Eine Herausforderung nicht nur für mich!
Obwohl ich seit vielen Jahren Videospiele spiele und einen Großteil meiner Freizeit damit verbringe, in digitale Welten abzutauchen, bin ich bei Weitem kein Profi. Im Vergleich zu den meisten Leuten mag ich zwar ganz gut darin sein, aber im Vergleich mit ernsthaften Spielern ziehe ich eigentlich immer den Kürzeren. Das liegt ganz einfach daran, dass mein Fokus beim Zocken nicht darauf liegt, eine Herausforderung zu suchen, sondern es ist ganz einfach eine Freizeitgestaltung, die mir möglichst viel Spaß machen soll. Und nun teste ich ein Spiel, dass das Wort Herausforderung buchstäblich im Titel hat.
Trials Rising ist ein Motocross-Rennspiel aus dem Hause Ubisoft, der aus spielerisch extrem einfachen Mitteln eine Aufgabe macht, die ich niemals werde meistern können. Beim Motocross geht es darum, einen Parcous mit seinem Bike unbeschadet zu überstehen. Allerhand Hindernissen sollen dieses Unterfangen so schwer wie möglich machen: Berge, Abgründe und andere potentielle Gefahren haben ausschließlich das Ziel, den Fahrer vom Bike zu befördern.
Es handelt sich bei Rising bereits um den sechsten Teil der Trials-Reihe, die 2000 als Browser-Spiel angefangen hat. Für mich ist dieses Spiel der erste Berührungspunkt mit der Reihe, es ist auch das erste Spiel für eine Nintendo-Konsole.
Schmerzhaft einfach oder einfach schmerzhaft?
Spielerisch ist das Ganze dabei wie gesagt extrem einfach gestrickt. Anders als in den meisten anderen Rennspielen muss man nämlich nicht lenken, um auf der Strecke zu bleiben, da alles in 2D abläuft, Excitebike lässt grüßen. Als Spieler kann man nur zwei Dinge beeinflussen: Die Geschwindigkeit des Bikes und die Haltung des Fahrers. Per Schultertasten gibt man Gas oder bremst und mit dem linken Stick lässt man den Fahrer nach vorne oder hinten lehnen, um das Gleichgewicht zu halten. Die physikalischen Gesetzte dahinter sind relativ einfach zu verstehen: Lehnt man sich während eines Sprungs nach vorne, denn kippt das Bike nach vorne, lehne man sich nach hinten, dann kippt es nach hinten.
Damit lassen sich nicht nur Kunststücke vollführen, sondern man stellt damit auch sicher, dass man bei Rückkehr auf dem Boden so landet, dass man eben nicht vom Bike stürzt. Aber auch beim normalen Fahren ist die Lage des Körpers entscheidend, denn die Bikes haben echt Power. Gibt man zum Beispiel bergauf einfach stumpf Vollgas, dann ist das Ergebnis meist, dass das Vorderrad in die Luft geht und man schließlich nach hinten umkippt. Umgekehrt läuft es Berg runter. Daneben spielt ein gefühlvoller Finger am Gas auch eine große Rolle. Ist die Geschwindigkeit beim Absprung zu hoch oder zu niedrig dann springt man entweder zu weit oder zu kurz und fängt dadurch vielleicht an zu kippen.
Es geht also bei Trials Rising nicht nur darum, Fahrer und Bike perfekt kontrollieren zu können, sondern man muss vor allem auch die Strecken in Fleisch und Blut haben und genau wissen, wann man wie am besten vorwärts kommt.
Und während ein Sturz im echtem Leben nicht nur schmerzhafte Konsequenzen hätte und zum Ende des Rennens führen würde, geht das in digital zum Glück ohne Verletzungen. Nach einem Sturz kann man mit einer Taste sofort zum letzten Checkpoint zurückkommen und von dort weiter fahren. Dafür bekommt man nur eine Zeitstrafe von 5 Sekunden aufgebrummt.
Passiert das zu häufig, dann lohnt sich ein kompletter Neustart mit über eine andere Taste, der dann auch quasi sofort stattfindet. Für ein solches Trial and Error Spiel ist das wirklich optimal umgesetzt, es gibt keine Verzögerungen oder Wartezeiten. Man scheitert, drückt einen Knopf und kann es sofort neu versuchen. Absolut vorbildlich.
Per Motocross die Welt erobern!
Aber was ist eigentlich das Ziel des Spiels, bzw. welche Modi gibt es? In der Kampagne für Einzelspieler geht es darum, sich hochzuarbeiten, Sponsoren von seinen Künsten zu überzeugen und durch die ganze Welt zu reisen und Rennen zu gewinnen.
Dabei ist der Einstieg relativ simpel. Die erste Hälfte des Spiels besteht aus „einfachen“ Strecken, die zwar im Vergleich zu anderen Spielen kaum als einfach bezeichnet werden können, aber ohne große Probleme machbar sind. Dafür muss man auch nicht alle Tricks und Kniffe des Spiels absolut beherrschen. Es reicht, die Strecken einigermaßen zu kennen, wenn man sein Bike gut im Griff hat. So schaltet man dann nach und nach neue Herausforderungen frei. Nebenbei sammelt man Erfahrungsprunkte und steigt in Leveln auf. Das hat mehrere Auswirkungen.
Zum einen werden neue Herausforderungen beim Erreichen von gewissen Levels freigeschaltet, man bekommt neue Bikes, wenn man besser wird und erhält dadurch Ausrüstungsboxen, mit denen man sein Bike modifizieren kann. Und auch wenn das zusammen mit der hochtrabend beschriebenen Kampagne nach einem hohen Tiefgang klingt: Ist es nicht.
Das Spiel bietet primär eine Herausforderung auf den Strecken und alles andere ist nettes Beiwerk, das es abwechslungsreicher macht, in dem man sein Bike personalisieren kann oder gewisse Sonderaufträge schafft, um mehr Erfahrung zu erhalten. Solche Aufträge können sein, nicht mehr als X mal zu stürzen, eine gewisse Zeit zu unterbieten oder einen bestimmten Gegner zu schlagen. Also wirklich nicht gerade einfallsreich aber mehr als ausreichend. Im Kern geht es wie gesagt darum, das Handling des Biks und die Strecken zu meistern.
Und während es tatsächlich ziemlich viele Strecken gibt, in der Kampagne müsste das eine dreistellige Zahl sein, gibt es nur drei Bikes, die im Spiel dabei sind. Man kann zusätzliche gegen Spielgeld oder auch echtes Geld kaufen, letzteres finde ich persönlich schwierig. Ein Bike hat man von Anfang an und die zwei weiteren erhält man beim Erreichen bestimmter Level. Sie unterscheiden sich in Kraft und Handling. Während das Einsteiger-Bike einen guten Mix aus Kraft und Balance hat ist Nummer 2 mit deutlich mehr Kraft ausgestattet, dafür aber auch träger. Das macht es wesentlich schwerer, das Gleichgewicht zu halten, schon ein falscher Druck auf das Gaspedal an einem Hang kann dazu führen, dass man sich nach hinten überschlägt. Wie gesagt: Feingefühl unbedingt erforderlich.
Herausragend finde ich das Streckendesign, nicht nur grafisch hübsch und abwechslungsreich, sondern vor allem inhaltlich. Die Strecken sind clever gemacht, erfordern hier und da Köpfchen, um den wirklich schnell zu sein und fordern alles vom Spieler. Lachen musste ich vor allem am Ende immer wieder, wo die Entwickler alles tun, damit der Fahrer nach dem Zieleinlauf möglichst hart leiden muss. Aua.
Weitere Modi im Spiel!
Daneben gibt es noch einen Online-Modus, in dem man bestimmte Strecken mit bis zu acht Fahrern live bestreiten kann. Auch wenn das gut und flüssig läuft, hatte ich hier leider arge Probleme, immer sieben Gegner zu finden. Häufig waren es Duelle, was schade ist, aber dem Spaß kein Abbruch tut. Da man sich eh nicht in die Quere kommen kann, ist der spielerische Unterschied auch nicht wirklich groß, man fühlt sich lediglich etwas stärker unter Druck gesetzt und kann nicht einfach auf Knopfdruck von Vorne anfangen.
Im Party-Modus spielt man mit bis zu vier Leuten an einer Konsole und muss in 3 bis 8 Aufgaben hintereinander besser sein als seine Gegner. Dabei gibt es einige nette Ideen der Entwickler, zum Beispiel, dass man vor einer Partie festlegen kann, was der Gewinner von den Verlierern bekommt. Hier kommt wesentlich mehr Party-Laune auf als Online, da man wirklich gemeinsam spielt. Vor allem ist toll, dass der Verlierer eines Abschnitts automatisch in den nächsten befördert wird. So bleibt es bis zum Ende spannend und nur jemand mit optimalem Flow hat gute Chancen auf den Sieg. Viel befasst habe ich mich aber mit beiden Modi nicht, da mir das gradlinige Gameplay in der Kampagne besser gefällt.
Technisch absolut sauber!
Grafisch ist das Spiel auf der Switch ordentlich. Manche Texturen laden zwar etwas langsam, so dass man erst eine Sekunde Pixelmatsche sieht, bevor es besser wird. Das ist aber zu verkraften, da das Spiel jederzeit flüssig läuft, sich die Ladezeiten sehr in Grenzen halten und man optisch insgesamt durchaus etwas geboten bekommt. Akustisch ist es eine Bombe. Auch wenn für meinen persönlichen Geschmack zu viel Rap und Hip Hop dabei ist, bietet es extrem viel Abwechslung sowohl mit härteren Rock und Metall Stücken sowie teilweise auch elektronische und fast schon sphärische Klänge. Über die Aussprache dieses Wortes mache ich mir beim Schreiben gerade ernsthaft Gedanken, mal sehen wie es geklappt hat.
Etwas nervig ist, dass man für viele Features des Spiels online sein muss. Sein Bike kann man zum Beispiel nur anpassen, wenn eine Verbindung mit dem Internet besteht. Das ist nicht wirklich nachvollziehbar und beißt sich irgendwie mit der Mobilität der Switch. Es stört allerdings auch das normale Gameplay nicht wirklich. Die Steuerung ist auch sehr gut gelungen. Sie konzentriert sich absolut auf das Nötigste, macht das aber richtig gut. Man muss nicht stundenlang lernen, was welche Taste macht, sondern seine Finger perfekt im Griff haben, um immer die richtige Kombination aus Gas und Bremse sowie Lehnen nach vorne oder hinten zu schaffen. Und das ist wirklich nicht einfach.
Was den Umfang angeht, kann ich mich nicht beklagen. Die Kampagne hat mir etwa 10 Stunden Spaß gemacht, bevor ich an den Punkt kam, wo ich aufgeben musste. Die leichten und auch die mittelschweren Aufgaben habe ich noch geschafft, aber für alles was danach kommt, muss man das Bike nahezu perfekt beherrschen und Tricks drauf haben, die meine Skills bei Weitem übertreffen. Das ist aber nicht schlimm, denn das Spiel hat bis dahin großen Spaß gebracht und ich versuche bei den leichteren Aufgaben nun einfach noch mehr rauszuholen und vielleicht noch etwas besser zu werden. Mal sehen, ob das klappt.
Bitte akzeptiere YouTube Cookies um dieses Video abzuspielen.
Durch das akzeptieren der Cookies wird auf Daten von YouTube, einem Dritt-Anbieter Dienst, zugegriffen.
Sobald du annimmst wird deine Auswahl gespeichert und die Seite neu geladen.
Mario meint:
Unterm Strich ist Trails Rising also in der Tat kein Spiel für Leute, die nebenher ein bisschen Spaß haben wollen, zumindest nicht komplett. Nur, wer sich wirklich darauf einlässt, nicht müde wird, die Strecken immer und immer wieder zu versuchen und kontinuierlich an seinen Skills arbeitet, wird es wirklich meistern. Für mich ist die Erkenntnis wichtig, dass Rising mir als Einsteiger Spaß gemacht hat. Und vielleicht schaffe ich es irgendwann auch, den einen oder anderen Trick draufzuhaben.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
26.02.2019
RedLynx
Ubisoft
12
Singleplayer
Multiplayer
[…] Zum Testbericht […]