebungskarte angezeigt und die ist einfach nur total unscharf. Auch die wurden wohl einfach nur runter skaliert und man hat keinen Wert darauf gelegt, dass man das einfach mehr als deutlich sieht.
Auch der 3D-Effekt ist nicht besonders gelungen, er ist zwar OK und wertet das Spiel auch optisch auf, aber auch hier merkt man, dass das Spiel nicht dafür gemacht ist. Viele Objekte sind zweidimensional und es wurde auf der Wii mit Tricks gearbeitet, damit es dreidimensional aussieht. Wenn man aber nun das Ganze in 3D darstellt, fällt es sofort auf und sieht suboptimal aus. Dazu kommt, dass der 3D-Modus kein echtes Gefühl von Tiefe vermittelt sondern eher dafür sorgt, dass man zwei Ebenen sieht: den Vordergrund und den Hintergrund. Das ist zwar etwas überspitzt geschrieben, denn ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber man merkt dabei einfach, dass dieses Spiel nicht für den 3D-Modus gemacht wurde.
An der Akustik habe ich hingegen nichts zu bemängeln. Sowohl die Sprachausgabe ist gut übertragen worden als auch die epische Musik. Auch hier hat Xenoblade auf der Wii Maßstäbe gesetzt und auf dem New 3DS ist es insgesamt mindestens genauso gut. Fast jeder Dialog ist vertont, jedes Gebiet hat eigene Musik und alles passt perfekt zusammen. Als Kritik könnte man anbringen, dass es nur eine englische Sprachausgabe gibt, aber die war schon beim Original dabei, eine deutsche gibt es auch dort nicht. Dass die Japanische fehlt finde ich persönlich nicht besonders tragisch, verstehe ich eh nicht und da beim Lesen der Texte im Vergleich zum Zuhören für mich unendlich viel Emotion verloren geht, brauche ich persönlich die nicht. Und für die paar Leute, die der Sprache mächtig sind, hätte sich der Aufwand vermutlich nicht gelohnt. Deshalb kauft man ein Spiel ja auch nicht nicht.
Die Steuerung funktioniert auf dem New 3DS ganz gut, lediglich das Umsehen mit dem komischen Stick auf der rechten Seite finde ich sehr gewöhnungsbedürftig. Das wurde scheinbar nicht ganz sauber umgesetzt, denn wenn man den Stick fest in eine Richtung drückt, dann dreht sich die Kamera nicht ruckelfrei, sondern bewegt sich ein Stück, hält an, bewegt sich ein Stück, hält an usw. Das ist zwar kein Showstopper, macht aber das „einfach nur Rumstehen und mal die Umgebung ansehen“ echt kaputt, da man sich nicht mehr so schön umsehen kann wie auf der Wii. Das stört aber nicht nur deshalb, sondern auch, weil man sich im Spiel generell oft umsehen muss und die Funktion somit häufig braucht.
Ansonsten geht die Steuerung aber gut von der Hand, alles lässt sich gut erlernen und bedienen und es gibt zum Glück genug Tasten für ein paar Abkürzungen. So kann man zum Beispiel mit ZR direkt auf die große Karte zugreifen und muss nicht umständlich über das Popup-Menü gehen. Insgesamt hat es aber doch mit dem Classic Controller auf der Wii mehr Spaß gemacht, was die Steuerung angeht.
Am Umfang gibt es absolut keinen Grund zur Klage. Wenn man das Spiel „einfach nur“ durchspielen will, dann kann man etwa 80 Stunden dafür einplanen, macht man auch alle der zahlreichen Nebenaufgaben, dann sind es locker über 100 Stunden. Mein erster Durchgang, der fast vollständig war (damals auf der Wii) hat es auf 120 Stunden Spielzeit gebracht. Und jede Stunde davon ist es wert, gespielt zu werden. Die Story fesselt, das Gameplay ist abwechslungsreich und die Belohnungen zahlreich. Alleine die Tatsache, dass man es irgendwann schaffen kann, auch die stärksten Gegner zu bezwingen, hat mich motiviert immer weiter zu spielen und es jetzt auch noch ein zweites Mal anzugehen. Mobil ist das natürlich irgendwie praktischer, zumindest für mich, da ich viel unterwegs bin.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Xenoblade Chronicles ist und bleibt ein Meisterwerk. Zwar ist die Umsetzung auf dem New Nintendo 3DS nicht ganz so atemberaubend wie das Original, aber immer noch extrem gut. Die Frage des „warum“ ist, ausgelöst durch die Technik, nicht zu beantworten. Es braucht diesen Port einfach nicht, und wenn man ihn unbedingt machen muss, dann doch bitte vernünftig. Ich habe einfach das Gefühl, dass hier und da ganz bewusst Kompromisse eingegangen wurden, damit man überhaupt noch Geld damit verdient und das ist nicht der Umgang, den so ein Spiel verdient. Nichtsdestotrotz ist es nach wie vor ein Meisterwerk und sollte von jedem gespielt werden. Ich empfehle aber die Wii-Version, die ist insgesamt einfach runder und besser als die auf dem New 3DS.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
02.04.2015
Monster Games / Monolith Soft
Nintendo
12+
Singleplayer
Multiplayer
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