
Mit The Witcher 3 erscheint das erste Mal ein Titel der beliebten westlichen RPG Reihe auf der Nintendo Switch. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass die meisten Leute noch nie von Geralt von Rivas Abenteuern aus den ersten beiden Teilen gehört haben. Bei ihm handelt es sich um die Figur, die man als Spieler spielt. Als ausgebildeter Hexer übernimmt er Aufträge von Menschen, um auf Monsterjagd zu gehen, natürlich für eine entsprechende Bezahlung. Diese Tätigkeit hat dazu geführt, dass er relativ bekannt im Land ist und viele bekannte Gesichter trifft. Für alle Neueinsteiger gilt dies nicht und so versteht man die vielen Anspielungen auf frühere Taten nicht. Deshalb ist es auch nicht ratsam das Spielen der früheren Teile zu simulieren, was theoretisch als Option möglich ist.
Dennoch gelingt es, dass man recht schnell ins Spiel eintaucht. Das liegt daran, dass man am Anfang nicht gleich mit „vertrauten“ Gesichtern überschüttet wird, sondern lediglich mit Vesemir reist. Dieser ist der aktuelle Lehrmeister. Gemeinsam mit ihm ist Geralt auf der Suche nach Yennefer, mit der er schon einmal das Bett geteilt hat – das ist einer der Gründe, warum das Spiel ab 18 ist. Jedenfalls wird in dieser kurzen Sequenz die Lage des Landes erklärt und man bekommt einen Einblick in das Leben der Hexer.
Auf Suche nach Ciri
Direkt am Anfang träumt Geralt von Ciri, die für ihn wie eine Tochter ist. Das liegt daran, dass er sie ausgebildet hat und eng mit ihrem Schicksal verwurzelt ist. Deshalb erfährt er auch, dass sie von der Wilden Jagd verfolgt wird. Etwas gehetzt versucht er deshalb Yennefer zu finden, die womöglich mehr weiß.
Doch zuvor geht es in ein Dorf, in dem es mehrere Quests gibt, die man abschließen kann. Dies ist nicht ungewöhnlich für ein westliches RPG. Was The Witcher 3 dabei aber richtig gut macht, sind die stimmigen Charaktere. Es herrscht Krieg und zudem gibt es unzählige Monster, die nur darauf warten, dass sich ein Mensch aus seinem Heimatdorf verirrt. Also sind die Zeiten für einen Hexer nicht die schlechtesten, der mit der Monsterjagd seinen Lebensunterhalt verdient.
Recht schnell wird aber klar, dass die Hauptstory sich oft eher im Hintergrund abspielt. Denn die meiste Zeit sucht man nach Ciri. Zwar verschlägt es den Hexer dabei immer wieder in neue Gebiete, aber trotzdem kommt recht schnell das Gefühl auf, dass diese eher unwichtig ist.
Immersive Welt
Stattdessen legt das Spiel großen Wert darauf, realistisch zu wirken. Natürlich ist die Welt nicht real und in echt gibt es auch keine Hexer, Zauberinnen und Monster aus der Hölle, aber die Welt in sich ist stimmig. Alles hängt zusammen und man bekommt recht schnell das Gefühl, dass jede Entscheidung eine Bedeutung hat. So scheint die blutiger Wirtshausschlägerei am Anfang zunächst nur nebensächlich zu sein. Doch im späteren Verlauf trifft man erneut auf die Besitzerin, die einen Aufstand macht.
Dies geschieht auch bei vielen anderen Quests. So gibt es genug Questreihen, in denen man sich entscheiden muss. Dabei entscheidet ihr maßgeblich über den Ausgang für gewisse Personen. Deshalb ist es durchaus möglich, dass ihr im Spiel auf Leute trefft, die man auf dem PC nicht getroffen hat, weil sie im zweiten Teil bereits gestorben sind. Das aufrechtzuerhalten ist relativ schwer und dafür umso besser gelungen.
Enthalten sind auch die beiden Erweiterungen, durch die neue Quests dazu kommen. Diese kann man aber erst ab einen hohen Level genießen, weshalb man am Anfang noch keinen Benefit hat. Tatsächlich bin ich einmal wegen einer solchen Quest sogar gestorben, weil ich mit Level 5 von Level 20er Banditen angegriffen wurde. Dadurch musste ich mir einen anderen Weg suchen.
Die klassische Monsterjagd
Das Kampfsystem ist westlich orientiert. Das bedeutet, dass ihr sofort auf Gegner stoßt und diese angreifen könnt. Dabei stehen euch ein paar Hexenzauber zu Verfügung. Im Vergleich zu taktischen RPG ist die Tiefe eher überschaubar, aber das macht der Titel mit seinem Schwierigkeitsgrad wieder wett. Einfach die Gegner niederprügeln führt so gut wie nie zum Erfolg. Zudem muss man mit seinen Ressourcen sparsam umgehen, da Nahrung begrenzt ist und Rüstungen beschädigt werden können. Am Anfang hat man auch noch nicht das große Geld, um bei den Händlern sich reich einzudecken. Durch den Krieg sind die meisten Rohstoffe aber eh knapp.
Besonders ist, dass Geralt zwei verschiedene Schwerter besitzt. Er kämpft zwar nur mit einem, aber sein Silberschwert ist gegen Werwölfe effektiv, während normale Waffen keinen Schaden machen. Theoretisch könnt ihr auch seine Fäuste sprechen lassen, aber das ist bei einem riesigen Vogel eher uneffektiv.
Steuerung und Technik
Gesteuert wird The Witcher mit einer klassischen Steuerung. Mit dem Analogstick läuft man. Auf Pferden ist es aber auch möglich einfach nur dem Weg zu folgen, in dem man A drückt. So kann man auch den Gesprächen folgen, ohne sich groß konzentrieren zu müssen. Grundsätzlich hat jeder Knopf seine Funktion und am Anfang ist es eher etwas unübersichtlich, was jetzt auf welcher Taste liegt. Das kann schon mal dazu führen, dass man einen Trank schluckt, obwohl man eigentlich die Hähnchenkeule essen wollte.
Die Präsentation ist wirklich gut gelungen. Grafisch ist das Spiel eine Wucht auf der Switch. Die Entwickler haben wirklich versucht, das Maximale aus der Konsole herauszuholen. Trotzdem reicht die Optik nicht an die anderen Versionen heran. Dafür kann man den Titel aber unterwegs spielen. Gerade bei langen Zugfahrten im ICE kann man in die Welt abtauchen und dank Steckdose unbegrenzt spielen. Dabei wird man von guten Lichteffekten beeindruckt und die Sprachausgabe ist ebenfalls gut gelungen. Diese ist auf Deutsch und ich persönlich hatte nicht das Bedürfnis auf eine andere Sprache zu wechseln. Dazu beeindruckt The Witcher 3 mit einem guten Soundtrack, der zur Stimmung passt. Ich hatte sogar schon einen Ohrwurm.
Kritik
Das größte Problem von The Witcher ist, dass es immer mal wieder zu Abstürzen kommt. Daran merkt man, dass die Entwickler vielleicht etwas zu viel wollten. Zwar speichert das Spiel automatisch, aber es kann durchaus vorkommen, dass man zehn Minuten wieder mit dem Pferd reiten muss. Die Abstürze kommen dabei vollkommen zufällig. Hoffentlich werden sie noch durch einen Patch behoben.
Ein weiteres Problem ist in meinen Augen die Hauptstory. Finde Ciri, haut mich jetzt nicht vom Hocker. Man merkt recht schnell, dass der Fokus eher auf allem darum lag. Es sind die kleinen Geschichten, mit denen die The Witcher 3 trumpfen kann. Die Suche zieht sich aber in meinen Augen einfach zu lange hin und die großen Wendungen bleiben dadurch auch aus. Wer also lieber solche Spiele spielt, sollte sich überlegen, ob er den richtigen Titel holen will.
Matthias meint:
The Witcher 3 wird jeden Freund von westlichen RPGs überzeugen. Die offene Welt ist sehr gut miteinander verbunden und die kleinen Geschichten sind immer wieder überzeugend. Nur bei der Hauptgeschichte wäre noch mehr möglich gewesen. Wer den Titel in der Bahn spielt, sollte sich allerdings vor den sehr freizügigen Szenen wappnen. Generell gibt es jede Menge zu entdecken. Fans des Genres greifen bedenkenlos zu. Alle anderen sollten sich den Titel aber auch mal genauer ansehen.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
15.10.2019
CD PROJEKT RED
CD PROJEKT RED
18+
Singleplayer
Multiplayer
Schreibe einen Kommentar