Nun ist es soweit. Bravely Default II erscheint als zweiter Nachfolger des ersten Teils und sorgt von der Namenswahl für ordentlich Verwirrung. Anders als Bravely Second handelt es sich hierbei aber um ein komplett neues Abenteuer, in dem es sich um neue Helden des Lichts auf einem neuen Kontinent dreht. Einer davon ist Seth, der vom Spieler aber umbenannt werden kann. Dieser erleidet Schiffbruch und wird daraufhin von Prinzessin Gloria und ihrem treuen Leibwächter Sir Sloan am Strand gefunden. Durch dieses schicksalhafte Treffen wird der Matrose kurzer Hand ins große Abenteuer geworden.
Das große Abenteuer
Denn Gloria ist auf einer wichtigen Mission: Sie muss vier Kristalle wiedererlangen, um die Welt vor einem schlimmen Unheil zu bewahren. Unterstützung bekommt sie neben Seth auch noch vom Gelehrten Elvis und der Söldnerin Adele. Beide haben ihre eigenen Ziele, die aber ebenfalls eine Weltreise erfordern und so tut sich die Truppe zusammen. Den recht bunten Haufen erwarten einige Herausforderungen, Intrigen und neue Freund- sowie Feindschaften. Die Geschichte ist aber leider dennoch häufig absolut vorhersehbar und viele Wendungen für die Gruppe kamen für mich als Spieler nicht überraschend. Das hängt auch mit den Asteriskträger zusammen. Denn diese Steinchen benötigt die Gruppe, um auf ihrer Reise neue Jobs zu erhalten. Dabei ist ziemlich ersichtlich, wer so einen Asterisk trägt, da die Kostüme sich sehr von der breiten Masse absetzen. Um diese zu bekommen, müssen die Träger in einem Bosskampf besiegt werden. Wie genau man das macht, erfahrt ihr später.
Abseits der Geschichte gibt es jede Menge Nebenaufgaben. Diese sind relativ einfach gestrickt und sind typische Aufgaben, die man in jedem RPG findet: Sammle Gegenstände, töte Monster oder finde einen bestimmten NPC. Highlight sind hier die Quests, die auch vertont sind. Diese geben nützliche Hintergrundinformationen über die Charaktere und bieten eine nette Abwechslung. Allerdings ist dies das Einzige, was sie von den anderen Aufgaben unterscheidet. Somit handelt es sich um viel Masse und wenig Klasse.
Auf in den Kampf!
Das Kampfsystem ist das Herzstück des Spiels. Dabei handelt es sich um ein rundenbasiertes Kampfsystem in Form des Active Time Battle. Auf Deutsch heißt das, dass euer Charakter an der Reihe ist, sobald sein Balken voll ist. Wie schnell dies geschieht, hängt vom gewählten Job ab. So ist beispielsweise ein Dieb deutlich schneller als ein Vorkämpfer.
Sobald ein Charakter am Zug ist, besteht die Möglichkeit Gebrauch von der Brave oder Default zu nehmen. Ersteres nimmt spätere Züge vorweg und lässt bis zu vier Angriffe oder Fähigkeiten sofort ausführen. Hat die Figur keine Züge aufgespart, steht diese anschließend drei Runden hilflos herum, ehe sich diese wieder aufgefüllt haben. Abhilfe schafft dort der Default-Befehl, mit dem der Charakter eine defensive Haltung einnimmt und einen Zug aufspart. Dazu gibt es jede Menge Fähigkeiten, die vom Haupt- und Subjob abhängen. Ein Schwarzmagier verfügt beispielsweise über die Fähigkeiten Feuer und Blitz, wohingegen ein Weißmagier Vita und Engel einsetzen kann.
Neue Skills werden über das Joblevel freigeschaltet, welches bis Level 12 geht. So kommt es, dass sowohl der Charakter als auch der Klasse gelevelt werden muss. Das führt hin und wieder zu ordentlich Grinden. Denn mag es im normalen Kampf noch ausreichen, die Gegner mit Brave niederzumähen, sind die Bosse oft in der Lage auch überlevelte Partys komplett auszulöschen. Das führt zu Frust und weiterem Grinden.
Dabei sind die Monsterketten hilfreich, die durch zwei nahestehende Monster auf der Karte ausgelöst werden können. Alternativ hilft dabei auch die Einnahme von Nahrung, die eine Kampfhäufigkeit für einen bestimmt Typ Gegner erhöht. Somit lässt sich das Aufleveln leider nicht mehr steuern wie in Bravely Second und wurde weiter erschwert. Ebenfalls hilfreich ist aber auch das Segel setzen. Denn in jeder Stadt gibt es eine alte Dame, die euch ihr Boot zur Verfügung stellt. Ob online oder offline schippert dieses durch die Lande, sobald die Switch im Standby ist und das Spiel läuft. Dadurch lassen sich Schätze finden, die eure Charaktere verstärken. Allerdings ist dies ein eher langwieriger Prozess. Die Spielzeit ist damit stark davon abhängig, wie viele Probleme ihr mit den Bossen habt. Ich habe allein wegen mehrere Game Over Screens mehr als fünf Stunden länger gebraucht, als mein Spielstand anzeigt. Somit komme ich auf über 50 Stunden Spielzeit, was für die doch eher kurze Story etwas viel ist.
Steuerung und Technik
Die klassische Steuerung geht gut von der Hand und ermöglicht es recht schnell in das Spiel einzutauchen. Auf der Karte könnt ihr euch frei bewegen und die Kamera dabei schwenken. In den Städten ist hingegen letztere fest und folgt dem Spieler auf einer vorgegebenen Bahn.
Das liegt an dem statischen Bild, welches als Hintergrund genutzt wird. Diese sind traumhaft schön und können aber leider nur einen Bruchteil der Zeit angeschaut werden. Denn die meiste Zeit ist man auf der Weltkarte oder in einem Dungeon. Hier kommt das Spiel klar an die Grenzen der Konsole. Die Kantenglättung ist nicht optimal und der Gras-Effekt ist von Nahem auch nicht gut gelungen. Zwar bewegt sich dieses im Wind, sieht aber irgendwie verpixelt aus. Dazu ist der Artstyle nicht für jeden etwas. Ab und zu kam es außerdem zu kleinen Frameeinbrüchen, sobald Monster gespawnt sind.
Musikalisch wird der Titel begleitet von Rezo, der bereits den ersten Teil mit seinen Stücken bereicherte. Auch dieses Mal sind einige tolle Tracks dabei. Leider wiederholen sich die Themes der Dungeons und so wird man ihnen auf Dauer eher überdrüssig. Dafür hat aber jede Stadt eine sehr eingängige Musik und auch die Kampfthemes sind sehr gelungen.
Begleitet werdet ihr auf dem Abenteuer außerdem von einer englischen oder wahlweise japanischen Sprachausgabe. Erste verfügt über in meinen Augen sehr charmante Dialekte, die aber dafür sorgen, dass besonders Elvis nicht immer verständlich ist. Allerdings ist das harmlos im Vergleich zu so manchen Waliser. Deshalb ist es schade, dass die Gruppengespräche nicht vertont sind.
Kritik
Der größte Kritikpunkt, den sich Bravely Default II gefallen lassen muss, ist die viel zu hohe Schwierigkeit. Bereits bei der ersten Demo haben die Entwickler das Feedback bekommen, dass das Spiel für viele zu fordernd ist. Daraufhin wurden verschiedene Schwierigkeitsgrade eingeführt, aber am Ende sollen die Bosse auch auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad eine Herausforderung sein. Hier hat man es aber ganz klar übertrieben. Wenn mich ein Gegner auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad mit 36.000 Schaden niedermäht und ich gerade einmal 5.000 Leben habe, ist dies keine Herausforderung sondern ein Gemetzel. Ich kann nicht verstehen, warum man so eine Entscheidung trifft. Denn eigentlich hätte ich erwartet, dass der leichteste Schwierigkeitsgrad dafür da ist, um die Geschichte zu genießen. Sobald man also scheitert, ist der Frust häufig ziemlich hoch. Denn anschließend müssen andere Klassen gelevelt werden. Das führte bei mir zu einer noch überlevelten Party als eh schon und trotzdem habe ich den ein oder anderen Boss gerade so geschafft.
Außerdem ist die Geschichte echt nicht so toll. Die krasse Wendung und Schleife der ersten beiden Teile ist hier nicht vorhanden. Es läuft alles irgendwie einer linearen Bahn ab und lässt sich dadurch häufig sehr gut vorhersehen. Da gibt es weitaus bessere Rollenspiele auf der Switch, die deutlich mitreißendere Geschichten erzählen. Ist es dann mal spannend, muss man sich erst einmal durch einen Dungeon kämpfen oder einen Boss besiegen und ihr wisst ja jetzt, worin das endet.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
Matthias meint:
Habt ihr hohe Erwartungen an Bravely Default II, könnt ihr eigentlich nur enttäuscht werden. Versteht mich nicht falsch, das Spiel ist in Ordnung. Allerdings sollte man sich darauf einstellen, dass man im späteren Verlauf die meisten Bosse mehr als einmal bekämpfen muss und das selbst auf den leichtesten Schwierigkeitsgrad. Ich persönlich war mehrere Male drauf und dran das Spiel abzubrechen und habe mich nur durchgekämpft, um diesen Test schreiben zu können – und das kommt bei Rollenspielen eher selten vor. Das Spiel schöpft somit längst nicht sein Potential aus und das ist wirklich schade.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
26.02.2021
Square Enix
Nintendo
12
Singleplayer
Multiplayer
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