Es ist mittlerweile nichts Neues mehr, dass viele PlayStation Vita Spiele auch auf der Switch erscheinen. Dabei handelt es sich hauptsächlich um RPGs, die auf der tragbaren Konsole ein neues Zuhause gefunden haben. Oft liest man dabei den Namen NIS America, die immer wieder betonen, wie gut ihnen die Switch gefällt. Doch neben den Publisher spielt der Entwickler natürlich auch eine Rolle. Bei The Caligula Effect handelt es sich dabei um FuRyu, die bereits zuvor für den Nintendo DS und Nintendo 3DS Spiele entwickelt haben. Mit dem Overdose Port wurde aber nicht nur das selbe Spiel auf die Switch gebracht, sondern im Grunde genommen handelt es sich um ein vollwertiges Remake. Warum dies der Fall ist, erläutere ich später.
Persona lässt grüßen
In Spiel schlüpft ihr in die Rolle des Helden, von dem ihr in Overdose das Geschlecht wählen könnt. Dadurch ändert sich der eine oder andere Dialog im Spiel. Danach geht es nach einem kurzen Intro direkt los. Anders als bei vielen anderen RPGs wird auf eine sehr lange Einleitung verzichtet. Recht schnell wird aufgedeckt, dass es sich bei Mobius um eine virtuelle Realität handelt, die von der Vocaloid KI µ erschaffen wurde. Durch die Macht der Musik versucht sie Leute, die ein schweres Leben haben, in ihrer Welt Freude zu schenken. Der Haken dabei ist nur, dass man das Schulleben immer wieder durchläuft und die Welt nicht verlassen kann. Die Geschichte ist sicherlich nicht etwas total Neues, da es zu dem Thema zahlreiche Animeserien gibt. Recht frisch ist aber die Musik, die hier eine etwas größere Rolle spielt. Im Internet findet man aber oft auch den Namen Persona. Gewisse Parallelen sind durchaus zu sehen, da es bei beiden Titeln um das Schulleben geht. Doch der Name fällt auch so oft, weil Tadashi Satomi die Geschichte geschrieben hat. Dieser hat ebenfalls an den ersten drei Persona-Titeln gearbeitet.
Sobald der eigene Charakter herausfindet, dass Mobius nicht real ist, trifft er auf den Go-Home Club. Darin befinden sich andere Schüler, die ebenfalls aus der Welt fliehen wollen. Die Gegner sind dabei die Musikanten, die für µ Songs schreiben und darüber die Bewohner in „Monster“ verwandeln. Diese stehen einem dann im Kampf gegenüber. Doch zum Glück gibt es auch Aria, die ursprünglich Mobius zusammen mit µ erschaffen hat. Doch nun wurden ihr ihre Kräfte geraubt und sie möchte µ wieder auf den rechten Weg bringen. Um dies zu schaffen, verbündet sie sich mit dem Go-Home Club und erweckt nach und nach die versteckten Kräfte der Mitglieder. Dadurch können diese den Cartadis Effect anwenden, der neben Waffen auch Skills generiert. Diese kann man in einem rundenbasierten Kampfsystem einsetzen, um sich durch Dungeon zu kämpfen. An deren Ende wartet immer ein Bossgegner, der einen besonders herausfordern soll.
Die Simulation des Lebens
Neben den Kämpfen spielt das Soziale eine große Rolle in Caligula Effect. So könnt ihr euch mit einer Vielzahl von Schülern anfreunden. Bei einigen könnt ihr das sofort machen, in dem ihr drei Mal mit ihnen redet. Andere sind etwas schüchterner oder misstrauischer, weshalb ihr erst euch mit ihren Freunden anfreunden müsst. Habt ihr das gemacht, könnt ihr euch die Sorgen von jedem anhören und dadurch neue Fertigkeiten zum Verbessern von euren Charakteren freischalten. Dabei kann es sein, dass ihr den besagten Charakter in eure Party aufnehmen müsst und ihm einen gewissen Effekt ausrüsten müsst oder aber ihr müsst jemanden finden, der zu ihm passt.
Die Entwickler wollten dadurch das Interesse für die anderen Bewohner von Mobius steigern. Doch das Spiel ist auf der Stufe “normal” ziemlich einfach, weshalb das Lösen der Aufgaben nicht unbedingt benötigt wird. Zudem gibt es zu viele Charaktere, als dass sie etwas Besonderes wären. Jeder von ihnen ist einer von vielen und tritt kaum aus einer breiten Masse hervor. Anders verhält es sich natürlich mit den Mitgliedern des Go-Home Clubs. Diese haben Kanten und Ecken und man kann sie im Laufe des Spiels näher kennenlernen. So wäre da Ayama, die im ursprünglichen Spiel nicht dabei war. Sie hasst Männer über alles, was zu einigen lustigen Moment mit Shogo, dem früheren Präsidenten des Clubs und den anderen Jungs führt.
Go Music! Go Lucid-sama!
Neu im Spiel ist ebenfalls die Möglichkeit, im Spiel die Route eines Musikers einzuschlagen. Dabei verwandelt sich der Held in Lucid und kämpft zwischendurch für µ. Auf den ersten Blick erscheint einem diese Entscheidung wie ein Verrat an den Freunden aus dem Go-Home Club. Doch sie ermöglicht einem, die Bösewichte näher kennenzulernen. Diese haben ebenfalls oft tragische Geschichten oder sind so verrückt, dass sie schon wieder lustig sind. Da wäre Sweet-P, die im echten Leben ein alter Mann ist oder Stork, der der typische Spanner aus den Animeserien ist. Nur beide verkörpern ein Extrem aus der japanischen Gesellschaft.
Als Lucid kämpft man nun zusammen mit den anderen Musikanten und trifft dabei auf die Mitglieder des Go-Home Clubs (und das als ihr/e Präsident/in). Diese wissen natürlich nichts davon und fragen sich, wer der neue Gegner wohl. Da dies öfter im Spiel passiert, kommt aber auch die ein oder andere Anmerkung, dass man die Party immer verpasst. Doch obwohl es sich hier um neuen Content handelt, fühlt es sich nicht direkt so an. Die neue Story ist unglaublich gut ins Spiel integriert und erhöht die Spieldauer enorm. So kann man mit dem Titel locker 30 bis 40 Stunden seinen Spaß haben. Will man alles freischalten und jeden Schüler helfen, ist man natürlich deutlich länger am Spielen.
Steuerung und Technik
Die Steuerung ist klassisch umgesetzt. Sowohl im Handheldmodus als auch im TV spielt ihr über die Tasten und habt dabei die Wahl zwischen den Joy-Cons oder dem Pro Controller. Das alles geht gut von der Hand und ist intuitiv. Hat man das Spiel längere Zeit nicht mehr gespielt, werden einem die Knöpfe aber auch angezeigt.
Grafisch ist das Spiel aber leider nur durchwachsen. Auf der Switch soll es zwar etwas besser laufen als auf der Vita, aber gerade im Handheldmodus ist die Grafik doch sehr verwaschen. Dazu sind die Bilder der Charaktere zwar gut gezeichnet, aber im Hintergrund sieht man dann ein verwaschenes Ebenbild, was manchmal ziemlich davon abweicht. Hier hätte man ruhig noch ein bisschen mehr Liebe hineinstecken können. Da ist die PlayStation 4 Version schon deutlich besser. Dazu gibt es leider viel zu selten animierte Szenen, obwohl es sogar einen Anime gibt.
Musikalisch weiß das Spiel aber zu überzeugen. Das ist auch deshalb wichtig, da es immer wieder um µ Song geht. Von J-Pop bis J-Metal ist gefühlt alles dabei. Außerhalb des Kampfes hört man dabei immer nur die Musik, während im Kampf auch die Stimme von µ einsetzt. Bereits der erste Song von Kagi-P war für mich ein Ohrwurm und es folgten weitere gute Songs. Da die Dungeons relativ lang sind, kann man aber natürlich dem ganzen überdrüssig werden. Eine Sprachausgabe ist auch vorhanden, allerdings ist sie nur auf Japanisch. Dafür sind viele Zeilen aber vertont. Der Text ist aber auf Englisch wie bei NIS America üblich.
Kritik
Mein größter Kritikpunkt gilt der Grafik. Die Switch-Version kann hier leider nicht überzeugen und leider ist das Spiel dadurch nicht so spielenswert, wie es sein könnte. Es gab schon davor viele schöne Spiele in dem Stil, die auch mit weniger Power funktionierten. Dazu sind viele Dungeon eine Verkettung von Gängen, bei denen sich dieselben Sprites dauernd wiederholen. Klar ist man von solchen Nischenspielen oft nichts anderes gewöhnt, aber vergleicht man die Switch-Version mit der PS4-Version, sind die Abstriche sofort sichtbar.
Hinzu kommt die Masse an Charakteren, die einfach nur da sind, um die Welt zu füllen. Ich erwarte hierbei nicht so viel Liebe wie von Nihon Falcom, aber es hätte sicherlich geholfen, um die Welt realistischer wirken zu lassen. So redet man mit jedem Charakter, ohne den Text zu lesen, da sich das gesagte schnell wiederholt. Zudem gibt es keinen Grund mit den NPCs zu reden, nachdem man sich mit ihnen angefreundet hat. In echt wäre es ja eher umgekehrt.
Matthias meint:
The Caligula Effect Overdose bietet deutlich mehr Content als die ursprüngliche Vita-Version und es ist für jeden Spieler etwas, der gerne Nischen JRPGs spielt. Der Titel kann mit einem sehr guten Soundtrack trumpfen und besitzt dazu gute Dialoge. Die Hauptcharaktere haben dabei die typischen Rollen, die man aus Animeserien kennt. Leider ist die grafische Umsetzung nicht so gelungen und wie so oft, wiederholt sich das Gameplay recht schnell. Wem das nicht so viel ausmacht, der kann mit dem Spiel aber, so wie ich, viele Stunden seinen Spaß haben.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
15.03.2019
FuRyu
NIS America
12
Singleplayer
Multiplayer
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