Super Mario soll es richten…
Das die Situation der Wii U momentan alles andere als leicht ist, ist kein Geheimnis. Nintendos Konsole ist nun ein Jahr auf dem Markt und konnte sich bislang nicht im Ansatz so gut verkaufen, wie sich der japanische Konzern das vorgestellt hat. Nun steht die Konkurrenz mit PlayStation 4 und Xbox One bereit der Wii U das Leben noch schwerer zu machen – und Nintendos einzige Waffe im diesjährigen Weihnachtsgeschäft ist Super Mario 3D World. Keine Frage, auf dem Spiel lastet eine gewaltige Aufgabe. In diesem Weihnachtsgeschäft liegt die ganze Hoffnung einer kompletten Firma auf einer einzigen Disk.
Man müsste meinen, das würde man dem Spiel anmerken. Der große Druck, vielleicht sogar Verzweiflung… es muss doch Auswirkung auf die Entwicklung gehabt haben! Doch man spürt es nicht. Nicht im Ansatz. Mit einer unnachahmlichen Leichtigkeit schüttelt Mario den Druck ab und trifft mit einem Feuerwerk an guter Laune und frischer Ideen mitten ins Schwarze.
Altes Konzept…
Dabei macht es zunächst vielleicht den Anschein, als hätte sich Nintendo zu sehr auf Altbewährtes verlassen. Der grundlegende Aufbau, die Struktur und das Konzept des Spiels ist nun wahrlich nichts Neues: Von einer Oberwelt aus könnt ihr die zahlreichen Level auswählen. Die verlaufen dann meist recht linear und führen euch an Hindernissen, Abgründen und Gegnern vorbei bis an euer Ziel: den alt bekannten Fahnenmast.
Gut, immerhin die Story ist dieses mal etwas anders. Aber machen wir uns nichts vor: Die Geschichte ist bei Super Mario Jump n’ Runs nie sonderlich wichtig gewesen. Ich erwähne sie hier eigentlich auch nur der Vollständigkeit zu Liebe: Bowser entführt nicht zum tausendsten Mal die arme Prinzessin Peach, sondern steckt arme Feen in Flaschen. In Hyrule wäre das wohl kein großes Ding, doch im Pilzkönigreich ist es scheinbar ein Kapitalverbrechen.
Lässt man das ein mal außen vor, gibt es aber wahrlich nicht viel Neues. Gerade die Ähnlichkeit zu Super Mario 3D Land auf dem 3DS ist gewaltig. Der einzig wirklich wichtige Unterschied ist, dass Mario in 3D World nicht auf sich alleine gestellt ist. Der Klempner bekommt bei seinem Abenteuer Unterstützung von seinem Bruder Luigi, Prinzessin Peach und einem kleinen Toad.
Das ist gerade deshalb interessant, weil sich die Charaktere unterschiedlich spielen: Mario ist der klassische Allrounder, Luigi kann verdammt hoch springen, Peach kann eine Zeit lang in der Luft schweben und Toad ist flott zu Fuß. Vor jedem Level dürft ihr wählen mit wem ihr ins Rennen gehen wollt – und da sich die Charaktere wirklich anders spielen, ist es tatsächlich äußerst spaßig mal hin und wieder zwischen den Charakteren zu wechseln. Und mal ehrlich, es hat ja alleine etwas für sich, dass man Bowser jetzt mit Prinzessin Peach in den Hintern treten kann…
Weiterhin eröffnen die vier spielbaren Charaktere die Tür für den neuen 4-Spieler Koop Modus, zu dem ich euch am Ende dieses Testberichtes mehr erzählen werde.
…frische Ideen. An jeder Ecke. Überall.
Wie gesagt, ansonsten gibt es rein von der Spielstruktur nichts Neues zu vermelden. Das ist aber halb so wild, denn Nintendo hat das altbekannte Konzept dafür voll gepackt mit frischen Ideen. Wie jedes gute Mario Spiel ist auch 3D World ein wahres Feuerwerk an Ideen, das euch quasi in jedem Level mit mindestens einem neuen Einfall überrascht.
Ich möchte hier im Grunde so wenig verraten wie irgendwie möglich, denn es ist einer der größten Reize des Spiels sich in jedem Level aufs neue überraschen zu lassen, was für spaßige Aufgaben die Entwickler für euch vorgesehen haben.
Neben den klassischen Leveln gibt darüber hinaus zum Beispiel noch kürzere Level, in denen ihr in gerade mal 100 Sekunden das Ziel erreichen musst, oder Rätselhäuser, in denen ihr euren Grips ein wenig anstrengen dürft. Gerade die waren für mich ein echtes Highlight, da die Aufgaben hier besonders einfallsreich und teilweise sogar recht knifflig gestaltet wurden.
Außerdem gibt es dann noch die Abenteuer von Captain Toad, den ihr vielleicht noch aus Super Mario Galaxy oder 3D Land kennt. Hier bekommt der kleine Racker nun seine eigenen Level spendiert – und die haben es in sich! Captain Toad kann nämlich nicht springen und somit sind diese Level natürlich ganz anders aufgebaut als der Rest des Spiels. Ihr seht das Level aus isometrischer Sicht und könnt die Kamera mit dem rechten Analogstick um das Level herum schwenken. Captain Toad müsst ihr dann äußerst behutsam an Gegnern und Hindernissen vorbei führen – er kann sich schließlich nicht wirklich verteidigen.
Katzen-Anzug? Miauz, genau!
Also glaubt mir einfach: Abwechslung wird hier wirklich groß geschrieben – auch bei den Power Ups. Wie immer findet ihr in den Leveln unterschiedliche Anzüge, die Mario und Co. Mit neuen Fähigkeiten versorgen.
Da wären alte Bekannte wie die Feuerblume oder der Tanooki Anzug aber es gibt auch einige Neue, zum Beispiel eine Kirsche, die euren Charakter vervielfältigt. Auch darum sind wirklich tolle Ideen gesponnen, doch am meisten im Einsatz ist natürlich der inzwischen schon fast berühmt, berüchtigte Katzen-Anzug. Mit dem könnt ihr euren Gegnern die Visagen zerkratzen… und vor allem aber steile Wände erklimmen. So erreicht ihr zahlreiche Punkte, zu denen ihr sonst nicht gelangen würdet – und oftmals wartet dann genau hier ein Geheimnis auf euch.
In den Leveln gibt es mit jeweils drei grünen Sternen und einem Stempel nämlich wieder einige Extras zu sammeln, nach denen ihr die Augen aufhalten solltet. Vor allem, weil ihr ab bestimmten Punkten eine gewisse Anzahl grüner Sterne braucht, um neue Level freizuschalten. Die Stempel sind nicht ganz so wichtig – aber immerhin dürft ihr damit eure Miiverse Posts verzieren.
Präsentation
Spielerisch ist Super Mario 3D World also eine Wucht – und in Sachen Präsentation macht das Spiel auch nicht wirklich etwas falsch.
Technisch ist das Spiel absolut sauber. Es läuft flüssig und macht in gestochen scharfem HD einiges her. Während es auf der E3 grafisch noch einen eher ernüchternden Eindruck machte, sieht das Spiel jetzt richtig klasse aus: Die Farben sind satt, die Level und Charaktere sind wunderschön gestaltet und es gibt einige nette Effekte, wie etwa Wassertropfen auf dem Bildschirm. Es fehlt mir aller höchstens an einem klar erkennbaren und einzigartigem Stil. Es sieht alles vielleicht etwas zu generisch aus… aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Beim Soundtrack ist selbst das unmöglich. Der ist perfekt. Die Melodien gehen mal wieder super ins Ohr, verbreiten gute Laune und die Soundqualität ist exzellent. Einige der Songs wurden zudem wieder von einem echten Orchester eingespielt. Das gibt dem Soundtrack den nötigen „Wumms“.
Multiplayer
Nun aber endlich noch ein paar Worte zum Multiplayer: Insgesamt ist auch der eine äußerst spaßige Angelegenheit, die aber natürlich etwas im Chaos ausartet. Gerade das macht sicher auch den Reiz aus, doch insbesondere die Kamera ist hier und da manchmal einfach überfordert, wenn es gilt vier Spieler im Bild zu haben.
Man merkt dem Spiel einfach deutlich an, dass es eigentlich als Einzelspieler-Abenteuer angelegt ist. Zum einen geht in all der Hektik und dem Chaos das brillante Leveldesign leider etwas unter… und es gibt sogar Stellen, wie der Ritt auf dem Dino, bei denen eigentlich nur der erste Spieler wirklich die Kontrolle hat. Und die Abenteuer von Captain Toad kann man sowieso nur alleine spielen.
Versteht mich nicht falsch, das Spiel macht auch mit Freunden mächtig Laune… aber es funktioniert einfach nicht ganz reibungslos… es wirkt einfach nicht so sauber, so perfekt durchdacht wie der Einzelspieler-Modus. Außerdem bleibe ich natürlich dabei, das ein optionaler Online-Modus eine super Sache gewesen wäre!
Mecker-Ecke
Wirklich was zu meckern gibt es eigentlich nicht. Kritikpunkte muss man wirklich mit der Lupe suchen – und selbst dann findet man nicht viel. Ich fand es etwas merkwürdig, dass man hier und da eine Gruppe von Gegnern besiegen muss, um auf der Weltkarte die nächsten Level frei zu schalten. Das gibt dem Spiel nichts, ist irgendwie unnötig – stört aber auch nicht wirklich. Vielleicht ist es dem ein oder anderen mal wieder zu leicht, denn gerade der Katzen-Anzug macht manche Level zu einem Spaziergang. Mich hat aber eigentlich nur gestört, dass einige Bosse doch etwas uninspiriert waren. Ausweichen, drei mal auf den Kopf hüpfen… das wird langsam alt und war gerade im Vergleich zu den besser durchdachten Boss-Gegnern im Spiel etwas ernüchternd.
Wir danken Nintendo für das Testmuster!
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Matthias meint:
Super Mario 3D World ist eine absolute Spaßgranate, die von Anfang bis Ende einfach nur gute Laune macht. Es ist fast wie ein Advents-Kalender: man weiß nie, was sich hinter dem nächsten Level verbirgt und welche brillanten Einfälle einem dieses mal ein Grinsen ins Gesicht zaubern. Es steuert sich hervorragend, es sieht gut aus, hat einen fantastischen Soundtrack und macht fast gar nichts falsch. Dieses Spiel ist der Inbegriff von Spielspaß, ein Musterbeispiel dafür was Nintendo auszeichnet.
Die magischen 90+ verpasst es dennoch knapp, da einfach der letzte Funke fehlt. Das Pünktchen auf dem I, die Kirsche auf der Torte, ein brillianter Grundgedanke, der Oha-Moment! Es ist einfach kein Spiel wie Super Mario Galaxy, bei dem man mit offenem Mund vor dem Fernseher sitzt. Aber es war verdammt nah dran.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
29.11.2013
Nintendo Tokyo
Nintendo
6+
Singleplayer
Multiplayer
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