Realismus bei Videospielen hört auf bei der Lebensanzeige auf. Da wird die Spielfigur mehrfach geschlagen, aufgespießt oder angeschossen, doch sie läuft einfach weiter, wirft ein paar Schmerzmittel ein und ist wieder gesund. Auf der anderen Seite stehen Retro spiele, in denen so mancher Held einen Feind nur berühren musste, um auf den Brettern zu landen.
Das Kampfspiel One Strike leiht sich seine Realität von alten Samurai Filmen, in denen Kämpfe spannungsgeladen und kurz waren, da der Verlierer hier meist nach einem Streich in einer tosenden Blutfontäne zu Grunde ging. Ist das nun elegantes Design oder einfach nur frustrierend? Finden wir es heraus.
Fight!
One Strike ist ein simples Spiel. Das Steuerungsschema ist reduziert, die Kämpferauswahl klein und nichts hinter Freischaltungen versteckt. So können zwei Spieler aus sechs Kämpfern wählen und in verschiedenen Modi gegeneinander antreten, die alle Variationen des selben Konzeptes sind: Lässt du dich ein Mal treffen, bist du tot.
Für Einsteiger ist daher der Arcade Modus gedacht, in dem jeder Spieler zumindest fünf Leben hat. Dies soll den Spielern die Möglichkeit geben, die Kämpfer erst einmal ordentlich auszuprobieren. Das geht auch gut, doch ist dieser Modus wohl auch der am ehesten für kompetitive Spieler geeignet, da sich so am deutlichsten bestimmen lässt, wer tatsächlich mehr Skill hat als der andere. Eine etwas abwechslungsreichere Variante ist der Tag Team-Modus, in dem jeder Spieler drei Figuren auswählen kann. Wie in einem Pokémon-Kampf kommen dieser Figuren dann nacheinander dran, bis der letzte seinen Leben aushaucht. Ansonsten können sich bis zu acht Spieler in einem unbarmherzigen Turnier messen. All dies lässt sich natürlich auch im Singleplayer spielen. In drei Schwierigkeitsgraden kann man hier für die echte Konfrontation trainieren, doch groß freischalten lässt sich dadurch nichts.
Wie spielt sich also One Strike? Es ist ein 2D Kämpfer. Mit dem Stick kann man sich langsam nach links und nach Rechts bewegen, eine Taste blockt, die andere schlägt zu. Dazu kann man mit den Schultertasten noch einen leichten Satz nach vorne oder hinten machen. Mehr gibt es nicht. Keine Super Attacken, keine speziellen Fähigkeiten, keine Kombos. Das klingt erstmal etwas langweilig, doch ist es genau dieses Schema, gepaart mit dem Diversen Cast, der dem Spieler einen großen Freiraum zur eigenen Entfaltung bietet.
Die sechs Kämpfer können nämlich unterschiedlicher nicht sein. Kenji ist der Konservativste von allen, ein Samurai, der in allem das Mittelmaß übt. Er schlägt schnell aber vorhersehbar, er blockt verlässlich aber kurz, seine Reichweite ist im Mittelmaß und zurückweichen sollte man mit ihm nur, wenn man nicht direkt vor dem Gegner steht. Die anderen weichen von ihm ab. Eine andere Kämpferin hat geringere Reichweite, schlägt aber tückischerweise zweimal schnell nacheinander zu, eine weitere kann nicht blocken, hat aber mit ihrer Kette eine unheimlich große Reichweite und eine zweite Attacke, wenn man ihr zu nahe kommen sollte. Wieder ein anderer stürzt sich mit seinen Messern auf den Gegner und springt nach einem Block wieder in den sicheren Abstand.
Was entsteht ist ein hochkonzentriertes Lauern darauf, dass der Gegner einen Fehler macht und sich die Blöße gibt. Dabei hat jeder Character klare Stärken und Schwächen und jede Strategie hat eine effektive Gegenstrategie. One Strike ist kurz, schnell und konsequent.
Die Grafik könnte schöner sein
Das einzige, was in One Strike daran erinnert, dass es sich hier um ein moderneres Spiel handelt, sind die Charakter Portraits im Menü. Im Spiel selbst fühlt man sich an alte C64 Spiele erinnert. Die Hintergründe, so schön gestaltet sie auch sind, sind pixelig, die Charaktere wären vielleicht sogar auf dem NES ihrer Zeit zurück.
Und ja, es ist Retro-Pixel Romantik und immerhin erlaubt es die schemenhafte Darstellung der Figuren, mehr als Avatare des Spielers zu dienen. Dennoch hätte eine etwas höhere “Auflösung” geschadet? Denn hier wird leider die Gestaltung von der Technik unterm Wert verkauft, da kann das Blut noch so spritzen wenn ein Kämpfer plötzlich in zwei Teile zerfällt. Handgezeichnete “Sprites”, die mehr in Richtung Muramasa gehen, hätten hier wohl Wunder bewirkt.
Über die Animationen beschwere ich mich allerdings nicht. Sie sind gerade detailliert genug um spektakulär zu sein, und dennoch einfach genug um das Gameplay zu unterstützen. Jede Bewegung ist One Strike ist klar und deutlich, sodass man sich komplett auf den Gegner konzentrieren kann. Die Musik ist actiongeladen und abwechslungsreich. Sie macht ihren Job, ist aber auch nicht großartig erwähnenswert. Der Querverweis auf alte japanische Filme ist jedenfalls gelungen.
Vielen Dank an Qubic Games für das Testmuster.
Lukas meint:
One Strike ist ziemlich genau, was man erwartet, wenn man den Trailer sieht: Kurze, schnelle, skillbasierte Action. Es ist ein Spiel, das man auf der Konsole lässt, um immer mal wieder, am besten unterwegs, ein paar Runden zu spielen. Alles, was sich Entwickler Retro Reactor vorgenommen haben, haben sie ausgezeichnet umgesetzt. Für eine mögliche Fortsetzung würde ich mir dann aber eine hübschere Grafik und etwas mehr Experimentierfeudigkeit wünschen.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
08.06.2018
QubicGames
QubicGames
18+
Singleplayer
Multiplayer
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