Bowser & Peach – auf immer und ewig!
Hach, Bowser – wie oft hast du schon versucht, dir Peach zu Eigen zu machen? Jedes Mal ist dir Mario dabei in die Quere gekommen und hat dir Peach wieder abgeluchst. Aber du wirst nicht müde, es immer wieder zu versuchen. Aber darf ich dir eine Frage stellen? Ja: „Warum machst du das eigentlich? Was willst du mit Peach anstellen, wenn sie dir gehört? Du bist eine Schildkröte und sie eine Prinzessin. Was soll das werden?“
Diese Fragen habe ich mir tatsächlich schon länger gestellt. Und mit Super Mario Odyssey werden sie endlich – zumindest teilweise – beantwortet. Bowser möchte Peach heiraten. Und dieses Mal meint er es ernst. Er entführt sie aus dem Pilzkönigreich und macht sich auf den Weg um die ganze Welt, um Hochzeitskleid, Ehering, Torte und vieles mehr zu besorgen, damit er sie am Ende in einer ganz besonderen Location zur Frau nehmen kann. Vermutlich, weil er eine Mutter für seine Sprösslinge sucht – die leibliche Mutter hat wohl vor längerer Zeit das Weite gesucht…
Jedenfalls setzt das erste wirklich neue 3D-Abenteuer von Super Mario seit über zehn Jahren (für mich zählen Galaxy 2 und 3D World nicht dazu) genau da an. Bowser hat Peach entführt und Mario kämpft gerade um sie. Doch er hat gegen die Echse und seinen Hut keine Chance – Mario wird in weite Ferne geschleudert und zu allem Überfluss wird dabei auch noch seine Mütze in Stücke gerissen.
Er wacht kurze Zeit später im Hutland auf und trifft auf seinen neuen Begleiter: Cappy. Er übernimmt die Rolle seiner Mütze, kann aber vieles mehr, doch dazu komme ich später. Relativ schnell trifft Mario dann auch auf die Hochzeitsplaner von Bowser: die Broddals. Diese Sippe bestehend aus fünf Hasen will ihn daran hindern, Bowser zu jagen und seinen Plan zu vereiteln. Doch natürlich scheitern sie im ersten Versuch kläglich und Super Mario gelingt es, zusammen mit Cappy die Odyssey ans Laufen, bzw. Fliegen zu bringen. Ein Luftschiff, mit dem er die Verfolgung von Bowser aufnimmt und dabei über die ganze Welt reist.
Welt für Welt jagt er hinter ihm her, natürlich bis zum Schluss immer einen Schritt zu spät dran. Dabei sammelt er Power-Monde ein, um die Odyssey immer stärker zu machen, damit diese auf der Reise nicht schlapp macht. Mario reist dabei in viele verschiedene Länder; mit dabei: eine Wüste, eine Seewelt, einen Wald, eine Großstadt und eine Schneewelt.
Kurzum, die Story ist für Super Mario erstaunlich durchdacht, tritt aber leider mal wieder nur am Anfang und am Ende so richtig in den Vordergrund, dazwischen spielt man einfach nur und bekommt ein paar Cutscenes vor Bosskämpfen zu sehen.
Das Gameplay – teils so linear wie lange nicht, teils so offen wie noch nie!
Dabei ist die Weltkarte leider so linear wie seit Super Mario Bros. 2 nicht mehr. Die Welt besteht tatsächlich nur aus mehreren Punkte, die den Welten entsprechen, die er nach und nach bereisen kann. Hier kann nichts erkundet oder entdeckt werden – neue Welten werden durch Lösen von Aufgaben in anderen Welten einfach freigeschaltet.
In den Welten selbst sieht das aber ganz anders aus. Hier hat Mario so viele Freiheiten wie noch nie. Im Rahmen der Handlung wird zwar auch hier vorgegeben, was Mario als nächstes tun sollte und man kann sich im Hilfe-Modus als Einsteiger sogar per Pfeil den Weg anzeigen lassen. Man kann aber auch jederzeit etwas anderes tun, zum Beispiel: die Welt erkunden, sich umsehen, erforschen und entdecken.
Dabei greift Mario auf das bekannt Move-Set aus den 3D-Spielen zurück, er kann also normal springen, einen dreifach-Sprung machen, einen Rückwärts-Salto oder einen Weitsprung vollziehen, kriechen und einen Seitwärts-Sprung oder eine Stampf-Attacke vollführen. Aber das ist nicht alles, er kann jetzt auch nach einer Stampf-Attacke höher Springen oder aus einem Sprung mit einer Stampf-Attacke und einem anschließenden Sprung noch weiter durch die Luft fliegen.
Und nicht zuletzt ist Cappy dabei – DAS neue Feature im Spiel. Cappy kann man einsetzen, um Gegner per Wurf anzugreifen oder man kann auch auf ihn drauf springen, um noch weiter zu kommen. Und man kann mit ihm bestimmte Gegner im Spiel – über 50 verschiedene insgesamt – übernehmen. Mario schlüpft dann in die Haut der Figur, was das Gameplay jedes Mal fundamental verändert – mal mehr mal weniger umfangreich.
Den Anfang macht ein Frosch, mit dem Mario höher springen kann. Später kommen ein Kugelwilli, ein Cheep-Cheep oder auch ein normaler Gumba dazu. Hat man einen Gumba gecapert, dann kann man mit diesem auch auf andere springen und so einen Turm bauen. Und so eröffnet jeder übernommene Gegner dem Spieler neue Möglichkeiten. Mit dem Cheep-Cheep muss man unter Wasser nicht mehr atmen, mit einem Feuerball kann man sich auf Lava bewegen und mit einem Hammer-Bruder kann man Hämmer oder Feuerbälle werfen. Die Möglichkeiten sind so vielseitig wie in keinem anderen Super Mario-Spiel bis heute.
Und natürlich wurden diese Elemente perfekt in das gesamte Spiel integriert. Viele Verwandlungen passieren auf dem Hauptweg und ergeben sich quasi von selbst – es gibt aber auch dutzende Stellen, an denen man den gebrauchten Gegner nicht in unmittelbarer Nähe findet und so durch Nachdenken und Erforschen erst weiter kommt.
Und mit dieser Vielzahl an Möglichkeiten erkundet man die Welten. Die Geschichte gibt dabei wie gesagt einen Weg vor – dazu muss man ein paar Monde sammeln und eine besondere Aufgabe lösen, bevor man zur nächsten Welt darf. Man kann sich aber auch treiben lassen und die Welt durchforsten, dabei findet man an jeder Ecke irgendetwas – meistens einer der insgesamt über 600 Power-Monde im Spiel! Ja, 600!
Das ist Fluch und Segen zugleich. Man hat auf jeden Fall eine ganze Menge zu tun, mehr als bei Super Mario jemals zuvor. Diese Zahl kann aber auch erschlagen. Es gibt Welten mit bis zu 90 Monden – da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Blöd dabei ist auch, dass viele Monde viel zu leicht zu finden sind. Sie liegen einfach irgendwo rum und können eingesammelt werden. Insgesamt ist es zwar gut, viel Inhalt ins Spiel zu packen, aber hier hätte es geholfen, etwas weniger zu machen, dafür aber dann richtig.
Denn durch diese große Zahl an Monden kann man das bisher umfangreichste Super Mario-Spiel ohne große Übung in etwa fünf Stunden durchspielen, oder aber man verbringt eine Vielzahl an Stunden damit, wirklich alles finden zu wollen. Das ist aber teilweise auch etwas repetitiv. Warum man zum Beispiel im Shop jeder Welt einen Mond für 100 Münzen kaufen kann, erschließt sich mir nicht so ganz – es gibt auch so genug Möglichkeiten, das Geld auszugeben und nicht zuletzt ersetzen die Münzen auch Marios Leben: ein gescheiterter Versuch kostet zehn Münzen.
Apropos kaufen: In jeder Welt gibt es auch noch 50 oder 100 lila Münzen, mit denen man sich Aufkleber oder Deko für die Odyssey oder auch neue Klamotten für Mario kaufen kann. So kann der Spieler erstmals frei wählen, wie Mario aussehen soll. Dabei sind Outfits wie ein Bauarbeiter, ein Strand-Urlauber oder ein Gangster, aber auch klassische Mario-Charaktere wie Wario, die man teilweise auch per amiibo freischalten kann. Weitere Klamotten kann man auch für die normalen Münzen kaufen, die man in den Levels überall einsammelt.
Zuletzt möchte ich noch etwas zu den Bossen sagen: Auch hier machen die Entwickler vieles richtig. Es gibt viel Abwechslung und eine Menge Kreativität. Leider aber auch hier etwas Salz in der Suppe, denn ein paar Bosse wiederholen sich im Spiel und vor allem wird der letzte Endkampf auch viel zu früh gespoilert. Da hat man schon so viele Ideen in das Spiel gepackt, aber bei den Story-relevanten Bossen hat es dann nicht mehr für ganz so viel Genialität gereicht. Schade, denn die Bosse sind wie gesagt sehr gelungen.
Insgesamt ist das Gameplay in Super Mario Odyssey so gut wie in noch keine Mario-Spiel vorher. Man hatte noch nie so viele Freiheiten oder so viel zu entdecken wie in diesem Spiel. Aber es hätte durchaus auch etwas weniger sein dürfen, um den normalen Durchgang nicht ganz so schnell und leicht zu machen.
Technik, Steuerung und Umfang
Grafisch ist Super Mario Odyssey eine Wucht. Alle, die lange gezweifelt haben, dass ein Mario-Spiel in HD gut aussehen und wirken kann, werden hiermit eines besseren belehrt. Nintendo hat es geschafft, verschiedene Stile, hochauflösende Texturen und vieles mehr so unter einen Hut zu bringen, dass es funktioniert. Mehr noch, es ist schier unglaublich, dass Super Mario auch in New Donk City, der Welt die in einer echten Großstadt angesiedelt ist, nicht fehl am Platz wirkt. Und wenn es dann auch noch perfekt passt, wenn plötzlich ein T-Rex auftaucht und den auf einem Motorroller fahrenden Mario jagt, weiß man, dass Nintendo den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
Dazu läuft das Ganze sowohl im Heimkonsolen- als auch im Handheld-Modus jederzeit absolut sauber und ruckelfrei bei 60 Bildern pro Sekunde. Popups oder andere Mängel sucht man ebenso vergeblich. Einfach top.
Das Thema Musik ist ähnlich astrein. Nintendo traut sich auch hier einiges, bestes Beispiel ist die 60er-Jahre Mukke aus dem Forstland. Sowas hat es bei Super Mario noch nie gegeben – funktioniert aber perfekt. Und dasselbe gilt für viele andere Stücke. Was aber nach wie vor fehlt ist Sprachausgabe. Über die einzelnen Ausrufe von Mario und einige anderen Charaktere hinaus gibt es keine Vertonung der Charaktere und das sorgt leider nicht für Immersion in den wenigen Zwischensequenzen. Wenige Worten hätten hier so viel bewirkt, aber leider hat sich Nintendo mal wieder dagegen entschieden, was ich absolut nicht verstehen kann. Mario, Peach und Bowser werden ja sowieso vertont, warum sie dann nicht einfach auch sprechen können, erschließt sich mir nicht.
Was die Steuerung angeht, hat Nintendo auch alles richtig gemacht. Nicht nur Mario lässt sich perfekt und punktgenau steuern – auch jede Verwandlung fühlt sich richtig an. Die Moves gehen gut von der Hand und außerdem merkt man ständig, wie man besser wird. Die vielen Tastenkombinationen gehen nach und nach in Fleisch und Blut über, so dass man im Laufe der Zeit immer besser durch bereits bekannte Areale kommt. Besser geht es nicht.
Der Umfang ist auch bombastisch. Wie bereits beschrieben, kann man das Spiel zwar sehr schnell durchspielen, aber es gibt danach noch für viele Stunden Inhalte und auch Dinge, für die sich die „Arbeit“ lohnt. Allerdings kommen zum Ende hin auch immer mehr nervige Monde dazu, für die man echt viele Anläufe brauchen kann – dann nervt gerne mal, dass man lange braucht, um sich wieder zu der schweren Stelle zu spielen, da manche Aufgaben sehr lange sind und man beim Scheitern wieder ganz von vorne anfangen muss.
Auch bei der Technik kann ich unterm Strich attestieren, dass Nintendo fast alles richtig gemacht hat. Leider wurde das Theme Sprachausgabe ein weiteres Mal stiefmütterlich behandelt, auch wenn es hier echt ein Leichtes gewesen wäre, die paar Texte im Spiel komplett zu vertonen – vor allem, weil die Stimmen ja da sind.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster
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Mario meint:
Super Mario Odyssey ist das wohl beste Super Mario-Spiel seit langer Zeit. Es macht vieles exakt richtig und ist an den richtigen Stellen mutig genug, auch mal ganz neue Sachen auszuprobieren. Und alles davon funktioniert. Leider gibt es aber dennoch ein paar Baustellen, die unnötig Salz in die Suppe bringen und das Spiel vor allem im Nachhinein betrachtet wirklich perfekt zu machen. Im Test habe ich einige Beispiele genannt, allen voran sind es der fehlende Mut bei der Geschichte, die fehlende Oberwelt und die zu vielen und zu großen Teilen zu einfachen Power-Monde. Das ändert aber nichts daran, dass Super Mario Odyssey einen neuen Maßstab gesetzt hat und zeigt, dass es bei Nintendo noch genug Leute gibt, die es echt drauf haben. Wir dürfen gespannt sein, was uns die nächsten Monate und Jahre auf der Switch noch erwartet.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
27.10.2017
Nintendo
Nintendo
6+
Singleplayer
Multiplayer
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