In den letzten Jahren ist es ziemlich ruhig um das Entwickler Studio aus Texas geworden. Ab und zu gibt es einmal ein paar neue Gerüchte, aber außer das eine neue IP in der Mache ist, ist nur wenig bekannt. Der ein oder andere stellt sogar die Vermutung auf, dass das beliebte Entwicklerstudio wieder in alte Marotten verfällt. Denn damals hatte die Firma, die sowohl Metroid als auch Donkey Kong aus einem langen Winterschlaf geholt hat, riesige Probleme damit, ihre Spiele fertigzustellen. Auch heute noch fragt man sich, wie es überhaupt dazu kam, dass ein solches Studio überhaupt von Nintendo ausgewählt wurde, um ein neues Metroid zu entwickeln. Um den wohl beliebtesten First Party Entwickler von Nintendo, der nicht in Japan sitzt, näher kennenzulernen, lohnt sich daher ein Blick in die Vergangenheit.
Gründung und Chaos
1998 gründete Jeff Spangenberg, der zuvor Iguana Entertainment leitete, die Retro Studios, um Spiele exklusiv für Nintendos Konsolen zu entwickeln. Iguana Entertainment und der Publisher Acclaim gehörten zum Nintendo Dream Team, einem Kreis ausgewählter Entwickler und Publisher, die bevorzugt von Nintendo behandelt wurden. Jeff und sein Team dankten es mit der N64 exklusiven Turok Reihe, die somit auch der Grund seiner guten Verbindung zum Mario-Konzern war. Als Second Party Entwickler begann Retro vier Titel für Nintendo GameCube zu entwickeln, ohne überhaupt ein Entwicklungskit zu haben. Die Mitarbeiterzahl stieg schnell und in dem stark wachsenden Entwicklerstudio wurden viele Fehler gemacht.
Einer war, dass die einzelnen Teams nicht zusammenarbeiten, was im Endeffekt zu einem riesigen Chaos führte, bei wohl jeder den Überblick verloren hatte. Das lag daran, dass sich das Studio zu ambitionierte Ziele steckte. Anstelle erst einmal an einer neuen IP zu arbeiten, mussten direkt mehrere Spiele entwickelt werden, wobei sie sich und ihre Unternehmensstruktur überschätzten. Das führte dazu, dass die erwartete die Qualität nicht erreicht wurde. Diese wurde drei Mal im Jahr von Vertretern von Nintendo Japan überprüft. Ziel der Besuche war es den Entwicklungsstand zu erfahren und im Endeffekt waren die Besucher nicht mit dem zufrieden, was sie vorfanden. Nichts lief so, wie es sollte. Das führte soweit, dass alle vier Titel namens Car Combat (Thunder Rally), NFL Retro Games, Raven Blade und ein Action Adventure gecancelt wurden, sodass sie nie auf dem Spielewürfel erschienen. Zu Raven Blade hat Sverre auch ein Video gemacht, in dem ihr einige interessante Informationen zum Spiel erhaltet.
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Ein genauerer Blick
Schon damals hatte die Firma gute Ideen, doch das Problem war wohl, dass alle auf einmal umgesetzt werden sollten. Der Titel Car Combat (Thunder Rally) sollte einen Online-Modus enthalten, in dem die Spieler gegeneinander kämpften. Über NFL Retro Games muss man wohl nicht allzu viel berichten. Es sollte ein gutes Sportspiel werden, doch auch dieses Spiel erblickte nicht das Licht der Welt.
Interessant wird es bei Raven Blade, dessen Entwicklung für Metroid Prime eingestellt wurde. Die Spieler hofften, dass der Titel ähnlich groß werden würde, wie ein Final Fantasy oder Dragon Quest. Die Bilder und Videos, die damals zu dem Spiel erschienen, sahen außerdem vielversprechend aus. Ein Held kämpft sich durch eine postapokalyptische Welt mit großen Monster und vielen Gefahren. Dabei wurden die Genres RPG und Action gemischt. Doch im Sommer 2001 wurde die Entwicklung eingestellt, da sich Retro Studios auf Metroid Prime konzentrieren sollte. Damals war die Hoffnung, dass die Entwicklung fortgesetzt wurde, doch bis heute ist dies nicht geschehen.
Auch die Arbeit an einem Action Adventure wurde für Metroid Prime eingestellt. In diesem sollten drei Protagonistinnen gegen Aliens kämpfen. Viel ist zu dem Spiel nicht bekannt und wahrscheinlich gab es nicht einmal eine spielbare Version. Doch die Erfahrungen mit dem Sci-Fi Spiel haben sind sicherlich in die Entwicklung der Prime Trilogy mit eingeflossen.
Der Beginn einer neuen Ära
Im Jahr 2000 kam Shigeru Miyamoto nach Texas, um das Entwicklerstudio zu besuchen. Dieses hatte zuvor einen Prototyp zu einem Shooter entwickelt, der den Japaner so gut gefiel, dass sie Metroid in die Hände von Retro Studios legen wollten. Allerdings war Miyamoto mit der Entwicklung der anderen Spiele nicht zufrieden. Dennoch sahen sie damals ihre Serie in den richtigen Händen.
Wie schon erwähnt, wurden die Entwicklungen an den anderen Spielen beendet, damit es nicht zu einem weiteren Chaos kam. Dazu wurden mehr als die Hälfte der über 200 Mitarbeiter entlassen, da kein so großes Team gebraucht wurde. 2002 verkaufte Jeff Spangenberg seine Anteile an Retro Studios an Nintendo, wodurch die Firma zu einem First Party Entwickler wurde. Laut einigen Gerüchten waren Feten und dicke Autos ihm wichtiger, als sich um die Firma zu kümmern, wodurch er von Nintendo zum Ausstieg gedrängt wurde. Sein Nachfolger wurde Steve Barcia, der die Firma Simtex gegründet hatte.
Doch auch bei der Entwicklung an Metroid Prime gab es erneut Probleme. Das Team machte Überstunden, um die Deadline einzuhalten. Dies ist in der Videospielindustrie natürlich keine Seltenheit. Aber letztendlich haben sich die Mühen ja gelohnt. Das Spiel wurde ein Erfolg und das Team schaffte einen würdigen Nachfolger der Serie und den Sprung in 3D. Alte Elemente bildeten eine Harmonie mit den neuen und vorher hatte wohl kaum einer geglaubt, dass Metroid den Sprung in 3D so gut wie Zelda oder Mario schaffen würde. Der Glaube seitens Nintendo in das Studio hatte sich also bezahlt gemacht.
Metroid, ein Aushängeschild
Anders als in den vorherigen Ablegern von Metroid, bietet Prime eine First Person Ansicht. Der Planet Talon IV, auf dem Samus landet, um ihren Erzfeind Ridley zu verfolgen, zeigt schon in den Anfängen was damals auf dem GameCube möglich war. Alleine die Landeszone bietet eine wunderschöne Landschaft, mit einer üppigen Flora und Fauna. Aber die Levelarchitektur wird noch aufwendiger: Zum Beispiel in den Ruinen der Chozo, in denen der Spieler mehr über das Volk erfährt, das Samus als Kind aufgezogen hat. Zudem bietet der Planet unzählige unterschiedliche Landschaften. Von der eher subtropischen Landezone geht es zunächst in die Wüste. Anschließend geht hinunter in eine Magmahöhle, ehe Samus am anderen Ende sich plötzlich in einer Eislandschaft wiederfindet. Jede dieser Welten verfügt dabei über eine eigene Flora und Fauna. So wartet gefühlt hinter jeder Ecke eine neue Überraschung.
Neben der interessanten Story, die hauptsächlich über Scans erzählt wird, bietet das Spiel vor allem eine einzigartige Atmosphäre, die man nur selten auf Nintendos Plattformen erlebt. Dazu kommt die Musik, die immer gut zu der Umgebung und Spielsituation passt. Beispielhaft genannt für die geniale Umsetzung seien hier die Phazon Minen, in denen das hochradioaktive Element von den Weltraumpiraten abgebaut und für Versuche verwendet wird. Gefährlicher kann es für die Weltraumjägerin kaum werden, was durch die Levelarchitektur und den Soundtrack verstärkt wird.
Metroid Prime gilt sowohl bei Spielern als auch bei Kritikern als Meisterwerk. Es ist also kein Wunder, dass mit diesem Titel die Retro Studios den Durchbruch schafften. Die Entwickler hatten allerdings selber lange nicht mit einem solchen Erfolg gerechnet und kurz bevor das Spiel herauskam, kam die Entscheidung, dass noch ein weiterer Titel entwickelt werden sollte. Schnell wurde noch das Ende ein wenig verändert, um eine Anspielung auf den zweiten Teil zu haben.
Wie es mit der Firma danach weiter ging, erfahrt ihr im zweiten Teil:
https://10do.de/reportage/retro-studios-vo…zum-kult-teil-ii/
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