Super Mario ist zurück!
Während es früher noch zu jedem Konsolen-Launch ein Mario-Spiel im Angebot gab, hat Nintendo diese Prämisse zuletzt etwas schleifen lassen. Bei der Wii mussten wir eine ganze Weile auf Super Mario Galaxy warten, wurden dafür aber erstklassig unterhalten und auf dem 3DS hat es mehr als ein halbes Jahr gedauert, bis Super Mario das erste Mal auf dem Handheld auftaucht. Die Erwartungen sind natürlich hoch, Nintendo versucht diese mit einem Mix aus 2D und 3D sowie neuen Ideen und alten Qualitäten zu erfüllen. Ob das gelingt?
Zunächst ein mal ein paar Worte zur Klarstellung. Super Mario 3D Land ist eigentlich gar kein Mix aus 2D und 3D, tut aber so als ob. Die Kamera ist nämlich fix und so ist auch der Blickwinkel auf das Geschehen starr. Die Umgebung ist jedoch komplett dreidimensional und so kann sich Mario stets in alle Richtungen bewegen. Ich finde, das ist die perfekte Mischung aus beiden Welten und genau die richtige Wahl für den kleinen Handheld-Bildschirm.
Worum es im Spiel geht, brauche ich wohl nicht groß zu erklären. In einer dunklen Nacht hat Bowser still und heimlich Peach entführt und Mario macht sich von drei Toads begleitet auf den Weg, sie zu retten. Der Spieler steuert Mario, die drei Toads leisten lediglich Hilfestellungen in den Levels, doch dazu später mehr.
Aufgebaut ist Super Mario 3D Land wie Super Mario Galaxy 2, es gibt also keine Oberwelt sondern “nur” eine klassische Weltkarte, auf der Mario sich langsam vorarbeitet. Die Karte ist jedoch strikt linear, es gibt keine Abkürzungen oder alternative Wege, dafür aber Levels, die man erst freikaufen muss und im Zweifel auch übergehen kann. Diese Entscheidung kann man sicher diskutieren, ich hätte es gut gefunden, wenn es auch alternative Ausgänge geben würde. Aber das ist nur ein kleiner Teil des Spiels, viel wichtiger sind die Levels und das Gameplay.
Von links nach recht und von vorne nach hinten!
Nachdem man einen Level aus der Weltkarte heraus betreten hat, gibt es im Prinzip nur ein Ziel für Mario: Die Fahne am Ende des Levels erreichen. Fahne? Tatsächlich, Super Mario 3D Land ist das erste 3D Spiel aus dem Universum, das die altbekannte Fahne als Zielmarkierung einsetzt. Je höher man sie am Ende anspringt, desto mehr Münzen bekommt man, bzw. ein 1 Up, wenn man es ganz nach oben schafft.
Wichtig ist, dass es nun ebenfalls erstmals in 3D auch ein Zeitlimit gibt. Je nach Größe des Levels hat man zwischen 300 und 500 Sekunden Zeit, das Ziel zu erreichen, kann jedoch unterwegs auch zusätzliche Zeit einsammeln. Diese Hommage an alte Zeiten sorgt aber im Prinzip nur dafür, dass man nicht zu sehr trödeln kann. Da die Levels ziemlich linear sind und es nur wenige alternative Wege gibt, ist das Zeitlimit nicht tragisch, bietet aber auch keinen wirklichen Mehrwert. Da Zeit in den acht Welten immer mehr als ausreichend vorhanden ist, macht es das Spiel nicht mal schwerer.
Auf dem Weg zum Ziel sollte man auch noch auf die drei großen Münzen achten. Diese sind mehr oder weniger gut im Level versteckt – richtig Probleme sie zu finden hatte ich nur in zwei Levels – und dann meistens auch recht leicht zu erreichen. Mit diesen Münzen kann man optionale Levels auf dem Weg freischalten, die man allerdings auch einfach übergehen kann. Nur ganz am Ende braucht man genug von ihnen, um ins letzte Schloss zu kommen. Da die Münzen relativ leicht erreichbar sind, hatte ich mehr als genug, da einem das Spiel diese Info jedoch niemals gibt, könnte man kurz vor dem Ende leicht genervt sein, wenn man merkt, dass einem zum Beispiel 20 Münzen fehlen.
Bei den Münzen kommen auch die Toads wieder ins Spiel, sie stehen in manchen Levels rum und leisten Hilfestellung, meinstens kann Mario sie mit einem Fernglas beobachten und bekommt so Tipps. In Level 1-1 zum Beispiel zeigt ein Toad, wie man den höchsten Punkt der Fahne erreicht. Später entdeckt man Toads hier und da, die dann eine der begehrten Münzen in Marios Weg werfen, sofern man sie mit dem Fernglas findet. Ein bisschen “Erkundung” hat das Spiel also zu bieten…
Neben den großen Münzen gibt es natürlich auch wieder kleine, von denen jeweils 100 Stück 1 Up geben. Kombiniert mit dem in meinen Augen sehr niedrigen Schwierigkeitsgrad und der Umwandlung der Restzeit am Ende des Levels in Münzen, sorgt das dafür, dass die Anzahl Leben schnell ins Unermessliche steigt. Ich hatte am Ende von Welt 8 etwa 170 Leben und war insgesamt nur 9 Mal gestorben. Allerdings muss ich dazu sagen, dass das Spiel für Einsteiger nicht so leicht ist, meine Frau hat relativ lange gebraucht, sich an die starre Ansicht bei 360° Bewegung und Steuerung zu gewöhnen.
Außerdem bekommen alle Langzeit-Zocker am Ende des Spiels eine Überraschung spendiert, die für die Leichtigkeit des Spiels mehr als entschädigt. Da ich nicht spoilern will, gehe ich nicht genauer drauf ein, seid aber versichert, dass ihr spätestens nach dem Ende genau die Herausforderung haben werdet, die ihr euch wünscht! Und nein, es handelt sich dabei nicht um dieselben Levels in schwerer Form oder um einen neuen Charakter sondern um viel mehr als das.
Retro trifft Moderne!
Alte Mario-Fans werden schnell erkennen: 3D Land soll an Bros. 3 erinnern. Das kommt vor allem daher, dass der Waschbär-Anzug wieder dabei ist. Mit ihm kann Mario zwar nicht fliegen, aber zumindest schweben. Aber eins nach dem anderen. Mit dem Schiebepad steuert man Mario durch die Umgebung, die immer wieder mit dem stereoskopischen 3D spielt. Dank der fixen Kamera funktioniert das vorzüglich und aufgrund des extrem gelungenen Effektes hat man trotz eben dieser Kamera stets ein gutes Gefühl dafür, was sich wo befindet. Dazu benötigt man A oder B zum Springen und X oder Y zum schnelleren Laufen, bzw. für Spezialaktionen. Der Waschbär dreht sich zum Beispiel im Kreis und haut mit seinem Schwanz Gegner und Boxen kaputt, während Feuer Mario so die bekannten Feuerbälle wirft. Als Bumerang-Werfer wirft man, oh Wunder, seinen Bumerang so ab. Hält man als Waschbär Mario die Sprungtaste gedrückt, dann schwebt der Klempner langsam in Richtung Boden. Dazu darf man sogar erstmals in Boxen verschwinden, diese schützen nicht nur Mario vor einem Treffer, sondern geben auch zum Beispiel mehr Münzen oder einen Propeller.
Die Upgrades finde ich schon mal sehr gelungen, es ist die perfekte Mischung aus alt und neu und nach dem Ende wird es sogar noch besser, aber auch diese Überraschungen will ich nicht spoilern. Daher eine geschickte Überleitung: Anders als in den bisherigen 3D Spielen hat Mario keine Lebensenergie, sondern ist von Upgrades abhängig. Wird Feuer Mario – oder jeder andere in einem Kostüm – getroffen, dann wird er zu Super Mario. Wird dieser getroffen, dann wird er zu dem normalen Mario, klein und ohne Hut. Ein weiterer Treffer beendet sein Leben unsanft, doch zu Glück hat er wesentlich mehr als jede handelsübliche Katze.
Gleiches gilt für Gegner, denn erstmals ist auch Bowser auf die Idee gekommen, seine Schergen besser auszustatten. Somit kriegen nun auch Gumbas, Kugelwillis usw. zum Beispiel den Waschbäranzug und werden dadurch gefährlicher und schwerer zu besiegen. Selbst Bowser höchstpersönlich nutzt Items im Kampf gegen seinen Dauerrivalen.
Als Hilfe für Einsteiger gibt es auch noch den Super-Waschbären. Wenn man in einem Level zu oft stirbt, dann erscheint dieses Item am Start, Mario wird damit zum Waschbären und ist außerdem dauerhaft unbesiegbar. Es gibt also neben dem Super-Assistenten, der direkt zur Zielfahne führt auch noch ein Super-Item, das Anfängern wirklich gut hilft. Man muss sich dann eben nur noch um Abgründe kümmern und nicht mehr um Gegner.
Was das Gameplay an sich angeht, hat Nintendo sich wirklich große Mühe gegeben. Die Levels sind extrem abwechslungsreich, vielseitig und spannend. Lediglich die mangelhafte Bewegungsfreiheit kann man kritisieren, das ist aber wohl Absicht, da sich das Spiel eher linear anfühlen soll. Dank vieler innovativer Elemente ist der Weg ans Ziel aber immer sehr spaßig, nur leider nicht fordernd. Wie schon gesagt finde ich das Spiel viel zu leicht und außerdem zu kurz. Bereits einen Tag nachdem ich es bekomme habe, nach etwa 3-4 Spielstunden, hatte ich Bowser bezwungen. Dabei hatte ich in seinem Schloss erstmals das Gefühl eine Herausforderung zu haben. Doch zum Glück kommt danach noch die bereits erwähnte große Überraschung, die genau diese große Schwäche geheilt hat.
Apropos Bowser: Für die Duelle gegen ihn, von denen es immerhin vier im Spiel gibt, hat sich Nintendo echt was einfallen lassen. Ähnlich wie in den alten 2D Spielen muss man ihn nämlich in der Lava entsorgen, doch der Weg dahin ist wesentlich länger als früher. Man nähert sich ihm also Schritt für Schritt, weicht seinen Feuerbällen aus und trifft am Ende den entscheidenden Schalter hoffentlich noch rechtzeitig. Die Kämpfe waren für mich das absolute Highlight im Spiel. Die Sprösslinge, die teilweise auch im Doppelpack auftreten, fand ich dagegen eher langweilig, da man ihnen einfach nur dreimal auf den Kopf springen muss. Da war New Super Mario Bros. auf dem DS wesentlich kreativer.
Und noch ein Punkt zum Abschluss: Das zu langsame Gameplay, das wir nach der gamescom kritisiert haben, hat sich etwas relativiert. Wenn man den Sprint-Knopf drückt, dann ist Mario flott unterwegs und auch nur dann. Das habe ich nach der Demo nicht verstanden, damals dachte ich noch, dass es besser wäre, wenn Mario immer schnell laufen würde. Durch diese Wahl kann man die Bewegunsggeschwindigkeit jedoch wesentlich genauer festlegen, hier zeigt sich nämlich sonst ganz gut, dass das Schiebepad einem Joystick in Sachen Präzision doch unterlegen ist, das ist also ganz gut gelöst worden. Veteranen könnte es aber trotzdem etwas nerven, ich wäre auf jeden Fall gut auch dauerhaft mit dem hohen Tempo klar gekommen, kann mit dem Kompromiss für Einsteigerfreundlichkeit aber ganz gut leben.
Technik und Steuerung!
Zur Grafik kann ich nur sagen: Wow. Schon das kurze Introvideo hat mich begeistert, im Spiel selbst bin ich auch aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen. Die Levels sind super gestaltet, Mario und die Gegner sehen toll aus, alle Effekte, vor allem Feuer, sind extrem gut gelungen, Wasser sieht wie Wasser aus und die Animationen sind butterweich. Dazu haben die Entwickler durch unterschiedliche Kamerastandorte einiges bewirkt, ein Level spielt sich gar wie ein altes Zelda-Spiel in 2D von oben. In meinen Augen ist es grafisch bisher das mit Abstand schönste Spiel auf dem 3DS und dazu ist der 3D-Effekt wirklich super. Was will man mehr?
Musikalisch ist Super Mario 3D Land ähnlich gut gelungen. Auch hier treffen alte Melodien auf neue Musikstile, es gibt gelungene Remixes und auch ganz neue Stücke. Obwohl ich heute noch keine Minute gespielt habe, liegt mir ein Song die ganze Zeit schon im Ohr – ohne mich zu nerven, so muss das sein. Übrigens ist mir das erste Mal richtig bewusst geworden, wie sehr die Stimme von Charles Martinet für Super Mario technisch verändert wird.
An der Steuerung gibt es fast nichts zu bemängeln. Mit dem Schiebepad lässt sich der Held sehr gut lenken und auch die beiden Aktionstasten sind genau richtig gewählt. Einzig bei den Schultertasten ist mit erstmals ein Mangel des Handhelds aufgefallen, bei hektischer Bedienung ist es mir öfters passiert, dass ich aus Versehen den Bildschirm hoch geklappt habe. Das ist nicht wirklich hilfreich.
Wozu man die Schultertaste überhaupt braucht? In der Luft für ein Stampfattacke, am Boden zum Bücken und auf Röhren zum Einsteigen. Zusätzlich dient das Steuerkreuz noch dazu, den Blickwinkel leicht zu verändern, so lange man nach links oder rechts drückt. Hiermit kann man sich einen besseren Überblick verschaffen. Übrigens lässt sich der 3D Effekt auch in der Software deaktivieren, und zwar jederzeit, ohne den Regler anfassen zu müssen. Dazu kommt der Touchscreen zum Einsatz, um abgelegte Items einzusetzen und um schneller auf der Weltkarte zu reisen.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Super Mario 3D Land hat meine Erwartungen erfüllt und teilweise sogar übertroffen. Die Grafik ist super, musikalisch ist es ebenfalls gelungen und das Gameplay vereint Altes und Neues sehr gekonnt. Zu kritisieren sind nur der Umfang und der Schwierigkeitsgrad, gefordert hat mich das Spiel nie, Bowser war nach wenigen Stunden und ohne irgendwelche Probleme Geschichte, auch wenn er mal wieder oft zurück kommt. Da das Spiel danach jedoch nicht vorbei ist, sondern erst so richtig zur Höchstform aufläuft, hat Nintendo tatsächlich die perfekte Mitte gefunden. Einsteiger können es genießen und Profis bekommen nach einer "kurzen" Suche nach Peach die Herausforderung, die sie sich wünschen. So bietet das Spiel insgesamt locker 10 Stunden Spielspaß auf sehr hohem Niveau und für ein Mario-Spiel auch ziemlich viele Überraschungen. Kurz gesagt: Es ist das Spiel auf das wir alle gewartet haben, könnte aber durchauch gerne noch etwas länger sein, mehr ist bei Super Mario schließlich immer besser.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
18.11.2011
Nintendo Tokyo
Nintendo
ohne Altersbeschränkung
Singleplayer
Multiplayer
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