
Fox McCloud und sein Team sind wieder da!
Mit Star Fox 64, hierzulande besser bekannt als Lylat Wars, hat Nintendo auf dem N64 einen echten Klassiker geschaffen, der mir persönlich auch heute noch Spaß macht. Mit Star Fox Zero versuchen sie nun, daran anzuknüpfen und unglückliche Titel wie Star Fox Assault oder das scheinbar nur von mir geliebten Star Fox Command vergessen zu machen. Deshalb tut Star Fox Zero so, als hätte es all diese Spiele nie gegeben und ignoriert damit, dass das Team rund um Fox McCloud bereits auf der Vor-Vor-Vorgänger-Konsole das Lylat System erfolgreich beschützt hat, als die Armee des verrückten Wissenschaftler Andross angegriffen hat. Und damit meine ich wirklich alles, was in Star Fox 64 passiert ist.
Die Geschichte in Star Fox Zero ist exakt dieselbe wie bei Star Fox 64 aka Lylat Wars. Andross, einst ein von der cornerischen Regierung angestellter Wissenschaftler, dreht durch und will die ganze Macht an sich ziehen. Um das zu verhindern, schickt die Armee ein 3er-Team nach Venom, den Planeten auf den Andross verbannt wurde. James McCloud, Peppy Hare und Pigma Dengar sollten untersuchen, was Andross genau vor hat. Doch sie wurden von Pigma verraten, der von Anfang im Auftrag des verrückten Wissenschaftlers gehandelt hat. Mit Hilfe von James‘ Hilfe konnte Peppy fliehen aber der Anführer des Teams selbst kehrte nicht zurück.
Fünf Jahre sind seitdem vergangen und der Krieg gegen Andross ist im ganzen Lylat-System, ausgebrochen. Der Sohn des ehemaligen Anführers, Fox McCloud hat das Star Fox-Team zu Ehren seines Vaters neu gegründet. Zusammen mit Slippy Toad, einem guten Freund und genialen Erfinder, Falco Lombardi, einem Meisterpilot und Peppy Hare, dem Kamerad seines Vaters eilen sie der Armee von Corneria zu Hilfe als Andross’ Streitmacht in der Hauptstadt von Corneria einfällt. Und so rutschen die vier erneut in das Abenteuer, das sie vor fast 20 Jahren schon einmal bestanden haben.
Doch zum Glück ist tatsächlich nur die Geschichte nahezu dieselbe wie damals, die Missionen sind alle komplett neu. Am Anfang könnte man zwar geneigt sein, es für ein weiteres Remake zu halten, denn der Anfang der ersten Mission ist quasi eine 1:1-Kopie der Mission von damals. Aber schon bald bewegt man sich auf komplett neuen Pfaden. Doch nicht nur die Geschichte ist neu, durch das GamePad ist auch der ganze Rest anders als damals.
Gameplay in zwei Mal drei Dimensionen…
Bevor man in das Spiel eintauchen kann, muss man zwingend ein Tutorial spielen, um die Steuerung kennenzulernen. Lange Zeit, war es ein Qualitätsmerkmal, dass man bei Nintendo-Spielen eben dies nicht tun musste, jetzt haben sie nach den ersten Previews auf den diversen Messen im letzten Jahr aber wohl kalte Füße bekommen, weil die Steuerung tatsächlich nicht wirklich von alleine gelernt werden kann.
So bekommt man in dieser Trainingsmission vor allem die wohl größte Neuerung in der Reihe erklärt: Den zweiten Bildschirm. Der wird auf der Wii U natürlich nicht nur für eine Karte genutzt, sondern für eine zweite Ansicht auf dasselbe Geschehen. Während man auf dem Fernseher die übliche Außenansicht auf den Arwing von Fox hat, wird auf dem GamePad die Ansicht direkt aus dem Cockpit dargestellt.
Man hat also jederzeit die Wahl, ob man auf den Fernseher schauen will, um das Schiff so zu sehen wie früher auch oder auf das GamePad zu schauen und in Fox Haut zu schlüpfen. Damit ist Star Fox Zero tatsächlich das erste Spiel von Nintendo auf der Wii U, welches den Bildschirm auf dem GamePad so nutzt, dass dadurch eine ganz neue Spielerfahrung entsteht. Garniert wird das Ganze von der taktischen Ansicht, die per ZL aktiviert wird. Dann fixiert die Kamera auf dem Fernseher immer das aktuelle Ziel, egal wohin man fliegt. Damit kann man sich vor allem in Duellen mit einem gewissen anderen Team helfen, um mal kurz zu schauen, was der Gegner gerade so tut.
Allerdings ist die taktische Ansicht auch einer meiner größten Kritikpunkte im Spiel. Es gibt nämlich ein paar Bosskämpfe, bei denen diese Ansicht fest eingestellt ist. Bei einem Boss wird man zum Beispiel von fetten, zielsuchenden Lasern beschossen. Man muss also gekonnt ausweichen, was aber echt schwer ist, wenn man plötzlich eine ganz andere Ansicht auf dem Fernseher hat als bei den restlichen 90 Prozent des Spiels.
Zwar ist es hilfreich, den Gegner die ganze Zeit zu sehen, aber es gibt eben auch nicht wenige Momente, wo es besser wäre, das Schiff von hinten zu sehen. Mir ist vor allem nicht verständlich, warum man diese fast immer optionale Ansicht völlig willkürlich hier und da dem Spieler aufzwingt.
Davon unabhängig ist die Darstellung aus zwei Blickwinkeln aber eine gute Idee, die wie gesagt ein Spielerlebnis möglich macht, dass es ohne GamePad nicht geben würde. Und es macht tatsächlich Spaß. Vor allem, weil Nintendo natürlich genau um diese Möglichkeit auch das Gameplay aufgebaut hat.
Aber zurück zum Tutorial-Level: Was man dort auch lernt – sollte man noch nie etwas von Star Fox gehört haben – ist, was man im Spiel eigentlich tun muss: Durch den Weltraum fliegen und ballern. Man steuert sein Schiff, den Arwing, mit dem linken Stick auf dem GamePad und setzt den rechten Stick für besondere Manöver ein. Zweimal nach rechts oder links führt die legendäre Rolle aus, nach oben beschleunigt und nach unten bremst ab.
Mit ZR feuert man den Laser des Arwings ab, der sich übrigens nicht nur aufladen sondern auch verbessern lässt. Allerdings nur für die eine Mission, die man gerade spielt. Dazu findet man Upgrades, die die Schüsse stärker machen und später sogar dafür sorgen, dass man bei aufgeladenem Laser zwei Ziele gleichzeitig anvisieren kann. Daneben kann der Arwing auch eine Wende und einen Looping fliegen sowie Bomben abwerfen, sofern man welche dabei hat. Diese kann man ebenso in den Missionen finden und einsammeln.
Der Weltraum ist nicht genug!
Neben dem Arwing gibt es noch zwei weitere Sitzplätze für Fox: Den Landmaster und den Gyrowing. Doch bevor ich auf die eingehe, gehe ich kurz auf eine weitere Neuerung ein: Verwandlungen. Durch einen Druck auf die A-Taste lässt sich der Arwing ab Mission 2 in einen Walker verwandeln, der für erhöhte Mobilität in engen Platzverhältnissen sorgt. Praktischerweise erfordert der Boss von Mission 2 genau das. Da man sich danach jederzeit verwandeln kann, kann man witzige Dinge tun, wie in einer Weltraumschlacht einfach mal auf dem Mutterschiff von Team Star Fox, der Great Fox, herumzulaufen.
Nun aber zu den anderen beiden Gefährten. Der aus Star Fox 64 schon bekannte Landmaster ist auch mit von der Partie. Dabei handelt es sich um einen Panzer, der folglich für Bodenmissionen geeignet ist. Auch er kann seinen Laser aufladen und dann Feinde anvisieren und natürlich auch eine Rolle durchführen, um auszuweichen. Später im Spiel bekommt auch er eine Verwandlung und dann kann man mit ihm fliegen solange die Turboleiste aufgeladen ist.
Das letzte Fahrzeug ist der Gyrowing, ein sehr langsames Fluggerät, mit dem man in Levels unterwegs ist, die weniger Feuerkraft, dafür aber mehr Beweglichkeit in drei Dimensionen benötigen. Er lässt sich über den linken Stick beschleunigen und drehen und über den rechten Stick steigen, senken und zur Seite kippen. Mit ihm spielt man auch einen gewissen Stealth Level, den es auf dem N64 auch schon gab, der jetzt aber natürlich komplett anders ist.
Insgesamt ist der Fahrzeugpark von Star Fox wirklich gut, allerdings ist mir persönlich der Gyrowing zu langsam. Ich möchte in Star Fox Action im Weltraum und auf fremden Planeten erleben und nicht durch kleine Levels schleichen möglichst ohne entdeckt zu werden.
Schade finde ich, dass es das U-Boot nicht mehr zu geben scheint, zumindest habe ich es noch nicht zu sehen bekommen. Das wäre mir als drittes Fahrzeug wesentlich lieber gewesen als der Gyrowing. Der Unterwasser-Level von Star Fox 64 war schon etwas ganz Besonderes und ich hatte mich auf etwas Vergleichbares sehr gefreut. Aber wer weiß, vielleicht muss ich nur noch genauer suchen.
Alle Fahrzeuge haben gemeinsam, dass sie nur begrenzt gegnerisches Feuer aushalten können. Sollte die Energie zuneige gehen, kann man sie über silberne und goldene Ringe wieder aufladen. Die goldenen Ringe erfüllen neben der stärkeren Regenerierung noch den zusätzlichen Zweck, sich neue Versuche zu sichern. Scheitert man nämlich, dann muss man die Mission nicht von vorne anfangen, sondern wird nur zum Start der aktuellen Phase zurückgesetzt.
Phasen sind die dritte Neuerung im Spiel. Die Missionen sind in verschiedene Phasen eingeteilt, die unterschiedliche Missionsziele haben. In Mission 1 muss man zum Beispiel erst Corneria von den zahlreichen Feinden befreien, um dann in Phase 2 den Stützpunkt von Auftraggeber General Pepper zu beschützen, bevor in Phase 3 ein fetter Boss kommt. Stirbt man nun beim Bosskampf und hat noch Versuche übrig, dann muss man nicht bei Phase 1 anfangen sondern startet bei Phase 3.
Mehr Story weniger Arcade-Feeling!
Die Entwickler haben sich aber nicht nur in den Levels selbst Neuerungen einfallen lassen, sondern auch die „Weltkarte“, also das Lylat-System anders gestaltet. Denn anders als im schon oft genannten alten Spiel funktioniert die Auswahl der Missionen etwas anders. Statt fest vorgegeben sieben Levels spielen zu müssen, bevor man den Abspann sieht, kann man sich nun im Lylat-System frei bewegen.
Das hat den großen Vorteil, dass die Entwickler einiges mehr an Inhalten ins Spiel packen konnten. Man hat allerdings auch nicht mehr die Möglichkeit, die Story schnell durchzuspielen und es danach noch mal zu versuchen, immer auf der Suche nach neuen Wegen zum Ziel. Mir persönlich gefällt das nicht so gut, denn es geht dabei die Möglichkeit verloren, das Spiel mal eben schnell durchzuspielen. Man kann das zwar recht leicht simulieren, aber das ist irgendwie nicht dasselbe.
Doch zum Glück schaltet man nach dem ersten „Durchgang“ – sofern man das jetzt überhaupt noch so nennen kann – den Arcade-Modus frei. Dieser bietet dann exakt dasselbe Feeling wie bei Star Fox 64. Allerdings spielt man nicht fest sieben Missionen sondern je nach Pfad zwischen acht und zehn Missionen bis zum Ende.
Es gibt nämlich nach wie vor alternative Enden für verschiedene Missionen. Je nachdem, welches Ende man erreicht, schaltet man neue Pfade und damit teilweise auch neue Levels frei. So gibt es zum Beispiel in Corneria eine kaum versteckte Abzweigung, die man aber beim ersten Durchgang noch nicht nehmen kann. Wenn man den Level also später noch mal spielt, dann kann man diesen Weg nehmen und trifft dann auf einen Boss, den man während der normalen Geschichte nicht zu Gesicht bekommt.
Auf die Art gibt es einige Abzweige, die man nehmen kann, aber nicht muss. Meistens sind die alternativen Routen deutlich schwerer als der „normale“ Weg. Wobei auch der normale Weg schon kein leichter ist, hier und da gibt es bei Star Fox Zero echt harte Nüsse zu knacken. So gibt es beispielsweise einen Level, in dem man Raketen davon abhalten muss, durch ein Portal zu fliegen. Da sie sich dem Portal schnell nähern, nur schwer zu zerstören sind und gleichzeitig auch noch die Great Fox angegriffen wird, hat man alle Hände voll zu tun.
Erwähnenswert sind auch die Bosskämpfe. Zum Glück wurde hier nur wenig recycelt und wenn, dann haben die Bosse jetzt einen neuen Kniff. Alle haben sie gemeinsam, dass sie nicht leicht zu bezwingen sind, ich habe häufig mehrere Anläufe gebraucht. Manche Bosse sind dabei auch noch hartnäckig, lassen sich also auch bei perfektem Skill nicht schnell besiegen, sondern müssen Schritt für Schritt ausgeschaltet werden.
Vor allem der letzte Kampf hat mich teilweise zur Weißglut getrieben. Und als ich ihn dann das erste Mal geschafft hatte, war das auch wirklich eng, mein Energiebalken war nicht mehr sichtbar. Aber: So gefreut habe ich mich schon lange nicht mehr.
Technik und Umfang!
Die Grafik ist tatsächlich wie vorher befürchtet nicht herausragend. Das liegt aber nicht ausschließlich an fehlenden Details (die man bei dem Tempo eh nicht erkennen würde) oder schlechten Effekten sondern vielmehr daran, dass die Entwickler die zwei Bildschirme, die permanent simultan von der Wii U berechnet werden müssen, über die Framerate gestellt haben.
Zwar läuft das Spiel die meiste Zeit flüssig, aber in manchen Momenten geht die Framerate kurze Zeit spürbar in die Knie. Mir wäre es lieber gewesen, das Spiel sähe besser aus und liefe dauerhaft flüssig, statt zwei Ansichten zu haben.
Neben der epischen und Star Fox auf jeden Fall würdigen Musik möchte ich auch noch die deutsche Sprachausgabe erwähnen, die wenn meine Ohren mich nicht täuschen, von denselben Sprechern aufgenommen wurde wie beim 3DS-Remake von Star Fox 64. Ich finde es super, dass Nintendo dem Spiel deutsche Sprecher spendiert hat, das macht das Spiel auf jeden Fall sehr viel zugänglicher.
Was ich allerdings nicht verstehe ist, warum zwar noch andere Sprachen dabei sind, man die aber nur auswählen kann, indem man die Spracheinstellungen der Konsole ändert, was vier Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Wieso nicht ein Sprachmenü einbauen, damit jeder selbst entscheiden kann, in welcher Sprache das Spiel ertönen soll.
Zum Abschluss noch wenige Worte zum Umfang. Der hält sich in etwa die Waage mit Star Fox 64, wenn man die Geschichte alleine betrachtet. Star Fox Zero hat aber wesentlich mehr Geheimnisse zu bieten und somit auch mehr zu entdecken. Für meinen ersten Durchgang haben ich knapp sieben Stunden gebraucht, mittlerweile habe ich etwa doppelt so viel gespielt und bin noch immer weit weg von fertig. Meine Skills und nicht zuletzt auch meine hin und wieder auftretende Wut über meine eigene Unfähigkeit werden es aber auch nicht zulassen, dass ich jemals erreicht haben werde.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.
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Mario meint:
Star Fox Zero ist ein gelungenes Reboot der Reihe rund um Fox McCloud. Die Entwickler haben die alten Stärken gut in die Moderne gebracht, viel Inhalt rein gepackt und trotzdem dank des Arcade-Modus die Möglichkeit geschaffen, es immer mal wieder „schnell“ durchzuspielen. Dennoch gibt es neben der etwas zu detailarmen Grafik mit manchmal nicht so guten Effekten noch ein paar Kritikpunkte wie die erzwungene taktische Ansicht in manchen Bosskämpfen. Diese trübt leider die Tatsache, dass Star Fox Zero das erste (richtige) Spiel von Nintendo ist, das das GamePad wirklich sinnvoll nutzt und damit eine Spielerfahrung erschafft, die ohne diesen Controller nicht möglich gewesen wäre. Unterm Strich ist Star Fox Zero aber ein gutes Spiel, das sich Fans der Reihe und des Genres nicht entgehen lassen sollten. Auch alle anderen mit einer Wii U sollten über den Kauf nachdenken und sich freuen, dass das GamePad endlich mal Sinn macht.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
22.04.2016
Platinum Games
Nintendo
12+
Singleplayer
Multiplayer
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