Produkte und Gegenstände wiederzuverwenden ist ein wichtiger Schritt weg von der Wegwerfgesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit. Dass die Videospielindustrie immer öfter alte Produkte aus der Mottenkiste zaubert und als neues Werk uns Kunden vorlegt, hat allerdings wenig mit Nachhaltigkeit zu tun, sondern ist eher getrieben von der erhofften beachtlichen Gewinnmarge. Denn die Entwicklungskosten von einem Remaster oder Remake liegen in der Regel deutlich unter denen eines komplett neuen Titels.

Die Nintendo Direct am 21.06.23 hat dabei deutlich gezeigt, dass insbesondere auf der betagten Nintendo Switch sehr viele Remaster und Remakes erscheinen. Schauen wir uns alleine die Spiele aus der Direct an, die von Nintendo selbst hergestellt oder vertrieben werden, da haben wir auf der Remaster / Remake Liste die Titel Pikmin 1 und Pikmin 2 HD, Super Mario RPG sowie Luigi’s Mansion: Dark Moon und auf der neue Games Seite Pikmin 4, Wario Ware: Move It, Meisterdetektiv Pikachu und natürlich Super Mario Bros. Wonders. Gleichstand also bei alt vs. neu. Wenn man dann noch die HD Remaster von Baten Kaitos 1&2 hinzuzählt, die im September erscheinen werden, wo Nintendo ja auch die Finger mit im Spiel hat, dann sind es sogar mehr alte Games als neue.

Ich will mich damit nicht gegen die Wiederveröffentlichung von alten Spielen in einem neuen Gewand positionieren. Ich habe ja selbst vor kurzem noch den Release von Metroid Prime Remastered gefeiert (zum Test). Auch das Remake zum SNES Meisterwerk Super Mario RPG ist mit Sicherheit eine spannende Geschichte, da das Original damals gar nicht den Sprung bis nach Europa schaffte.
Dennoch sehe ich den aktuellen Trend sehr kritisch!
Wagen wir uns an eine kleine Analyse. Ich sehe drei mögliche Gründe für den aktuellen Trend:
- Nintendo hat gelernt (wie auch andere Publisher), dass man mit Remasters und Remakes gutes, vergleichsweise einfaches Geld verdienen kann. Solange also Spiele da sind, die gewinnbringend neu vermarktet werden können, werden sie es tun!
- Remaster-Versionen von alten Spielen können zumeist leichter an externe Entwicklungsstudios outgesourct werden, so dass interne Kapazitäten für neue Entwicklungen frei bleiben.
- Da auch die gezeigten neuen Games eher keine Blockbuster mit großem Umfang sind, die ein besonders großes Entwicklungsteam brauchen und als System Seller kategorisiert werden können, behaupte ich, dass hier die Nachfolgekonsole der Switch bereits ihren Schatten vorauswirft. Ich denke, dass Nintendo Blockbuster wie das nächste 3D Mario, Mario Kart 9 oder Metroid Prime 4 bewusst für die nächste Konsole zurückhält und die Switch mit “kleineren” Titeln im Fahrwasser halten möchte bis die nächste Konsole in den Startlöchern steht.
Ich weiß allerdings nicht, ob Nintendo sich einen großen Gefallen damit tut, dass sie auf der Switch bereits ein Großteil ihres Pulvers bzgl. Remaster/Remake-Kandidaten verschießt. Denn diese Spiele eignen sich ja perfekt als Lückenfüller! Und solche Lücken gibt es in jeder Konsolengeneration mal, gerade zu Anfang. Ich hoffe also, dass Nintendos aktuelle Strategie den Lebenszyklus der alten Switch mit alten Games zu verlängern keinen negativen Einfluss auf die Switch 2 haben wird.
Was ist eure Meinung zu dem Trend? Seht ihr den immer größer werdenden Anteil von Wiederveröffentlichungen ebenfalls kritisch?
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