Zugegeben, anstatt wie so manch anderer enttäuschter Fanboy ein Lamento anzustimmen, habe ich auf weitere Details zum Spiel gewartet. Ich habe mich sogar ein wenig gefreut. Ich meine, vielleicht könnte dieses Spiel wirklich ein guter Ersatz für das bei vielen Redaktionen zerrissene Mario Party 10 sein. Aber nachdem die ersten Tests von verschiedenen Redaktionen online gestellt wurden, legte sich meine Freude: Der Metascore liegt bei 44 (Stand: Januar 2016). Die niedrigste Wertung wurde mit etwa 20 Punkten vergeben. Kann das Spiel wirklich so grottenschlecht sein?
Entwickler des Spiels ist der Mario Party-Entwickler Nd Cube. Ob das eine Warnung ist? Aber ich möchte nicht voreingenommen sein, sondern so objektiv wie möglich euch meine Erfahrung mit diesem Titel schildern.
Du kommst hier nicht rein!
Startet man das Spiel, wird man mit einem schönen Titelbildschirm begrüßt, der darum bittet, einen passenden amiibo auf die NFC-Fläche zu stellen. Wer keinen amiibo besitzt, der guckt in die Röhre, denn das Spiel startet sich nur dann. Das Spiel gibt es zwar nur im Bundle mitsamt amiibo-Figuren und -Karten für einen Wucher-Preis (dazu später mehr), doch wer sich das Spiel gebraucht kaufen möchte, muss sich die teuren Plastikfiguren noch mit dazukaufen. Dies ist auch mein erster großer Kritikpunkt! Natürlich heißt das Spiel „amiibo Festival“, dennoch ist dies keine Rechtfertigung, um das Spiel derlei zu vermarkten. Das Spiel hätte auch ganz ohne amiibo funktionieren können, denn einen wirklichen Mehrwert bringen die kleinen Figürchen nicht. Dazu kommt noch, dass die von Nintendo vertriebenen Testmuster nur als Download verfügbar waren. Als Redakteur wurde man genötigt, sich einen amiibo zu kaufen, um das Spiel überhaupt testen zu können. Sicherlich kann das Spiel wenig dafür, dennoch ist so etwas sehr grenzwertig und wirft ein schlechtes Licht auf Nintendo. Wobei es ohne amiibo zu solchen Problemen nicht kommen würde.
Mensch ärgere dich nicht im Animal Crossing-Gewand!
Amiibo Festival ist ein reines Partyspiel, indem man mit drei Freunden oder alleine spielen kann, wobei man nur einen amiibo besitzen muss. Dabei müssen die Spieler ohne amiibo einen Dorfbewohner nehmen. Alleine macht das Spiel auch kaum Spaß, da für den Einzelspieler kaum etwas geboten wird. Neben dem Hauptspiel-Modus, das Brettspiel, gibt es einige kleinere Minispiele. Diese lassen sich aber nur mithilfe einer Amiibo-Karte spielen. Da ich leider keine amiibo-Karten besitze und mir das Geld für solcherlei Unfug zu schade ist, entfällt die Wertung für diese Spielmodi. Übrigens, bevor man überhaupt andere Spielmodi freischalten kann, muss man den Brettspiel-Modus mehrmals durchgespielt haben. Welcher Game-Designer denkt sich einen solchen Blödsinn aus? Nun gut, kommen wir zum Hauptfeature: Dem Brettspielmodus.
In diesem Modus befindet man sich auf einer unlinearen Brettspiel-Oberfläche, die wie eine echte Animal Crossing-Stadt aufgebaut sind. Das Spiel wird auch von einem zufälligen Charakter aus der Animal Crossing-Reihe moderiert. Die Spielfelder bestehen hauptsächlich aus Ereignisfeldern, die positive als auch negative Events auslösen: Mal trifft man ein Dorfbewohner, der einem Sternis (Geld) schenkt, Angelt ein wenig oder wird von einer fiesen Wespe gestochen. All diese Ereignisse sind im Animal Crossing-Stil gehalten und stützen die gemütliche Atmosphäre. Interaktive Minispiele, wie es sie in Mario Party gibt, existieren in diesem Modus nicht. Lediglich würfelt man sich eigentlich nur über das Spielbrett, daher sollte man das Spiel auch nicht mit Mario Party vergleichen, zumal es ein völlig anderes Spielgefühl vermitteln soll.
Ziel des Spiels ist es, die meisten Glückspunkte zu sammeln. Glückspunkte und Sternis erhält man unter Anderem durch positive Ereignisse. Durch negative Events bekommt man welche abgezogen. Am Ende einer Partie werden die Punkte ausgewertet. Dabei gibt es pro tausend Sternis einen Bonus-Glückspunkt. Dies kann oftmals das Endergebnis beeinflussen. Das Endergebnis wird anschließend auf den jeweiligen amiibo abgespeichert. Die gesammelten Glückspunkte können dazu genutzt werden, um seinen amiibo zu definieren (durch Outfits etc.) und mehr. Dazu kommt noch, dass man pro hundert Glückspunkte ein Ticket bekommt. Dieses kann genutzt werden, um Minispiele etc. freizuschalten.
Da man sich pro Spiel auch einen Monat aussuchen darf, verändern sich die Events dem Monat entsprechend. Pro Spielrunde, dass heißt, wenn jeder Spieler an der Reihe war, ist ein Tag des Monats verstrichen. Natürlich gibt es auch Events, die vom aktuellen Wochentag oder Feiertag abhängen. So bekommen Spieler an Weihnachten Geschenke in Form von Sternis und Glückspunkten und jeden Sonntag kommt Sigrid mit ihrem Rübenmarkt vorbei, aber dazu später mehr.
Die Reihenfolge, wie gespielt wird, wird durch Zufall entschieden. Dies kann für jeden Spieler einen nicht unwesentlichen Vorteil verschaffen. Man kann übrigens die Dauer, wie lange eine Partie geht, bestimmen. So kann man für eine schnelle Partie den Timer auf 30 Minuten stellen und für eine ruhige Partie den Timer komplett abstellen: Das Spiel wird erst dann beendet, wenn alle Tage des Monats verstrichen sind. Der Timer kann nach Ablauf sogar verlängert werden. Wobei eine Partie zu zweit auch ohne Zeitlimit recht kurz ist.
Das Würfeln geschieht übrigens nicht ganz per Zufall: Man kann die gewürfelte Zahl ein wenig abschätzen, wenn man im richtigen Moment würfelt. Des Weiteren kann man sich bevor und nachdem man gewürfelt hat, auf der Karte umsehen. Besonders löblich ist, dass einem die Augenzahl angezeigt wird, die man würfeln muss, um ein entsprechendes Feld zu erreichen. Auch kann man entscheiden in welcher Richtung man gehen möchte, sofern man einer Abzweigung steht. Dies kann von strategischem Wert sein, denn der richtige Weg entscheidet oftmals über den Verlauf des Spiels. So gibt es auch an vier fixen Orten Gyroiden, die einem einen hohen Beitrag an Glückspunkten zollen und dazu noch einen von vier Stempel. Besucht man alle Gyroiden und komplettiert seine Stempel, erhält nochmal Bonus-Glückspunkte.
Was ein nettes Feature ist, ist der angesprochene Rübenmarkt: Jeden Sonntag kommt Sigrid vorbei und verkauft ihre Rüben, die der Spieler weiterverkaufen kann. Dabei unterliegt der Rübenpreis einem Kurs, der pro Spielfeld steigt oder sinkt. Mit gekonntem Würfeln kann man den Rübenkurs in die Höhe treiben und massig Profit machen. Pro Spielzug entscheidet man, ob man seine Rüben verkaufen möchte. Man sollte sich aber nicht zu viel Zeit lassen, denn die Rüben werden irgendwann schlecht. Gerade dieses Feature macht viel Spaß und kann den Spielverlauf positiv als auch negativ Beeinflussen. Allgemein gibt es einige solch spaßiger Events, die nicht immer vom Glück abhängen.
Sehr negativ fällt auf, dass es nur ein Spielbrett gibt. Nach ein paar Partien wird die Sache schnell mal langweilig. Wenigstens lässt sich das Spielbrett verschönern! Hierbei kann man mit den erhaltenen Tickets auch Einrichtungen (wie z.B. einen Park) bauen lassen. Das Bauen solcher Einrichtung erweitert die Stadt auch durch neue Straßen. Die Einrichtungen können auch wieder abgerissen werden. Man kann auch einen amiibo in seine Stadt einziehen lassen. Da man dafür aber eine amiibo-Karte benötigt, kann ich leider nichts dazu sagen.
Aber ansonsten bietet das Spiel leider nichts mehr. Neben dem Brettspiel-Modus gibt es nur diverse Minispiele, von denen ich keines spielen konnte. Aber ich gehe mal davon aus, dass sie auch keinen riesen Mehrwert bieten.
Aber! Es gibt einen Online-Modus!
Ähm, naja nicht wirklich. Dennoch könnte man das Spiel theoretisch auch am Telefon oder via Skype spielen. Dein Gegenüber muss nur sagen, wann du würfeln sollst. Denn das Spiel besteht nur aus Würfeln. Aus diesem Grund wird auch nur mit dem Wii U-Gamepad gespielt und der Controller wird einfach demjenigen in die Hand gedrückt, der an der Reihe ist. Worauf ich eigentlich hinaus möchte ist, dass das Spiel für den Ladenpreis von etwa 50 Euro für ein solches Spiel einfach viel zu teuer ist. Das Spiel dient nur dazu, um noch mehr amiibo-Figuren abzusetzen und den Verkaufspreis zu erhöhen. Das eigentliche Spiel hätte auch ohne amiibo gänzlich funktioniert. Ich sehe den Mehrwert hier einfach nicht. Warum braucht man einen amiibo überhaupt? Um vielleicht ein paar Daten abzuspeichern, die man auch hätte auf der Konsole oder auf dem NN-Account abspeichern können? Diese Verkaufspolitik von Nintendo ist einfach nur dreist. Da die Leute aber keine Lust haben, solche Maschen zu unterstützen, floppte das Spiel zu Recht.
Die Technik
Grafisch ist das Spiel auch nicht mal wirklich gut, jedenfalls für Wii U-Verhältnisse. Vergleicht man das Spiel mit Mario Party 10, das vom selben Entwickler Nd Cube ist, fragt man sich, wo die die Liebe zum Detail ist. Die Modelle sind scheinbar aus dem 3DS-Ableger, New Leaf, recycelt worden. Ein wenig Feinschliff hätte dem Spiel gut getan.
Aber Sound-technisch ist das Spiel eigentlich ganz in Ordnung. Vertraute Animal Crossing-Klänge und Sprachausgabe. Die wenigen Musikstücke sind eigentlich recht angenehm und passen gut zum Spielgefühl. Gleichwohl sorgt die lausige Anzahl an Musikstücken aber dafür, dass einem schnell mal langweilig wird. Hier hätte ein wenig mehr Abwechslung gefehlt.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster
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Mario meint:
Alles im Allem ist das Spiel definitiv nicht so schlecht, wie es dargestellt wird. Es macht mit Freunden sogar viel Spaß, doch die amiibo-Einbindung zerstört sehr viel. Man wird dazu genötigt, sich die Figürchen (mit) zu kaufen, obwohl ich keinen richtigen Nutzen sehe. Der Preis ist ebenfalls zu teuer! Für den gebotenen Umfang und Unterhaltung sind aber 50 Euro reine Wucher. Meiner Meinung nach wäre ein Preis zwischen zehn und zwanzig Euro anzusiedeln. Da man auch mit einer gebrauchten Version des Spiels einen amiibo benötigt, rate ich gänzlich vom Kauf ab. Es ist schade, denn als ruhige und nette Abendunterhaltung funktionierte das Spiel allemal.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
20.11.2015
ND Cube
Nintendo
ohne Altersbeschränkung
Singleplayer
Multiplayer
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