In „Was wäre wenn“ schauen wir zurück auf prägende Ereignisse in der Geschichte von Nintendo und fragen uns, was wäre gewesen, wenn die Situation damals anders verlaufen wäre? In jeder Ausgabe werden wir zunächst ein paar Fakten zur Ausgangslage liefern, um dann einen möglichst fundierten, aber dennoch spekulativen Blick in die Kristallkugel werfen zu können.
Covid-19 hat an unseren Grundfesten gewaltig gerüttelt. Lange etablierte und fast als unumstößlich geltende Verhaltensmuster, Einstellungen, Methoden oder Abläufe durften und mussten hinterfragt werden. Einiges hat sich bereits nachhaltig verändert wie zum Beispiel die Einschätzung des Home Office. Auch die Videospielbranche hat sich durch Corona verändert. Zum einen ist der Umsatz gestiegen, da die Lockdowns oder andere Beschränkungen dazu geführt haben, dass die Menschen zunehmend auf Entertainment in den eigenen vier Wänden zurückgegriffen haben. Aber auch das „Business“ an sich, wozu auch die diversen Fach- und Besuchermessen gehören, hat sich verändert. Gerade erst ist die gamescom 2021 in digitaler Form zu Ende gegangen. Wo sich 2019 noch rund 370.000 Besucher durch die Hallen drängten, saßen diesmal tausende vor den Bildschirmen zu Hause.
Was wäre also wenn es auch nach Corona keine Besuchermessen wie die gamescom mehr gäbe?
Ich behaupte, es hätte keinen negativen Einfluss auf die Verkaufszahlen von Videospielen oder den Umsatz der Produkte, die in die Kategorie „Games as a Service“ fallen. Es würde allerdings die Marken- und Communitybindung erschweren. Letztendlich würde es der Branche aber nur wenig schaden, wenn es Messen wie die gamescom nicht mehr gäbe, da sie alternative Wegen finden würden.
Das soll jetzt bitte weder als Plädoyer verstanden werden, dass ich gegen Besuchermessen bin, noch glaube ich, dass diese tatsächlich komplett verschwinden werden. Ich denke aber, dass sich die Welt verändern wird. Doch eines nach dem anderen.
Meine Behauptung, dass das Ausbleiben der Besuchermessen nicht automatisch zu schlechteren Verkaufszahlen und Umsatz führt, ist quasi schon durch die Tatsache bewiesen, dass die Branche insgesamt in den letzten beiden Jahren teils stark gewachsen ist. Alleine in Deutschland ist der Umsatz 2020 um satte 32% gestiegen. Klar ist dies noch eher eine Momentaufnahme und keine Prognose wie es ohne Besuchermessen in Zukunft weiter verlaufen würde. Dennoch sehe ich es als starkes Indiz dafür, dass die Branche andere, vielleicht sogar effizientere Wege findet oder vielfach schon gefunden hat, um ihre Kunden von aktuellen und kommenden Produkten zu überzeugen. Und sind wir mal ehrlich: Aufgrund der Besuchermassen ist es doch auf der gamescom auch gar nicht möglich dutzende Games auszuprobieren, um eine Kaufentscheidung zu fällen. Vielmehr geht fast jeder mit einem festen Plan im Kopf zur Messe, welche Stände besucht und welche Spiele unbedingt ausprobiert werden sollen. Und das sind in den allermeisten Fällen die Titel, auf die man sich eh bereits freut und die man höchstwahrscheinlich so oder so kaufen wird.
Aber die gamescom bietet natürlich weit mehr als eine Möglichkeit Spiele auszuprobieren. Sie ist darüber hinaus ein gigantisches Community-Event, das Gamer zusammenbringt, eine Austauschmöglichkeit mit Medien und Social Media Stars schafft und den Firmen ermöglicht die Bindung der Community an die eigenen Produkte und Marken zu vertiefen, in dem sie gezielte Events und Aktionen starten. Wenn das alles wegfallen würde, dann hätte dies sicherlich einen negativen Einfluss auf die Gamesbranche insgesamt. Ich behaupte allerdings, dass es zur Community-Bindung effizientere Wege gibt als eine Messe wie die gamescom mit 370.000 Besuchern und einer Ausstellungsfläche von 218.000m²!
Die Videospielfirmen werden sich nun erneut die Kosten – Nutzen Frage stellen. Wenn die Branche auch ohne die Messen weiterwächst, die Umsätze stimmen, ist es dann wirklich sinnvoll eine 6 oder 7-stellige Summe in eine Aufsehen erregende gamescom Präsenz zu stecken? Ja, so teuer ist der Spaß tatsächlich, wenn man die Ausgaben für Standmiete (Consumer und Business Area), Standbau, die Betriebskosten, Standpersonal, eigene Mitarbeiter (inkl. An- und Abreise, Hotels), begleitende Events etc. zusammenrechnet. Es geht hier aber nicht nur um den B2C (Business to Consumer), sondern auch um den B2B (Business to Business) Aspekt. Hat das Ausbleiben der Messen tatsächlich zu weniger Kooperationen, Aufträgen und Abschlüssen unter den Firmen geführt?
Die Unternehmen werden nun mit Sicherheit eine Vorher-Nachher-Analyse machen, also die Situation von vor Corona mit Besuchermessen und während Corona ohne Besuchermessen vergleichen und daraus schließen, welche Präsenz in Zukunft effizient und nötig ist. Das kann meiner Meinung nach nur dazu führen, dass weniger Firmen sich aktiv beteiligen werden, und die teilnehmenden Unternehmen statt einer Omnipräsenz auf gezieltere Auftritte setzen werden. Das wiederum wird das Business-Konzept der Messebetreiber „immer mehr Besucher = mehr Firmen und teurere Standmiete“ auf den Kopf stellen. Gegebenenfalls werden die Messebetreiber sogar zu einem kompletten Umdenken gezwungen sein, falls Corona nicht verschwindet und 3G-Regeln (geimpft, genesen, getestet) erhalten bleiben. Es scheint mir logistisch schlichtweg mit dem bestehenden Konzept nicht möglich bei 370.000 Besucher noch die Einhaltung von den 3G-Regeln zu überprüfen, wenn man sich daran erinnert wie gigantisch die Schlangen morgens vor dem Einlass schon ohne diese extra Hürde gewesen sind.
Aber egal, ob aus Business-Gründen oder wegen bestehenbleibenden Corona-Präventionsmaßnahmen, die gamescom und andere Besuchermessen werden sich meiner Meinung nach verändern!
Aber was denkt ihr? Werden Besuchermessen wie die gamescom nach Corona noch genauso aussehen wie zuvor? Oder wird es spürbare Veränderungen geben?
Bitte akzeptiere YouTube Cookies um dieses Video abzuspielen.
Durch das akzeptieren der Cookies wird auf Daten von YouTube, einem Dritt-Anbieter Dienst, zugegriffen.
Sobald du annimmst wird deine Auswahl gespeichert und die Seite neu geladen.
Schreibe einen Kommentar