
Die noch junge Switch ist zur Zeit ein Hafen der Indie Szene, in der kleine Entwickler noch nicht allzu sehr mit dem Bombast der großen Publisher konkurrieren müssen. Bouncy Bob hatte seinen Start auf Steam, wo es für ein dreiköpfiges Entwicklerteam natürlich nicht leicht ist, hervor zu stechen. Glänzt es nun im eShop?
Purismus ist Design
Bouncy Bob versteht sich hauptsächlich als Multiplayer-Spiel. Bis zu vier Spieler können hier gegeneinander in verschiedenen Arenen antreten. Der Singleplayer steht an zweiter Stelle und sieht sich auch eher als Übungsmodus.
Als erstes versucht man sich also am Tutorial und— Okay, hat sich schon wieder ein Mobile Game in den eShop geschlichen?
Ich muss zugeben, ich war schon etwas überrascht, als ich von dem Erst-Release auf Steam erfuhr. Das macht die Reduktion des Gameplays auf einen einzigen Knopf zu tatsächlich gewolltem Design.
So spielt sich Bouncy Bob in einer zweidimensionalen Arena ab. Auf Knopfdruck wackelt er automatisch hin und her, lässt man den Knopf los, springt er. Wie weit, das entscheidet die Länge des Haltens. In der Luft kann man dann wiederholt den selben Knopf drücken und Bob wedelt wie wild mit den Armen, um noch ein kleines Stück zu fliegen. Wirklich Bouncy ist Bob nur, wenn man wirklich präzise in dem Moment neu drückt, in dem er den Boden berührt. Mit einer so puristischen Designentscheidung steht und fällt das Spiel, und leider hält es sich nicht besonders gut auf den Füßen.
Das Problem ist, dass der Spieler kaum Möglichkeiten hat, das Spielgeschehen zu beeinflussen. Hat man sich einmal, absichtlich oder nicht, für eine Richtung entschieden, bleibt Bob auch dabei, die einzige Wahl die man hat ist, ob man noch weiter geht. Dazu kommt, dass es verhältnismäßig lange dauert, einen Sprung zu setzen. Zuerst drückt man den Knopf, dann muss man warten bis sich der Sprung auflädt, um überhaupt eine adäquate Höhe zu erreichen, und dann muss man ihn im richtigen Moment los lassen, um da zu landen, wo man hin will. Im Singleplayer wird man dabei von kleinen Zombie-Monstern umringt, denen man natürlich auf den Kopf springen kann, um sie zu töten. Bevor man dies tut, muss man aber die Arena navigieren, die gerne mit spitzen Fallgruben aufwartet und so überraschend schnell tötet. Der Multiplayer sieht daher leider so aus, dass man irgendwie verzweifelt versucht, sich durch das Level zu bewegen ohne dabei zu sterben. Gegenseitig bringt man sich nur aus Versehen um.
Um dem entgegen zu wirken hätte man einfach mal den Analogstick bemühen können, mit dessen Hilfe die Wahl der Richtung schneller gewesen wäre. Auch hätte man mit ihm noch im Flug Einfluss auf die Richtung nehmen können, wie bei Super Mario. So sitzen aber nur zwei Leute mit Joycons vor dem Fernseher und fragen sich, wie dieses kleine Ding so unterfordert wirken kann.
Leveldesign
Um der fehlenden Komplexität der Steuerung entgegen zu wirken, hat man all die interessanteren Elemente in das Leveldesign eingebaut. Hier finden sich neben Todesfallen auch verschiedene Power Ups oder Waffen, die sich bei Berührung aktivieren lassen. Es gibt Schilde, die für kurze Zeit die Figur schützen und alles töten, die in seinen Radius geraten, Pfeile, die in alle Himmelsrichtungen abgeschossen werden, Granaten, die zu Boden fallen und explodieren, Laser, die in eine zufällig gewählte Richtung schießen, Heilung und vieles mehr. Mit etwas Geschick, lassen sich diese Dinge nutzen um einen Vorteil zu bekommen, sie können aber auch dem Spieler selbst gefährlich werden, was in Verbindung mit der geringen Kontrolle oft zu eigenen Toden führt. Bouncy Bob wird damit zu einem Beispiel dafür, dass sich am äußeren End nicht ausbessern lässt, was im Kern einfach nicht ausgereift ist: Hat der Spieler kaum Kontrolle über das Spiel, ist ein Power Up nur ein Zufallselement.
Darstellung
Bouncy Bob hat Herzblut. Das merkt man an seinem grafischen Design, welches einen schön schrägen aber düsteren Gothic Anstrich hat. Der Hintergrund ist die Lichtquelle, der Vordergrund sind lediglich Silhouetten. Die kleinen Zombie Monster kriechen überzeugend über den Boden, die Spielfiguren haben alle ein dümmliches Grinsen im Gesicht, was die unkontrollierbare Natur des Spiels eigentlich ganz witzig macht. Es macht halt leider nur wenig Spaß.
Die Musik ist ähnlich schräg, Up-Beat und nutzt die Konventionen von Horror Musik, um unterhaltsamen und kurzweiligen Party-Pop zu erzeugen.
Auch sei zu erwähnen, dass sich Musik und Farbgebung eines Levels immer ändern, wodurch keine Langeweile aufkommt und man weder visuell noch musikalisch von ständigen Wiederholungen genervt wird. Gute Idee, sollten mehr Spiele machen.
Lukas meint:
Leider scheitert Bouncy Bob an seinem Konzept. Die Grafik hat Charme, die Musik macht Spaß, die Level haben nette Ideen, doch das grundliegende Spiel bietet zu wenig Kontrolle, um tatsächlich zu fesseln. Hätte Bouncy Bob die Pille geschluckt, zumindest den Kontrollstick einzusetzen, hätte es sein Ziel wahrscheinlich erreicht. So manövriert es sich aber, wie der Spieler so oft, in eine Todesfalle.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
27.04.2018
All Those Moments
SONKA
ohne Altersbeschränkung
Singleplayer
Multiplayer
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