
Geister auf Irrwegen!
Es ist lange her, dass Luigi sich – unterstützt durch Professor I. Gidd und den Schreckweg 08/16 – durch seine gewonnene Villa kämpfen musste, um seinen Bruder Mario aus den Fängen eines fiesen Geistes zu befreien. Fast 11 Jahre sind es, um genau zu sein, doch nun ist Luigi endlich als Held in einem eigenen Spiel wieder da: in Luigi’s Mansion 2 auf dem Nintendo 3DS.
Anders als im Vorgänger hat Luigi ausnahmsweise mal keinen Preis gewonnen, sondern wird von dem leicht verrückten Professor um Hilfe gebeten, da die Geister plötzlich durchgedreht sind und alles angegriffen haben. Grund dafür ist der Finstermond, der von König Buu Huu zerbrochen wurde, weshalb die Geister außer Rand und Band sind. Das heißt, wir sind dieses Mal nicht auf der Suche nach Mario und auch nicht nur in einer Villa unterwegs. Aber eins nach dem anderen.
Zunächst muss man sich mit Luigi in der ersten Villa, dem Anwesen des Professors, den neuen und verbesserten Schreckweg 09/15 zurückholen, um überhaupt eine Chance gegen die Geister zu haben. Anschließend bekommt man nach und nach Aufgaben gestellt, die dazu dienen, die Einzelteile des Finstermondes zu finden und somit die heile Welt wieder herzustellen. Man schleicht also mit dem wohl ängstlichsten Klempner aller Zeiten durch die erste Villa und trifft dabei natürlich auch auf Geister.
Diese saugt man dann einfach mit dem Schreckweg ein und gut ist. Nun ja, ganz so leicht ist es nicht, denn man muss die Geister zunächst mit der aufgeladenen Taschenlampe erstarren lassen und kann sie erst dann einsaugen. Zusätzlich kann man auch einen Ruck einsetzen, der sich langsam auflädt, wenn man an einem Geist zieht. Drück man dann die A-Taste, verliert der Geist viel Energie auf einmal – äußerst praktisch.
Doch es geht natürlich nicht nur um das Fangen von Geistern sondern auch um das Lösen von Rätseln. Manchmal muss man einfach nur einen Schlüssel finden, ein anderes Mal einen gefangenen Toad befreien, da man dessen Hilfe braucht und regelmäßig darf man auch die Umgebung mit dem Sauger bearbeiten, um vorwärts zu kommen.
Hat man die fünf Missionen in der ersten Villa geschafft, wartet der erste Endgegner. Dabei handelt es sich um eine große Spinne, die natürlich von einem starken Geist besessen ist. Man muss nun herausfinden, wie man den Geist dort raus kriegt und ihn danach einfangen. Ein echter Spaß ist das; es sind also wieder mal die Bossgegner, die das Spiel wirklich bereichern, denn hier haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen. Aber ich will euch den Spaß nicht nehmen, das selbst zu erleben, daher erspare ich euch an dieser Stelle die Details.
Nachdem Luigi die Spinne besiegt hat, bekommt er das erste Stück vom Düstermond. Wobei Luigi etwas verwirrt ist, dass es nicht das einzige Stück ist, er dachte doch tatsächlich, damit wäre er schon fertig. 😉 Aber nein, der arme Kerl hat damit nur den Zugang zur zweiten Villa freigeschaltet, in der er das zweite Stück finden muss. Das ist in der Tat ein großer Vorteil gegenüber dem Vorgänger, denn so bekommt man wesentlich mehr Abwechslung geboten. Trotzdem sind die einzelnen Häuser groß genug, um den Forscherdrang befriedigen zu können.
Mir fehlt ein Schiebepad!
Und damit komme ich zum Gameplay. Man steuert Luigi mit dem Schiebepad durch die Umgebung und setzt mit den Schultertasten den Schreckweg ein, der sowohl saugen (R) als auch blasen (L) kann. Das konnte bislang nur der Heinzelmann… 😉 Darüber hinaus setzt A die Taschenlampe und Y die später hinzukommende Düsterlampe ein, mit der man Geheimnisse offenbaren kann. B und X sind dazu da, beim Saugen oder Blasen die Düse des Schreckwegs nach oben und nach unten zu richten – mein größter Kritikpunkt.
Zum einen ist es total blöd, wenn man mehrere Tasten gleichzeitig drücken muss. Will man zum Beispiel mit der Düsterlampe nach oben leuchten, dann muss man B und Y gleichzeitig drücken usw. Das macht das Ganze doch etwas komplizierter als nötig und hat bei mir auch zu dem einen oder anderen Handkrampf geführt. Das geht zwar auch durch Neigen des Handhelds, das ist aber logischerweise nicht mit dem 3D-Effekt kompatibel und damit für mich keine Option. Die Lösung des Problems wäre auf jeden Fall das Schiebepad Pro gewesen, denn mit einem zweiten Schiebepad ließen sich Luigi und der Schreckweg sicher wesentlich besser steuern.
Es ist nicht so, dass das das Spiel kaputt macht, aber es hat mich schon die ganze Zeit über gestört. Vor allem ist nervig, dass man sich deswegen nicht umsehen kann, während man saugt oder die Taschenlampe auflädt. Steht also ein Geist zum Beispiel neben Luigi, dann muss man erst den Knopf loslassen, sich umdrehen und dann wieder neu aufladen. Vor allem bei vielen Geistern gleichzeitig kann das echt nervig sein. Genauso blöd ist es, wenn man einen Raum mit der Düsterlampe komplett absuchen will. Man muss die Taste dann ständig loslassen, sich umdrehen und dann die Taste für die Lampe wieder drücken. Man gewöhnt sich zwar dran, aber richtig gut hat es sich bei mir nie angefühlt. Warum die Entwickler nicht zumindest als Option das zweiten Schiebepad anbieten, kann ich echt nicht nachvollziehen. Vor allem das das Spiel sonst in Sachen Gameplay und Steuerung wirklich quasi alles perfekt macht. Was aber nicht heißt, dass es keine Kritikpunkte gibt.
Meckerecke!
In diesem Test meckere ich mal etwas früher, einfach weil es so gut hier her passt. Wer bisher gelesen hat, der weiß schon, dass es nun mehrere Villen mit verschiedenen Missionen gibt. Das ist für einen Handheld-Ableger auch grundsätzlich nachvollziehbar und aus meiner Sicht auch gut. Allerdings macht das Spiel dieselben Fehler wie Paper Mario auf dem 3DS: Die Missionen sind manchmal einfach viel zu lang.
Wenn man schon die Geschichte in kleinere Happen verteilt, um das Spiel tauglich für unterwegs zu machen, dann macht es überhaupt keinen Sinn, einzelne Missionen 30 oder mehr Minuten lang zu machen. Vor allem, weil man zwischendurch nicht speichern kann. Was übrigens noch einen anderen Nebeneffekt hat, den ich echt ätzend finde: Wenn man die gesamte Energie verliert, muss man die Mission nochmal von vorne machen. So ist es mir in Villa 2 passiert, dass ich eine Mission sehr genau gespielt habe, um wirklich alle Extras zu finden – dazu komme ich gleich noch – nur um dann beim Boss zu scheitern. Und dann kann man nicht beim Boss neu einsteigen, sondern es ist wirklich alles weg und man muss alles noch mal suchen. Das war ein Moment in dem ich das Spiel beinahe in die Ecke geworfen hätte. Ging aber nicht, da ich es als Download habe. 😉
Vor allem in den Missionen mit schweren Gegnern am Ende ist das wirklich doof, wenn man dann kurz vor dem Ziel abkackt. Ich kann zwar nachvollziehen, dass man es den Spielern hier nicht zu leicht machen will, aber das hätte man durchaus besser lösen können. Zum Beispiel wäre es doch schon fies genug gewesen, ein paar der gesammelten Extras beim Tod zu verlieren, damit man eine wirkliche Herausforderung hat, wenn man alles freispielen will. So zieht es die Spielzeit einfach nur unnötig in die Länge. Und das hat das Spiel nicht mal nötig, denn für das einfache Durchspielen braucht man schon so um die 15 Stunden, was mehr als okay ist für meinen Geschmack – besonders, weil es ja noch viel mehr zu entdecken gibt.
Mein letzter großer Kritikpunkt ist, dass sich das Sammeln von Münzen ab einem gewissen Punkt nicht mehr lohnt. Sobald man nämlich 20.000 hat, ist alles freigeschaltet, was man über die Münzen kriegen kann, was bei mir schon in der dritten Villa der Fall war. Selbst wenn es nur ein paar Artworks gewesen wären, hätte ich mich danach doch noch über mehr Anreize gefreut.
Extras ohne Ende?
Auch wenn ich dem Spiel gerade vorgeworfen habe, dass die Münzen irgendwann obsolet werden, gibt es dennoch mehr als genug Dinge zu entdecken. Besonders zu erwähnen sind da die Buu Huus, von denen in jeder Mission mindestens einer versteckt ist. Findet man das Versteck mit der Düsterlampe und kann den Geist auch einfangen, lassen sich damit zusätzliche Missionen freischalten. Pro Villa gibt es eine, die man bekommt, wenn man den Buu Huu in jeder Mission gefunden hat. Keine leichte Aufgabe, vor allem weil man die Buu Huus anders bekämpfen muss als andere Geister. Damit sind sie eine ähnliche Bereicherung wie die Bossgegner, die manchmal wirklich nicht leicht zu durchschauen sind.
Daneben gibt es noch ein gutes Dutzend (13) Juwelen in jeder Villa versteckt, die man ebenfalls alle finden muss, um etwas freizuschalten. Auch gibt es Geheimräume, in denen man dann vor Ablauf der Zeit alle Münzen einsammeln muss, um zu einem Schatz gelassen zu werden. Diese Räume sind nicht nur schwer zu finden, sondern dann auch noch schwer zu schaffen. Zu guter Letzt geht es auch noch darum, möglichst alle Geister mindestens einmal zu fangen, damit sie im Gidd-Speicher auftauchen. Doch dafür gibt es nicht nur im Hauptspiel Geister zu fangen, sondern auch im Wirrwarrturm – was für eine Überleitung.
Auf Geisterjagd im Wirrwarrturm!
Ich bin ja Einer von der Sorte, die sich gerne darüber beschwert, dass es in Spielen von Nintendo selten bis nie einen Online-Modus gibt. Große Ausnahme sind die Spiele von Next Level Games, die ja z.B. „schon“ auf der Wii mit Mario Strikers Charged einen onlinefähigen Titel hatten. Bei Luigi’s Mansion 2 haben sie es wieder getan und dafür sage ich: DANKE!
Auch wenn ich es etwas schade finde, dass es im Hauptspiel keinen Koop-Modus gibt, bin ich doch mit dem Wirrwarrturm fast wunschlos glücklich. Dieser Turm, der im Original übrigens mit Scarescraper mal wieder einen viel besseren Namen bekommen hat, ist nämlich fast genau so gut wie ein echtes Koop-Spiel.
Man kann sich hier entweder alleine oder mit bis zu drei Mitstreitern (lokal, auch per Download-Spiel oder online) durch 5, 10 oder 25 Etagen des Turms kämpfen und muss dabei zusammenarbeiten, aber gleichzeitig auch besser sein als seine Mitstreiter. In jeder Etage des Turms verstecken sich diverse Geister, die man vor Ablauf der Zeit finden und fangen muss. Schafft man dies, darf man in die nächste Etage. Zwischendurch kommen auch immer mal wieder Bossgegner, was das Geschehen deutlich auflockert. Daneben gibt es noch kleine Power-Ups, die z.B. den Schreckweg stärker machen oder dafür sorgen, dass Geister viele Herzen zur Auffrischung von Luigis Energie zurücklassen.
Schon alleine macht das Spaß, aber es geht dennoch nichts über das gemeinsame Zocken und das geht dank Online-Modus zum Glück ohne Probleme und auch dann, wenn man keine Freunde in der Nähe hat, die sich das Spiel gekauft haben. Vor allem aber ist der Modus alles andere als leicht und damit perfekt für gemeinsames Zocken mit Freunden, wenn man die Räume nach und nach immer besser kennenlernt und somit auch jedes Mal ein bisschen weiter kommt.
Verständigen kann man sich dabei gut über die Karte auf dem Touchscreen. Vor allem aber motiviert ungemein, dass man auch im Wirrwarrturm alle Geister mal gefangen haben muss, um den Gidd-Speicher wirklich voll zu kriegen. Und – ich kann es gar nicht oft genug sagen – dank Online-Modus ist das ohne Probleme möglich und ein wirklicher Langzeitspielspaßbringer.
Grafik und Sound!
Bevor ich zum Fazit komme, noch ein paar Sätze zur Technik. Grafisch ist das Spiel wirklich toll. Zwar stört hier und da das 3DS-typische Kantenflimmern und auch zum Beispiel die sechseckigen “Räder” einer Lokomotive am Ende des Spiels sind keine grafische Offenbarung, aber insgesamt sieht es sehr, sehr gut aus. Es gibt durch die verschiedenen Häuser auch genug Abwechslung. Neben dem klassischen Geisterhaus am Anfang kommt man auch in den tiefsten Winter, in einen Urwald und in eine Wüste. Wirklich toll.
Umwerfend finde ich den 3D-Effekt. Seit Resident Evil Revelations ist Luigi’s Mansion 2 tatsächlich das erste Spiel, bei dem ich so viel wie möglich wirklich in 3D gespielt habe. Bei manchen Bossen ist es zwar besser ohne, weil man manchmal doch dazu neigt, die Konsole mit zu, äh, neigen, wenn man an einem Geist zieht, aber das ist nicht schlimm. Wichtig ist, dass es toll aussieht und man sich wirklich an der Seite von Luigi fühlt.
Der dazu natürlich auch noch den gewohnten Humor mitbringt. Nach Mario brüllen kann er zwar nicht mehr (warum sollte er auch?), dafür summt er aber hin und wieder die Hintergrundmusik mit, einfach köstlich. Apropos Musik: Auch die ist richtig gut. Ich laufe seit ein paar Tagen ständig mit dem Hauptthema im Ohr durch die Gegend und erwischte mich ständig dabei, dass ich das Lied selbst auch leise vor mich hin summe. Das hat schon lange kein Spiel mehr geschafft. Und da auch sonst die Abwechslung an Musik stimmt, gibt es hier nichts zu meckern. Besonders toll finde ich den Klingelton von Luigis DS, den er als Nachfolger des Gameboy Horror nutzt, um mit dem Professor in Kontakt zu bleiben. Und jedes Mal, wenn es klingelt, erschreckt sich der Klempner kurz, absolut köstlich.
Sogar eine Art von Sprachausgabe gibt es. Charles Martinet hat hier ganze Arbeit geleistet, denn obwohl Luigi keine eigenen Textboxen hat, kann er sich doch gut mitteilen. So zum Beispiel das quirlige „Hello“, wenn er den DS öffnet oder das „Yeah, I did it.“, nachdem er einen schweren Geist besiegt hat. Aber auch in den Zwischensequenzen kommt teilweise sogar der eine oder andere ganze Satz über seine Lippen. Das hat es bei einem Mario-Spiel (okay, es ist keins, aber ihr wisst, was ich meine) noch nie gegeben. Hoffentlich geht Nintendo diesen Weg konsequent weiter.
Wir danken Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Luigi’s Mansion 2 ist eine echte Bombe: Das Gameplay ist trotz nur einem Schiebepad toll, die Technik, vor allem der 3D-Effekt, ist richtig gut, es gibt ausreichend Umfang, der Humor ist mal wieder grandios und es gibt auch abseits des Hauptspiels einiges zu entdecken. Wie schon geschrieben hätte zwar einiges auch noch besser sein können, aber die Note wirklich belasten kann keiner der genannten Punkte. Es ist für mich eines der besten 3DS-Spiele bisher und vor allem nach dem Mario-Overkill eine mehr als willkommene Abwechslung für einen Nintendofan wie mich. Bleibt mir nur zu hoffen, dass wir nicht noch mal 11 Jahre warten müssen, bis Luigi wieder auf Geisterjagd gehen darf. Aber auch bitte nicht nur 11 Monate. 😉
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
28.03.2013
Next Level Games
Nintendo
6+
Singleplayer
Multiplayer
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