Die Zero Escape-Trilogie geht zu Ende!
Nachdem 2009 eines der laut unserem Testbericht besten Spiele für den Nintendo DS erschienen ist (zum Test von Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors), hat es drei Jahre bis zum Nachfolger gedauert (zum Test von Virtue’s Last Reward). Und obwohl die Reihe von Anfang an als Trilogie ausgelegt war, stand es lange Zeit schlecht um den abschließenden dritten Teil. Die Verkaufszahlen vor allem im Heimatland Japan waren alles andere als gut. Die Petitionen der Fans haben dann aber dazu geführt, Teil 3 doch noch möglich zu machen. Seit wenigen Wochen ist Zero Time Dilemma für den 3DS bei uns in Europa erhältlich. Und man merkt dem Titel kein bisschen an, dass er kein Blockbuster mit fettem Budget ist, im Gegenteil. Doch dazu später mehr.
Was ich vorneweg auf jeden Fall sagen will: Die Reihe von Entwickler Chime ist bisher komplett an mir vorbei gegangen. Ich habe mir Zero Time Dilemma heruntergeladen, weil ich fand, dass das Spiel total spannend klingt. Ich zitiere: Ein Spiel auf Leben und Tod, bei dem jede Entscheidung die letzte sein könnte. Zero Time Dilemma spielt mit dem Leben von neun Auserwählten, die zusammen in einem unterirdischen Komplex gefangen gehalten werden und knifflige Rätsel lösen müssen, um zu überleben.
Erst bei der Recherche zu diesem Test fand ich heraus, dass es bei Zero Escape bereits zwei Titel gibt: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors für den Nintendo DS aus dem Jahre 2009 und Virtue’s Last Reward für den Nintendo 3DS aus dem Jahre 2012. Beide haben wir sogar getestet ich hatte sie jedoch einfach beide komplett vergessen. Zero Time Dilemma schließt die Trilogie ab, ist aber dennoch von den Entwicklern so gemacht worden, dass auch Neulinge sich gut zurechtfinden. Kenner der Serie werden dagegen den einen oder anderen Aha-Moment erleben, da sich Dinge, die in den ersten beiden Spielen passiert sind, plötzlich und unerwartet klären oder völlig anders darstellen. Zumindest habe ich das in diversen Foren gelesen, ich selbst kenne die Vorgänger ja nicht.
Entscheidungen über Leben und Tod!
Nun aber endlich zum Spiel, völlig losgelöst von der Trilogie. Im Spiel beobachtet man neun Menschen dabei, wie sie an Silvestern des Jahres 2088 in ein krudes Entscheidungsspiel gezwungen werden. Sie sind in einem unterirdischen Bunker eingesperrt und können nur entkommen, wenn sechs von ihnen sterben.
Jeder Person ist ein so genannter X-Pass zugeordnet und es sind sechs Pässe nötig, um die Ausgangstür einmalig für 30 Sekunden zu öffnen. Ein X-Pass wird offenbart, wenn die Person stirbt. Zu allem Überfluss sind die neun Person noch in drei Teams zu je drei Personen aufgeteilt und in unterschiedlichen Bereichen des Bunkers eingesperrt. Sie können nicht miteinander in Kontakt treten und sich somit auch nicht gegenseitig helfen.
Einzige Kontaktperson ist der mysteriöse Zero, der für das alles verantwortlich zu sein scheint. Er stellt den Teams immer wieder neue Aufgaben, die sie zu lösen haben, wobei es nicht selten dabei zu Todesfällen kommt. Schon die erste echte Entscheidung ist so eine: Jedes Team muss für ein anderes Team stimmen und das Team, das die meisten Stimmen erhält, wird hingerichtet.
Man spielt diese Entscheidung mit allen drei Teams in beliebiger Reihenfolge und hat so mehrmals unterschiedliche Wahlmöglichkeiten, was zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Entweder ein Team erhält zwei Stimmen und wird hingerichtet oder jedes Team erhält eine Stimme und alle überleben.
Und da kommt das Flow Chart zum Einsatz. Zero Time Dilemma spielt mit der Multiversum-Theorie, in der der Spieler quasi der einzige ist, der alles auch über die Grenzen der verschiedenen Realitäten hinweg beobachten und steuern kann. Man hat über das Flow Chart daher die Möglichkeit, nacheinander alle möglichen Entscheidungen durchzuspielen und so Zugang zu mehreren möglichen Handlungssträngen zu erhalten.
Nach und nach erscheinen so neue Inhalte und es klärt sich Stück für Stück auf, wie alles zusammenhängt und welche Wege zu guten Enden führen und welche nicht. Dabei ist der Spieler wie gesagt der einzige, der die Zusammenhänge sofort erkennt, da die neun Charaktere nach jedem 90-minütigem Fragment das Gedächtnis gelöscht bekommen und somit nicht wissen, was in ihrer Welt passiert ist und was nicht.
Diese Erzählweise finde ich äußerst spannend, auch wenn es teilweise – vor allem am Anfang – sehr verwirrend ist, ihr zu folgen. Das wird aber mit der Zeit immer besser und irgendwann macht es dann klick – bei mir war es zumindest so. Ich fand es ungeheuer spannend, zu lernen, wie das alles zusammenhängt und welche Entscheidung in welche Realität zu welchen Konsequenzen geführt hat.
Entkommen – vor allem dem Tod!
Neben diesem sehr handlungslastigen Teil mit vielen Videosequenzen, die übrigens alle komplett und spitzenmäßig vertont sind, gibt es aber auch noch Gameplay, das über simple Entscheidungen hinaus geht: Zero Time Dilemma ist ein Escape the Room Point and Click Adventure.
Man muss den Teams immer wieder dabei helfen, aus einem abgeschlossenen Raum, einen Weg nach draußen zu finden. Dazu nutzt man Hinweise im Raum, setzt Gegenstände ein und löst diverse Rätsel. Manche davon sind richtig knackig, aber niemals unfair, so dass es großen Spaß macht, sie zu lösen.
Da die Wege zum Ausgang sehr abwechslungsreich sind, ist keiner der ca. 15 Räume im Spiel überflüssig. Jedes Mal steht etwas anderes im Fokus und jedes Mal fängt man bei null an zu überlegen, wie es die Charaktere aufgrund der Gedächtnislöschung auch tun. Und da das Ganze natürlich intensiv in die spannende Handlung eingebettet ist, ist es noch motivierender, den Ausgang zu finden.
Nicht selten wird das kombiniert mit Entscheidungen: Steige ich in die angebliche Zeitkapsel, die ich gerade aktiviert habe oder nicht? Erschieße ich vielleicht das eine Teammitglied, um ein anderes sicher zu retten oder nicht? Drücke ich einen Knopf, an dem „Bitte nicht drücken“ steht oder nicht?
Dabei spielt Moral eine große Rolle, was auch wunderbar durch die Charaktere unterstützt wird, von denen man im Laufe der Zeit auch immer mehr lernt. Ist das Liebespaar wirklich eins? Oder: Warum hat der kleine Junge eine Kugel über dem Kopf? Gefällt mir!
Einziger Kritikpunkt ist das Memo, in das man sich selbst Hinweise schreiben kann. Das ist ein schlechter Witz: Nur zwei Seiten und das Malen mit dem Touchpen funktioniert teilweise wirklich nicht gut. Das ist vor allem deshalb blöd, weil man sich in den Aufgaben viel merken muss. Ich habe das Problem mit dem Handy gelöst und Hinweise einfach fotografiert. Das geht schneller und man kann alles auch langfristig aufheben, denn man weiß nie, was man irgendwann sehr viel später doch noch mal gebrauchen kann…
Technik und Steuerung!
Kurz nach dem Spielstart war ich von der Grafik sehr beeindruckt. Die Charaktere sehen für ein 3DS-Spiel wirklich detailliert aus. Leider kommt die Ernüchterung dann auch bald: Sie sind sehr steif, kaum etwas bewegt sich wirklich und so bleibt es hinter den Möglichkeiten zurück. Es ist aber dennoch grafisch eines der besseren Spiele auf dem Handheld.
Akustisch ist es eine Bombe, nicht nur musikalisch, sondern vor allem da es erstmals in der Reihe eine komplette Sprachausgabe gibt. Jeder einzelne Satz in den Videosequenzen ist vertont und das auch noch in hoher Qualität. Während man bisher also alles lesen musste, kann man sich jetzt wirklich zurücklehnen und genießen – allerdings nur in englischer Sprache, sowohl gesprochen als auch geschrieben.
Die Steuerung geht gut von der Hand, mit dem Touchpen lässt sich alles gut bedienen und vor allem in den Escape the Room Passagen ist es intuitiv. Nur das schon angesprochene Memo nervt etwas, da kann man sich aber heute zum Glück recht einfach selbst helfen. 😉
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Unterm Strich hat mir Zero Time Dilemma sehr viel Spaß gemacht, insgesamt sogar fast 20 Stunden lang. Ich fand es echt motivierend, alle möglichen Enden zu finden und zu sehen und das war teilweise gar nicht so leicht. Und selbst als Neuling in der Trilogie hat mich die Geschichte gefesselt, für Kenner dürften noch deutlich mehr Aha-Momente drin sein als für mich. Ich kann euch das Spiel daher sehr empfehlen, vor allem wenn ihr – wie ich – das Genre mögt und auf komplexe, erwachsene und futuristische Geschichten steht. Das Spiel ist nicht ohne Grund ab 18 Jahren freigegeben. Es ist definitiv ein Spiel, das man gespielt haben sollte, wenn man nicht eine totale Abneigung gegen das Genre oder Angst im Dunkeln hat.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
28.06.2016
Chime
Aksys Games
18
Singleplayer
Multiplayer
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