
Hilfe, ich habe den Kirby gestrickt!
Kirby und das magische Garn war 2011 für viele ein Highlight auf der Wii. Kirby hat ja grundsätzlich nicht wenige Fans und damals hat sich Nintendo für das neue Spiel einen ganz neuen Look ausgedacht. Heute wissen wir, dass das der Startschuss für viele solcher Spiele war. Nach dem Garn kamen bereits Knete, Wolle und in ein paar Tagen dann auch Handgemachtes, jeweils verteilt auf die Spiele mit Kirby und Yoshi.
Doch während das Spiel Kirby und das magische Garn heißt, ist es in meinen Augen eigentlich eher Wolle, um die es hier geht. Ja, wir sind weit weg vom Look von Woolly World, aber auch in diesem Spiel sind nicht wenige Sachen gestrickt. Aber das tut eigentlich nichts zu Sache. Kern des Spiels ist jedoch das namensgebende magische Garn, das Stoffland zusammenhält. Der Magier Grimmgarn hat es gestohlen und so ist die Welt in acht Teile zerfallen. Doch das reicht dem Bösewicht aus Wolle / Garn nicht und er zieht nach Dreamland weiter.
Er trifft dort auf Kirby und verfrachtet diesen kurzerhand nach Stoffland. Dort muss nun Kirby gemeinsam mit Prinz Plüsch die acht Einzelteile der Welt bereisen und das magische Garn zurückerobern, damit die Einzelteile wieder zusammengenäht werden können. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Grimmgarn hat Kirby ebenfalls in ein Wesen aus Garn verwandelt, so dass er nun nichts mehr einsaugen kann.
Dafür gibt es durch das Garn neue Möglichkeiten. Kirby kann Garn aus der Welt nehmen und sich selbst damit verändern. So kann er zum riesigen Panzer werden, zum Ufo oder auch zum Fisch. Das geht zum einen an bestimmten Stellen, an denen man besonderes Garn findet, um sich zu verwandeln und zum anderen generell im Spiel. Wenn Kirby schnell läuft, verwandelt er sich in ein Auto und wenn er springt und man den Sprungknopf gedrückt hält, wird er zum Fallschirm und gleitet langsam in Richtung Boden.
Und genau diese Fähigkeiten setzt man ein, um die 2D Levels durch Springen und Laufen zu beenden. Dabei gibt es allerhand Hindernisse zu überwinden, nicht nur Abgründe oder Fallen, sondern natürlich auch Gegner. Die kann man als Kirby-Amboss von oben platt machen oder mit der Garn-Peitsche von Kirby zerlegen. Die Gegner zerfallen dann in ihre Garn-Einzelteile. Hält man den Peitschen-Knopf dabei gedrückt, dann sammelt Kirby das Garn und macht ein Knäuel daraus, das man dann auf Gegner oder andere Hindernisse werfen kann.
Neben der Peitsche, die der Held immer dabei hat, gibt es auch noch Garn-Kräfte, die man finden und anziehen kann. Dann setzt Kirby einen Hut auf und kann zum Beispiel Bomben werfen, mit einem Schwert angreifen oder einen Luftwirbel erzeugen. Damit kommt es spielerisch sehr nah an die üblichen Kirby-Spiele heran, in denen Kirby diese Fähigkeiten durch Einsaugen von bestimmten Gegnern erhält. Übrigens: Diese Kräfte sind neu in der 3DS-Version, im Original gab es sowas nicht. Merkt man aber in meinen Augen überhaupt nicht, da es sich nahtlos einfügt.
Also: Eine ganze Menge Möglichkeiten für Kirby, um Stoffland zu retten – und dabei bleibt es nicht, denn Grimmgarn ist ja zu Beginn schon in Dreamland und Kirby ist nicht der einzige, den er nach Stoffland verbannt.
Technik und Steuerung
Grafisch sieht das Spiel auf dem 3DS ordentlich aus, es hat jedoch bei der Portierung keinen 3D-Effekt spendiert bekommen, was ich extrem schade finde. Klar, das wäre vermutlich ein sehr großer Aufwand gewesen, aber vor allem 2D-Spiele profitieren ungemein von solchen Effekten. Besonders Kirby mit den Hintergründen aus Stoff sähe damit bestimmt noch interessanter aus.
Akustisch ist es ebenfalls in Ordnung. Klassische Kirby-Melodien sind ebenso dabei wie neue Stücke, die das Geschehen gut untermalen. Schön finde ich, dass es einen Erzähler gibt, der in den Sequenzen den ohnehin eingeblendeten Text vorliest. Das ist kaum Aufwand, hilft aber ungemein bei der Immersion. Ich frage mich, warum es so etwas bei Kirby gibt, bei anderen 2D Jump & Runs von Nintendo aber nicht – oder auch bei Spielen wie Super Mario Odyssey.
Die Steuerung finde ich persönlich komisch. Kirby ist viel zu träge, wenn man ihn mit dem Steuerkreuz bedient und etwas zu flott, wenn man den Stick nutzt. Das gilt sowohl für Kirby in seiner normalen Form als auch bei den Verwandlungen. Irgendwie habe ich mich mit beidem nicht so richtig wohl gefühlt und hatte immer das Gefühl, an jedem Abgrund besonders aufpassen zu müssen. Was eigentlich total egal ist, denn sterben kann Kirby nicht, er verliert dann nur ein paar gesammelte Diamanten und wird am letzten Abgrund wieder abgesetzt. Die Tasten zum Springen und Angreifen finde ich aber gut gewählt und bin froh, dass die Schultertasten nicht im Einsatz sind.
Vom Umfang her waren Kirby-Spiele noch nie große Monster, so auch dieser Teil. Die Geschichte kann man in etwa fünf Stunden relativ locker durchspielen. Allerdings gibt es in jeder der acht Umgebungen neben den vier Levels sowie dem Boss auch noch versteckte Levels, die man nur spielen kann, wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Damit kann man die Zeit nochmal in etwa verdoppeln.
Und was ist nun das Extra?
Das Spiel hat nicht umsonst das Wort „extra“ im Titel dazu bekommen. Zwei Minispiele sind als neue Inhalte dazu gekommen, das eine mit König Dedede in der Hauptrolle, das andere mit Meta-Night. Im Laufe des Abenteuers schaltet man pro Minispiel bis zu vier Levels frei, die man dann separat spielen kann.
Beim Spiel mit Dedede geht es darum, so schnell wie möglich ans Ziel zu sprinten. Der König rennt in einem Affenzahn nach rechts und der Spieler muss flott reagieren, damit sein Lauf nicht jäh unterbrochen wird. Es gilt, Bomben und anderen Hindernissen auszuweichen und Bügelperlen einzusammeln. Am Ende jeden Levels gibt es dann eine Bewertung, die darüber entscheidet, wie viele Platten man für die Bügelperlen erhält. Damit kann man dann Items herstellen, die man braucht, um das Spiel zu 100% zu beenden.
Den gleichen Lohn gibt es beim Spiel mit Meta-Knight. Hier benutzt man den Stick um den fliegenden Bösewicht zu steuern und greift über die Tasten mit seinem Schwert an. Es gilt, Gegner zu besiegen und auch wieder Bügelperlen einzusammeln. Je mehr Punkte man macht, desto mehr Belohnungen gibt es am Ende.
Die beiden Spiele machen durchaus Spaß, sind mit jeweils nur vier Levels aber in wenigen Minuten komplett durchgespielt. Einziger Anreiz danach sind neue Highscores und neue Belohnungen, mich persönlich hat das aber nicht motiviert, die Levels mehrfach zu spielen. So richtig viel neuer Content ist es aber nicht.
Kritik
Ja, Kirby-Spiele waren noch nie eine Herausforderung, einfach weil sie sich an ein sehr junges Publikum richten und das ist auch gut so. Aber dass man wirklich gar nicht sterben kann, finde ich schon arg seltsam. Warum gibt es im Spiel überhaupt Abgründe, wenn man da eh nicht runterfallen kann? Warum gibt es Gegner, wenn die einem sowieso nichts tun können? Klar, man verliert bei Treffern oder beim Abstürzen gesammelte Diamanten, aber insgesamt finde ich das schon sehr seltsam. Sogar im Vergleich zu Mopsie bei New Super Mario Bros. U Deluxe ist das hier noch ein Kindergeburtstag.
Angesprochen habe ich auch schon die für mich komische Steuerung. Drückt man auf dem Steuerkreuz in eine Richtung, dann bewegt sich Kirby extrem langsam in die entsprechende Richtung. Erst wenn man zweimal kurz hintereinander drückt, wird er zum Auto und ist plötzlich viel zu schnell. Nutzt man den Stick, dann wird er permanent zum Auto und ist kaum zu kontrollieren. Ich weiß, das Spiel soll zum Erkunden einladen und ist kein High-Speed Action Jump & Run sondern eher etwas wie ein gemütlicher Spaziergang im Sonnenschein, dennoch bin ich bei der Steuerung mehr von Nintendo gewöhnt.
Und auch wenn der neue Teufelsmodus das Spiel schwerer mach, indem man von einem Teufel verfolgt / begleitet wird, der gerne mal angreift und Lebensenergie hat, ist und bleibt es eher gemütlich. Vor allem passt der dann nicht mehr zur gemütlichen Gameplay-Philosophie des Spiels und ist in meinen Augen daher eher deplatziert.
Außerdem möchte ich an der Stelle nochmal erwähnen, dass mit ein 3D Modus wirklich fehlt. Das ist nunmal das Highlight des 3DS, das aber in letzter Zeit konsequent ignoriert wird. Dabei sehen Spiele mit gut gemachtem 3D einfach phantastisch aus und Kirby hätte extrem davon profitieren können. Insgesamt stelle ich mir daher auch die Frage, ob ein Port auf die Switch nicht doch sinnvoller gewesen wäre…
Zuletzt: Der 2-Spieler-Modus der Wii-Version ist auch nicht mehr dabei. Das ist wirklich schade und ein weiterer Grund pro Switch-Version.
Mario meint:
Kirby und das (extra) magische Garn ist und bleibt ein tolles Spiel. Der Look ist super, die Levels sind abwechslungsreich und die Neuerungen fügen sich nahtlos ein, vor allem die Garn-Kräfte bemerkt man als Neuling überhaupt nicht als Ergänzung. Aber es ist und bleibt extrem leicht und ist für Spieler, die eine Herausforderung suchen vermutlich so spannend wie auf eine weiße Wand zu starren. Wer es aber gerne etwas gemütlicher hat, der wird auf seine Kosten kommen. Mir hat es Spaß gemacht, war aber irgendwie viel zu schnell vorbei.
Grafik
Sound
Steuerung
Spielspaß
Release
Developer
Publisher
USK
08.03.2019
Good-Feel
Nintendo
0
Singleplayer
Multiplayer
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