Mario ist (schon) wieder da!
Wenn Fans nach etwas rufen, dann bringt Nintendo es ihnen. Diese gewagte These wollten die Japaner wohl unbedingt beweisen, weshalb sie auf der E3 gleich zwei Spiele mit Super Mario angekündigt haben. Allerdings waren viele Fans damit nicht zufrieden und Nintendo hat sich prompt beschwert, dass ihre Fans den Hals nicht voll kriegen. Dabei wurde (mal wieder) das Problem nicht erkannt: Wenn Fans nach Mario schreien, dann wollen sie nicht zwei Spiele, die man in jeweils fünf Stunden durchspielen kann ohne dabei wirklich etwas Neues zu erleben. Vor allem nicht, wenn das Ganze zwei Mal innerhalb von 3-4 Monaten kommt.
Das ist zumindest meine Meinung. Und darüber hinaus schreien die Fans ja nicht nur nach Mario, sondern auch nach Serien wie Starfox, Metroid, F-Zero und Wave Race. Aber ich weiche vom Thema ab. Etwa eine Woche vor dem Release habe ich nun New Super Mario Bros. 2 für den Nintendo 3DS in den Händen gehalten – ein Spiel, das ich eigentlich gar nicht haben wollte. Um jedoch zeitnah von den eventuell doch vorhandenen Qualitäten zu berichten, habe ich es gleich in meinen 3DS eingelegt und losgespielt.
Etwa sechs Stunden später sah ich den Abspann über die beiden Bildschirme laufen und genoss dabei eine der beiden lustigen Ideen im Spiel. Die Zeit war schnell vergangen, ich hatte ohne Frage Spaß beim Spielen, aber ich hatte auch die ganze Zeit das Gefühl, das alles schon mal gespielt zu haben. Aber dazu später mehr.
Super Mario ohne Bowser?
Okay, die Geschichte ist bei New Super Mario Bros. oder sogar generell bei Super Mario nicht gerade das, was im Fokus steht und das ist auch gut so. Bei NSMB2 fällt jedoch am Anfang auf, dass zwar Prinzessin Peach entführt wird, aber das dabei einer fehlt: Bowser. In dem aus Super Mario World bekannten Fluggerät kidnappen die sieben Sprösslinge des Königs der Koopa die Prinzessin – vom Vater keine Spur. Ist er etwa in Rente gegangen? Des Weiteren fällt auf, dass Luigi mal wieder seinen Charakter um 180° gedreht hat und jetzt wieder an Mario Seite ein Held sein will, statt sich durch Geisterhäuser zu gruseln. Vielleicht ist auch deshalb Luigi’s Mansion 2 gerade erst auf nächstes Jahr verschoben worden…
Jedenfalls stürmen die beiden los – zu zweit sind sie wegen des Mehrspieler-Modus – und jagen den sieben Koopas hinterher, um die Prinzessin ein weiteres Mal vor dem sicheren, äh, ja, vor was eigentlich, zu bewahren… Los geht es im Pilzkönigreich, wobei man im Hintergrund noch das Schloss von Princess Toadstool sieht. So weit, so bekannt.
Im Akkord von links nach rechts!
Wie üblich in einem 2D Jump ‘n Run steuern wir Mario also durch die platte, aber dank 3D-Effekt doch ein bisschen tiefgründige Welt. Unterwegs treffen wir auf viele bekannte, aber auch einige neue Gegner, wie zum Beispiel Skelett-Gumbas oder Skelett-Tyranhas. Vor lauter Innovation kann ich mich kaum zusammen reißen.
Die einzige echte Neuerung im Spiel soll dabei sein, dass man ein Münzkonto hat, das im Laufe des Abenteuers nach und nach immer voller wird und man so dem ultimativen Ziel Schritt für Schritt näher kommt. Das Ziel ist es, 1 Million Münzen zu sammeln. Was man dafür kriegt will ich hier an der Stelle nicht verraten, stattdessen nur soviel: Obwohl Nintendo hier die einmalige Chance gehabt hätte, dem fleißig sammelnden Spieler einen echten Mehrwert zu bieten, ist unterm Strich alles was man bekommt: Ernüchterung. Man wird zwar ständig durch Meldungen angefeuert, wenn man mal wieder einen 5.000er Schritt erreicht hat, der durch eine größere Mitteilung nch mehr angefeuert, wenn man einen 100.000er Schritt erreicht hat, aber mehr gibt es nicht. Keine Extras, keine Belohnungen, keine echte Motivation, sondern nur eine kleine Textbox alle 5.000 und eine grße alle 100.000 Münzen.
Und so fühlt es sich trotz dieser an sich nicht schlechten Idee an wie immer. Man spielt sich durch die Levels einer Welt, rückt dabei in der bekannten Weltkarte Stück für Stück dem Schloss näher und reist anschließend in die nächste Welt. Natürlich gibt es auch wieder geheime Ausgänge in den Levels mit denen man neue Wege auf der Karte freilegt und auch zwei geheime Welten freischalten kann. Diese bieten zwar auf der Weltkarte bisher unbekannte Themen – Pilz und Blume – aber die Levels dahinter sind nur ein Mischmasch aus den bekannten Umgebungen. Daran ändert auch die letzte Welt nix, die man nach dem Durchspielen bekommt. Hier finde ich besonders dreist, dass der zweite und wirklich letzte große Endkampf im Spiel einfach nur eine etwas schwerere 1:1 Kopie des Endkampfes davor ist. Diese Innovationslosigkeit zieht sich wie schon erwähnt leider durch das gesamte Spiel.
Die sechs Welten sind von den Themen alle bekannt und sogar dieselben wie im Vorgänger auf dem DS, sogar die Reihenfolge ist exakt gleich. Auch an Items bekommt man nur wenig Neues geboten. Neben der Feuerblume ist auch der Waschbär-Schwanz wieder da und zwar so wie wir ihn aus Super Mario Bros. 3 kennen: mit Flugleiste. Daneben gibt es noch Mini- und Maxi-Pilz sowie eine neue Feuerblume in goldener Farbe. Mit dieser lassen sich Gegner und Blöcke in Münzen verwandeln, um dem großen Ziel schneller näher zu kommen.
In jedem Level sind auch wieder drei große Münzen versteckt, die man nicht nur dazu braucht, einige Wege auf der Weltkarte freizukaufen, sondern die man auch generell sammeln sollte, wenn man sich an einem gewissen Punkt nicht ärgern möchte. Mehr verrate ich dazu an dieser Stelle aber nicht, sondern gebe euch nur den Tipp, nicht jede links liegen zu lassen.
Natürlich gibt es in jeder Welt neben dem abschließenden Schloss auch noch weitere Level-Typen. So ist fast immer ein Geisterhaus dabei, das wie immer eher verwinkelt ist und man nicht einfach nur von links nach rechts laufen kann, um die Zielfahne zu finden. Dazu gibt es auch einige Unterwasser-Level, teilweise mal wieder mit automatisch vorrückender Welt. Es gibt Levels ohne festen Boden, mit tödlicher Säure oder Lava als Untergrund oder solche, die gleich komplett unter der Erde spielen der die gar keinen Untergrund haben. Aber auch das kennen Super Mario Bros. Spieler alles spätestens seit Super Mario World, das meiste sogar seit Super Mario Bros..
Echte Neuerungen sucht man leider vergeblich. Das kann Nintendo so natürlich machen, aber nach so langer Zeit ohne ein 2D Super Mario auf einem Handheld erwarte ich als Fan einfach mehr. So lasse ich mich nicht vom Hocker hauen, auch wenn das Spiel ohne Frage Spaß macht.
Mehrspieler und Münzrausch!
Neben den neun Welten im Hauptspiel, die lange nicht reichen, um auch nur ansatzweise an die Million Münzen zu kommen, gibt es noch die Münzjagd, das in meinen Augen einzige Feature, das wirklich etwas Neues bietet. Dabei handelt es sich also um die zweite der beiden lustigen Ideen, die ich eingangs schon erwähnt habe.
Dort muss man drei zufällig ausgewählte Levels mit einem Leben und bei stark begrenzter Zeit so schnell wie möglich durchspielen und unterwegs Münzen sammeln. Schafft man es dann am Ende eines Levels die Fahne ganz oben anzuspringen, werden die gesammelten Münzen verdoppelt. So ist es ein leichtes, in einem Durchgang 10.000 oder noch mehr Münzen zu sammeln, jedoch nur in den richtigen Levels und genau da liegt das Problem.
Da die Levels jedes Mal zufällig ausgewählt werden, hat man kaum eine Chance, zielgerichtet zu üben und so seinen Highscore in die Höhe zu treiben. Die einzige Chance ist die Option „noch mal“ am Ende eines Versuches, dann bekommt man nämlich dieselben Levels wieder vorgelegt. Hat man einmal eine gute Kombination erwischt, dann sollte man diese eine Weile spielen, wenn man die Million wirklich irgendwann mal erreichen will.
Etwas relativiert wird der Kritikpunkt durch StreetPass. Man kann nämlich seinen Rekord freigeben und Spieler, die man unterwegs trifft, können dann gegen diesen in denselben Levels antreten. Dabei sieht man jedoch im ersten Moment nur, ob der jenige im Pilzpaket (Welt 1 und 2), im Blumenpaket (Welt 3 und 4) oder im Sternpaket (Welt 5 und 6) gespielt hat. Welche Levels es genau sind und den Highscore sieht man nicht, diese Infos gibt es erst beim Spielen bzw. danach. Schlägt man den Highscore des anderen, dann bekommt man eine große Münze dafür. Das macht echt Spaß, bleibt aber dennoch hinter den Möglichkeiten zurück, da man zum Beispiel nicht erfährt, ob jemand den eigenen Rekord gechlagen hat.
Gut finde ich auch die Idee des Mehrspieler-Modus. Man kann bei NSMB2 nämlich mit einem Mitspieler zusammen das gesamte Spiel durchspielen – allerdings nur per WLAN und nicht online. Das ist mal wieder eine typische Nintendo-Geschichte, die sicher damit begründet wird, dass es halt mehr Spaß macht, wenn man beisammen sitzt. Das ist sicher richtig, aber nur weil Fahrrad fahren mehr Spaß macht als Autofahren reißen wir doch nicht gleich alle Autobahnen ab – bzw. bauen keine mehr. Man kann durchaus beides haben, aber EAD ist dazu scheinbar nicht in der Lage, was ich langsam nicht mehr einfach nur nervig sondern wirklich frech finde. Ein Mehspieler-Modus hat heutzutage einfach auch online zu sein. Punkt!
Technik und Steuerung!
Grafisch ist New Super Mario Bros. 2 sicher keine Bombe, aber sicher auch kein Totalausfall. Die Grafik ist nett, bietet leichte aber sichtbare Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger und alles läuft stets flüssig. Ich hätte mir aber doch mehr erhofft, vor allem vom 3D-Effekt. Statt wirklich Tiefe ins Spiel zu bringen, ist er leider nur ein Gimmick geblieben. Mir ist es das erste Mal auf dem 3DS oft nicht klar gewesen, ob 3D nun an oder aus ist. Echt schade.
Auch finde ich, dass die Grafik durchaus hätte weiter verbessert werden können, für eine so lange Zeit zwischen den beiden Handheld-Spielen sieht es nur unwesentlich besser aus. Gleiches gilt für die Musik, die ist nämlich größtenteils aus dem Vorgänger zweitverwertet worden. Das heißt nicht, dass die Musik schlecht ist, Ohrwürmer sind nach wie vor dabei, aber halt mal wieder nix Neues. Aber das zieht sich ja durch das gesamte Spiel.
Die Steuerung ist gewohnt solide, aber hier kann man auch echt nicht viel falsch machen. Man steuert Mario oder Luigi per Steuerkreuz, alternativ aber nicht empfehlenswert auch per Schiebepad und nutzt eine der vier Aktionstasten fürs schnelle Laufen / Feuern / Schwanzattacke (USK 0) und eine zweite fürs Springen. Im Menü kann man die Belegung der Tasten sogar um 90° drehen, so dass für beide Spieltypen das Richtige dabei ist.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Wie schon gesagt: Das Spiel macht Spaß und Nintendo kann natürlich grundsätzlich mit seinen Serien machen was es will. Muss ich es deshalb gut finden oder hier an dieser Stelle positiv darüber berichten? Nein! Und daher kann ich nur ganz klar sagen: New Super Mario Bros. 2 hat mich auf alle Ebenen enttäuscht. Es bietet absolut nichts, was sich neu anfühlt, es ist grafisch und tontechnisch kaum vom Vorgänger zu unterscheiden, die Welten sind größtenteils identisch zu DS-Titel und es gibt mal wieder keinen Online-Modus. Dazu kommt, dass das „große Feature“ der Jagd nach 1 Million Münzen nicht vernünftig genutzt wurde, um den Spieler zu motivieren, obwohl das so leicht gewesen wäre. Und ich weiß, dass das Spiel trotz meiner Meinung viele Käufer und Freunde finden wird, aber wenn Nintendo diesen Weg konsequent weiter geht, dann haben sie bald zumindest einen großen Fan weniger, vermutlich sogar mehr, denn ich bin nicht der einzige jahrelange Fan, der das so sieht.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
17.08.2012
Nintendo
Nintendo
ohne Altersbeschränkung
Singleplayer
Multiplayer
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