Matthias
Als 1998 die gelbe Edition von Pokémon in Japan erschien, war sicherlich noch nicht klar, dass es danach noch so viele weitere Spiele geben würde. Auch heute noch lassen sich die Leute zu den Taschenmonstern begeistern. Das beweist alleine Pokémon GO, welches gerade am Anfang einen unglaublichen Hype auslöste. Nun möchte Game Freak diesen Schwung mit Hilfe eines Remakes der gelben Edition auf die Switch mitnehmen. Die ersten Verkaufszahlen zeigen, dass ihnen dies durchaus gelungen ist. Doch es gibt auch einige Stimmen (LINK AUF Pro Vs. Con), die das Spiel für überflüssig halten. Deshalb stellt sich natürlich die Frage, wie gelungen die Umsetzung ist.
Julian
Gern erinnere ich mich an die Zeit von Pokémon Rot/Blau/Gelb zurück. Pokémon-Spiele, die mir wirklich noch Spaß gemacht haben und wo es kein Ding der Unmöglichkeit darstellte, alle Pokémon zu fangen. Auch im Remake „Let’s Go Pikachu“, welches ich getestet habe, sind es wieder die originalen 150, die es zu fangen gilt. Das hat mich schon einmal sehr gefreut.
Team Pikachu oder Team Evoli?
Matthias
Diese Frage muss sich der Spieler vor dem Kauf selbst beantworten. Grundsätzlich sind beide Versionen ähnlich und man kann sowohl Evoli als auch Pikachu im Spiel fangen. Nur ist das gewählte Starter-Pokémon euer treuer Begleiter durch das Spiel. Anders als in der gelben Edition kann man nun auch Evoli durch den Kauf wählen und das gewählte Pokémon sitzt nun auf dem Kopf des Spielers. Außerdem gibt es in jeder Edition Taschenmonster, die es in der anderen nicht gibt. Das wäre zum Beispiel Myrapla in Let’s Go Pikachu und Knofensa in Let’s Go Evoli. Hier wird man wieder zum Tausch animiert.
Doch fangen wir am Anfang an: Alles beginnt wieder in Alabastia, wo der Held und sein Rivale aufgewachsen sind. Beiden kann man einen Namen geben. Der Spieler nähert sich am Anfang dem Gras, wo er Professor Eich trifft. Doch das Gespräch wird von einem wilden Pokémon unterbrochen. Dies ist das durch die Edition gewählte Partnerpokémon. Anders als in Gelb muss man dieses selber fangen. Hier kommt die größte Änderung zum Tragen. Anders als in den anderen Editionen, kommt es im Gras nun nicht mehr zum Kampf. Stattdessen werden munter Pokébälle geworfen, bis das Pokémon gefangen ist. Dies ähnelt der Mechanik aus Pokémon GO, wird nun aber durch das Schütteln der Joy-Cons oder des Pokéball Plus umgesetzt. Danach geht es zurück ins Labor, wo der Rivale schon auf einen wartet. Anschließend darf man endlich sein Partnerpokémon nehmen, welches es nicht länger im Ball aushält. Es kommt zum ersten Kampf und das Abenteuer kann beginnen.
Alles beim Alten?
Da es sich um ein Remake der alten Version handelt, fasse ich die Story nur kurz zusammen. Man geht wieder ins große Abenteuer, um alle 150 Pokémon zu fangen. Mew und das über Pokémon GO erhältliche Meltan, genau wie dessen Weiterentwicklung zählen extra. Außerdem ist das Ziel, alle acht Arenaorden zu bekommen, um anschließend die Pokéliga zu machen. Nebenbei trifft man immer wieder auf das Team Rocket sowie Jessie und James, die sogar mehrere Male sagen: „Das war mal wieder ein Schuss in den Ofen!“. Dabei kommt viel Nostalgie auf.
Denn das Spiel hat durch neue Videos an Charme dazugewonnen. Sei es die Szene, in der Bill im Körper eines Pokémons steckt oder plötzlich taucht Lorelei mit ihrem Lapras neben einem auf. Hier und dort gibt es dann sogar ein paar Cameos. Im Spiel kann man sogar die Alola Versionen von Pokémon der ersten Generation erhalten. Auch Neuerungen in der anderen Versionen wurden übernommen. Die früheren VM-Attacken lernt nun der gewählte Partner. Somit sind Attacken wie Surfer nur noch als TM erhältlich. Zudem kann man nun überall auf seine Box zugreifen, wodurch man sich den Gang zum Pokémon Center erspart.
Julian
Besonders erfrischend fand ich es zu sehen, dass man nun nicht mehr einfach von wilden Pokémon im hohen Gras attackiert wird, sondern man diese gut sichtbar umherwandern sieht. Somit hat man die Möglichkeit, auszuweichen, wenn man keinen Bock auf Kämpfe hat. Allerdings ist das in diesem Falle zumeist nicht ratsam, denn man erhält für jedes gefangene Pokémon natürlich allem vor EXP, aber kann nun seine doppelt gefangenen Tierchen zu Professor Eich bringen, um Bonbons zu erhalten, mit denen man seine Teamkameraden aufleveln kann. Wieso es so lange benötigt hat, mal eine sinnvolle Verwendung für bereits erhaltene Pokémon zu erfinden, bleibt mir jedoch ein Rätsel.
Matthias
Doch auch beim Fangen gibt es eine Neuerung. Anders als den Vorgängerversionen hat man hier das Gefühl, dass es auch wirklich Sinn macht, ein bereits gefangenes Pokémon noch einmal zu fangen. Denn sobald man dieses Professor Eich schickt, kriegt man als Belohnung ein Bonbon, womit sich die Statuswerte eines Pokémons erhöhen lassen. So gibt es z.B. Gripsbonbons für Nebulaks. Man kann aber auch Nebulakbonbons bekommen, die dann wirklich nur für Nebulak bestimmt sind. Durch das Ausbauen von Fangserien wird die Zahl der erhaltenen Erfahrung erhöht. Außerdem laufen, fliegen oder schwimmen die Pokémon nun sichtbar auf dem Bildschirm. Dadurch sieht man genau, welches Pokémon aufgetaucht ist und es gibt keinen Zufallsfaktor. Außerdem sieht man, ob es sich um ein großes oder kleines Pokémon handelt. Beide Eigenschaften erhöhen die Erfahrung. Selbiges gilt auch für schillernde Pokémon, die nun deutlich leichter zu fangen sind.
Zu zweit ins Abenteuer
Zu jeder Zeit kann auch ein zweiter Spieler mit einsteigen. Dann kann man zusammen die Pokémon fangen, wobei man zwei Bälle wirft. Außerdem können im Kampf gegen Trainer mehr Attacken eingesetzt werden. Auch die Erfahrung im Kampf erhöht sich. Damit wird das Spiel nur leider um einiges leichter. Trotzdem macht es viel Spaß mit einem Freund, einer Freundin oder der Familie ins Abenteuer zu stürzen. Aber man kann auch alleine weiterspielen und jemand steigt erst später wieder ein.
Selbst dann ist man jedoch nicht alleine. Damit meine ich jetzt auch nicht Pikachu oder Evoli. Denn aus eurem Team kann euch ein Pokémon hinterlaufen. Wobei dies nicht ganz richtig ist. Auf gewissen Pokémon reitet ihr und mit Glurak kann man zum Beispiel am Anfang nur in bestimmten Routen durch die Lüfte gleiten. Das ist ziemlich cool gemacht, gerade weil es hier auch besondere Vogelpokémon geben kann. In diese Richtung könnte sich ruhig noch mehr entwickeln.
Auch die Onlinefunktionen sind wieder enthalten. Man kann nun überall mit anderen Trainern tauschen oder kämpfen. Diese können lokal in der Nähe sein oder weiter weg. Dabei muss man ein Muster eingeben, damit man seinen Freund auch wirklich findet. Das geht aber sehr gut, wenn man es gleichzeitig macht. Dazu ist die Verbindung stabil und sollte es mal etwas länger beim Tauschen dauern, liegt das daran, dass sich euer Pokémon gerade weiterentwickelt und noch eine Attacke lernen möchte.
Julian
Mein größtes Sorgenkind war jedoch der Fangmodus. Ich dachte zu Anfang, dass es sich doch ein bisschen zu stark an Pokémon GO anlehnt und man keine richtigen Kämpfe mehr hat. Gott sei Dank wurde ich eines Besseren belehrt. Wie auch im Original kämpft man hier mit willkürlichen Freiwilligen am Wegesrand bzw. storyrelevanten Rivalen. An sich gefällt mir das Kampfsystem, aber leider führen die Gegner noch immer teilweise sehr fragwürdige und sinnlose Attacken aus (Komprimator/Schutzschild), welche die Kämpfe unnötig in die Länge ziehen.
Zum Glück lässt sich allerdings in Pokémon Let’s Go ziemlich leicht aufleveln. Vielleicht ist das nicht für jedermann etwas, aber für mich, der nicht gern seine Zeit damit verbringt, tausend Mal durchs hohe Gras zu laufen, um immer wieder die gleichen Pokémon zu besiegen und irgendwann mal das nötige Level zum Weiterspielen zu haben, ist es genau richtig. Somit konnte ich zügig die Story beenden und hatte auch schnell die Möglichkeit, alle Pokémon mein eigen nennen zu können.
Warum man das Fangsystem nicht in einen gewöhnlichen Kampf mit wilden Pokémon integriert hat, weiß ich nicht. So muss man Pokémon nun im Fangmodus Beeren geben, damit sie zahm werden und aus den Bällen nicht ausbrechen. Angegriffen wird nun nur noch in Trainerkämpfen, was ich durchaus bedauerlich finde und was mich wie gesagt sehr befürchten ließ, dass es zu stark in Richtung Pokémon GO gehen könnte.
Steuerung und Technik
Matthias
Gesteuert wird das Spiel hauptsächlich per Bewegungssteuerung. Dies funktioniert mit dem Joy-Con gut. Beim Laufen ist zunächst gewöhnungsbedürftig nur einen in der Hand zu halten. Aber man gewöhnt sich recht schnell daran. Auch das Fangen bedarf ein wenig Übung, aber man hat zum Glück genügend Pokébälle. Im Kampf steuert man dann wiederum klassisch, in dem man die Aktionen wie zum Beispiel Attacken auswählt. Den Pokéball Plus konnten wir leider nicht testen. Allerdings haben zwei Freundinnen von mir sich diesen zum Spiel gekauft. Beide meinten, dass die Steuerung zum Fangen gelungen sei, aber im die Tastenbelegung außerhalb nicht so gelungen sei, da eben nicht so viele Tasten an dem Ball dran sind.
Ebenfalls lässt sich das Spiel unterwegs als Handheld steuern. Dann können beide Joy-Cons benutzt werden. Hier kann man sich aber beim Fangen auch durch Bewegen der Switch umsehen. Das geht aber auch mit dem linken Analogstick, sodass es auch hier keine großen Probleme gibt. Selbst im engen Bus ist es möglich, die Taschenmonster zu fangen.
Grafisch sieht das Spiel natürlich besser aus als Ultrasonne und -mond. Allerdings ist der Grafikstil derselbe geblieben. Man sieht immer noch schräg von oben auf die Welt, die nun aber schon etwas dreidimensionaler geworden ist. Gerade dadurch, dass die Pokémon jetzt in der freien Wildbahn herumlaufen, wirkt die Welt viel lebendiger. Dazu gibt es einige nette Kamerafahrten. Doch insgesamt ist dort bestimmt noch Luft nach oben. Wenigstens läuft das Spiel aber jederzeit flüssig. Der 3DS hatte mit den Vorgängern bereits ordentlich zu kämpfen. Auch die Animationen der Pokémon sind gelungen. Hier könnte man aber durchaus auch noch mehr rausholen.
Musikalisch wird das Spiel erneut von einem fantastischen Soundtrack untermalt. Die alten Tracks in neuer Auflage hören sich einfach gut an. Jetzt fehlt nur noch eine Sprachausgabe. Bei dieser bin ich mir aber nicht sicher, ob ich gerne die Sprecher aus dem Anime hören würde. Aber wie gesagt, hier hinkt das Spiel den aktuellen Standards leider noch hinterher.
Kritik
In meinem Test ist es ja schon mehrmals angeklungen: Pokémon Let’s Go ist keine perfekte Version. Denn das Spiel hat Spiel ein paar Punkte, die nicht so gelungen sind. Das neue Fangsystem mag zwar Abwechslung hereinbringen, doch durch die Fangserien lassen sich viel zu einfach Erfahrungspunkte sammeln. Dadurch ist man schnell überlevelt, wodurch man nur sich selber nur noch Herausfordern kann, in dem man schwächere Pokémon mitnimmt. Spielt man zu zweit, ist es noch schlimmer. Hier wäre ein dynamischer Wechsel cool gewesen, durch den auch der Trainer gegen den man antritt, entweder gleich zwei Pokémon in den Kampf schickt oder eben auch Unterstützung bekommt.
Außerdem fehlt die Sprachausgabe, um noch mehr Leben in das Spiel zu bringen. Stattdessen bleiben die Charaktere stumm und man muss noch immer Textboxen lesen. Hier hoffe ich einfach, dass irgendwann der Schritt gemacht wird, eine gute Sprachausgabe einzubauen. Am Geld kann es beim Erfolg der Serie ja nicht liegen.
Julian
Selbstverständlich ist die Grafik um einiges besser als im Original, wobei ich sagen muss, dass ich mich noch immer nicht wirklich mit diesem Grafikstil anfreunden kann. Ich würde mir eher einen Stil wünschen, der sich ein bisschen an „A Link Between Worlds“ orientiert. Zwar schon leicht 3D-mäßig, aber dennoch das typische 2D-Top-Down, so wie man es von Pokémon eben kennt.
Matthias
Über das Fangsystem lässt sich natürlich im Allgemeinen viel diskutieren. Es ist schon ein großer Unterschied im Vergleich zu früher. Nicht jedem gefällt diese Änderung. Ich persönlich finde aber, dass es mehr Abwechslung ins Spiel bringt. Das heißt aber nicht, dass das nun unbedingt immer der Fall sein muss. Es ist halt Mal ganz nett, aber vielleicht könnte hier eine Kombination aus Kampf und dem heutigen Fangen der goldene Mittelweg sein.
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Matthias meint:
Fazit - Matthias
Pokémon Let’s Go ist für jeden Fan der Serie eine lohnenswerte Reise in die Vergangenheit. Das Spiel ist voller Erinnerungen an die gelbe Edition. Nur jetzt kann man diese eben mit deutlich besserer Grafik erleben. Dazu gibt es das Fangen aus Pokémon GO als große Neuerung, die mehr Abwechslung in das Spiel bringt, aber eben auch Nachteile hat. Insgesamt handelt es sich aber um einen guten Pokémon Titel, mit dem man viele Stunden verbringen kann. Dazu ist es nun auch für Einsteiger wieder realistisch, den Pokédex zu vervollständigen. Ich für meinen Teil habe den Kauf nicht bereut und werde nun noch einmal auf die Jagd nach einem schillernden Pokémon gehen.
Fazit - Julian
Pokémon Let’s Go fühlt sich im ersten Moment nicht wirklich wie ein Remake der ersten Generation an, sondern eher wie ein erweitertes Pokémon GO, dem man irgendwie ein wenig mehr Leben
einhauchen wollte. Man erkennt hier und da durchaus die Ansätze des Originals aber aus irgendeinem Grund bin ich damit nicht sonderlich warm geworden. Durch das schnelle Aufleveln kommt man recht zügig durch das Spiel, was es ebenfalls nicht wirklich als Vollpreis-Titel anmuten lässt. Wer noch einmal einen schemenhaften Blick in die Vergangenheit wagen möchte, der ist mit dem Spiel auf jeden Fall gut beraten und echte Fans werden damit sicher ihren Spaß haben. Für meinen Teil muss ich sagen, dass ich die gelbe Edition für den Gameboy nach wie vor bevorzuge und eher auf das nächste RPG der Reihe warte, um mich dann doch nochmal überzeugen zu lassen.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
16.11.2018
Gamefreak
Gamefreak
0
Singleplayer
Multiplayer
[…] Julian und ich haben uns den neusten Titel von Pokémon genauer angeschaut. Dabei handelt es sich um ein Remake der gelben Version. Neu dabei ist die Fangtechnik aus Pokémon GO und einige andere Neuerungen der letzten Generationen. Wie gelungen die Neuauflage der Kanto Region ist, erfahrt ihr in unserem gemeinsamen Testbericht. […]