The Legend of Zelda mal anders!
Als Nintendo mit Ocarina of Time auf dem Nintendo 64 das Genre Action-Adventure quasi neu erfunden, bzw. es zumindest perfekt von der zweiten in die dritte Dimension befördert hat, waren sich alle einig: Dabei handelt es sich um ein Spiel, von dem wir noch lange sprechen werden. Auch jetzt, über 17 Jahre danach wird es von vielen noch als DAS Spiel überhaupt bezeichnet. Nintendo hat viele Dinge damals neu definiert, die bis heute verwendet werden. Dementsprechend hoch waren die Anforderungen an den Nachfolger, der schon zwei Jahre danach, nämlich im Jahr 2000 weltweit erschien.
Doch Nintendo machte es sich damals nicht leicht, direkte Nachfolger boten meist eine völlig andere Erfahrung, so auch Majora’s Mask. Wenn man von der Grafik mal absieht – denn viele der Charaktere wurden in dem Nachfolger übernommen – stimmt das sogar. Klar, auch das grundsätzliche Gameplay ist gleich geblieben, aber die Spiele sind dennoch sehr verschieden. Warum das so ist, da komme ich später noch drauf. Warum ich im Jahr 2015 darüber schreibe liegt ganz einfach daran, dass Nintendo eine überarbeitete Version für den Nintendo 3DS herausbringt, um die es jetzt geht.
Genau wie bei der 3D-Umsetzung von Ocarina of Time wurde die Grafik aufpoliert, 3D eingebaut, die Steuerung an die Möglichkeiten des Handhelds angepasst und einige kleinere Verbesserungen integriert. Vom Grundsatz her ist es aber dasselbe Spiel wie damals, inhaltlich wurde nichts verändert. Ich möchte es daher auch nach heutigen Maßstäben messen und nur selten mit dem 15 Jahren älteren, großen Bruder vergleichen.
Also: Was macht Majora’s Mask so anders? So ziemlich alles. Während es üblicherweise bei Zelda-Spiele darum geht, die namensgebende Prinzessin aus den Fängen des Bösen zu retten, muss Link hier die Welt vor einer bösen Maske retten, die den Mond auf die Welt stürzen lassen will. Zelda hat sogar – abgesehen von einem kurzen Rückblick – keinen Auftritt im Spiel. Außerdem legt das Spiel sehr großen Wert auf eine zusammenhängende und dichte Welt. Das wurde durch einen 72-Stunden-Rhythmus erreicht, der in Echtzeit 36 Minuten entspricht. Das heißt nicht, dass der Spieler nur 36 Minuten Zeit hat, das Spiel durchzuspielen, denn man kann die Zeit jederzeit zurückdrehen, sondern dass in dieser Welt wirklich alles zusammen passt. Alle Einwohner haben einen festen Tagesablauf, sie reagieren auf die Bedrohungen in der Umwelt und die stetig schlechter werdenden Umstände. Dabei kann Link ihnen helfen, auf ihren Tagesablauf Einfluss nehmen und so Leben retten, Paare zusammenbringen, Schicksale verbessern und vieles mehr.
Da die Entwickler so viel Fokus auf die Dichte der Welt und die Nebenaufgaben gelegt haben, gibt es im Spiel weniger Geschichte als sonst üblich. So muss Link nur vier Tempel erforschen – im direkten Vorgänger waren es mehr als doppelt so viele. Allerdings sind die in Majora’s Mask dafür auch größer, aber das nur am Rande. Wer das Spiel nur schnell durchspielen will, der wird einen Großteil des Abenteuers verpassen, das wie gesagt neben der eigentlichen Geschichte stattfindet.
Insofern ist Majora’s Mask nicht so ganz mit den anderen Spielen der Reihe vergleichbar, in meinen Augen aber nach wie vor unerreicht was Atmosphäre und Immersion angeht. Man fühlt mit Link und allen anderen Lebewesen mit, will ihnen helfen und wird so ein Teil von Termina.
Gameplay – Was macht man eigentlich?
Am Anfang reitet Link – auf der Suche nach einem Freund – mit seinem Pferd durch einen Wald. Das wird von zwei Feen erschreckt, die das Horror Kid geschickt hat. Link fällt herunter und in Ohnmacht, so dass der mit Majoras Maske bedeckte Antagonist Link durchsuchen kann. Er klaut ihm seine Ocarina und obwohl Link kurz darauf aufwacht, gelingt es ihm nicht, sie zurückzugewinnen. Horror Kid reitet auf dem Pferd davon und Link folgt ihm, verliert ihn jedoch bald aus den Augen. Auf der Suche fällt er in ein tiefes Loch und wird unten vom Bösewicht in Empfang genommen. Der von der Maske Besessene verwandelt den Helden in einen Deku-Kerl und verschwindet. Da eine der beiden Feen zurück gelassen wird, beschließt sie, Link zu helfen. Die beiden machen sich also auf den weiteren Weg, bis sie zu einem seltsamen Tunnel kommen. Kaum haben sie ihn durchschritten, schließt die Tür hinter ihnen und sie finden sich in einer seltsamen Uhr wieder.
Dort treffen sie auf den Besitzer des Maskeladens, der ihnen erklärt, dass Horror Kid eine seltene und gefährliche Maske geklaut hat, die er unbedingt zurück haben muss, damit nichts Schlimmes passiert. Er verspricht, Link dabei zu helfen, seine ursprüngliche Form wiederzubekommen, wenn er dafür die Maske zurückholt. Dafür braucht er aber erst seine Ocarina. Drei Tage Zeit hat er dazu, dann muss der Maskenhändler weiter, was aber natürlich nur ein vorgeschobener Grund ist, denn eigentlich geht dann die Welt von Termina unter.
Also verlässt Link die Uhr und findet sich in Unruh-Stadt wieder, dem Zentrum von Termina. Dort muss er nun einen Weg finden, seine Ocarina zurück zu bekommen. Die drei Tage Zeit, bedeuten für den Spieler übrigens nur 36 Minuten in Echtzeit, Eile ist also geboten. Und so beginnt das Abenteuer, das Link später in die vier Himmelsrichtungen aus der Stadt heraus führen wird, um am Ende Majoras Maske davon abzuhalten, die Welt zu vernichten.
Masken spielen dabei eine entscheidende Rolle. Als Link am Ende der drei Tage seine Ocarina zurück erhält, lernt er nicht nur, die Zeit auf Anfang zurück zu drehen sondern auch, sein Antlitz wieder zu ändern. Aus dem Deku-Kerl wird eine Maske, mit deren Hilfe sich Link fortan jederzeit verwandeln kann. Weitere Masken werden folgen, insgesamt gibt es 40 Stück, von denen aber nur vier wirklich zu Verwandlungen führen, alle anderen setzt sich Link einfach nur auf und bekommt dann neue Fähigkeiten oder Möglichkeiten: Die Hasenmaske zum Beispiel macht ihn schneller.
Kaum zurückverwandelt dreht er also die Zeit auf Anfang zurück, denn sonst stürzt der Mond hinab und alles ist vorbei. Durch diese Zeitreise wird alles ungeschehen gemacht, die Leute in Termina erinnern sich also nicht an das was für Link bereits passiert ist. Und so muss er die 72 Stunden wieder und wieder nutzen, um sich langsam seinem Ziel zu nähern. Zum Glück werden dabei wichtige Ereignisse nicht ungeschehen gemacht. Die Tempel, die er gelöst hat, stehen zwar ebenso auf Anfang wie fast alles andere, aber die Götter, die er befreien muss, bleiben trotzdem befreit, da ihre Kraft auf Link übergeht.
Hat er alle vier Himmelsrichtungen bereist und die Götter befreit, kann er sich der Maske selbst stellen. Aber wie gesagt, diese vier Dinge sind nur ein Bruchteil des ganzen Abenteuers. Je mehr man nebenher mitmacht, umso leichter wird das Ganze nämlich – und das ist auch gut so, denn Majora’s Mask ist kein besonders leichtes Spiel. Wenn man zum Beispiel die in den Tempel verstreuten Feen alle findet, dann kann man zu einer der vier großen Feen gehen und dort neue Fähigkeiten bekommen, die Link ebenso helfen wie zusätzliche Masken und optionale bzw. verbesserte Waffen.
Und obwohl vieles von dem nicht wirklich neu ist, macht es doch die Kombination zu etwas Besonderem. Man läuft zwar wie im Vorgänger durch eine 3D-Welt, bekämpft Gegner mit Schwert, Bogen und anderen Waffen, löst jede Menge kleine und große Rätsel, muss Hinweise entschlüsseln und sich in der Welt zurecht finden – aber dennoch ist das Gesamtpaket anders als bei allen anderen Zelda-Spielen.
Das liegt nicht zuletzt auch an der düsteren Stimmung. Weltuntergang kennen wir ja, aber das Link so deutlich mit dem Tod konfrontiert ist, gibt es nicht oft. Dass für seine Goronen- und Zora-Maske erst jemand sterben muss, ist dabei nur der Anfang, auch sonst passiert viel Schlimmes im Spiel. Und das Traurigste dabei ist: Hat man sich mal drei Tage Zeit genommen, um jemandem wirklich zu helfen, darf man zwar die Belohnung, z.B. ein Herzteil, behalten, aber sobald man die Zeit zurück dreht, sind die Probleme der Menschen wieder ungelöst. Und so muss man beim Spielen damit klar kommen, immer wieder Leute in Trauer oder Sorge zu treffen, obwohl man ihnen eigentlich schon geholfen hat. Und täglich grüßt das Murmeltier…
Technik und Steuerung
Grafisch ist Majora’s Mask 3D ein Quantensprung zum Original. Wie schon bei Ocarina of Time wurden alle Modelle und die komplette Umgebung neu erstellt und an die heutigen Möglichkeiten angepasst. Dazu kommt ein toller 3D-Effekt, der durch den New Nintendo 3DS nun auch noch besser zur Geltung kommt – gerade in hektischen Situationen. Meine Kritikpunkt bleibt aber nach wie vor: Majora’s Mask gehört nicht auf einen Handheld, sondern auch eine Heimkonsole. Wenn ich mir nur vorstelle, wie toll das in fetter HD-Optik mit Musik vom Orchester hätte wirken können, bekomme ich Tränen in den Augen. Das heißt nicht, dass es auf dem 3DS nichts taugt, es bleibt aber in meinen Augen unter seinen Möglichkeiten. Unterwegs und durch den kleinen Bildschirm wird man einfach nicht so ins Spiel gezogen wie zu Hause vor einem großen Fernseher. Doch leider wird es ein HD-Remake jetzt wohl nicht mehr geben. Schade. Vor allem auch, weil die Musik im Vergleich zum Original nicht verändert wurde.
Optisch neu ist die Karte auf dem unteren Bildschirm. Die ist echt ein Segen, weil man so immer genau weiß, wo man ist und wo man hin muss. Besonders in Tempeln behält man so viel besser den Überblick.
Die Steuerung geht sehr gut von der Hand. Ich empfehle nur, wenn man viel unterwegs spielt, die Bewegungssteuerung auszumachen. Es gibt nämlich nichts Blöderes, als im Bus einen Boss nicht zu treffen, weil man gerade um eine Kurve fährt und der 3DS denkt, man würde sich drehen. 😉 Durch die neuen Möglichkeiten spielt es sich viel flotter als das Original, auch wenn es irgendwie zu wenig echte Tasten für Items gibt.
Weitere Neuerungen
Bevor ich zum Fazit komme, noch drei weitere Neuerungen im Spiel. Zum einen gibt es jetzt mehr Eulenstatuen zum Speichern und man kann jederzeit echt speichern. Das ist gerade deshalb Pflicht, weil man auf einem Handheld spielt, beim Original konnte man nur Zwischenspeichern und der Stand war dann weg, wenn man neu geladen hat. So etwas macht das Spiel natürlich auch leichter, weil man – wenn man das will – bei schweren oder langen Aufgaben immer mal wieder speichern kann und es so immer wieder versuchen ohne von vorne anfangen zu müssen. Aber ehrlich gesagt ist mir das lieber als ein insgesamt geringerer Schwierigkeitsgrad.
Der kam bei Majora’s Mask eh nie durch die Kämpfe, sondern durch die Zeitnot. Man muss immer genau schauen, was man wie und wo noch schafft und ob das überhaupt noch Sinn macht. Vor allem bei manchen Endgegnern, die schon Zeit fressen können, ist es zum Haare raufen, wenn man den Countdown dem Ende entgegen laufen sieht. 😉 Doch zum Glück kann man hier mit einem Lied etwas aushelfen und sich mehr Luft verschaffen…
Die zweite Neuerung ist das verbesserte Notizbuch der Bomber. Hier werden jetzt auch Hinweise, Zeitpunkte, Orte und der aktuelle Stand von allen Aufgaben im Spiel angezeigt. Hat man also beispielsweise eine Aufgabe schon mal gelöst, dann sieht man hier wann und wo man das gemacht hat und ob es vielleicht noch Vorgänger- oder Nachfolge-Aufgaben gibt. Auch das vereinfacht die Übersicht unheimlich. Vor allem sieht man dort mal, wie viel es eigentlich zu tun gibt.
Zuletzt hat der Shiekah-Stein auch in dieses Spiel gefunden. Im inneren der Uhr kann man sich von diesem weisen Stein Ratschläge holen, was als nächstes zu tun ist. So gibt es kurze Videos, die wichtig Situationen zeigen oder Bilder von Herzteil-Verstecken und Feen, so dass man die leichter finden kann. Auch das ist natürlich optional, allerdings auch etwas nervig, da die Videos immer nur wenig zeigen und man dafür jedes Mal zurück nach Unruh-Stadt muss.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Majora’s Mask war schon damals ein richtig tolles Spiel und es macht auch heute noch großen Spaß. Da die N64-Originale wie ich finde nicht wirklich gut gealtert sind, ist es schön, das Spiel noch mal in modernerem Gewand spielen zu können. Mir wäre es nur viel lieber gewesen, es wäre auf die Wii U gekommen, denn da gehört Majora’s Mask in meinen Augen hin. Auf einem Handheld geht viel von der Atmosphäre verloren. Spaß macht es dennoch, vor allem da die Neuerungen sinnvoll sind und es vor allem Einsteigern leichter machen, sich zurecht zu finden. Wer es schon kennt, der hat sicher noch mal Spaß dran und wer es nicht kennt, der sollte es auf jeden Fall gespielt haben. Es ist und bleibt ein Meilenstein in der Zelda-Geschichte mit vielen tollen Ideen, die leider danach in der Reihe nie wieder in der Konsequenz umgesetzt wurden.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
13.02.2014
Grezzo / Nintendo
Nintendo
12+
Singleplayer
Multiplayer
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