Im Januar 2012 veröffentlichte Capcom Resident Evil Revelations für den Nintendo 3DS. Das Spiel begeisterte damals nicht nur mit dem bis dato besten 3D-Effekt auf dem Handheld, sondern sorgte mit seiner dezenten zurück zu den Wurzeln Attitüde dafür, dass gerade Fans der älteren Teile viel Spaß hatten. Durch den Erfolg des Spin Offs mit Claire Redfield in der Hauptrolle, entschied Capcom kurz darauf das Spiel auch für die Heimkonsolen umzusetzen und später sogar mit Resident Evil Revelations 2 fortzusetzen. Nur leider erschien der Teil weder für 3DS noch für Wii U. Doch nun kommen dank der Switch auch Nintendo-Fans in den Genuss, die keine andere Konsole besitzen.
Mal wieder verschleppt
Im Intro des Spiels sieht man Claire Redfield auf einer Party, wo sie sich mit Moira Burton, Tochter von Barry Burton (Serienveteranen ein Begriff), trifft. Auch Barry soll dort auftauchen, doch bevor das passiert, stürmen plötzlich Soldaten das Haus und die Lage wird unübersichtlich. Claire und Moira werden ausgeschaltet und wachen Stunden später in getrennten Zellen in einem heruntergekommenen Gefängnis wieder auf. Kaum wieder vereint, stellen sie schnell fest, dass die Gebäude zwar verlassen, sie aber dennoch nicht alleine sind. Über ein Armband spricht ab und zu eine Frau mit ihnen, die Aufseherin, ohne aber irgendetwas Greifbares über ihre Person oder der Situation preiszugeben. Also machen Claire und Moira sich selbst auf mehr über die Umstände herauszufinden und müssen dabei erschrocken feststellen, dass sie auf einer Insel festsitzen. Diese ist nicht nur komplett verlassen, sondern auch mehr als angsteinflößend. Anscheinend sind hier über Jahre hinweg schreckliche Experimente an Menschen und Tieren durchgeführt worden. Überbleibsel dieser Experimente sind mutierte, lebensbedrohliche Monster und Kreaturen, die die beiden Mädels zu gerne zerfleischen würden.
Klassisches Gameplay, das auf Koop ausgelegt wurde
Claire und Moira sind fortan gemeinsam unterwegs. Habt ihr einen Freund neben euch auf dem Sofa, dürft ihr das gesamte Abenteuer kooperativ spielen. Dann macht es natürlich nochmal ein bisschen mehr Spaß, da das Spiel deutlich darauf ausgelegt ist. Allerdings spielt es sich auch alleine sehr gut. Ihr werdet halt nur an manchen Stellen gezwungen einen bestimmten Charakter direkt zu steuern. Das kommt aber zum Glück nicht ständig vor, so dass dadurch der Spielfluss im Solo-Modus nicht allzu sehr gestört wird. Außerdem ist es eh ratsam zwischendurch mal den Charakter zu wechseln, da beide unterschiedliche Fähigkeiten haben. Moira hat zum Beispiel eine Taschenlampe. Sie kann damit nützliche Objekte entdecken, die Claire verborgen bleiben würden. Auf der anderen Seite ist Claire die bessere Kämpferin, nutzt Schusswaffen, während Moira ein Brecheisen bevorzugt etc..
Auf diese Weise erkundet ihr vorsichtig die Insel. Wie aus der Serie bekannt, wird die Geschichte durch gut inszenierte Videosequenzen erzählt, aber auch durch einzelne Schriftstücke, die ihr immer wieder findet und dann optional durchlesen könnt. Außerdem unterhalten sich beide während ihr spielt immer wieder mal, was weitere Details enthüllt und zur Atmosphäre beiträgt.
Das Gameplay an sich ist relativ klassisch. Ihr schreitet vorsichtig voran und sucht die Umgebung nach nützlichen Gegenständen ab. Das kann Munition für eure Waffen sein, oder Heilkräuter oder Objekte, die ihr ganz einfach braucht. Im einfachsten Fall sucht ihr einen Schlüssel für eine bestimmte Tür. Manchmal müsst ihr aber auch bestimmte Objekte finden und diese an anderer Stelle einsetzen oder austauschen. Das sind Rätsel in bester Logik oder auch Unlogik der alten Resident Evil Spiele vor Teil 4. Ein Beispiel: Ihr kommt an eine Tür, die mit einem Augen-Iris-Scanner geschützt ist. Auf derselben Etage ist ein Raum mit tödlichen Spitzen an der Decke und einer Adler-Statue in der Mitte. Diese hat ein Glasauge. Wenn ihr es herausnehmt, um es bei dem Iris-Scanner auszuprobieren, fällt die Tür hinter euch ins Schloss, die Decke fährt herunter und ihr werdet aufgespießt. Also sucht ihr das Gebäude weiter ab und findet nach einiger Zeit eine Augenreplik. Diese bringt ihr dann zu dem Adler, nimmt das Original heraus und setzt die Replik ein und voila, die Decke bleibt oben, die Tür auf und ihr könnt den Iris-Scanner verwenden. Das ist zwar alles irgendwie absurd, aber für mich ein wichtiger Bestandteil der Atmosphäre und somit dessen, was mir an den alten Resident Evil Games so viel Freude bereitet hat.
Auch in Resident Evil Revelations 2 dürft ihr nur eine begrenzte Anzahl an Objekten (Waffen, Munition, Items usw.) mit euch herumtragen. Um Platz zu sparen, lässt sich einiges kombinieren. Ein grünes und rotes Kraut kombiniert, heilt immer noch besser als pur verschlungen. Ein grünes Kraut auf einen Verband aufgetragen, heilt nicht nur, sondern stoppt auch Blutungen. Aber das Kombinieren beschränkt sich nicht nur auf die medizinische Ausrüstung. Ihr könnt z.B. auch eine Flasche mit Alkohol füllen, um so eine Brandflasche herzustellen. Falls der Platz dennoch nicht reicht, ist es zum Glück jederzeit möglich, Objekte von Claire zu Moira zu übergeben und umgekehrt.
Die Waffen sind Fans der Serie bekannt: Pistolen, Shotguns und die gute alte Magnum sind ebenso dabei wie Messer oder das Maschinengewehr. Findet ihr die oft gut versteckten Zubehörkoffer könnt ihr an Werkbänken, an denen ihr sporadisch vorbeikommt, eure Waffen verbessern. Fast jede Wumme hat eine bestimmte Anzahl an Slots, die gefüllt werden können. Das erhöht die Schussfrequenz oder die Nachladegeschwindigkeit, um mal zwei Beispiele zu nennen. Außerdem dürft ihr zwischen den Kapiteln euer Geld, das ihr wieder in Form von Edelsteinen in den Arealen findet, gegen Fähigkeiten eintauschen. Diese Fähigkeiten haben dabei einen Einfluss auf ganz unterschiedliche Dinge, von eurer Konstitution bis hin zur Durchschlagskraft von Angriffen oder der Heilkraft von Kräutern. All diese Verbesserungen sind auch nötig, da die Gegner sukzessive fieser werden, bis hin zu Endgegnern, die einiges eurer Munition schlucken bevor sie endlich aufgeben. Wie viel sie vertragen, hängt auch von dem von euch vorab gewählten Schwierigkeitsgrad ab. So sollten Profis wie Serienneulinge gleichermaßen Spaß haben.
Die Steuerung geht gut von der Hand, egal ob ihr den Classic Controller verwendet, im Handheld-Modus spielt oder sogar die Joy-Cons nehmt, um mit den Sensoren auf die Feinde zu zielen. Dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, zeigt, dass Capcom sich bei der Switch-Umsetzung durchaus Gedanken gemacht hat.
Eine Geschichte in Kapiteln
Als das Spiel zuerst auf den Konkurrenzsystemen erschien, kam es zerstückelt in Episoden, die ihr einzeln herunterladen musstet. In Resident Evil Revelations 2 für die Switch sind alle Episoden aneinandergereiht, ohne aber ihre Herkunft zu verbergen. Endet ein Kapitel, dann zumeist mit einem Cliffhanger. Das Nächste startet dann mit einem Rückblick auf das vorherige Geschehen und mit einem Intro als Einstimmung auf das Kommende. Der Clou des Ganzen ist, dass ihr nicht nur mit Claire und Moira unterwegs seid. Denn schon im zweiten Abschnitt erreicht Barry die Insel, um seine Tochter zu suchen. Schnell wird klar, dass er ganze sechs Monate gebraucht hat, um herauszufinden, wo Claire und Moira hin verschleppt wurden. Also im Klartext liegt ein halbes Jahr zwischen den Episoden, die ihr mit den beiden Mädels zockt und denen, die Barry erlebt.
Um den Koop-Charakter des Spiels beizubehalten, ist er natürlich auch nicht alleine unterwegs. Am Ufer der Insel trifft er gleich auf ein kleines Mädchen, das irgendwie bisher den Gefahren gestrotzt und überlebt hat. Sie schafft es, Barry davon zu überzeugen, mitkommen zu dürfen. Natürlich kann und muss man sie auch manchmal steuern. Durch ihre Größe kommt sie durch Löcher und Spalten, wo ein Barry passen muss. Außerdem hat sie die Gabe, wenn sie sich konzentriert, Monster in der Nähe zu spüren, obwohl die noch gar nicht in Sichtweite sind. Eine spannende Gabe. Aber wo hat sie die wohl her? Ist sie vielleicht auch Opfer eines Experiments gewesen? Und wer ist eigentlich die Aufseherin? Gibt es eine Verbindung zu Umbrella und dem T-Virus? Die Geschichte bleibt bis zuletzt spannend, ohne aber total zu fesseln.
So spielt ihr mehrere Kapitel, immer abwechselnd mit Claire und Moira sowie Barry und Nathalia. Habt ihr einen Abschnitt geschafft, bekommt ihr serientypisch ein Rating von S bis D, wobei letzteres mies ist. Das motiviert, Kapitel erneut zu spielen.
Die audiovisuelle Umsetzung
Grundsolide, mit kaum etwas zu meckern, so würde ich die technische Seite des Spiels zusammenfassen. Die Grafik ist hübsch anzuschauen, kitzelt aber nicht das Maximale aus der Konsole heraus. Schade ist, dass der ursprüngliche episodische Charakter des Spiels dazu führt, dass zwischen den Kapiteln sehr lange Ladezeiten langweilen. Das hätte man im Nachhinein auch sauberer lösen können. Sehr gut ist allerdings wieder der Sound: Tolle, deutsche Sprachausgabe, atmosphärische Umgebungsgeräusche und die dezent eingesetzte, mysteriöse Hintergrundmusik sorgen für die nötige Immersion in das Horror-Abenteuer.
Gunnar meint:
Resident Evil Revelations 2 ist eine gelungene Fortsetzung zu einem sehr guten Spiel. Fans der älteren Resident Evil Games, die die Freiheit von Resident Evil 4 lieben, aber die Rätsel und Atmosphäre der ersten drei Teile bevorzugen, werden hier auf ihre Kosten kommen. Da das Spiel auf Koop ausgelegt ist, macht es zu zweit auch besonders viel Spaß. Aber auch alleine müsst ihr keine Abstriche hinnehmen, lediglich ab und zu mal den Charakter wechseln. Die Story ist spannend genug erzählt, um euch bei der Stange zu halten und auch von der Technik her gibt es kaum etwas zu meckern, abgesehen von den zu langen Ladezeiten zwischen den Kapiteln. Mit Resident Evil Revelations hat Capcom den richtigen Einstand der Serie auf der Switch gefeiert. Nun hoffe ich das Resident Evil 2 Remake.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
28.11.2017
Capcom
Capcom
16+
Singleplayer
Multiplayer
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